In den 80ern aufzuwachsen hat geprägt und auch wenn ich es damals nicht nachvollziehen konnte, so war die Angst vor einem nuklearen Zwischenfall spätestens seit Tschernobyl allgegenwärtig. Und auch wenn so etwas in Filmen und Spielen eher als Hintergrundgeschichte gewählt wird, so rückt das Spiel „In Rays of the Light“ diese Kombination aus Angst und Anspannung auf interessante Weise in den Fokus, in einem atmosphärischen Horrorspiel, das mich ziemlich überrascht hat.

Dabei ist das Spiel, das ein Remake eines 2012er PC-Titels namens „The Light“ ist, der bereits vom gleichen Team, wie „In Rays of the Light“ entwickelt wurde, im Grunde nicht mehr als ein Walking Simulator mit einigen Rätsel-Einlagen. Es gibt kein konkretes Ziel, keine wirkliche Handlung und auch keine Gegner, aber dennoch zieht uns das Spiel mit seiner gespenstischen Stimmung und seiner überaus detaillierten Spielwelt in seinen Bann. Denn so sind wir bereits in der Einleitung Zeuge, wie das undenkbare Eintritt und unsere Moderne Gesellschaft im Bruchteil einer Sekunde durch eine Atomexplosion zerstört wird. Doch anstatt die direkten Auswirkungen zu fokussieren, widmet man sich den langfristigen Veränderungen, die solch ein Ereignis mit sich bringt, indem die Natur wieder die Oberhand bekommt, ähnlich wie es auch in „The Last of Us Part II“ eindrucksvoll zu sehen war.

Wir spielen einen namenlosen Protagonisten, der in einem verlassenen Gebäude erwacht, das eher einer Ruine gleicht. Allerdings hat das Gebäude wenig bedrohliches und strahlt eher eine tiefe Ruhe aus. Von außen dringt helles Tageslicht durch Fenster und Löcher im Mauerwerk und wir beginnen das Gebäude zu erforschen. „Was ist hier passiert?” „Wo sind alle Menschen?“ – Wir stolpern in den nächsten Raum und finden eine Taschenlampe, die mit Klebeband an der Wand befestigt wurde. Über ihr eine ominöse Nachricht, dass wir das Licht brauchen werden, was sich im Laufe der Geschichte als überaus wahr erweisen wird…

Von dort aus beginnt unser Abenteuer, das komplett auf die Erkundungsfreudigkeit des Spielers aufbaut, denn es gibt eben nicht, was uns vorantreibt, wie man es von anderen spielen kennt. Man wandert eher von Areal zu Areal und findet eher subtile Hinweise in Form von Bildern und Graffiti, oder weniger subtile Hinweise in Form eines Schlüssels mit Anhänger, auf dem „Keller“ steht. Doch gerade diese un-geleitete Erkundung erweist sich als stimmungsvoll und regt gleichzeitig unsere Neugier an, herauszufinden was passiert ist und wo man noch hin kann. Ehe man es sich versieht findet man sich in düsteren Kellern wieder und es wirkt, als ob uns etwas verfolgt. Selten hat ein Spiel in so kurzer Zeit von hell und trotz allem recht heiter, zu düster und erschreckend gewechselt, ohne aber dabei auf billige Jumpscares zurückzugreifen…

Gameplay-technisch sieht das Spiel durch seine Ego-Ansicht zwar auf den ersten Blick zwar wie ein Action-, oder Horror-Spiel, legt den Fokus neben der Erkundung auf Rätsel, von denen die meisten zwar nicht besonders schwer sind, aber dennoch gut unterhalten, auch wenn es für meinen Geschmack noch etwas mehr Rätsel hätten sein können. Dazu führen wir ein kleines Inventar mit uns, in dem wir mit unterschiedlichen Items mit der Spielwelt interagieren können, um beispielsweise Bretter von versperrten Türen zu entfernen, einen Generator wieder in Gang zu bekommen, oder einen Stromkreis wieder herzustellen, dem leider ein paar Teile fehlen. Hier kann es allerdings auch zu Frustmomenten kommen, wenn man die teilweise kryptischen Hinweise nicht entschlüsselt, die uns vom Fortschritt abhalten.

Technisch läuft das Spiel auf der PS5 gut, obgleich es keins der Features der Konsole ausnutzt und stellenweise trotz der Leistung der Konsole starkes Slowdown aufweist. Und es gab auch mehrere Instanzen während meiner zwei Durchläufe des Spiels, in denen ich an der Architektur der Areale hängengeblieben bin. Abseits davon kann sich das Spiel aber durchaus sehen lassen und besticht mit sehr viel Liebe zum Detail, was stellenweise auch als Environmental Storytelling bezeichnen kann, wo man förmlich versucht zu erkennen, was sich zugetragen haben muss. Auch der Soundtrack hat mir gefallen, da er Situationsabhängig mal leise und mal lautere Töne anschlägt, um die Handlung zu untermalen.

Insgesamt hat mich das Spiel wirklich positiv überrascht. Ich bin nahezu unwissend in das Abenteuer gestartet und konnte den Controller nicht mehr weglegen, bis ich eines der insgesamt zwei Enden erreicht hatte. Das Spiel besticht durch eine überaus realistische Spielwelt und eine erwachsene Geschichte mit Themen wie Angst, Sinnhaftigkeit und der Rolle des Einzelnen, was man eher selten in Videospielen thematisiert. Es ist zwar ohne weiteres möglich das Spiel in 2-3 Stunden zu beenden, doch es empfiehlt sich durchaus sich mehr Zeit zu nehmen, oder gar mehrere Durchgänge zu wagen, denn es gibt einfach sehr viel zu entdecken.
Entwickler: Sergey Noskov
Publisher: Sometimes You
Erhältlich auf: PS4, PS5, Xbox One, Nintendo Switch
NB@17.03.2021
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