Die Veröffentlichung von „Outriders“, dem aktuellsten Spiel von People can Fly, die ebenfalls das sehr spaßige „Bulletstorm“ entwickelt haben, ist irgendwie etwas untergegangen. Das mag zum einen daran liegen, dass das Spiel überraschend wenig Werbung dafür gemacht wurde, obwohl sogar eine kostenlose Demo über die diversen Marktplätze bereitgestellt wurde und zum anderen, dass es sich dieses Mal nicht um ein Singleplayer-Abenteuer mit Alleinstellungsmerkmal, was bei „Bulletstrom“ eindeutig die Skill-Kills waren, handelt, sondern um ein MMORPG. Rein optisch erinnert die Präsentation an eine Mischung aus Mass Effect und „Anthem“, wobei das es spielerisch auch mit Diablo, oder The Division vergleichbar ist. Grund genug sich das Spiel einmal ganz genau anzusehen.

Auch wenn „Outriders“ eine konstante Internetverbindung erfordert und damit ausschließlich online spielbar ist, was besonders zum Release mit massiven Serverproblemen für Unmut gesorgt hat, verfügt das Spiel auch über eine ausgereifte Singleplayer-Kampagne. Der Unterschied zu einem klassische Singleplayer-Spiel ist, dass sich die Kampagne komplett, oder auch einzelne Missionen auch im Coop spielen lassen, was aber keinesfalls notwendig ist, zumal die Story an sich auch nicht nur Beiwerk ist. Die Grundprämisse ist, dass die Menschheit die Erde verlassen muss, da die natürlichen Ressourcen aufgebraucht waren und das Leben auf der Erde dadurch nicht mehr möglich ist. Als neue Heimat hat man den Planeten Enoch auserkoren, der sich aber kurz nach dem Eintreffen eines Erkundungstrupps, den titelgebenden Outriders, als überaus gefährlich entpuppt. Anfangs wirkt alles friedlich, doch plötzlich zieht ein unnatürlicher Sturm auf, der der alles Blutrot einfärbt und wahllos Menschen anzugreifen scheint. Diese sterben entweder, oder werden insofern „verändert“, dass sie mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattet werden. Dieses Schicksal ereilt auch unseren selbst erstellten Charakter, den wir nach unseren Vorstellen komplett frei in Sachen Geschlecht und Aussehen bestimmen können, wir werden bis es eine Heilung gibt in einen Kälteschlaf versetzt und erwachen dreißig Jahre später wieder.

Der einst friedvoll und paradiesisch anmutende Planet hat sich verändert. Das Bild dominiert nun Gewalt und Zerstörung, sowie unterschiedliche Fraktionen, die bis aufs Messer um die Vorherrschaft kämpfen. Zu allem Überfluss ist die tödliche Anomalie bedrohlicher, als je zuvor und droht langsam aber sicher den Planeten zu zerstören. Doch jetzt sind wir ja wieder da und machen uns gleich daran einem mysteriösen Signal nachzugehen, dass uns zu Verbündeten und technischem Gerät führen könnte, das uns im Kampf hilft. Das mutet anfänglich etwas wie „Mad Max“ an, indem wir uns als Fremdling in einer uns unbekannten Welt wiederfinden, entwickelt sich aber über den Verlauf der Geschichte wirklich zu einer mitreißenden Story, die mich in über die knapp 35 Spielstunden in ihren Bann gezogen hat.

Spielerisch spielt sich das wie ein 3rd Person-Shooter mit besonderem Fokus auf Sonderattacken, da wir durch unserer Aufeinandertreffen mit der Anomalie bekommen haben. So können wir aus unterschiedlichen Charakterklassen und Fähigkeiten wählen, die den Kampf massiv verändern können. Davon gibt es vier Stück, die unterschiedliche Spielstile fördern. Der „Trickster“ ist schnell, verfügt über aktive Tarnung und ist eher für den Nahkampf, der „Pyromancer“ ist ein Feuermagier und eignet sich für die mittlerer Distanz, der „Devastator“ ist ein Tank für den Nahkampf, er ist langsam teilt aber viel Schaden aus und steckt noch mehr Schaden ein und zu guter Letzt gibt es noch den „Technomancer“, der für den Fernkampf und als Heiler vorgesehen ist. Unsere Klasse wird zusätzlich über Klassenspezifische Fähigkeiten in einem eigenen Skill Tree erweitert. Und diese machen auch wirklich einen Unterschied und sich nicht nur Makulatur. So können wir uns mit dem Assassinen beispielsweise teleportieren, oder auch Gegner mit einer Zeitblase einfrieren, was fast an „Quantum Break“ erinnert, obgleich das Spielprinzip insgesamt sehr viel schneller ist.

Zwar unterliegen diese Fähigkeiten einem Cooldown, doch der fällt überraschend kurz aus, sodass wir die Fähigkeiten auch innerhalb eines Gefechts öfters verwenden und sie nicht unbedingt für den Worst Case aufsparen müssen. Dabei können wir gleichzeitig drei unterschiedliche Fähigkeiten ausrüsten, die sich über eine Schnellwahl auswählen lassen, was auch neben den Feuergefechten gut von der Hand geht. Entgegen klassischer Cover-Shooter, wo man in Deckung geht und einen Gegner nach dem andern aus dem Weg räumt, muss man sich bei „Outriders“ etwas umstellen, denn das Spiel spielt sich in diesem Belang mehr wie ein First-Person-Shooter, indem die Spielgeschwindigkeit der Gefechte um einiges schneller abläuft und uns Gegner auf versuchen zu flankieren.

Ähnlich wie The Division verfügt auch „Outriders“ über keine „echte“ offene Welt, sondern unterschiedlich große Hubs, die durch Schnellreisepunkte miteinander verbunden sind. Und die Missionen haben jeweils ihre vordefinierten Anfangs- und Endpunkte, was zur Folge hat, dass wir mitunter auch gleiche Areale in unterschiedlichen Haupt- und Nebenmissionen besuchen, um dort etwas zu erledigen. Alle Missionen lassen sich sowohl alleine, aber auch im Coop spielen, wobei die Schwierigkeit, das Level der Gegner und das Loot nach dem Host der Partie richtet. Neue Spieler sollten also nicht unbedingt mit einem komplett aufgelevelten Freund spielen, um nicht zu viel Frust zu ernten. Das Joinen funktioniert schnell und man kann jederzeit auch wieder aussteigen. Über das Menü lässt sich einstellen, ob man alleine spielt, oder wenn man sich für das Onlinespiel entscheidet wer joinen kann, oder wen man gezielt einladen möchte. Es spricht allerdings auch gar nichts dagegen das Spiel als Singleplayer-Erfahrung zu erleben, denn während dem Spielen merkt man zu keinem Zeitpunkt, dass das Spiel eigentlich eher an Multiplayer ausgerichtet ist, weswegen es umso merkwürdiger ist, warum man das Spiel nicht auch komplett offline spielen kann. Da das Spiel Konsolenübergreifend erschienen ist liegt es zwar nahe, dass man auch Konsolenübergreifend spielen kann, doch das ist zur Zeit nicht der Fall. Das wurde von den Entwicklern zum Launch auf Grund von massiven Serverproblemen deaktiviert und hat bisher seinen Weg noch nicht mehr ins Spiel zurück gefunden.

Ein besonderer Fokus im Spiel liegt neben den allgemein sehr deutlichen RPG-Mechaniken, auch auf dem Loot. In bester Dungeon Crawler-Manier stehen überall Kisten herum und absolvierte Missionen bescheren uns auch neue Waffen, Materialien und kosmetische Items als Bezahlung, wobei die Stufen des Loots nach dem Schwierigkeitsgrad der Mission richten. Wer besseres Loot will muss also auf den höheren Schwierigkeitsgraden spielen. Das Loot verfügt über unterschiedliche Seltenheitsstufen, die dann mitunter auch noch Slots für Mods, oder aktive und passive Verbesserungen mit sich bringen können, wobei andere Items auch rein kosmetischer Natur sind. Alle Gegenstände lassen sich auch bei den Händlern im Spiel aufbessern, also wenn man eine tolle Waffe gefunden hat muss man diese nicht zwangsläufig wegwerfen, wenn sie eine niedrige Stufe hat, zumal auch schwache Gegenstände durch ein paar Mods unwahrscheinlich aufgebessert werden können.

Besonders das Loot bildet auch den Hauptmotivator im Endgame, nach dem Ende der Story, was in meinen Augen aber noch hinter seinem Potential zurückbleibt. Zwar gibt es mit den sogenannten Expeditionen noch ein paar Missionen, die auch ins Endgame noch etwas Story verlagern, doch diese sind übertrieben schwer, dass es schwer ist sie überhaupt zu beenden. Und danach gibt es leider überraschend wenig zu tun, was leider ein Problem bei vielen Onlinespielen ist, wenn man nicht die immer gleichen Missionen auf unterschiedlichen Schwierigkeiten spielen möchte. Zwar ist davon auszugehen, dass man mit der Zeit, ähnlich wie bei „Marvel’s Avengers“, auch weitere Missionen und Areale nachgeliefert werden, doch zum jetzigen Zeitpunkt gibt es leider etwas wenig, auch wenn das in Anbetracht eine Kampagne mit über 30 Stunden Spielzeit schon fast Jammern auf ganz hohem Niveau ist.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass mit „Outriders“ wirklich positiv überrascht hat und es ist für mich nicht wirklich nachvollziehbar, warum man dem Spiel so wenig mediale Aufmerksamkeit widmet. Klar ist das Endgame noch etwas unausgegoren, was aber meiner Erinnerung nach bei keinem MMO mit Singleplayer-Inhalten der letzten Jahre der Fall war. Hingegen ist es sogar löblich, dass man komplett auf die Implementierung jeglicher Mikrotransaktionen verzichtet hat und stattdessen alle Inhalte ausschließlich im Spiel verdienen kann. Und gerade im Vergleich zur Demo hat man noch merklich am Spiel geschraubt, so läuft es auf der PS5 mit fast immer stabilen 60fps bei einer variablen Auflösung, auf den älteren Generationen muss man sich hingegen mit 30fps begnügen. Die Geschichte unterhält ungemein und das Gameplay als Mischung aus Weltraum-Shooter und RPG ist sehr motivierend. Besonders das offensive Kampfsystem lockt auch erfahrene Spieler immer wieder aus der Reserve. Damit haben People can Fly eindeutig wieder gezeigt, dass sie mit frischen Ideen bekannte Szenarien im positiven Sinne auf den Kopf stellen können.
Entwickler: People can Fly
Publisher: Square Enix
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S
NB@28.04.2021
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