Ich gönne nach den zwei Berichten über „Metagal“ und „Daggerhood“ den Spielen von Ratalaika Games mal eine kurze Pause und schiebe, bevor ich mich dem dritten widme, mal eine andere „offene Schuld“ dazwichen, das ich euch natürlich nicht vorenthalten wollte: „Tom Clancy’s The Division 2“ – Nachdem ich bereits in den direkten Vorgänger, „Tom Clancy’s The Division“ über 100 Stunden Spielzeit investiert habe und mich auch in der Beta ausgetobt habe, ist nun die Vollversion des Loot-Shooters von Ubisoft erhältlich. Entwickelt wurde das Spiel, ebenso wie der Vorgänger, von schwedischen Entwicklerstudio Massive Entertainment, das mittlerweile vom französischen Publisher aufgekauft wurde.
Und eins muss man vorweg sagen: Das Spiel ist verdammt umfangreich, weswegen ich auch erst jetzt, mit zeitlicher Verzögerung überhaupt in der Lage bin mein Fazit dazu abzugeben. Dabei könnten die Startbedingungen eigentlich nicht besser sein, denn schon nach dem ersten Laden des Spiels war es so, als wäre seit dem Erstling keine Sekunde vergangen. Also hatte mich das Fieber sofort wieder gepackt und ich konnte das Spiel kaum beiseitelegen. Auch wenn einige meiner Kritikpunkte aus der Beta, wie die sehr verzögert nachladenden Texturen aus unerfindlichem Grund ihren Weg in die Vollversion gefunden haben, so macht das Spiel dennoch richtig viel Spaß und bietet sogar im Vergleich zum ersten Teil mehr Abwechslung und mehr Umfang, auch für Solo-Spieler. – Denn auch wenn die Kampagne im ersten Teil gut war, gab es an sich recht wenig Abwechslung und im Endgame hatte man im Grunde nur die Möglichkeit die gleichen Missionen auf anderen Schwierigkeitsgraden oder die Darkzone, also den PvP-Bereich des Spiels zu spielen. Und beides setzte eigentlich eine gut-funktionierende Gruppe voraus. Schauen wir uns daher mal an, wie es sich mit dem zweiten Teil verhält.
Meine Einleitung lässt es schon erahnen: Das Spiel ist unfassbar umfangreich. Zwar wurde auch beim ersten Teil im Laufe der Zeit einiges an zusätzlichen Modi nachgereicht, doch bei der Auslieferung war New York überraschend leer. Anders sieht es hier aus. Wir haben eine riesige offene Spielwelt zur Verfügung und zig Haupt- und Nebenmissionen, Sammelobjekte, Straßenblockaden, zufallsgenerierte Begegnungen, drei unterschiedliche Bereiche der Darkzone, und und und…
Die Geschichte ist einige Monate nach den Ereignissen in New York angesiedelt und wir werden als neuer Division-Agent, den wir vollkommen frei erstellen können, nach Washington D.C. geschickt, um dort den Zerfall der Gesellschaft aufzuhalten. Die wenigen Überlebenden der viralen Katastrophe, die unsere Gesellschaft an den Rand des Kollaps gebracht hat, lebt in unterschiedlichen Gruppen. Einige setzen alles daran ein friedliches Gemeinwohl wieder herzustellen und zu retten, was zu retten ist und andere sind nur auf ihren Vorteil bedacht und schrecken dabei auch vor Plünderung und Mord zurück. Wir sind als Division-Agent die Speerspitze der Verteidigung. Nach einem kurzen Tutorial, was interessanterweise nicht die erste Mission aus der Beta ist, werden wir allerdings nach Washington D.C. entsandt, was man dann auch aus der Beta kennt. Spielerisch gab es für mich keinen nennenswerten Änderungen, auch wenn die Gegnerpositionierung und deren Ausdauer angepasst zu sein scheint. Gerade der letzte Punkt hat für einige Kritik in der Beta gesorgt, da die Gegner einfach zu viel aushielten und Kugeln stellenweise aufsaugten wie ein Schwamm. Aber sonst ist alles beim alten. Wir kommen im Weißen Haus an und die Spielwelt öffnet sich darauf für uns und wir können selbstständig entscheiden, was wir als nächsten machen. Dazu stehen gleich zu Beginn eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung: Hauptmissionen, Nebenmissionen, Sammelobjekte und so weiter.
Gerade für die Story, die missionsbasiert aufgebaut ist, empfiehlt es sich zwar mit einer Gruppe unterwegs zu sein, ist aber zu keinen Zeitpunkt zwingend notwendig. Dabei können wir sowohl mit Freunden, als auch per Matchmaking spielen. Zwar bleibt die Anzahl der Gegner gleich, doch gerade durch das unberechenbare Agieren von menschlichen Spielern, sei es flankieren oder auch wiederbeleben machen die Missionen um einiges leichter und insgesamt auch spaßiger. Aber das eine schließt beim zweiten Teil auch das andere nicht aus. Mussten wir uns beim Vorgänger noch zum Beginn einer Mission festlegen, ob wir alleine oder mit anderen zusammen spielen wollen, können wir nun auch jederzeit in einer Mission oder in der Open World Verstärkung herbeirufen. Dabei wird unser Game für weitere Spieler geöffnet, die dann in unser Spiel hinein-joinen können, um uns bei knackigeren Passagen unter die Arme zu greifen. Auch in Hinsicht auf Lootdrops gibt es keine Unterschiede, denn man kann auch anderen menschlichen Mitspielern nichts wegnehmen. Der gleiche Drop steht für jeden Spieler zur Verfügung.
Auch abseits der Haupt- und Nebenmissionen ist die Spielwelt sehr viel lebendiger designet und wir treffen bei unseren Streifzügen neben gegnerischen Truppen auch mal auf verbündete, die gerade dabei sind eine für uns vollkommen losgelöste Aufgabe zu erledigen und kommen uns dann auch mal spontan im Kampf zur Hilfe. Neben den bereits bekannten Safehouses und unserer Base of Operations, die dieses Mal ganz ikonisch im Weißen Haus untergebracht ist, gibt es auch kleinere Außenposten, die sogenannten Settlements, die ähnlich wie die Base of Operations über eine Vielzahl von NPCs, Shops und Missionsstartpunkten verfügen. Ebenso wie die das Weiße Haus können diese Settlements durch erledigte Nebenmissionen und Investition von Ressourcen aufgewertet und ausgebaut werden, was sowohl für mehr Shops, Crafting-Möglichkeitien, aber auch fähigere NPCs, die die Straßen um das Settlement beschützen sorgt.
Auch wenn mir das Spiel wirklich spaß macht, muss ich sagen, dass ich mir der Darkzone immer noch nicht warm werde. Zwar hat man die große Darkzone gegen drei kleinere ausgetauscht, von denen eine zufallsgeneriert einen jeder gegen jeden Spielmodus bereithält, doch das Grundprinzip bleibt, gerade für Solo-Spieler, ähnlich frustrierend wie beim Vorgänger. Sobald man Solo auf eine Gruppe trifft ist man im Grunde schon tot und kann sich von seinem Loot verabschieden. Gleiches trifft oft auch auf Randoms zu. Dabei hatte ich eine wirklich frustrierende Erfahrung, die es in ähnlicher Form schon beim Erstling gab. Ich habe mich alleine durch die Darkzone geschlagen, ein wenig Loot eingesammelt. Dabei handelte es sich keinesfalls um etwas wirklich tolles, aber dennoch wollte ich es natürlich aus der Darkzone rausbringen. Ich bin also zum einem der Extraktionspunkte, habe mittels Leuchtpistole einen Helikopter angefordert und mich gegen spawnende Wellen von Computergegnern behauptet. Ein anderer Spieler kam dazu. Wir bekämpfen die Gegner gemeinsam, bis keiner mehr übrig war. Via Emotes signalisierten wir uns, dass wir friedlich sind und ich hängte mein Loot an das Seil, das der Heli heruntergelassen hatte, worauf er mich in den Rücken schoss, mir mein Loot stahl und es zusammen mit seinem zur Extraktion an den Heli packte. Und ich konnte im Todeskampf nur dabei zusehen… – Das war die Darkzone dann mal wieder für mich. Hier sollte Ubisoft vielleicht mal darüber nachdenken, dass man vielleicht eine der Darkzones etwas Solo-freundlicher gestalten könnte, auch wenn das wahrscheinlich für viele Spiele den Reiz dabei herausnehmen würde. Für mich überwiegt in diesem Fall allerdings der Frust. – Doch selbst ohne die Darkzone bietet das Spiel genug Content für alle Spielergruppen. Allein die Kampagne nimmt zwischen 30 und 40 Stunden in Anspruch. Je nachdem wieviel Nebenaufgaben man nebenbei erledigt, wie gut man ausgerüstet ist und ob man alleine oder in einer Gruppe unterwegs ist kann die Zeit dabei variieren. Und selbst nach dem Ende der Kampagne ist noch nicht Schluss. Hatte man im ersten Teil die gleichen Missionen auf unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, was sich allerdings nur in der Aggressivität und Ausdauer der Gegner äußerte zu spielen, bevor über größtenteils kostenpflichtige Updates, oder innerhalb des Season Pass, weitere Missionen und Modi dazukamen, so öffnet sich in Teil 2 durch den Einzug einer neuen Gegnerfraktion in die Stadt im Grunde eine komplett neue Kampagne. Die Red Tusks sind höchst-ernstzunehmende Gegner. Sehr militaristisch, aggressiv, agieren intelligent und haben sogar in Form von Roboterhunden einiges an Unterstützung dabei. Sie nehmen die komplette Stadt wieder und lassen uns neben den Checkpunkten und Random Encounters auch alle Missionen nochmal mit einer neuen Ausrichtung und neuen Gegnern spielen. Simplifiziert könnte man das fast mit dem „Inverted Castle“ aus „Castlevania – Symphony of the Night“ vergleichen, wo wir auch nach dem vermeintlichen Ende nochmal eine zweite abgeänderte Kampagne mit neuen Gegnern bekommen haben.
Darüber hinaus wird es auch bei „Tom Clancy’s The Division 2“ weitere Missions- und Content-Updates geben, die das Spielerlebnis erweitern, die im Gegensatz zum Erstling komplett kostenlos ausfallen. Es gibt zwar einen Season Pass, aber dieser gibt lediglich früheren Zugriff auf das neue Content und bietet abseits davon meines Wissens nach ausschließlich kosmetische Items. Besonders freue ich mich auf bereits angekündigte 8-Spieler Raids, die in Ihrem Umfang größer und imposanter daherkommen sollen, als die normalen Missionen, die auf 4 Spieler beschränkt sind. Zusätzlich sollte diese uns wohl auch in komplett neue Areale führen, wo man also sehr gespannt sein kann, welche Asse Ubisoft dabei noch im Ärmel stecken hat.
Ich habe persönlich meinen Kauf in keiner Weise bereut und gehe bereits davon aus, dass mich das Spiel, obwohl ich bereits die „normale“ Kampagne abgeschlossen habe, noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Wir werden sehen, ob ich am Ende wieder die 100 Stunden knacke, aber da wir uns mit dem Spiel und seinen geplanten Updates und Add-Ons noch sehr nah am Anfang befinden sieht es schwer danach aus. Wer den Crossover von Action und RPG mag und eine PlayStation Plus-Mitgliedschaft hat, die für das Spiel Pflicht ist, unabhängig davon, ob man Solo oder im Multiplayer spielt, hat wahrscheinlich ein Spiel gefunden mit dem man locker einen Großteil seines Spielejahres verbringen kann, ohne Bedarf nach Ersatz zu verspüren. Die meisten Kritikpunkte des Vorgängers wurden ausgemerzt und so ist „Tom Clancy’s The Division 2“ bereits so nah am Release ein tolles Spiel mit umso mehr Potential wirklich herausragend zu werden, was bei MMO RPG meist erst mit der Zeit passiert (wenn überhaupt)…
NB@11.04.2019
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