PC Review: „Of Bird and Cage“ #OfBirdandCage

Spielerisch bin ich heutzutage eher auf den Konsolen, als auf dem PC unterwegs, was aber keinesfalls heißen soll, dass ich den PC komplett ausspare. Immerhin kommt es immer wieder vor, dass Spiele entweder früher, oder sogar ausschließlich auf dem PC erscheinen. Eines davon ist „Of Bird and Cage“, das mich direkt angesprochen hat, da es sich um eine Heavy Metal-Version von die Schöne und das Biest handelt, eine zunächst mal sehr abstrus klingende Kombination.

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Entgegen anderer Versionen des Ausgangsmaterials findet man in „Of Bird and Cage“ keine singenden Teekannen und Kerzenständer, aber die Musik spielt dennoch eine große Rolle im Spiel, da das Spiel eher als visuelle Untermalung für die Musik gestaltet wurde, wo hingegen es normalerweise immer andersherum ist. Der besondere Fokus auf die Musik zeigt sich auch in der Auswahl der Lieder, denn nicht nur handelt es sich ausschließlich um Eigenkompositionen des herausragenden Arnold Nesis, der sich dafür unter anderem mit unterschiedlichen Mitgliedern von Evanescence, Guns N‘ Roses, Within Temptation und Asking Alexandria umgeben hat.

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Wir spielen die 25-jährige Gitta. Sie hat seit frühester Jugend Gewalt durch ihren alkoholkranken Vater miterlebt, wird von Wahnvorstellungen geplagt, die sich ihr als Dämonen und verzerrte Realität manifestieren und flüchtet sich immer wieder in Drogen, um das Leben für sie erträglicher zu gestalten. Dass das natürlich kein gutes Ende haben kann, versteht sich fast von selbst. Denn so landet sie in den Fängen von Bres Lupus, dem „Biest“ der Geschichte.

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Da die Musik des Fokus des Spiels ist und die Szenen sowohl von ihrer Länge, wie auch der Dramaturgie an die Musik angepasst sind, ist das vorherrschende Spielelement das Lösen von Rätseln und Quick Time Events (QTEs), wobei beides einem ziemlich knackigen Timelimit unterliegt, das der Takt der Musik vorgibt. Das bringt sowohl Vor-, aber Nachteile mit sich, denn gerade anfänglich, wenn man noch nicht mit den Mechaniken des Spiels vertraut ist, oder man noch nicht an die fast willkürlichen Zeichenfolge in den QTEs gewohnt ist, kann Frust aufkommen, wenn man immer nur den schlechtesten Ausgang einer Szene erlebt. Der Vorteil daran ist aber, dass es wirklich viele verschiedene Lösungswege gibt, die zu ziemlich unterschiedlich verlaufen können, was den Widerspielwert steigert. Denn zugegebenermaßen ist das Spiel locker in zwei Stunden zu beenden, doch den besonderen Reiz macht es aus das Spiel mehrfach zu spielen, um die Alternativen zu erkennen.

TheBirdcageGame-Win64-Shipping 21.05.2021 , 22:19:21 The Birdcage

Im Spielverlauf erleben wir so eine bizarre Paarung aus frei erkundbaren Arealen, die meist neben obligatorischen, auch komplett optionale Objekte und Aufgaben beinhalten, sowie altraumhaften Bereichen, die oft eine Flucht-Komponente mit sich bringen. Die QTEs gliedern sich in unterschiedliche zeitkritische Eingaben und Multiple Choice-Dialoge, wie man sie von Telltale kennt. Und dann sind da noch sie Musical Szenen. Während die Musik durchgängig  das Geschehen untermalt, gibt es auch kurze Einspieler, wo die Handlung einer geskripteten Gesangseinlage weicht und die Akteure plötzlich die in der Ästhetik eines 90er Jahre Musikvideos (mit-) singen. Das ist anfänglich zwar erst einmal befremdlich, aber übt gleichermaßen eine gewisse Faszination aus, da man sich nie sicher sein kann, was als nächstes kommt.

TheBirdcageGame-Win64-Shipping 21.05.2021 , 22:39:11 The Birdcage

Technisch ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert, denn so toll die Musik von der handwerklichen Seite ist und so gut sie mit dem Spiel harmoniert, so muss man allerdings auch die sonst veraltete Technik ansprechen. Die Charaktermodelle wirken eher wie Augsburger Puppenkiste, als ein Videospiel aus dem Jahr 2021. Bei geskripteten Szenen fällt das zwar weniger auf, doch wenn wir Zeit haben Bereiche zu erkunden, uns umsehen und mit anderen interagieren, sticht das doch recht heftig ins Auge. Zwar wird von Anfang an kein Hehl daraus gemacht, dass die Musik der Fokus des Spiels ist, doch ein wenig mehr Budget hätte der Grafik wirklich gut getan, denn die Liebe zu vielen Details in der Spielwelt und einigen tollen Effekten, zeigen zu was man per se fähig gewesen wäre, hätte man mehr Zeit und Geld zur Verfügung gehabt.

TheBirdcageGame-Win64-Shipping 21.05.2021 , 22:37:43 The Birdcage

So muss mein Fazit auch etwas zwiegespalten ausfallen, so interessant die Prämisse und so mitreißend die Musik auch ist, vorausgesetzt man mag Metal, so viele Defizite finden sich auch im Gameplay. Gerade das ständige Timelimit, da die Handlung an die Musik ausgerichtet wurde, behindert uns doch ungemein und können mitunter bestimmt demotivieren, wenn man immer nur die schlechteste Alterative erlebt. Hier hätte bestimmt gut getan, wenn man entweder das Limit erweitert, oder auch ein paar Szenen komplett davon befreit hätte. Und die Technik tut leider ihr Übriges, denn was in Trailern und promo Bildmaterial noch halbwegs gut aussieht, wird im Spiel von veralteter Technik überschattet, die mich doch etwas überrascht hat, denn das Potential ist auf jeden Fall da, man muss nur ganz schön die Augen zu kneifen, um es zu erkennen. Gefallen hat mir hingegen, dass das Spiel nicht davor zurückschreckt auch heikle Themen anzusprechen und aus „Die Schöne und das Biest“ eine echt düstere Geschichte gemacht hat, auch wenn die Parallelen zur Vorlage selbstverständlich eher marginal ausfallen. Wer der Musik nicht abgeneigt ist und bereit ist über einige Unzulänglichkeiten hinweg zu sehen, der kann ein einzigartiges Spiel erleben, wer nur an der Musik interessiert ist, streamt sie sich vielleicht eher über Spotify und Co, auch wenn ich zugeben muss, dass die Präsentation als Spiel auf jeden Fall einen Mehrwert bietet. Interessant wäre zu sehen, wie das Spiel mit etwas mehr Budget und Playtesting hätte aussehen können…

Entwickler: Capricia Productions

Publisher: All in! Games

Erhältlich auf: PC

NB@26.05.2021

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