PS4 Review: „Biomutant“ #Biomutant

Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich 2018 auf der Gamescom das erste Mal etwas von „Biomutant“ gesehen habe. Es handelte sich um ein großes Banner mit dem Artwork des Spiels, das eine Katzen ähnliche Kreatur samt Augenklappe und großem Schwert vor einem Backdrop aus grüner Pflanzenwelt und wunderschönem blauen Himmel zeigte und ich sagte mir innerlich, ohne das geringste über das Spiel zu wissen, dass das mit Sicherheit ein Spiel „für mich“ sein würde. Ein Eindruck, der sich danach noch durch Bildmaterial und Hintergrundinfos gefestigt hat. – Und nun knapp 3 Jahre später ist das Spiel herausgekommen, auch wenn es irgendwie recht wenig mediale Aufmerksamkeit bekommen hat. – Und zugegebenermaßen hatte auch ich das Spiel in dieser Zeit wieder nahezu aus meinem Gedächtnis gestrichen, bis ich wieder über das mir bekannte Artwork, das auch zum Cover des Spiels geworden ist, gestolpert bin. – Grund genug sich das Spiel einmal ganz genau anzusehen, das mir dafür freundlicherweise von den netten Leuten bei THQ Nordic für meinen Bericht überlassen würde, was aber selbstverständlich keinen Einfluss auf meine Bewertung hat.

Ohne große Umschweife wirft uns das Spiel ohne wirkliche Einführung mitten ins Geschehen und lässt uns unseren namenlosen Protagonisten erstellen. Dabei können wir zum einen aus fünf unterschiedlichen Charakterklassen (sechs, wenn man Vorbesteller war, denen der „Söldner“ ist vorerst sonst nicht auswählbar) wählen, das allgemeine Aussehen und sogar die genetischen Grundlagen, die unser Charakter mitbringt auswählen. Entgegen anderer Spiele, wo man dabei einfach Punkte auf einer Skala verteilt, geschieht das in „Biomutant“ in Form unterschiedlicher Diagramme, wobei das begünstigen einzelner Attribute gleichzeitig andere benachteiligt. Favorisiert man Muskeln und Stärke geht das zum Beispiel zu Lasten der Intelligenz und der Agilität. Es will also wohl überlegt sein, wie man seinen Charakter erstellt. Zwar lassen sich im Spielverlauf auch klassische Skillpunkte verteilen und neue Fähigkeiten erlernen, doch alles lässt sich dabei nicht, oder zumindest sehr schwer, ausgleichen.

Doch worum geht es eigentlich? – Diese Frage ist alles andere als Trivial, denn sowohl auf Grund unserer Charakterwahl, aber auch unseren Entscheidungen im Spiel, kann die Geschichte grundlegend andere Verläufe nehmen. Lediglich der Hintergrund ist konstant: Nachdem die Menschen die Erde immer weiter verschmutzt haben ist fast nichts mehr von unserer Zivilisation übrig geblieben. Die Natur hat sich die Welt zurückerobert und unterschiedliche Rassen von hoch entwickelten Tieren ist die dominante Spezies. Doch die eigentlich friedlich wirkende Welt ist bedroht, denn der Baum des Lebens droht zu sterben und mit ihm könnte das sämtliche Leben ebenfalls enden, oder so zumindest die Sage. Und es ist an uns, der früh seine Eltern verloren hat und sich seitdem als. Söldner durchschlägt, was interessant in spielbaren Rückblenden erzählt wird. Und es ist an uns den Baum zu retten und die fiesen Schergen, die sogenannten Worldeaters, die den Baum zerstören wollen, zu besiegen.

Oder wir helfen mit den Baum zu zerstören und erheben uns anstatt zum Retter eben selbst zu Bösewicht. Das Spiel lässt beides zu und bietet damit mehr Freiheiten, als die meisten Spiele, selbst wenn sie sich damit Brüsten. In „Biomutant“ ist das weniger plakativ gelöst, als beispielsweise in der Infamous-Reihe, wo es lediglich einzelne Entscheidungen an Schlüsselmomenten gab, sondern jegliche Entscheidung, Aktion, wie auch das Unterlassen von Aktionen wird mit Karma bewertet und richtet unseren moralischen Kompass entweder nach hell, dunkel, oder irgendwie in der Mitte aus.

In Sachen Gameplay handelt es sich um ein Action-Adventure in 3rd-Person-Ansicht. Wir steuern unseren namenlosen Robin durch eine offene Spielwelt und das Spielgeschehen orientiert sich an einer Quest-Struktur, die in Haupt- und Nebenmissionen gegliedert ist. Spielerisch ist das nah an Zelda angelehnt, wobei „Biomutant“ mit einem ausgefeilteren Kampfsystem aufwartet. Wir sind sowohl mit Nah-, wie auch Fernwaffen ausgestattet und können unsere Waffen komplett personalisieren und mit gefundenen Ressourcen verbessern. Gleiches gilt auch für den Rest unserer Ausrüstung, was sowohl spielerisch, aber auch optisch einen Unterschied mit sich bringt. Besonders cool sind die Moves, die unser Charakter mit sich bringt, denn er kann in bester Max Payne-, oder Devil May Cry-Manier im Hechtsprung schießen und blitzschnell zwischen den unterschiedlichen Waffen wechseln.

Technisch liefert das Spiel eine solide, aber nicht herausragende Leistung ab. Genauer ist es sogar so, dass das Spiel auf der PS5 (und der Xbox Series X) auf 1080p gedrosselt wird, um größtenteils stabile 60fps zu erreichen. Zuerst war auch ein 4K-Modus implementiert, der aber kurz vor der Veröffentlichung auf Grund von unzureichender Performance gestrichen wurde. Im Spiel fällt das an sich aber nicht wirklich auf, auch wenn man dem Spiel für meinen Geschmack stellenweise zu viel mit Weichzeichner und Überbelichtung als Stilmittel arbeitet. Doch gerade die zerfallenen Ruinen unserer Gesellschaft, gepaart mit einer dominanten Natur sehen einfach nur toll aus. Hier haben die Entwickler von Experiment 101, die aus ehemaligen Mitarbeiten von Avalanche Studios bestehen und mit „Biomutant“ ihr erstes Spiel abliefern, sehr viel Liebe zum Detail bewiesen und folglich gibt es in der offenen Spielwelt auch einiges zu entdecken. Einzig was einige Spieler kritisieren ist die fehlende Vertonung, denn bis auf eine Ausnahme sind alle Charaktere Stumm, bzw. unterhalten sich in einer Fanatasiesprache, die über Untertitel übersetzt wird, was mich aber nicht wirklich gestört hat, bei Zelda macht man ja auch nicht so einen Hehl daraus. Die einzige Ausnahme ist ein Erzähler, der sowohl Hintergründe zur Handlung erzählt aber auch Handlungen auf dem Bildschirm kommentiert. Er verleiht der ohnehin schon, auf Grund der Tierfiguren, märchenhaften Geschichte noch mehr Charakter und verleiht. Wen das stört kann ihn aber auch über das Menü ausschalten, wobei ich persönlich fand, dass er das Spiel sogar bereichert, besonders wenn er die Überreste unserer Gesellschaft mit neuen und abstrusen Namen versieht, die aber im Kern durchaus Sinn machen.

Insgesamt hatte ich mit „Biomutant“ eine Menge Spaß und meine hohen Erwartungen, die durch das tolle Artwork beflügelt wurden, wurden vollends erfüllt. Zwar ist es etwas schade, dass das Spiel auf der Nexgen, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, ohne natives 4K auskommen muss, doch das ist immer noch besser, als die Performance zu vernachlässigen, besonders wenn man miterlebt hat, wie schlechte Performance „Cyberpunk 2077“ etwas den Hals gebrochen hat. Dennoch wird eine reiche Spielwelt mit vielen Details und einem witzigen Erzähler abgeliefert, in der sich unser pelziger Protagonist herum treiben kann. Die unterschiedlichen Entscheidungen und dadurch begründeten unterschiedlichen Enden ermutigen zusätzlich dazu das Spiel mehrfach zu spielen. Es mag nicht das beste Spiel des Jahres sein, dafür ist es schon von seiner Struktur her zu klassisch und ist gerade zum Beginn her etwas zu schleppend von seiner Entwicklung, doch es besticht durch ein frisches Setting, eine interessante Geschichte und jede Menge Charakter.

Entwickler: Experiment 101

Publisher: THQ Nordic

Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One

NB@09.06.2021

——— Hinweise & Disclaimer: ———

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Die verwendeten  Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.

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