„Devil May Cry 5“, der aktuellste Titel der Reihe, der 2019 auf der mittlerweile Lastgen seinen Einstand gegeben hat, ist nun noch einmal in runderneuerter Form auf Xbox Series X/S und PS5 erschienen und hat sich dabei vorgenommen nicht nur von allen Vorzügen der neuen Generation massiv Gebrauch zu machen, sondern auch neue Inhalte mitzuliefern, damit das Spielerlebnis noch besser wird. Als Fan der Reihe per se und auch schon des 5. Teils in seiner ursprünglichen Veröffentlichung, habe ich mir mit freundlicher Unterstützung von Capcom. die mir für mein Review eine kostenfreie Testversion des Spiels auf der PS5 zur Verfügung gestellt haben, diese Neuauflage nochmal genau angesehen, um herauszufinden, ob wirklich eine neue Erfahrung geboten wird, oder ob man getrost auch bei der bisherigen Version bleiben kann. – Denn leider muss man für die Neuauflage, die auch als „Special Edition“ bezeichnet wird, nochmal neu in die Tasche greifen. Es gibt keinerlei Möglichkeiten zu einem Upgrade, wenn man das Spiel bereits besitzt. Zwar wird das Spiel in seiner neuen Version gleich zum Release in der Mid-Preis-Sparte zwischen 30 und 40 Euro angeboten, doch in Anbetracht, dass man die Originalversion stellenweise bereits für unter 10 Euro bekommen konnte, muss natürlich etwas geboten werden für die Investition.

Es versteht sich fast von selbst, aber selbst der Weg ins Hauptmenü profitiert schon von den Vorzügen der neuen Hardware und flutscht gerade so dahin und läuft überaus flüssig. Bereits die ersten Einstellungsmöglichkeiten offenbaren, dass sich auch wirklich ein paar Dinge geändert haben, denn hatten wir in der bisherigen Version eine Kampagne, die sich die drei Dämonenkrieger, Nero, Dante und Neuzugang V teilten, so gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten in Form von Dante’s Bruder Vergil, der seinen eigenen Eintrag spendiert bekommt, worauf ich aber separat eingehen werde, wenn wir einen Blick auf die allgemeinen Veränderungen und das Spiel an sich, abgeschlossen haben.

Generell hat Capcom mit „Devil May Cry 5” nach dem meiner Meinung nach etwas missglückten Reboot „DMC“, das nicht von Capcom selbst, sondern von Ninja Theory, die unter anderem auch für das grandiose „Hellblade: Senua’s Sacrifice“ verantwortlich sind, nochmal die Kurve gekriegt und besinnt sich wieder auf die Stärken der Reihe, um durch eine Mischung aus Alt und Neu sowohl hartgesottene Fansboys, wie auch Neulinge zufrieden zu stellen. Dabei war „DMC“ per se kein schlechtes Spiel, doch hat sich zu sehr vom Ursprung der Reihe entfernt und hätte wahrscheinlich als komplett neues Spiel mit eigenem Charakter, oder Spin-off besser funktioniert. „Devil May Cry 5“ wurde wieder von Capcom selbst entwickelt und knüpft direkt an den vierten Teil der Reihe an, was im Grunde aber bis auf die auftretenden Charaktere keine weitere Auswirkung hat, da der aktuelle Teil inhaltlich abgeschlossen ist. Die beiden Hauptcharaktere Nero und Dante aus dem direkten Vorgänger werden durch einen weiteren Charakter, den mysteriösen V unterstützt und das Trio sieht sich mit einer übergroßen Menge an Dämonen, die ihre Heimat, Red Grave City, was quasi eine fiktive Version von London ist, heimsuchen, konfrontiert. Angeführt werden diese Dämonen von Urizen, der es in seiner Festung, die als überdimensionaler Baum mitten in der Stadt wächst und sich von menschlichem Blut ernährt.

Ja, die Story ist überaus übertrieben und dabei dennoch recht schnell erzählt, da sie im Grunde auch eher belanglos ist und mehr als Rechtfertigung dafür zählt, dass wir uns durch Gegnerhorden en Masse metzeln dürfen. Doch auch wenn sie recht wenig Impact hat, unterhält sie dennoch ungemein. Man könnte sie vielleicht als spielerisches Äquivalent mit den Transformers-Filmen von Michael Bay ansehen, denn auch da gibt es eine Geschichte eher aus dem Selbstzweck heraus, was aber manchmal auch gar nicht notwendig ist, wenn man im Grunde nur Dämonen-Schnätzeln will und sich von optischen Schauwerten und Setpieces beeindrucken lassen möchte. Leider ist Urizen dermaßen stark, dass das Trio im Prolog des Spiels keinerlei Chance gegen ihn hat und einzig der Rückzug bleibt. Doch wahrscheinlich war das Vorgehen einfach das falsche, direkt den Oberboss zu konfrontieren, bevor man ihn weit genug durch das systematische Ausschalten seiner Festungen und Gefolgschaft geschwächt hat, war wahrscheinlich ein Fehler. So vergeht einige Zeit und wir begeben uns mit neuen Waffen und Fähigkeiten ausgestattet in den Kampf…

Im Spiel lassen sich alle drei Charaktere spielen, doch für jeden Abschnitt des Spiels ist in der Regel ein fixer Charakter vorgegeben. Lediglich eine Handvoll Level bieten uns die Wahl des Charakters und eröffnen und so unterschiedliche Wege im Level. Dabei hat jeder Charakter seine Vor- und Nachteile und steuert sich unterschiedlich zu den anderen, was das Spiel überraschend abwechslungsreich gestaltet. Unser Hauptcharakter ist dabei Nero, den wir auch im vierten Teil spielen durften. Dieser ist quasi eine jüngere und abwechslungsreichere von Serienveteran Dante und kommt mit einigen neuen Fähigkeiten im Gepäck. Da Nero im Vergleich zum Vorgänger seinen Dämonenarm verloren hat ist es in diesem Teil auf eine Prothese angewiesen, die aber eine wirksame neue Waffe, den sogenannten „Devil Breaker“, darstellt. Diese sind keine herkömmliche Prothesen, denn sie wurden von der Waffenspezialistin Nico gefertigt, bei der man im Spiel auch Updgrades erwerben kann und sind austauschbar. So gibt es Devil Breaker, die sich zum Beispiel auf Knopfdruck in ein Schwert verwandeln, die Elektroschocks verschießen, oder die kurzzeitig die Zeit anhalten, was bei der Auswahl des Armes eine gewisse Taktische Komponente mit sich bringt. Mein persönlicher Favorit ist allerdings der „Mega Blaster“, der 1:1 aus Megaman übernommen wurde und Laserschüsse in verschiedenen Intensitäten abschießen kann. Abseits von seiner Prothese verfügt Nero noch über ein Schwert für den Nah, sowie eine Pistole für den Fernkampf, die sich alle unabhängig voneinander anwählen und miteinander in abgedrehten Combos kombinieren lassen. Wo Waffe und Schwert unbegrenzt sind, sind die Devil Breakers allerdings endlich. Wir können immer nur einen Vorrat an unterschiedlichen Aufsätzen gleichzeitig mit uns führen und diese können im Kampf auch schnell mal kaputtgehen. Nachschub gibt es entweder bei Nico im Shop oder versteckt in den Levels. Ich hatte in meinem Durchspielen keinerlei Probleme der Knappheit und empfehle euch eure Orbs, die In-Game-Währung, lieber für neue Fähigkeiten auszugeben, anstatt sie für die Devil Breakers rauszuwerfen, denn in den Levels findet man in der Regel genug davon.

In krassem Gegensatz zu der Abwechslungsmöglichkeit in seinen Attacken steht dann der nächste Charakter, den wir im Rahmen der Story spielen dürfen: Der mysteriöse Neuzugang V. – Denn V sieht nicht nur aus, wie eine untrainierte Version von Adam Driver, sondern ist auch neben dem rein optischen ziemlich schwach und gebrechlich. – So stark sogar, dass er auf einen Gehstock angewiesen ist und kann sich den Dämonen im Grund nicht durch seine eigene Kraft bewehren, was allerdings nicht bedeutet, dass er pazifistisch den Kämpfen aus dem Weg geht. Denn er ist ein Zauberer und lässt drei unterschiedliche Zauberkreaturen für sich kämpfen, die wir als Spieler befehligen. Er wird standardgemäß von eine Greif für Fernangriffe und eine Panther für den Nahkampf begleitet und kann, wenn seine Fähigkeiten-Anzeige durch besiegte Gegner und Combos, genug angestiegen noch den Hausgroßen Golem Nightmare herbeirufen, den er sogar reiten kann. Und da wir parallel zu den Angriffen mit V ausweichen und Gegner mittels unseren Gehstocks den finalen Schlag verpassen müssen, damit sie sich nicht wieder aufrappeln können, spielt es sich mit diesem Charakter grundlegend anders, als mit Nero oder Dante. Das ist zwar interessant gemacht, aber artet leider oft in ein unübersichtliches Gewusel aus, zumal es teilweise recht willkürlich wirkt, wann die magischen Begleiter genau welchen Gegner angreifen, was besonders am Anfang zu unüberlegtem „Button-mashing“ führt, bis man sich mehr auf diese komplett-andere Art des Kampfes eingestellt hat. – Und wer sich nun fragt, wer V eigentlich ist?

Ja, man kennt ihn bislang aus keinem der Teile und sein Charakter spielt auch eine nicht unerhebliche Rolle im Rahmen der Geschichte, das ich natürlich hier nicht spoilern möchte, weswegen ich mich letztendlich doch einem alten Bekannten der Reihe widme: Dante! – Dante ist das Urgestein der Reihe und ist bereits seit dem ersten Teil Protagonist, auch wenn er seit dem vierten Teil nicht mehr der Hauptcharakter ist. Natürlich spielen wir den Sohn des Sparda auch wieder in diesem Teil und hier ist im Grunde alles beim Alten, was besonders Serienveteranen freuen wird. Er ist mit seinen Breitschwert und den zwei Pistolen (Ebony & Ivory) ausgestattet und zieht mit einem lockeren Spruch auf den Lippen gegen jeden Dämon in den Kampf. Zusätzlich zu den Standardangriffen gibt es für Dante sogar noch unterschiedliche Angriffsschemata, die in vier Kategorien („Swordmaster“, „Gunslinger“, „Royal Guard“ und „Trickster“) kategorisiert sind. Und ja, die Möglichkeiten im Kampf sind vielfältig und die möglichen Combos werden bestimmt den ein oder anderen Spieler an seine Grenzen bringen, denn die Steuerung, die bei Nero und V bereits etwas überladen und in Sachen Combos einem reinrassigen Prügelspiel ebenbürtig war, schaltet hier nochmal ein paar Gänge hoch und das selbst wenn man unberücksichtigt lässt, dass er im Verlauf der Geschichte sogar noch weitere Fähigkeiten dazubekommt…

Soweit ist das Spiel identisch zu der bisherigen Veröffentlichung, doch spätestens wenn man einen Blick auf die technische Seite wagt, trennt sich die Spreu vom Weizen, denn auch wenn die vorherige Version ein schickes Game war, so setzt die neue Version noch einiges drauf. Mussten wir uns zuvor mit 30fps begnügen, gibt es auf der Nextgen noch mehr Möglichkeiten. So haben wir die Wahl zwischen 4K mit Raytracing und 30fps, 4K ohne Raytracing mit 60fps, oder 1080p mit Raytracing und 60fps. Dabei kann man diese Einstellung auch jederzeit über das Hauptmenü anpassen. Ich würde jedem empfehlen eine Einstellung mit 60fps zu nehmen, da das Spielgefühl immens davon profitiert und, obgleich die Raytracing-Effekte schick aussehen, sie eher technische Spielerei sind und es abseits davon keine nennenswerten Unterschiede der Details gibt. Viele haben den Schwierigkeitsgrad am Spiel in seiner ursprünglichen Veröffentlichung kritisiert und könnten angenehm überrascht sein, wenn sie die Neuauflage mit 60fps spielen, denn durch die höhere Framerate steuert sich das Spiel besser und wird gefühlt auch etwas leichter. Zumindest war es mir besser möglich höhere Bewertungen für Encounters und Levels zu bekommen. Weiter profitiert das Spiel enorm von den schnelleren Ladezeiten der SSD, denn musste man beim Original teilweise Minutenlang warten, bis eine Mission geladen war, geht es jetzt in wenigen Sekunden. Gleiches gilt selbstverständlich auch für den Respawn. Leider hört damit auch die Unterstützung der Nextgen-Features auch schon wieder auf und besondere Funktionen des DualSense kommen leider nicht zum Einsatz, wenn man vom Einsatz des Lautsprechers im Hauptmenü mal absieht.

Und zu guter Letzt war da doch noch was, oder? Stimmt, der neue Charakter, Vergil. Darauf habe ich mich im Vorfeld immens gefreut, denn auch wenn mir sein Charakterdesign in der Vorschau schon nur bedingt zugesagt hat, war Vergil schon in den Vorgängern immer ne coole Socke. Doch was richtig toll hätte sein können, ist leider die größte Enttäuschung an der Neuauflage geworden. So beginnt alles noch recht vielversprechend mit eine Cutscene, die wir bereits aus einer anderen Perspektive im Hauptspiel kennen, als ein geschwächter Vergil Nero’s Dämonenarm an sich reißt und dieser sich darauf in sein Katana verwandelt. Doch dann überwiegt leider nur noch das Mittelmaß, was nicht unbedingt am Charakter an sich, sondern an der Umsetzung liegt. Bin ich vorher davon ausgegangen, dass wir eine parallel-verlaufende kleine Erweiterung der Geschichte erleben würden, so spielen wir die exakt gleichen Levels, wie mit Nero, Dante und V, mit dem einzigen Unterschied, dass wir nun immer Vergil spielen. Und zu allem Überfluss beraubt dieser Modus dem Spiel sämtliche Zwischensequenzen, wir sind einfach am Levelstart und den Kontext bekommt man nur, wenn man das Spiel bereits einmal mit den „echten“ Protagonisten gespielt hat. Zugegebenermaßen spielt sich Vergil echt toll, da er on-the-Fly zwischen verschiedenen Waffen und Kampfstielen wechseln kann, aber in der Form fühlt es sich eher wie ein Fan-Patch, anstatt eines neuen Modus an und wirkt insgesamt dadurch etwas unfertig.

Aus diesem Grund ist es auch schwierig zu sagen, ob das Update den Mehrpreis rechtfertigt. Zwar profitiert das Spiel wirklich von der besseren Performance, doch ich selbst bin unsicher, ob das den Aufpreis rechtfertigt. Hat man das Spiel bisher nicht gespielt, die neue Konsole da stehen und findet die Special Edition zu einem guten Kurs, sollte man durchaus zu dieser greifen, alle anderen reicht wahrscheinlich auch die Originalversion, die ja zugegebenermaßen auch erst 1,5 Jahre und nicht mehr auf dem Buckel hat, was man durchaus in der hohen Qualität der Grafik sieht. Die Möglichkeit als Vergil zu spielen ist zwar ein nettes Bonbon, das allerdings viele Chancen verschenkt und es gibt auch die allseits beliebten Modus „Blutpallast“, doch diese Inhalte sollen als DLC auch für die alte Version veröffentlicht werden. Ich als Sammler hätte mir das Spiel ohnehin nochmal geholt und auch Cracks werden allein wegen der Performance-Möglichkeiten zugreifen, allen anderen reicht wahrscheinlich auch die Originalversion des Spiels aus, oder man wartet auf einen Sale, der früher oder später auf jeden Fall kommen muss.
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom
Erhältich auf: PS5, Xbox Series X/S
NB@04.12.2020
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