Als 2013 das herrlich trashige „Far Cry 3: Blood Dragon“ angekündigt wurde, nahm es niemand für voll. Man ging eher davon aus, dass es sich um einen Aprilscherz handeln würde, zumal die Ankündigung mit einem Trailer, der eine Mischung aus Samstagmorgen-Zeichentrick und Spielzeug-Werbung war, stattfand. Doch es war kein Scherz, das Spiel gab es wirklich und es sollte eine wahre Offenbarung für jeden werden, der mit den Actionfilmen der 80er Jahre aufgewachsen ist. Und jetzt ist das Spiel als „Classic Edition“ zurück und ist nochmal in überarbeiteter Form erschienen. Doch seitdem hat die Reihe viele Entwicklungen durchgemacht, schauen wir also, ob das Spiel auch heute noch überzeugen kann…

Angesiedelt in einer dystopischen Version des Jahres 2007,nachdem die Welt von Atomkriegen gezeichnet ist, schlüpfen wir in die Schuhe von Rex „Power“ Colt, einem Mark-IV-Cyber-Commando, der perfekten Symbiose aus Mensch und Maschine. Was als Routineauftrag beginnt, führt zum Tod seines besten Freundes und endet erbitterten Kampf gegen die Omega Force, eine Roboter-Armee um den abtrünnigen Col. Sloan, der die gesamte Welt bedroht. Und es ist an Rex ihn zu stoppen… – Jeder der einmal einen 80er Jahre Actionfilm gesehen hat kennt die Story, doch das Spiel besticht durch seine Präsentation, die Liebe zum Detail und den übertriebenen Humor.

So vergeht förmlich keine Minute, ohne eine Anspielung an die Klassiker des Genres, die Zeit an sich, oder sonst einen lustigen Spruch. Rex wird beispielsweise von Michael Biehn gesprochen, den man aus „The Terminator“, oder „Aliens“ kennt, er rennt wie der T-1000 aus „Terminator 2: Judgment Day“, ist mit der Schusswaffe aus „RoboCop“ ausgestattet, wirft mit Sprüchen aus „Sie Leben“ und „Commando“ um sich, und und und. Es gibt förmlich keine Filmreihe des Testosteron-getränkten Actionkinos, das nicht vertreten ist. Untermalt wird das alles von einem treibenden Soundtrack, der Elektro-Kombo Power Glove aus Australien, die nahtlos an die besten Werke von John Carpenter anknüpfen und dem Spiel dadurch eine ganz besondere Note verleihen.

Auch in Sachen Präsentation bedient man sich viel Nostalgie. So sind die Zwischensequenzen in Pixelart gehalten und sind eher spärlich animiert, was allerdings ein Stilmittel ist. Das Spiel selbst bedient sich der Engine und einem Teil der Insel von Teil 3 und man hat lediglich das Licht ausgeschaltet und einen Störfilter, der an VHS-Tapes erinnert drüber gelegt und rundet alles mit Akzenten in Neon-Pink ab. Und obwohl es spielerisch ebenfalls eine Kopie des Spielprinzips von Teil 3 darstellt, aufgeteilt und eine Handvoll Hauptmissionen, einnehmbare feindliche Basen und versteckte Sammelobjekte, ist das Spiel einer der am besten bewerteten Teile, der abseits vom PC rein digital veröffentlicht wurde.

Und was hat sich im Vergleich zum Original getan? – Überraschend wenig, denn im direkten Vergleich sieht das Spiel quasi unverändert aus. Wenn es überhaupt eine höhere Auflösung gibt, dann werden die neuen Details von den Störungen und der Dunkelheit verschluckt und auch in Sachen Framerate stockt das Spiel leider immer noch bei 30fps, unabhängig davon, ob man es auf der PS4 Slim, Pro, oder der PS5 via Abwärtskompatibilität spielt. Zwar ist das Spiel auch mit dieser Framerate spielbar, doch wenn man sich erst einmal an stabile 60fps gewöhnt hat, ist das eindeutig ein Rückschritt. So haben zum Beispiel alle anderen Teile der Reihe, seit Teil 3 Patches erhalten, die sie zumindest auf der aktuellen Generation mit 60fps laufen lassen, doch bei dem grafisch eher unspektakulären Spin-Off muss man sich mit der Hälfte begnügen. Auch sonst lassen sich keinerlei Anpassungen, die das Wort Remaster rechtfertigen würden, feststellen, wenn man von einem eingefügten Schriftzug „Classic Edition“ unter dem Titel und geringfügig kürzeren Ladezeiten absieht.

Insgesamt hat mich das Spiel immer noch sehr gut unterhalten, doch zugegebenermaßen ist das Remaster eine ziemliche Enttäuschung. So handelt es sich quasi um das exakt gleiche Spiel, wie vor 8 Jahren, was sogar bis in die Trophäenliste durchgezogen wurde, die leider immer noch ohne Platin-Trophäe auskommt und wirkt leider halbherzig. Der Humor und die Liebe zum Detail sind immer noch eine Offenbarung für jeden Actionfan, doch ein wenig mehr Aufwand hätte man dennoch rein stecken können, zumal einige Spieler sogar fiese Bugs erleben, die während meinen 5 Stunden zum Komplettieren aber nicht aufgetreten sind. Man kann nur hoffen, dass Ubisoft vielleicht zumindest einen Patch für die größten Fehler und die Framerate nach schiebt, damit es um überhaupt einen validen Grund gibt zur „Classic Edition“ zu greifen, wenn man das Original bereits gespielt hat.
Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One
NB@19.01.2022
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