Da ich ein Fan von Retro-Spielen und insbesondere RPGs bin, ist es wenig verwunderlich, dass ich das Angebot das Spiel zu testen, als es mir bereits als Preis für unseren letztjährigen Adventskalender zur Verfügung gestellt wurde, selbstverständlich annahm, als es mir die Entwickler hinter HitherYon Games anboten. Einen Einfluss hat dieser Umstand auf meine Bewertung allerdings nicht. Nachdem der Erstling von HitherYon Games, „Paladin Dream“ auf den Spuren von Zelda gewandelt ist, entführt uns das zweite Spiel, „Murder is Game Over“ in die Welt der klassischen Detektivspiele, oder „Whodunit“.

Die Geschichte von „Murder is Game Over“ ist zwar nicht besonders originell, unerfüllt aber mehr als ihren Zweck und unterhält dabei mich charmanten Charakteren und gut geschriebenen Dialogen. Der titelgebende Mord geschieht im Prolog, als ein wohlhabender Spieledesigner nach einem angespannten Meeting hinterrücks umgebracht wird. Und es ist an uns herauszufinden wer der Mörder ist und was sein Motiv ist. Dabei gibt es insgesamt acht Verdächtige und wir haben nur unseren Vorstand und die Hilfe unseres treuen Hundes um die Wahrheit zu entdecken.

Das Spiel beginnt dabei recht vielversprechend mit einem kurzen Tutorial, das uns den Umgang mit der grundlegenden Bedienung, der Steuerung unseres Hundes, der Zeugenbefragung und der Untersuchung von gefundenen Beweisen. So können wir beispielsweise zwischen dem Detektiv und dem Hund hin und her wechseln, da es Bereiche gibt, wo nur entweder oder hinkommt. Allerdings wird das leider etwas zu leicht, wenn man den Hund spielt, da alle potentiellen Hinweise automatisch markiert werden, was das systematische Absuchen der Screens nur noch zu einer Fingerübung macht. Ähnlich sieht es bei den Verhören aus, denn ex gibt im Verlauf der Gespräche keine tiefere Logik und Reihenfolge, sondern es reicht alle Gesprächsthemen und beliebiger Reihenfolge durchzuklicken und wenn wir doch nochmal nachdem wir einen Hinweis gefunden haben ein zweites Mal mit einer Person sprechen, stößt uns das Spiel direkt auf die Lösung, wirkliche eigene Kombinationsgabe wird selten bis gar nicht gebraucht. Und das ist überaus schade, denn das Potential ist auf jeden Fall da, doch für Veteranen des Adventure-Genres wäre es wünschenswert wenn uns das Spiel etwas weniger an die Hand nimmt.

Neben der Hauptgeschichte gibt es auch eine Handvoll optionale Nebenaufgaben, was damit etwas weniger Adventure und stattdessen mehr RPG ist und für mich eine willkommene Abwechslung war. Diese sind zwar alle keineswegs Kriegsentscheidend, aber entfernen sich etwas vom doch recht ernsten Unterton der Story und helfen gleichzeitig die Spielzeit etwas zu verlängern, denn das Spiel ist leider ziemlich kurz geraten. So kann man das Spiel ohne Probleme in einer Stunde beenden, was in Anbetracht des günstigen Preises zwar durchaus in Ordnung geht, aber ich hätte etwas mehr Spielzeit gewünscht.

Spielerisch könnte das Spiel ohne weiteres ein Spiel sein, das auf dem SNES erschienen ist, was nicht nur an den Spielen, die als Inspiration dienten, liegt. Denn das Spiel wurde mit dem RPG Maker, einem mächtigen „Baukasten“ zur Erstellung von Spielen, die genau in diese Schublade passen. Es gibt Stimmen, die das dem Spiel, wie eigentlich jedem RPG Maker-Spiel, negativ auszulegen versuchen, was meines Erachtens nach aber ziemlich unfair ist, denn es ist doch das Ergebnis das zählt und nicht das Handwerkszeug, das verwendet wurde. Denn eins muss man dem Spiel auf jeden Fall zu Gute halten und das ist die Ambition.

So bedient sich das Spiel einer für RPGs typischen Topdown-Ansicht und lässt uns die überraschend große Spielwelt vollkommen frei erkunden, die auch einige witzige Easter Eggs bereithält und sogar mit kleinen Sammelaufgaben aufwartet. Das Setting spielt sich komplett in einem umfangreichen Anwesen ab und ist ziemlich abwechslungsreich, wobei ich an der einen oder anderen Stelle durchaus „Maniac Mansion“-Vibes hatte.

Wie für das Genre üblich wird am Ende in bester Hercule Poirot-Manier der vermeidliche Mörder zur Rede gestellt und wir müssen ihn mit Hilfe der gefundenen Beweise überführen. Hier wäre es hilfreich, wenn man sich die Beweise dann nochmal genau ansehen könnte, was aber leider nicht der Fall ist. Also empfiehlt es sich vielleicht ein paar Notizen zu machen, sofern man nicht über das Gedächtnis eines Elefanten verfügt. Es gibt zwar keine Strafe für falsche Anschuldigungen und das Spiel lässt uns theoretisch alle Antwortmöglichkeiten durchprobieren, bis wir an der richtigen Lösung angekommen sind, aber das kratzt am eigenen Ego, wenn man die Lösung nicht durch Kombinationsgabe, sondern durch Ausprobieren findet. Eine vertane Chance sind daher auch unterschiedliche Enden, was ein netter Touch gewesen wäre, doch es gibt nur eine „richtige“ Lösung.

Insgesamt hatte ich aber mit „Murder is Game Over“, trotz einiger kleiner Kritikpunkte, eine Menge Spaß. Auch wenn die Spielzeit überschaubar und der Schwierigkeitsgrad für Veteranen etwas zu leicht ist, merkt man, dass hier viel Arbeit reingeflossen ist. Gerade im Vergleich zu „Paladin Dream“, mit dem ich auch meinen Spaß hatte, lassen sich mehr Professionalität und viele frische Ideen erkennen, die das Spiel von der Masse abheben. Wer klassische Adventures und generell Detektivgeschichten mag, sollte sich das Spiel durchaus mal ansehen, das seit kurzem sogar komplett mit deutscher Sprache ausgestattet wurde.
Entwickler: HitherYon Games
Publisher: Meridian4
Erhältlich auf: PC
NB@03.02.2023
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