Es wirkt schon wie ein schlechter Scherz, dass knapp 3,5 Jahre nach dem Release von „The Last of Us Part II“ bereits eine Remastered-Version erscheint. Doch in Retrospektive ist das wenig verwunderlich, hat man es schon beim ersten Teil genauso gemacht und sogar nur ein Jahr gewartet. Natürlich kann man von dieser Veröffentlichungspolitik halten was man möchte, aber da es sich bei beiden Spielen um einige der besten Spiele aller Zeiten handelte, konnte ich es dennoch kaum erwarten mich nochmal in Ellie’s Abenteuer zu stürzen. Gleichzeitig galt es herauszufinden, ob die Neuauflage einen spürbaren Mehrwert gegenüber der bisherigen Veröffentlichung bietet… – Zwar ist die Kontroverse um den zweiten Teil abgeklungen und auch der große Twist ist für die meisten mit Sicherheit kein Geheimnis mehr, aber dennoch habe ich beschlossen auf Spoiler zu verzichten. Wer mehr Hintergründe wissen möchte, den verweise ich am besten an das Special zur Story.

Doch worum geht es eigentlich? – Das Geschehen spielt (hauptsächlich) 4 Jahre nach dem Ende des ersten Teils. Joel und Ellie haben sich nach ihrem dramatischen Roadtrip in der kleinen Gemeinschaft Jackson von Joel’s Bruder Tommy niedergelassen und leben ein gut-integriertes Leben in Sicherheit. Ellie ist mittlerweile 19 Jahre alt und hat sich mit den Jahren aus persönlichen Gründen etwas von Joel entfernt. Ihre Welt gerät jedoch auf Grund eines dramatischen Ereignissen ins Wanken, was sie dazu bewegt ihren sicheren Hafen in Jackson aufzugeben, um Rache zu nehmen. Sie bricht mit ihren Freundin Dina nach Seattle auf, wo ein Großteil der Geschichte spielt, um einige Mitglieder der militaristischen Washington Liberation Front, kurz WLF, oder auch „Wolfs“, zur Strecke zu bringen, findet sich aber bald zwischen den Reihen in einem Krieg zwischen zwei rivalisierenden Gruppen wieder, die ihr mit personeller Übermacht und unvorstellbarer Brutalität entgegentreten und sie muss sich selbst die Frage stellen wie weit sie bereit ist zu gehen, um ihre Genugtuung zu bekommen…

Und ja, ich habe am Anfang der Zusammenfassung des Plots das Wort „hauptsächlich“ verwendet, was sowohl auf den Handlungsrahmen, aber auch die Hauptfigur zutrifft. Denn so gibt es weitere Handlungsstränge als Flashbacks, die wir in der Form von kleineren in sich abgeschlossenen Episoden erleben, die zum zu einer intensiveren Charakterzeichnung, Hintergrundgeschichte und zum aber auch als eine Art von Tutorial beitragen, da uns in diesen Segmenten neue Mechaniken, wie das Schwimmen und Tauchen beigebracht werden. Auch wenn man sich über darüber streiten kann, ob diese Episoden immer dramaturgisch notwendig, oder sinnvoll sind, so bieten sie eine willkommene Abwechslung zu einer teilweise noch unbekümmerten Ellie, die noch nicht die toughe Kämpferin ist, die sie nun in der Haupthandlung verkörpert.

Und dann gibt es da noch das Thema mit der Hauptfigur… – Denn entgegen meiner Erwartung ist es nicht nur Ellie, die wir spielen. Zwar schlüpfen wir im Rahmen des Prologs, was eine Art spielbarer Recap der wichtigsten Story-Punkte aus dem ersten Teil darstellt, auch nochmal in die Schuhe von Joel, aber es gibt im weiteren Spielverlauf auch ganze Kapitel der Geschichte, die wir durch die Augen einer anderen Protagonisten sehen: Abby. – Dabei ist es anfangs recht mysteriös, wer Abby überhaupt ist und erst nachdem wir etwas Zeit mit ihr verbracht haben müssen wir erkennen, dass sie die Antagonistin des Spiels ist, die wir eben auch spielen.

Und interessanter Weise erleben wir so (zeitversetzt) gleiche Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei fiel es mir auch anfangs wirklich schwer mich auf sie als spielbaren Charakter einzulassen, da sie bereits in den ersten Szenen einige wirklich abscheuliche Dinge tut, doch der weitere Spielverlauf rückt ihre Handlung stellenweise in einen anderen Kontext, der zwar nicht alles entschuldigt, aber zumindest erklärt. Es ist eben nicht alles im rein in Schwarz oder Weiß, oder eben Gut und Böse aufteilbar, denn ist immer eine Frage des richtigen Kontexts und der Perspektive. Und so abstrus es auch klingt, aus Abby’s Perspektive kann man argumentieren, dass Ellie der Antagonist wäre und es rein in unserer persönlichen Bindung an Ellie, durch den Kontext des ersten Spiels, geschuldet ist, dass sie uns mehr wie eine Heldin vorkommt.

Entgegen des direkten Vorgängers, bei dem der Weg das Ziel war, ist im Fokus dabei nicht der Weg nach Seattle, dieser wird sogar komplett übersprungen, sondern spielt sich innerhalb der Stadt mit ihren unterschiedlichen Bezirken ab, von denen einige sogar, ähnlich wie bei „Uncharted 4: A Thief’s End“ und „Uncharted: The Lost Legacy“ eine offenere Spielwelt darstellen. – Natürlich ist das Spiel dennoch Meilenweit von einer wirklichen Open World entfernt, aber größere Areale, die wir frei erkunden können lockern das Spielgeschehen ungemein auf und bieten auch abseits der Story Platz für Erkundungen und Interessantes zu entdecken.

So finden wir zum Beispiel in der Bank von Seattle auf unserem Weg in den Tresorraum heraus, dass dort am Tag des Ausbruchs des Virus ein Bankraub im Gange war und einige Bankräuber es nicht mehr heraus geschafft haben, was im Rahmen der Geschichte zwar keinerlei Relevanz hat, aber uns noch einen tieferen Einblick in die Welt an sich und Einzelschicksale gibt. Und davon gibt es immens viele, teilweise höchst dramatische Geschichten, die durch eine lebendige Spielwelt, sorgsam platzierte Elemente und versteckte Schriftstücke erzählt werden. Die Erkundung der offeneren Areale ist nicht wie bei Uncharted mit dem Jeep, sondern zu Pferd und können innerhalb des abgesteckten Bereiches, wovon wir den ersten eigentlich nur auf der Suche nach etwas Benzin betreten, frei erkunden und viele dieser Nebengeschichten entdecken. So liegt es rein am Spieler, ob man nur die Hauptmission in ca. 30 Minuten erledigt, oder ob man wie ich zum Beispiel noch eine Stunde dranhängt, um alles genau zu erkunden. 

Spielerisch bleibt das Spiel dabei dem Erstling größtenteils treu. Wir steuern Ellie in gewohnter Weise aus der 3rd-Person-Ansicht, wobei das Geschehen beim Verwenden von Schusswaffen etwas heranzoomt und uns über die Schulter blicken lässt. Im Vergleich zu Joel ist Ellie aber um einiges agiler. Sie kann den Gegnern aktiv ausweichen, kann sich sogar komplett auf den Boden legen und so sogar unter Autos Schutz suchen und kann Springen. Das war im Vorgänger nur an spielerisch-relevanten Punkten durch die Aktionstaste möglich und nun hat sie einen eigenen Sprungknopf, der sogar für kleinere Plattformer-Passagen genutzt wird, die zwar nicht mit Uncharted vergleichbar sind, aber dennoch eine willkommene Erweiterung darstellen.

Abseits davon ist alles beim alten: Wir können aktiv auswählen, ob wir rennen, was etwas lauter ist, oder schleichen, was die Gefahr entdeckt zu werden geringer werden lässt. Ellie kann aus unterschiedlichen Schuss- und Nahkampfwaffen auswählen und weiter auch diverse nützliche Items, wie Rauchbomben, Molotov-Cocktails, etc. herstellen und sogar Schalldämpfer mit gefundenen Ressourcen herstellen. Entgegen Joel im ersten Teil, wo direkte Takedowns ein Shiv erforderten braucht Ellie das nicht, da sie, wie im Erstling ihr Taschenmesser dabei hat, was das unentdeckte Ausschalten von Gegnern nach einander etwas leichter gestaltet. Das Crafting funktioniert dabei wie gehabt und wurde zusätzlich durch einen Skill-Tree, mit dem wir Ellie’s Fähigkeiten verbessern und ihre Crafting-Fähigkeiten erweitern können.

Auch an der Gegnervarianz wurde geschraubt, denn neben den Gegnertypen aus dem Vorgänger wurden sowohl menschliche, wie auch Infizierte Gegnergruppen erweitert. Die menschlichen Gegner teilen sich nun in die zwei bereits erwähnten Fraktionen auf, die jeweils anders agieren. Sind die Mitglieder des WLF noch recht ähnlich zu normalen Banditen und Soldaten aus dem Erstling, so geht die weitere Fraktion, die Scars sehr viel anders vor: Diese brutalen Kultisten agieren eher schleichend, sind meist mit starken Nahkampfwaffen und Bögen bewaffnet und können auch in kleinen Gruppen eine immense Bedrohung darstellen. Insgesamt hat die KI der Gegner, entsprechender Schwierigkeitsgrad vorausgesetzt, sehr viel aggressiver, sprechen sich aktiv ab und gehen taktisch vor. Dabei kommen dieses Mal auch Hunde zum Einsatz, die unsere Bewegungen über weite Teile der Maps verfolgen können. Auch bei den Infizierten gibt es neben den RunnernClickernStalkern und Bloatern gibt es nun auch eine neue Gegnerklasse, die Shambler, die ein Zwischenschritt zwischen Bloatern und Clickern sind. Die Kämpfe sind dabei insgesamt etwas im Vergleich zum Vorgänger reduziert worden und können größtenteils auch komplett umgangen werden, wenn wir uns geschickt anstellen. Lediglich einige wenige Encounter, die relevant für die Story sind, bilden davon die Ausnahme.

Von der technischen Seite war das Spiel schon zur Veröffentlichung die neue Referenz in Sachen Grafik. Es war echt beachtlich, was Naughty Dog aus der damals schon leicht angestaubten Hardware rausgeholt hatte und auf der PS5 wurde das Spiel per Update sogar noch besser. So hatte man die Wahl zwischen 4K bei 30fps, oder 1440p, hochgerechnet zu 4K bei 60fps, wahlweise auch mit oder ohne HDR. Die Neuauflage behält diese Optionen identisch bei, was bei den einen oder anderen für Ernüchterung sorgen könnte. Allerdings sind auch die Ladezeiten massiv reduziert und Implementierung der haptischen Features des DualSense Controllers.

Offiziell wurden die Texturen noch weiter hochgeschraubt, doch das fällt wahrscheinlich nur im direkten Vergleich auf. Doch das ist nicht alles, das Herzstück des Remastered-Version, denn das sind die „Lost Levels“ und der neue Spielmodus „No Return“, ein rundenbasierter Roque Like-Modus. Weiter gibt es Konzeptzeichnungen, Making of, Podcasts und sogar Audiokommentare von den Entwicklern im laufenden Spiel. Die „Lost Levels“ sind drei spielbare Abschnitte, die es nicht ins fertige Spiel geschafft hatten und „No Return“ bietet zufallsgenerierte Levels mit unterschiedlichen Zielen. Je länger wir durchhalten, umso mehr Waffen, Perks und Charaktere schalten wir frei, sterben wir heißt es zurück zum Anfang in einen neuen Run. Zwar ist dieser Modus nicht mit einer Geschichte verwoben, wie es beispielsweise bei dem Valhalla-DLC für „God of War Ragnarök“ der Fall ist, zeigt aber eindrucksvoll was ein Online Spiel im Universum hätte werden können.

Wer das Spiel bereits auf der PS4 besessen hat, sei es digital oder auch auf Disk, kann seine Version für 10 Euro auf die neue Version upgraden und hat damit alle neuen Features. Spielstände können importiert werden und bieten nicht nur eine kompletten Übertrag von Trophäen, sondern lassen uns natlos dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Spielerisch und technisch ist das Spiel auf höchstem Niveau und trotz einiger kleinerer Kritikpunkte fand ich es selbst beim erneuten durchspielen überaus schwer, wenn nicht gar stellenweise unmöglich das Pad aus der Hand zu legen, bis der Abspann über den Bildschirm flimmerte.

Insgesamt muss man aber ehrlich sein, dass man ein Remaster eines so jungen Spiels, das ohne Einschränkungen auch auf der aktuellen Konsolengeneration spielbar war, niemand wirklich gebraucht hat. Und so gilt auch das , was vor dreieinhalb Jahren galt: Ich kann es jedem empfehlen dem Spiel trotz der Kritiken eine Chance zu geben und sich ein eigenes Bild davon zu machen, denn „The Last of Us Part II“ ist nicht „nur“ ein zweiter Teil, sondern die konsequente Weiterführung einer Reise, die bereits vor über 10 Jahren auf der PS3 begonnen hat… – Doch reicht dafür nicht eigentlich die bisherige Version, die stellenweise schon für unter 10 Euro zu bekommen war? Wie bei so vielen steckt der Teufel im Detail und in diesem Fall in den Zusatzinhalten und dem neuen Modus. Wer nur am eigentlichen Spiel interessiert ist, für den reicht das normale Spiel, für alle, die mehr Inhalte wollen, greifen zur neuen Version, vorzugsweise selbstverständlich im Rahmen des Upgrades, das selbst beim vorherigen Kauf einer gebrauchten PS4-Version eindeutig die günstigere Alternative als die neue 50 Euro Disk-Version…

Entwickler: Naughty Dog

Publisher: Sony Interactive Entertainment

Erhältlich auf: PS5

NB@23.01.2024

——— Hinweise & Disclaimer: ———

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3 Antworten zu „PS5 Review: „The Last of Us Part II Remastered“ #TLOU #Remastered”.

  1. […] zu den hauseigenen Veröffentlichungen durchgesickert sind und die Veröffentlichung von „The Last of Us Part II Remastered“ auch für viele hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, obwohl es in meinen Augen ein […]

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  2. […] Jahr 2020 exklusiv für die PS4 veröffentlicht, brachte Naughty Dog im Jahr 2024 eine verbesserte Remastered-Version für die PS5 heraus. Diese bildet nunmehr, knapp ein Jahr später, die Grundlage für den PC Port, für den […]

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