Man kann sich zwar durchaus die Frage stellen, ob es zum jetzigen Zeitpunkt bereits ein Remake von „Until Dawn“ braucht, immerhin ist das Spiel keine Zehn Jahre alt, aber dennoch konnten wir es kaum erwarten uns ernaut auf die düstere Reise zu den verschneiten Blackwoods Mountains zu geben. Ursprünglich ist das Spiel am 25. August 2015, also vor knapp 9 Jahren, erschienen und zählt für mich immer noch zu einem der besten Vertreter das cineastische-narrativen Adventures. Die Frage ist jedoch ob das Remake ebenso punkten kann, oder ob es durch die bekannte Geschichte nur aufgewärmt rüberkommt, zumal der originale Entwickler, die von mir sehr geschätzten Supermassive Games, nicht mehr mit an Bord sind…

Die Geschichte von “Until Dawn”, offiziell wird auf die Bezeichnung „Remake“ verzichtet, worauf wir noch eingehen werden, bleibt der des Originals treu: Eine Gruppe von Freunden verbringt ein Wochenende in einer abgelegenen Berghütte, um den Tod zweier Freundinnen zu betrauern, die genau ein Jahr zuvor als Folge eines aus dem Ruder gelaufenen Streichs ums Leben gekommen sind. Doch was als Gedenkfeier beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Albtraum, als die Gruppe von einem mysteriösen Killer und übernatürlichen Kräften heimgesucht wird. Die Story ist dabei stark von klassischen Slasherfilmen wie “Halloween” inspiriert, zieht aber auch Inspirationen von Reihen wie Saw und bietet zahlreiche Wendungen und Überraschungen, die den Spieler bis zum Ende fesseln. Besonders spannend ist dabei, dass das Spiel im Verlauf eine komplett andere Wendung nimmt und stattdessen zum Creature-Feature wird. Neben seiner bis zum Ende spannenden Geschichte besticht das Spiel durch seine gut geschriebenen Charaktere, allem voran Sam, Mike, Jessica, Josh und Emily, deren Entwicklung maßgeblich zur Spannung beiträgt.

Das Gameplay des Spiels ist eine Mischung aus interaktivem Drama und Survival-Horror. Der Spieler trifft Entscheidungen, die den Verlauf der Geschichte und das Schicksal der Charaktere beeinflussen. Das basiert auf der Theorie des Butterfly Effects, dass scheinbar kleine Ereignisse große Konsequenzen haben können. Diese Entscheidungen reichen von scheinbar trivialen Dialogoptionen bis hin zu lebensverändernden Handlungen. So können die Charaktere im Verlauf des Spiels alle sterben, alle überleben, die Hintergründe aufgedeckt werden, verdeckt bleiben und auch die Gefahr mitunter gar nicht gebannt sein. Viele Möglichkeiten und durch die Variationen im Verlauf der Geschichte für jeden Spieler eine einzigartige Erfahrung.

Das ursprüngliche “Until Dawn” wurde von Supermassive Games entwickelt, dem Studio, das sich mittlerweile auf narrative Horror-Spiele spezialisiert hat. Neben “Until Dawn” hat das Studio auch die “Dark Pictures Anthology”, “The Quarry” und jüngst „The Casting of Frank Stone“ entwickelt, die alle ähnliche Gameplay-Mechaniken und erzählerische Strukturen aufweisen. Auch wenn modernere Titel etwas mehr Interaktivität bieten, ist das Spielprinzip seit „Until Dawn“ nicht grundlegend verändert worden und wurde auch beim Remake beibehalten, auch wenn Sony sich als Entwickler gegen Supermassive Games und stattdessen für hauseigene Studio Ballistic Moon entschieden, das allerdings aus vielen ehemaligen Supermassive Games-Mitarbeitern gestafft ist, die teilweise schon am Originalspiel beteiligt waren.

Auch wenn das grundlegende Spielprinzip identisch ist, so gibt es auch einige Veränderungen, die erneute Veröffentlichung rechtfertigen sollen. So bringt das Remake zahlreiche Verbesserungen mit sich, die das Spielerlebnis modernisieren. Die Grafik wurde komplett überarbeitet und nutzt nun die Unreal Engine 5, was zu detaillierteren Charaktermodellen und realistischeren Umgebungen führt. Besonders die Beleuchtung und die Gesichtsanimationen wurden stark verbessert, was die Atmosphäre des Spiels noch intensiver macht. Zudem wurden neue Erzählsequenzen und kleinere zusätzliche Umgebungen hinzugefügt, die die Geschichte erweitern und vertiefen. Beispielsweise wurde damit die Hintergrundgeschichte der Schwestern Beth und Hannah, die im Original eher blass blieben, erweitert. Diese Änderungen verleihen den Charakteren mehr Tiefe und machen ihre Schicksale emotionaler und nachvollziehbarer. Auch die Integration von neuen Gameplay-Elementen, wie erweiterte Erkundungsmöglichkeiten und zusätzliche Rätsel, tragen zur Verbesserung des Spielerlebnisses bei.

Eine willkommene Erweiterung ist zum Beispiel das Kapitel, in dem Emily und Matt auf der Suche nach einem verlorenen Koffer sind, was zwar im Rahmen der übergreifenden Geschichte zu vernachlässigen ist, aber den Charakteren mehr Tiefe verleiht und sogar ein paar nette Jumpscares bereithält. Zwar war dieses Kapitel grundsätzlich auch Teil des Originals, war aber bis heute ein exklusiver DLC der Deluxe Edition und ist heutzutage so gut wie nicht mehr erhältlich.

Das damals durchgeführte Motion Capturing wurde auch für das Remake als Grundlage genommen, weswegen die meisten Szenen 1:1 identisch ablaufen, die gleiche Performance bieten und über das gleiche Voiceover verfügen. Das ist an sich auch gar nicht verkehrt, denn mit ausnahmslos hochkarätigen Schauspielern, allen voran Hayden Penettiere und Rami Malek, gab es keine Notwendigkeit etwas zu ändern. Hingegen hat man die Grafik und die Beleuchtung eher auf das gleiche hohe Niveau gehoben.

Neu im Remake sind verbesserte Quick-Time-Events, eine überarbeitete Steuerung und Kamera, die das Spielerlebnis flüssiger und intuitiver machen. Besonders die Optionen für die Quick Time Events sind eine willkommene Erweiterung, so kann man nun nicht nur große und Position der Einblendung beeinflussen, sondern sogar welche Tasten überhaupt dafür verwendet werden oder wie man mit den berühmt berüchtigten „Nicht Bewegen!“-Abschnitten umgeht. Dadurch wird das Spiel nicht nur auch für Spieler mit Handycap spielbar, sondern optional auch insgesamt leichter. Eine perfekte Implementierung des Dual Sense-Controllers mit seinem haptischen Feedback und den adaptiven Triggern sorgt zusätzlich für ein immersiveres Erlebnis.

Trotz der Verbesserungen gibt es auch Kritikpunkte. Einige Spieler bemängeln, dass das Remake wenig neue Inhalte bietet und der Preis im Vergleich zum Original hoch ist. Zudem gibt es Berichte über technische Probleme, wie Ruckler und lange Ladezeiten, die das Spielerlebnis trüben können. Die Ladezeiten kann ich persönlich zwar nicht bestätigen, allerdings sind mir stellenweise auch Ruckler aufgefallen, die besonders via Streaming auf die PlayStation Portal verstärkt wurden. Sony hat allerdings schon einige Patches nachgeschoben, die die Probleme massiv verbessert haben. Zusammenfassend muss man aber leider sagen, dass langjährigen Fans zu wenig Neuerungen enthalten sein könnten, um einen erneuten Kauf zu rechtfertigen, zumal es keine Möglichkeit auf ein vergünstigtes Upgrade gibt.

Insgesamt hatte ich mit meiner Reise zurück auf die Blackwood Mountains erwartungsgemäß nochmal sehr viel Spaß und habe das Spiel gleich mehrfach durchgespielt, um unterschiedliche Variationen zu sehen. Dabei fällt auf, dass es sogar ein komplett neues Ende für das Spiel gibt, das Gerüchten zu Folge eine Überleitung zu einer noch nicht angekündigten Fortsetzung bilden soll. Für mich ist “Until Dawn” ist ein gelungenes Update eines modernen Horror-Klassikers. Die überarbeitete Grafik und die neuen Inhalte machen das Spiel auch für Kenner des Originals interessant. Allerdings sollten potenzielle Käufer die technischen Probleme und den hohen Preis im Hinterkopf behalten, was ich selbst etwas kritisch sehe. Eine Veröffentlichung im mittleren Preissegment oder zumindest eine Möglichkeit zu Upgrade wäre in meinen Augen angebracht gewesen. Unabhängig davon ist das Spiel Fans von interaktiven Horror-Dramen jedoch eine klare Empfehlung. Die Verbesserungen in der Grafik und die neuen Gameplay-Elemente machen das Remake zu einem lohnenswerten Erlebnis, das sowohl alte als auch neue Spieler begeistern kann, auch wenn man anmerken muss, das ich das herausragende Intro-Lied „O Death“ des Originals vermisse, das im Remake durch einen anderen Song ersetzt wurde. Wer für den Oktober noch ein Gruselspiel sucht macht mir „Until Dawn“ keineswegs etwas falsch!
Entwickler: Ballistic Moon
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Erhältlich auf: PC, PS5
NB@15.10.2024
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Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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