Für viele Besucher gab es bei der letztjährigen Gamescom nur ein Thema: „Monster Hunter: Wilds“, das Spiel das schon direkt nach der Eröffnung eines immens lange Warteschlange heraufbeschworen hat, wo man bei nahezu allen anderen Spielen sonst direkt durchlaufen konnte. Wilds ist der neueste und bislang ambitionierteste Teil der traditionsreichen Monster Hunter-Reihe von Capcom, die sich seit ihrem Debüt im Jahr 2004 zu einem der bekanntesten Aushängeschilder des Action-Rollenspiel-Genres entwickelt hat.

In diesem siebzehnten Hauptableger (inkl. Spin-offs) dreht sich erneut alles um das Jagen und Studieren gigantischer Bestien in einer reichhaltigen, organischen Welt. Was diese Reihe so besonders macht, ist die Kombination aus tiefgreifendem Crafting-System, taktischen Kämpfen, einer lebendigen Welt und dem ständigen Gefühl, als kleiner Teil in einem größeren, natürlichen Kreislauf zu agieren. Das Spiel stellt dabei für Neulinge einen idealen Einstiegspunkt dar: Es bietet zahlreiche Komfortfunktionen, eine einsteigerfreundliche Lernkurve und eine stärkere narrative Struktur als frühere Teile – ohne die Tiefe und Komplexität zu verlieren, die Fans seit Jahren schätzen.

Die Geschichte von „Monster Hunter: Wilds“ beginnt in einer neuen, weitgehend unerforschten Region namens Verbotene Lande – ein faszinierender, gleichzeitig gefährlicher Ort, geprägt von extremer Natur, Sandstürmen, elektrischen Gewittern und riesigen Ökosystemen. Im Zentrum steht der Protagonist, ein junger Jäger der Gilde, der gemeinsam mit dem wortkargen Überlebenden Nata und einer Gruppe um die entschlossene Gemma – eine Schmiedin mit tragischer Vergangenheit – die Geheimnisse einer uralten Bedrohung lüften muss: der White Wraith, einem sagenumwobenen Wesen, das ganze Biome aus dem Gleichgewicht bringt. Es entsteht eine emotionale Geschichte über Vertrauen, Verlust und Verantwortung, die subtil, aber eindringlich erzählt wird. Die Welt wirkt dabei nicht nur lebendig, sondern auch spürbar gefährlich – wie in den frühen „Zelda“-Spielen oder dem Film „Der Herr der Ringe“, wenn man durch von Nebel verschlungene Ebenen reitet oder plötzlich von einer Gruppe Raubtiere verfolgt wird.

Das Herzstück des Spiels ist natürlich das Gameplay – und hier gelingt Capcom der Spagat zwischen Tradition und Innovation. Die Grundidee bleibt gleich: Man jagt riesige Monster, sammelt deren Materialien und fertigt daraus immer bessere Ausrüstung. Doch Wilds bringt eine Fülle an neuen Systemen mit sich. Die größte Neuerung ist das Reittier Seikret, das nicht nur als Transportmittel dient, sondern im Kampf taktisch genutzt werden kann. Es erlaubt sogar den fliegenden Wechsel zwischen zwei Waffen, was das strategische Spektrum deutlich erweitert. Auch das sogenannte „Wundsystem“ ist eine Bereicherung: Wer gezielt auf bestimmte Körperteile eines Monsters einschlägt, kann diese verletzen, wodurch sie anfälliger für Schaden werden oder bestimmte Angriffe verlieren. Der neue Fokusmodus markiert diese Schwachstellen, ohne den Spielspaß zu trivialisieren.

Die Welt selbst ist offen und nahtlos – ein großer Sprung im Vergleich zu früheren Titeln wie „Monster Hunter: World“, bei denen Gebiete noch in Zonen unterteilt waren und uns teilweise mit minutenlangen Ladebildschirmen bestrafte, wenn wir die Zone wechseln wollten. Biome gehen nun fließend ineinander über, und dynamische zufallsgenerierte Wettereffekte wie Sandstürme oder Blitzeinschläge haben direkte Auswirkungen auf Monsterverhalten und Jagdmöglichkeiten. Die Steuerung fühlt sich auf der PS5 dank des DuelSense mit seinen adaptiven Triggern und haptischem Feedback sehr direkt und reaktionsschnell an, mit präzisem Trefferfeedback und sinnvoll belegten Eingaben. Trotz all der Komplexität gelingt der Einstieg erstaunlich leicht, weswegen das Spiel für Neulinge den wahrscheinlich besten Einstieg bietet – dank eines überarbeiteten Tutorials, anpassbarer HUD-Elemente und einer smarteren Gegner-KI, die sich dem Spielverhalten anpasst. Der Schwierigkeitsgrad ist moderat, kann aber durch High-Rank- und Master-Rank-Quests deutlich anziehen. Veteranen fühlen sich also ebenso gefordert wie Neulinge ermutigt.

Grafisch ist „Monster Hunter: Wilds“ ein zweischneidiges Schwert: Einerseits beeindruckt es mit monumentalen Landschaften, lebendig animierten Kreaturen und stimmungsvoller Beleuchtung. Besonders in den Dämmerungsphasen oder bei Wetterumschwüngen zeigt das Spiel sein visuelles Potenzial. Andererseits wirken manche Texturen bei genauerem Hinsehen detailarm, und es gibt Kritik an der etwas fahlen Farbpalette mancher Regionen. Die fehlende Raytraced Global Illumination wird von vielen als Schwachstelle empfunden, da sie die Umgebungen etwas flach wirken lässt. Auf der PS5 läuft das Spiel meist stabil mit 60 FPS im Leistungsmodus, bei Auflösungseinbußen in dicht bewachsenen Gebieten. Der Qualitätsmodus bringt zwar höhere visuelle Pracht, jedoch mit gelegentlichen Framerate-Drops. Auf dem PC ist die Performance dank umfangreicher Einstellungsmöglichkeiten besser skalierbar, während die Xbox Series X eine vergleichbare Erfahrung wie die PS5 bietet.

Der orchestrale Soundtrack ist stimmungsvoll und stets passend zur jeweiligen Spielsituation. Er reicht von leisen, unheilvollen Melodien beim Erkunden dunkler Wälder bis hin zu bombastischen Kampfkompositionen mit donnernden Taikos und Chören, wenn ein wütender Elder Dragon angreift. Die Vertonung der Figuren – ob auf Englisch oder Japanisch – ist durchweg gelungen, mit gut geschriebenen Dialogen und glaubwürdiger Emotion.

Neben dem Hauptspiel bietet „Monster Hunter: Wilds“ auch nach dem Release kontinuierlich neue Inhalte, von zusätzlichen Monster, Verbündeten, Questlinien und auch Seasonal Events, die zeitlich begrenzt sind. Besonders auffällig ist dabei, dass diese Inhalte größtenteils kostenlos zur Verfügung gestellt werden und lediglich kosmetische Items gesondert zur Kasse bitten, sofern man nicht mit einer der höherpreisigen Editionen in das Spiel einsteigt. Hier findet ihr übrigens die Roadmap an kostenfreien Erweiterungen:

Entwickelt wurde „Monster Hunter: Wilds“ vom japanischen Studio Capcom unter Leitung von Yuya Tokuda, der bereits für „Monster Hunter: World“ verantwortlich war. Die hauseigene RE Engine bildet erneut die technische Grundlage und wurde für die offene Welt stark überarbeitet. Capcom selbst blickt auf eine lange Tradition zurück und ist bekannt für Marken wie Resident Evil, Street Fighter und Devil May Cry. Wilds wurde unter großem finanziellen Aufwand entwickelt und war laut Berichten Teil einer konzernweiten Strategie, die Marke auch im Westen noch stärker zu positionieren.

Zusammenfassend ist „Monster Hunter: Wilds“ ein hervorragender Titel, der die Reihe mit Feingefühl weiterentwickelt, ohne ihre Seele zu verraten. Neueinsteiger erhalten einen willkommenen Zugangspunkt, während Veteranen mit neuen Systemen und einem tieferen Endgame bei der Stange gehalten werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass Capcom die Bugs und Performance weiterhin im Auge behält, die gerade auf schwächeren Konsolen, wie beispielsweise der Series S, aber auch der normalen PS5 immer noch spürbar sind. Wer schon immer Lust auf epische Kämpfe gegen überdimensionale Bestien in einer faszinierenden Welt hatte, kommt hier voll auf seine Kosten. Wilds ist ein Muss – für Fans, Entdecker und alle, die mal wieder ein richtig großes Abenteuer erleben wollen.
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom
Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S
Getestet auf: PS5
NB@15.05.2025
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!
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