Wales Interactive, der Publisher hinter „Late Shift” oder “The Infectious Mind of Doctor Dekker” meldet sich mit einem neunen FMV-Spiel, betitelt „The Shapeshifting Detective“ zurück, in dem wir als Privatdetektiv mit besonderen Fähigkeiten in einem Mordfall ermitteln und versuchen müssen den Killer zu stellen, bevor weitere unschuldige Menschen sterben. Das Spiel wurde, ebenso wie “The Infectious Mind of Doctor Dekker” vom Studio D’Avekki entwickelt, was erklärt, dass uns ein paar bekannte Gesichter und auch Gameplay-Elemente im Spiel erwarten. So gehört das Spiel von seiner Gattung her auch zu den Verhörspielen à la „Her Story“, liefert aber wieder einen übernatürlichen Twist in der Story und bietet uns auch mehr spielerische Freiheiten, als Doctor Dekker. Waren die Einflüsse bei Doctor Dekker klar von H.P. Lovecraft geprägt, so konzentriert man sich hier eher auf ein Abenteuer, das man als eine Mischung aus Agatha Christie und Akte X bezeichnen könnte.
Das Spiel ist flächendeckend am 06.11.2018 für PS4, Xbox One, PC und sogar Nintendo Switch erschienen und ist je nach Plattform zwischen 10,99€ und 12,99€ erhältlich. Ob sich diese Investition lohnt, oder ob ihr euch das Geld lieber sparen solltet, könnt ihr im folgenden Bericht erfahren:
Im verschlafenen Nest August ist ein brutaler Mord an der jungen Cellisten Dorota Shaw passiert, was zwar tragisch, aber auf den ersten Blick nichts außergewöhnliches zu sein scheint, wäre da nicht der Sachverhalt, dass eine Gruppe von Tarot-Lesern diesen Mord bereits einen Tag VOR DER TAT aus ihren Karten gelesen hätten und diesen der Polizei gemeldet hätten. Da diese aber alle über Alibis verfügen sind der Polizei die Hände gebunden, wo wir ins Spiel kommen: Wir spielen einen Privatdetektiv, den man Sam nennt, was allerdings eine falsche Identität ist. Da wir im Grunde keine Informationen zu unserer Figur bekommen und das Spiel komplett aus seinen Augen sehen, macht es uns das Spiel leicht uns mit dem Charakter zu identifizieren und unsere Entscheidungen zu den seinen zu machen. Wir werden in das gleiche Hotel, wie die Tarot-Leser eingebucht und sollen herausfinden, wer der Mörder ist. Dabei kommt auch unsere spezielle Fähigkeit, die dem Spiel auch den Namen gibt ins Spiel, denn wir sind nicht ein normaler Detektiv, wir sind „The Shapeshifting Detective“ und können das Aussehen von anderen Menschen perfekt imitieren. Diese übernatürliche Gabe können wir in den unzähligen Gesprächen, die wir im Spiel führen müssen natürlich zu unserem Vorteil nutzen, denn in Verwandlung verhält sich unser Gegenüber mitunter anders zu uns und erzählt uns andere Dinge, die wir in unserer normalen Form nicht erfahren hätten.
Dabei fungiert der Gang des Hotels in einer Animation, die in einer Schleife verläuft als Ausgangspunkt für die sämtliche Interaktion im Spiel. Dabei werden in der rechten Bildschirmhälfte unsere Optionen in Form von Namen von Menschen mit denen wir reden können oder den Möglichkeiten zum Besuch unseres Zimmers, ein Optionsmenü für ein Radio und einer Reise per Taxi offenbart. In der linken unteren Bildschirmecke ist zusätzlich noch ein kleines Bild von unserem momentanen Aussehen, falls wir unsere Form geändert haben. Da wir für Verwandlungen ruhe brauchen, führen wir das in unserem Zimmer durch, wo wir eine Liste mit Bildern der Personen angezeigt bekommen, in die wir uns verwandeln können. Das Spiel teilt uns zwar mit, dass wir diese Fähigkeit nicht inflationär benutzen dürfen, bzw. können, aber ich habe in meinen Durchlaufen bisher noch keine Begrenzung erreicht, zumal das Weiterkommen manchmal an die Verwendung einer bestimmten „Verkleidung“ gebunden ist. Die Taxi-Optionen lässt uns zu Personen reisen, die nicht im Hotel wohnen, wie zum Beispiel der Polizeichef.
Der Spielablauf ist dann, dass wir mit Personen reden und durch unser Gespräch an vordefinierten Fragen weitere Informationen bekommen, die dann entweder als Folgefragen formuliert werden oder im Spielverlauf neue Gesprächspartner und Gesprächsoptionen mit anderen Personen freischalten. Reden wir beispielsweise mit Person A und erfahren, dass Dorota einen Freund hatte, so wird dieser als neuer Gesprächspartner freigeschaltet. Erfahren wir dann noch weitere Details zur Beziehung der beiden, so können wir das in unser Verhör mit Person B einbauen, um dadurch wiederum an neue Informationen zu kommen. Auf diese Art wächst unser Überblick immer weiter, sodass wir in Kombination mit den Animationen beim Gespräch zum Beispiel Lügen enttarnen können und am Ende herausfinden, wer der Mörder ist. Dabei gibt es einige unterschiedliche Enden zur Geschichte und zufallsgenerierte Ereignisse, die dafür sorgen, dass kein Durchlauf exakt gleich verläuft und man das Spiel zig mal durchspielen kann. Wie auch der Verlauf der Geschichte, so kann auch die Spielzeit stark voneinander abweichen: IN meinem ersten Durchlauf habe ich lediglich 2 Stunde gebraucht und bei meinem zweiten waren es dann 5 Stunden, da ich dabei auch viele neue Optionen und Verwandlungen ausprobiert hatte, die komplett neue Handlungsstränge eröffnet haben.
Bei so vielen Optionen kann man allerdings schnell mal den Überblick verlieren, doch auch dazu haben sich die Entwickler etwas einfallen lassen, ohne dass man wild alle Verwandlungen mit jedem Charakter ausprobieren muss. Wir können jederzeit ein Gespräch mit dem Polizeichef führen, der für uns im Bedarfsfall den Stand der Dinge zusammenfasst und eine Hilfestellung, was wohl als nächstes zu tun sein könnte gibt. Man könnte das als eine Art Hint-System bezeichnen, dass ungemein vor Frust schützen kann. Auch wenn die Geschichte am Anfang sehr linear daherkommt, so gibt es immer wieder unvorhersehbare Abzweigungen und einige Mystery-Elemente, die die Geschichte mit dem Fortgang maßgeblich verändern und für Aha-Momente sorgen. Auch wenn dabei alles als Video abläuft so haben wir dennoch das Gefühl von Interaktivität, um die Geschichte zu unserer Geschichte zu machen, ein Sachverhalt den einige der frühen FMV-Spiele nicht für sich behaupten konnten.
Von der technischen Seite sieht das Spiel wirklich schön aus, wenn auch nicht überragend. Sowohl der Publisher, als auch das Studio sind immerhin keine Mayors. Wir sehen das Geschehen komplett aus der Ego-Perspektive und die Aufnahmen mit digitalen Kameras sind in Full-HD aufgenommen und insgesamt wirkt alles, von den Sets, bis zum Makeup gut und hochwertig produziert. Einzig das Setdesign offenbart in seinen Details in manchen Fällen, dass es sich zum Beispiel bei einem Fotostudio nur um ein kleines Büro in dem man zwei Softboxen reingestellt hat, handelt, damit es professioneller wirkt. Aber das ist durchaus nachvollziehbar und auch verschmerzbar, denn abseits davon gibt es an der Präsentation nichts zu meckern. Die Schauspieler agieren gut und es sind mir auch keine gravierenden Anschlussfehler aufgefallen, was schnell passieren kann, wenn man zig unterschiedliche Szenen dreht und diese danach in willkürlicher Reihenfolge, entsprechend der Spielerentscheidungen, wieder neu zusammensetzt. Die Videos an sich laufen in der Regel flüssig alle ab. Ich hatte in mehreren Durchläufen nur eine Situation, wo ein Video plötzlich hing und ein paar Sekunden brauchte, bis es sich wieder beruhigt hatte, wie man es vom Streaming kennt, wenn nicht genug gebuffert wurde. Abseits davon ist mir aber nichts in der Art aufgefallen.
Wer Verhörspielen etwas abgewinnen kann und Lust auf eine interessante und spannende Murder-Mystery-Geschichte mit einem Hauch von Esoterik hat, der sollte durchaus einen Blick auf „The Shapeshifting Detective“ riskieren. Das Spiel ist spannend und von seinen Mechaniken und auf Grund des Hint-Systems sehr einsteigerfreundlich und kann so auch Etappenweise gespielt werden. Ich habe meinen Kauf nicht bereut und es hat mich sogar auf Anhieb zu mehreren Durchläufen motiviert, was ich von “The Infectious Mind of Doctor Dekker” nicht behaupten konnte, da die Stimmung weniger bedrückend und die Interaktionsmöglichkeiten durch die Verwandlungsoption weitreichender ausgefallen sind.
Nur noch eine kleine Warnung für Trophäenjäger und Komplettionisten zum Schluss. Wie die Entwickler gerade auf Twitter bestätigt haben sind einige Trophäen zur Zeit verbuggt und werden nicht vom System freigegeben, auch wenn man die notwendigen Voraussetzungen erfüllt hat. Das soll erst in den kommenden Wochen durch einen Patch gehoben werden. Zur Zeit sind also einige Trophäen und die Platintrophäe unerreichbar. Sobald es dazu eine Entwarnung gibt erfahrt ihr es unverzüglich.
–> So! Endlich ist das versprochene Update erschienen und alle Trophäen sind erreichbar. Zusätzlich wurde sogar noch eine Skip-Funktion implementiert, mit der man bereits gesehene Szenen überspringen kann, was die Spielzeit für bestimmte Szenen oder auch Trophäen massiv reduziert. So steht einer recht leichten, aber dennoch spannenden Platin-Trophäe nichts mehr im Weg:
NB@12.11.2018
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