PS3 Review: „Unearthed – Trail of Ibn Battuta (Episode 1)“ – Es gibt noch ein „Uncharted“ für Arme (oder sogar noch Ärmere)…

Was aussieht wie Fisch, riecht wie Fisch und schmeckt wie Fisch ist mit ziemlich angrenzender Wahrscheinlichkeit auch nichts anderes, als Fisch. So oder so ähnlich kann man das auch auf dieses Spiel übertragen: Was aussieht wie eine schlechte Kopie von Uncharted, sich spielt wie eine schlechte Kopie von Uncharted und auch noch zum Verwechseln ähnlich heißt, ist am Ende auch eine schlechte Kopie von Uncharted. Und gerade dieser Umstand zeigt, dass es anscheinend nicht so einfach ist Naughty Dog’s Meisterwerk um den Abenteurer Nathan Drake zu kopieren.

 

Ich habe ja schon viel gespielt und dachte ich hätte mit „Adam‘s Venture: Origins“ das Uncharted für Arme gefunden, aber damals hatte ich ja noch keine Ahnung, dass es mit „Unearthed – Trail of Ibn Battuta“ eine noch dreistere und vor allem NOCH SCHLECHTERE Kopie von Uncharted gibt. Der Umstand, dass es dieses Spiel nicht auf den aktuellen Konsolengenerationen, sondern nur auf der vorherigen gibt, ist daran schuld, dass das Spiel bisher unter meinem Radar geflogen ist… – Was sich aber jetzt geändert hat!

 

Der kleine Entwickler Semaphore hat mit „Unearthed – Trail of Ibn Battuta“ nicht nur sein erstes Spiel abgeliefert, sondern hat sogar vorgehabt es zu einer Reihe von episodischen Abenteuern auszuweiten, was an dem Zusatz „Episode 1“ ganz deutlich wird. Dabei hat man es aber nicht mit einer inhaltlich abgeschlossenen Handlung à la der Spiele von Telltale und anderer Episodentitel zu tun, sondern hier wurde inhaltlich einfach mittendrin ein harter Cut gemacht, ein paar zusammengeklaute (!!!) Filmschnipsel mit einer Voiceover als Ankündigung für weitere Episoden angefügt und mit einem „To be continued“ in riesigen Lettern abgeschlossen. Und mittlerweile ist auch fraglich, ob diese überhaupt jemals erscheint, denn das Spiel ist bereits 2013 erschienen. – Aber das ist am Ende vielleicht besser so, denn mehr als die Stunde, die ich gebraucht habe diese Episode durchzuspielen hätte ich wahrscheinlich gar nicht mehr ausgehalten. Aber fangen wir besser am Anfang an…

 

Wie man es von der Vorlage bereits kennt fängt auch dieses Spiel in mitten einer angespannten Actionsituation an. Wir wissen nicht, was vorher passiert ist und müssen dennoch versuchen irgendwie aus ihr wieder herauszukommen. Unser Nathan Drake hört in diesem Spiel auf den Namen Faris Jawad und befindet sich schwer verwundet in einem Schusswechsel in einem Gebäudekomplex. Was zunächst interessant anmutet wird sofort durch mehrere Elemente torpediert, denn sowohl die Grafik auf PS2-Niveau, wie auch die verdammt harkelige Mechanik können nicht wirklich punkten. Einzig die Vertonung macht einigermaßen Spaß, denn hier bekommt man auch die Oneliner à la Nathan Drake präsentiert, die ikonisch für Naughty Dog’s Reihe sind. Hier muss man wirklich mal ein Lob aussprechen, denn nicht nur schafft es der Sprecher, Jeff Rosick, wirklich nah an Nolan North heranzukommen, sondern auch die Art der Sprüche ist wirklich witzig. Doch leider hört der Lob dann auch wieder auf. Wir kämpfen uns durch im Schneckentempo die Gänge entlang, schießen dabei einen Klongegner nach dem anderen aus dem Weg und kommen irgendwann an einen Art Bossgegner, den wir dann im Faustkampf bekämpfen müssen. – Wo habe ich das nur schon alles mal gesehen?!? – Dieser Kampf ist auch nicht wirklich anspruchsvoll und damit haben wir sogar das erste Level nach einer kurzen Cutscene und einem Schriftzug „Drei Wochen zuvor“ beendet. Das geht nicht nur unwahrscheinlich schnell, sondern soll auch den Ton für den Rest des Spieles vorgeben, denn viel mehr können wir vom Spiel nicht erwarten.

 

Im nächsten Abschnitt bekommen wir dann ein wenig Hintergrundgeschichte in einem Gespräch zwischen Faris und seiner Schwester Dania präsentiert. Das Geschwisterpaar ist auf der Spur des Abenteuers Ibn Battuta unterwegs, von dem ich zwar bisher noch nichts gehört hatte, aber der laut Einblendungen auf den Ladescreens die muslimische Version von Marco Polo ist und er hat sogar die dreifache Fläche der Welt erkundet, wenn man ihn mit Marco Polo vergleicht. – Erwarten die Entwickler hier ein „Woah“? – Bitteschön: WOAH! – Diese Spur hat die beiden zu einer Tempelanlage geführt, die Faris nun erkunden muss, da er auch privat Videospiel mag in denen es um „Raiding tombs [=Tomb Raider] and uncharted places [=Uncharted]“ geht. Das Spiel ist sich also wirklich vollkommen bewusst, dass es ein einziger Abklatsch ist? Wenigstens hatte „Adam’s Venture: Origins“ das ein wenig durch eigene Mechaniken versucht zu verstecken. Also lassen wir das einfach mal so stehen. Wir gehen weiter und erkunden den überraschend leeren Tempel. Hier offenbart sich auch, warum das erste Level so derart langsam gelaufen ist, die Engine ist bei jeder schnelleren Bewegung total überfordert, wackelt, ruckelt und kann auch einfrieren, wenn es ihr zu viel wird. Denn nun ist Faris von nicht angeschossen und bewegt sich schneller voran, was eine unzählige Anzahl an fiesen Grafikeffekten und Glichtes offenbart, von denen Tearing noch das geringste der Probleme ist. Nach ein paar kleinen Rätzel, die selten über die Komplexität eines Telequiz auf diversen Fernsehsendern hinausgehen müssen wir feststellen, dass wir nicht als einziger diese Spur verfolgen. Von dort an müssen wir uns den gleichen Weg, den wir gekommen sind, wieder zurück kämpfen, um im Anschluss wieder einen Faustkampf zu bewältigen, was das Level dann beendet. So traurig das klingt, was ich nun sagen werde, aber trotz der grafischen Ausfälle und des harkeligen Gameplays, hat dieses Level nämlich auch das „Highlight“ des Spiels dargestellt, denn nicht nur sind die kommenden Level kürzer, sondern auch Gameplay-technisch sind sie reduzierter.

 

Das nächste Level ist dann eine Verfolgungssequenz auf einem Quad, das Dania plötzlich aufgetrieben hat. Keine Ahnung, wo sie das in Mitten der Wüste her hat, aber es ist da. Und dabei fährt Dania das Gefährt, was dadurch auf kurvigen Schienen durch die Wüste gurgt und wir haben zur Aufgabe alles abzuschießen, was uns versucht anzugreifen: Autos, Motorräder und auch ein Helikopter. Das klingt zwar spektakulär, ist es aber leider nicht. Alles was hier geboten wird ist eine verdammt kurze Schießbudensequenz, die schneller vorbei ist, als sie eigentlich angefangen hat, was uns dann ohne größere Umwege nach Marokko bringt, wo wir einen Mann namens Rasheed Al Kalabi treffen, der die Tagebücher von Ibn Battuta in seinem Besitz hat. Zur Überleitung haben sich die Entwickler auch was Schönes einfallen lassen, denn der besagte Mann ruft uns einfach an und sagt, dass wir einfach mal vorbei kommen sollen. Das nenne ich mal eine Deus ex Machina, die man selten so platt präsentiert bekommt. Aber was erwarte ich eigentlich?

 

Ähnlich spannend geht es dann auch leider weiter, denn das nächste Level besteht einzig aus einem Spatziergang während einer Unterhaltung mit Rasheed Al Kalabi, der uns am Anfang seines Wohnortes empfängt und mit uns gemeinsam zu einem Kaffee gehen möchte. Und ich übertreibe hier wirklich nicht. Im ganzen Level laufen wir einfach nur geradeaus, keine Abzweigung, kein gar nichts, nur geradeauslaufen, bis das Level mit einer Cutscene endet, die uns direkt ins nächste Level bringt: In der Cutscene merkt Rasheed Al Kalabi, dass jemand bei ihm eingebrochen ist und die Tagebücher gestohlen hat. Wir sehen den Dieb allerdings noch davonlaufen und rennen ihm hinterher. Hier geht die Grafikengine wieder total in die Knie und das Spiel schreit förmlich um Hilfe. Immerhin ist das Level nach zwei bis drei Sprüngen von Dach zu Dach und einen kleinen Umweg durch eine Seitengasse, über einen Zaun und wieder auf ein Dach auch schon so ziemlich vorbei, wenn man dann den Dieb noch, wartet kurz für die Spannung, im Faustkampf besiegt. Leider hat der Dieb es wohl irgendwie geschafft die Tagebücher verschwinden zu lassen und aus unerfindlichem Grund in nun die Polizei hinter uns her, was im letzten und der wahrscheinlich auch harkeligsten Level mündet, denn wir müssen in einem Auto vor der Polizei abhauen. Das steuert sich dann noch schlimmer, als alles, was vorher war, zusammen und wir müssen das sich am schlimmsten steuernde Auto durch eine schier endlose Aneinanderreihung der gleichen drei Straßenzüge steuern die in einfach immer wieder aneinander gesetzt wurden, während wir Polizeiautos ausweichen. Hier ist allerdings unser größter Gegner das Spiel selbst, das ungelogen vier Mal abgestützt ist, während ich versucht habe das Level zu beenden und bei einem Versuch haben selbst die Polizeiautos anscheinend keine Lust mehr gehabt, denn diese standen lediglich rum und haben sich nicht bewegt. – Danach bekommen wir noch eine Cutscene die zum einen aus Gamplaygrafik und hereingeschnittenen Filmszenen besteht. Darüber wurde dann ein Voiceover gelegt, dass uns Lust auf die nächste Episode machen soll. Die Filmszenen sind zwar in den Credits mit einer Quelle versehen, wirken aber dennoch total fehl am Platz und wenn man das Spiel bis hierhin durchgehalten hat, was nur 30% aller Spieler schaffen, wenn man den Trophäenstatistiken glaubt, wirkt die finale Einblendung eines „To be continued“ eher wie eine Drohung, anstatt einer Ankündigung.

 

Wem das bisher nicht klar geworden sein sollte, das Spiel ist ein Totalausfall. Hier haben sich die Entwickler eindeutig total übernommen und eine willkürliche Aneinanderreihung von diversen Szenen geschaffen, die weder spielerisch, noch inhaltlich in irgendeiner Form auch nur annähernd rund sind. Und da es bisher immer noch keine weitere Episode gibt, die ich zwar auch nicht möchte, frage ich mich wirklich, ob man überhaupt einen Plan hatte, wie es weitergehen soll. Zumal diese Episode ja mitten in einer Actionsequenz anfängt, zu der das Spiel ja noch überhaupt nicht angewachsen ist. Zwar ist das Spiel mit regulärem 0,75€ eines der günstigsten Spiele, die ich je im Store gekauft habe, aber selbst dieser Betrag ist im Nachhinein noch zu hoch gewesen. Macht bitte einen weitem Bogen um das Spiel und bleibt lieber beim echten Uncharted, anstatt eure Zeit mit „Unearthed“ zu fristen.

NB@20.11.2018

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