Wir leben in einer merkwürdigen Zeit der Videospiele, denn auch wenn es momentan (noch) der Fall ist, dass Spiele im Laden noch in physischer Form kaufen können und diese dann sogar noch eine Disk enthalten ist der Inhalt auf unserer Disk meist nicht das fertige Spiel. Wir kaufen vielmehr eine Vorabfassung, die irgendwann im Produktionszeitlauf an ein Presswerk gegeben wurde und mittels Updates und Patches dann zum Release auf eine „fertige“ Version gebracht wird. Im Grunde gibt es kein Spiel mehr, dass ohne Day One-Patch auskommt, was noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen ist. Früher wurde ein Spiel veröffentlicht, wenn es fertig war und mit diesem Ergebnis mussten wir als Konsumenten dann leben, sei es gut oder schlecht gewesen.
Wir haben uns heute an diesen und auch den nächsten Umstand des digitalen Wandels der Videospiele gewöhnt, dass wir ihn fast nicht mehr hinterfragen, denn so sicher wie der Day One-Patch ist heute auch ein wechselndes Angebot an digitalen Zusatzinhalten, Staffelpässen und jeder Menge an zusätzlichem Zeug mit dem die Entwickler uns selbst NACH dem Kauf des Spieles noch mehr unseres hart-verdienten Geldes aus der Tasche ziehen können. Dabei unterscheidet man zwischen Gegenständen, die das Spielerlebnis (spielerisch oder kosmetisch) erweitern, Sonderinhalte, die zum Beispiel an bestimmte Editionen des Spiels gekoppelt sind, Beschleuniger oder auch die spätestens seit „Star Wars Battlefront 2“ verschrienen Lootboxen. – Ich bin da auch zu oft ein mehr oder minder freiwilliges Opfer dieses Maschinerie, denn ich kaufe diese Zusatzinhalte in vielen Fällen, wenn ich mir dabei eine Erweiterung meines Spielerlebnisses erwarte: Hier ein neues Level, dort ein neuer Charakter, in Ausnahmefällen auch ein schickes kosmetisches Item und schon fühlen sich sowohl Publisher, wie auch Entwickler in ihrer Entscheidung bestätigt…
DLCs per se sind ja an sich nichts neues. Auch in den 90ern gab es bereits Expansion Packs für diverse Spiele oder unterschiedliche Variationen des gleichen Spiels, wie zum Beispiel bei den Pokémon-Spielen. Auch Beschleuniger, die man meist bei Rollenspielen findet, sind nichts neues. So können wir zum Beispiel in „Assassin’s Creed: Odyssey“ XP-Booster kaufen, damit wir für eine gewisse Zeit mehr Erfahrungspunkte verdienen. Solange man dabei keine Spiele „aussperrt“, die nicht gewillt sind ein paar Euro zusätzlich auf den Tisch zu legen soll mir das recht sein, doch gerade vergangene Woche ist ein DLC für ein aktuelles Spiel veröffentlicht worden, der meiner Meinung nach einiges an Diskussionsbedarf mit sich bringt. Und nein, ich möchte keinesfalls die Lootbox-Thematik, die es von der Nische sogar in unzählige Abendnachrichten und Diskussionsrunden geschafft hat und die immer noch existent ist, wieder aufwärmen, denn ich rede über den DLC für „Resident Evil 2“ mit dem Titel „Alle Belohnungen freischalten“, der seit dem 05.04.2019 im PSN verfügbar ist.

Zwar ist „Alle Belohnungen“ etwas übertrieben, denn es gibt weiterhin Inhalte, die nur im Rahmen der Sondereditionen zum Release oder als separate DLC-Pakete post Launch erhältlich waren und sind, doch einige der begehrtesten Inhalte kann man nun durch die Zahlung von 4,99€ freischalten, ohne das Spiel überhaupt gestartet zu haben. Es handelt sich konkret um die Extramodi „The 4th Survivor“, „The Tofu Survivior“, klassische Outfits für Claire und Leon, Infinite-Ammo-Waffen, sowie Modelle und Konzeptgrafiken.
Ich konnte es selbst kaum glauben, dass es „so einfach“ gehen soll und habe den Test gemacht. Ich hatte zwar bereits ein paar der Unlockables freigeschaltet, aber ich habe testweise mein Spiel und mein Save komplett deinstalliert das Spiel neu aufgespielt, den DLC erworben und das Spiel gestartet. Schon bevor man überhaupt Start gedrückt hat wird man von Texttafeln begrüßt, die uns als Spieler mitteilen, was wir nun alles für tolle Items besitzen…
Und da es sich dabei nicht um irgendwelchen „Kram“ handelt schauen wir uns doch mal genauer an, was es eigentlich im Paket gibt und was im normalerweise dafür tun müsste, um die Inhalte zu bekommen. Zum Freischalten von „The 4th Survivor“ muss man normalerweise beide Durchgänge der Story (Leon und Claire oder umgekehrt) durchspielen, für „The Tofu Survivor“ muss man wiederrum „The 4th Survivor“ beenden. Die Kostüme, bei denen wir Leon und Claire in ihre klassischen Outfits kleiden können sind hingegen schon fast einfach zu bekommen, denn hier muss man das Spiel lediglich einmal (also nur Leon oder Claire) beenden. Interessanter wird es aber wieder mit den unbegrenzten Waffen, denn diese bekommt man nicht gerade auf dem Silbertablett präsentiert: Es gibt neben der normalen Handfeuerwaffe noch eine Maschinenpistole, eine Minigun, einen Raketenwerfer und das Messer, die als unbegrenzte Waffen verfügbar sind und dafür muss man das Spiel je nach Waffe auf einem S Rang Standardmodus oder sogar im S+ Rang im Hardcoremodus mehrfach beenden, was echt kein Zuckerschlecken ist.
Es muss wohl nicht weiter ausgeführt werden, dass diese Waffen, die eigentlich nur als Belohnung für besondere spielerische Leistung konzipiert sind, jegliche Herausforderung aus dem Spiel entfernen, sodass wahrscheinlich jeder ohne wirkliche Anstrengung das Ende erreichen kann, was allerdings etwas den Sinn am Spiel vermissen lässt. Wenn man keinerlei Anstrengung haben möchte kann man sich auch ein Lets Play auf Youtube zum Spiel ansehen und geht weit über ein normales DLC und Zeitersparnis hinaus. Wenn es so weiter geht können wir bald zu unserem Spiel einen „Finish Pass“ erwerben, der uns einen Spielstand generiert mit dem das Spiel beendet wurde und gleichzeitig alle Trophäen auf einmal freischaltet…
Der aktuellste Ableger der Resident Evil-Reihe ist dabei im Übrigen kein Einzelfall, denn Etwas ähnliches gibt es auch bei dem anderen aktuellen Capcom Spiel „Devil May Cry 5“ unter dem Titel „In-game Unlock Bundle“ wo explizit damit geworben wird, dass man diese Inhalte auch selbst freischalten kann, aber hier quasi die „Abkürzung“ und die Items bekommt, indem man dafür bezahlt.

Wie seht ihr das? Habt ihr den DLC bereits? Werdet ihr ihn euch holen? Glaubt ihr, dass es einen Markt dafür gibt und dass es sich eventuell um eine Entwicklung handeln könnte, die wir zukünftig öfters sehen könnten? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
NB@16.04.2019
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