Wie in meinem Review zu dem Guilty Pleasure „Corpse Killer“ angekündigt, gibt es neben dem eben erwähnten und „Night Trap“ auch noch ein drittes FMV-Spiel aus der Mega CD-Bibliothek als re-Release: „Double Switch“, das ebenfalls in einer überarbeiteten Version zum 25. Jubiläum des Spiels herausgebracht wurde. Das Spiel wurde ursprünglich 1994 und damit knapp ein Jahr nach „Night Trap“ ebenfalls von Digital Pictures herausgebracht und zieht sehr viel Inspiration vom Erstling, was die Produktion und das Spielprinzip angeht und hat sogar ein paar namhafte Stars verpflichtet. So treten unter anderem in den Hauptrollen Teenie-Idol Corey Haim, Blondie-Frontfrau Debbie Harry und in einer Nebenrolle der „Full Metal Jacket“-Drill Sergeant R. Lee Ermey auf. Wir erleben das Geschehen über das Sicherheitssystems eines modernen Gebäudes, das einige Geheimnisse bereithält. So gibt es mehrere parallel laufenden Handlungen, die zwar grob miteinander verbunden, aber insgesamt weniger miteinander zu tun haben, als die Handlung von ,“Night Trap“, wo es im Grunde nur einen relevanten Hauptplot, um eine Familie von Vampiren gab, die eine Gruppe von Teenagern in ihre Gewalt bekommen.
Bei „Double Switch“ gibt es zwar auch einen Hauptplot, aber zusätzlich noch mehrere Nebenplots, deren Tragweite erst im Spielverlauf und durch die Interaktion des Spielers komplett entwirrt wird. So beginnt die Geschichte mit Corey Haim, alias Eddie, dem Besitzer des Hauses, der uns Zugriff auf die ihm Haus verteilten Kameras und Fallen verschafft, zwischen denen wir hin- und her schalten können. Dann gibt es Alex, alias Debbie Harry, die von mysteriösen Männern durch das Haus gejagt wird, den verschrobenen Hausmeister, der einer Verschwörung auf der Spur ist, sowie viele unterschiedliche merkwürdige Gäste und eine große Anzahl von unterschiedlichen eindringlichen, die es sowohl auf die Bewohner, wie auch den Zugang zur Sicherheitszentrale abgesehen haben. Als dann auch noch eine Gruppe von Mafiosos im Haus eintrifft und eine unbekannte Person einen Mord begeht, ist das Chaos perfekt und wir müssen versuchen die Gangster zur Strecke zu bringen, den Mörder zu enttarnen und die Bewohner zu retten…
Wir schalten dafür zwischen den unterschiedlichen Kameras des Gebäudes hin- und her und müssen versuchen so viele böse Buben, wie möglich dingfest zu machen. Das geschieht wie bei „Night Trap“ durch den Einsatz von Fällen, entwickelt das System aber insoweit weiter, dass es pro Raum nun mehrere Fällen gibt, die wir erst aktivieren und im richtigen Moment auslösen müssen, was in vielen Fällen allerdings leichter gesagt, als getan ist. So wird eine Falle erst durch mehrfaches Aktivieren „scharf gemacht“ und kann erst danach aktiviert werden. Der Strom, der dafür verwendet wird ist endlich und so können wir nicht gleichzeitig mehrere Falle aktivieren, damit wir gegebenenfalls die richtige auslösen können, sondern müssen taktischer vorgehen und versuchen vorauszusehen, welche Falle gebraucht wird, damit wir den Stromkreis nicht überlasten, der dann alle Fallen zurücksetzt. Und als wäre das noch nicht kompliziert genug, so gibt müssen wir auch noch die Augen nach zufallsbedingten Zahlencodes und Gangstern, die sich an den Sicherungen des Gebäudes zu schaffen machen offen halten, denn gerade letzteres führt zum sofortigen Game Over.
Entgegen „Night Trap“ hängen auch nicht alle Ereignisse an einem Timer, sondern es gibt zusätzlich Zufalls-generierte, wir können also nicht einfach einer Liste mit Timecodes folgen, sondern sind gezwungen das Spiel wieder und wieder zu spielen, um mit der Zeit besser zu werden. Das kann gerade anfangs zu Frustmomenten führen, wenn man es noch nicht Mal über den Anfang hinaus schafft, denn zugegebenermaßen fängt das Spiel erst richtig an, nachdem man Eddie gefreut hat und der erste Mord geschieht… – Allerdings versteckt sich hinter dem recht strikten Timing, den zufallsbedingten Ereignissen und möglichen Insta-Fails sehr viel mehr Spiel, als noch bei „Night Trap“, das man in weniger als 20 Minuten beenden kann. So etwas ist bei „Double Switch“ nicht möglich und die Spielzeit ist zumindest in der Theorie mehr als doppelt so lange und bietet an fixen Stellen in der Geschichte dankenswerterweise Speicherpunkte.
Entgegen der Originalversion hat das Spiel ein Upgrade erfahren und die stark komprimierten Videosequenzen erscheinen nun in der bestmöglichen Qualität, die entsprechend des Alters zwar nicht mit aktuellen Produktionen vergleichbar, aber auf gutem VHS-Niveau ist. Die unterschiedlichen Kameras verfügen nun über eine Thumbnail-Vorschau, sodass wir sehen wann und wo sich etwas tut, ohne dass wir ziellos von Kamera zu Kamera schalten müssen. Puristen haben allerdings auch die Option die Modernisierung teilweise rückgängig zu machen und zum Beispiel die Thumbnails auf statische Bilder zurückzusetzen. Darüber hinaus ist die Neuauflage mit jeder Menge Bonusmaterial, wie Making of, Deleted Scenes, Timesheets, und vielem mehr. Zusätzlich kann man sich auch alle Filmszenen aus dem Spiel im Theater-Mode unabhängig des Timelimits ansehen, sofern man sie bereits freigeschaltet hat.
Insgesamt hatte ich dem Spiel, das ich bei seiner ursprünglichen Veröffentlichung in den 90ern verpasst hatte, obwohl ich schon immer ein Fan von Corey Haim war, eine Menge Spaß. Es ist zwar etwas anspruchsvoller und auf den ersten Blick etwas ernster als „Night Trap“, doch hat dennoch eine ganze Menge zu bieten, wenn man sich darauf einlässt. Bei dieser Liebe zum Detail bei den Wiederveröffentlichungen des Mega CD-Backlogs von Digital Pictures hoffe ich wirklich, dass Screaming Villains sich auch noch weiteren der Spiele annimmt und sie auf modernen Plattformen herausbringt. Hierzulande ist das Spiel, obwohl im Ausland auf PS4 und Switch erhältlich, nur auf Steam gelistet, wo das Spiel aber momentan (bis Anfang Januar und ebenso wie die anderen FMV-Spiele) um satte 75% heruntergesetzt ist.
Entwickler: Screaming Villains
Publisher: Screaming Villains
Erhältlich auf: PC, PS4, Nintendo Switch
NB@26.12.2019
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Was ist denn fmv?
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Steht für „Full Motion Video“, also mit echten Schauspielen gedreht Abschnitte, wie aus nem Film 😉
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