Als 2016 das Reboot der damals leicht angestaubten Doom-Reihe erschien hätte niemand ahnen können wie gut das Spiel werden würde. Es konzentrierte sich auf das, was die Fans an der Reihe am meisten schätzten: Schnelle Action, übertriebene Brutalität, eine Präsentation mit Augenzwinkern und eine Ästhetik, die zweifelsfrei von 80er Jahre Heavy Metal-Plattencovern stammen könnte. Doch allein daraus wird noch kein gutes Spiel, wie man unter anderem bei „Agony“ gemerkt hat, das nach wie vor eines der schlechtesten Spiele der letzten Jahre ist. Und dennoch hat Entwickler id Software es geschafft und mit „Doom (2016)“ einen der besten Shooter der Konsolengeneration abgeliefert. Die Frage, die sich allerdings mit der aktuell erschienenen Fortsetzung aufdrängt, ist ob dieser Glücksgriff nochmal gelingt. – Um das herauszufinden habe ich mir das Spiel, das mir freundlicherweise kostenfrei von Publisher Bethesda zur Verfügung gestellt wurde, genau angesehen. Einen Einfluss auf mein Review hat dieser Umstand selbstverständlich nicht.

Der leichteste Weg wäre wahrscheinlich der gewesen, den id Software 1994 mit „Doom II: Hell in Earth“ gegangen ist: „More of the Same“ mit nahezu identischer Mechanik und mehr Levels. Anders aber verhält es sich mit „Doom Eternal“, denn damit haben die Entwickler auf den vorhandenen Stärken aufgesetzt und gleichzeitig einige neue Features gegenüber dem direkten Vorgänger implementiert, die dafür sorgen, dass die Reihe auch weiterhin relevant bleibt.

Bevor wir uns detailliert mit diesen Mechaniken beschäftigen ein paar Informationen zur Geschichte an sich. Denn auch wenn die Story direkt an den 2016er Teil anknüpft, sind keinerlei Vorkenntnisse notwendig und erlauben auch einen Einstieg für Neulinge. Der Namenlose Doom Guy kehrt nach seinem erbitterten Kampf in der Hölle am Ende des letzten Teils in unsere Welt zurück und muss feststellen, dass einiges an Zeit vergangen ist und die Menschheit in seiner Abwesenheit den Kampf verloren hat. Die Erde liegt in Trümmern und Milliarden haben dabei ihr Leben gelassen, doch jetzt geht es wieder voran, denn der Doom Guy wird’s schon richten… – Und besonders schön ist dabei, dass id andere Wege geht, als andere Fortsetzungen, wo der Protagonist von seinen Fähigkeiten her wieder bei null anfangen muss. Der Doom Guy steht aber über solchen Konventionen und so beherrscht er schön alle Fähigkeiten des Vorgängers, wie den Doppelsprung oder das „taktische Abtrennen von Gliedmaßen“ per Kettensäge.

Perfekte Ausgangspunkte also, um sich auf die Jagd nach den drei Höllenpriestern zu machen, die die Mächte der Hölle auf Erden anführen. Die Geschichte ist dabei insgesamt präsenter, als im Vorgänger, oder allen Vorgängern bisher und liefert im Spielverlauf sogar einige interessante Hintergrundinformationen zum Doom Guy selbst, die ich selbstverständlich nicht spoilern werde. Aber nur so viel: id hat es mit viel Fingerspitzengefühl geschafft eine plausible und überaus spannende Geschichte zu kreieren, die sogar mehr Verbindungen, als „nur“ zum direkten Vorgänger schafft und danach trotzdem in sich schlüssig ist.

Mehr kann ich an dieser Stelle allerdings nicht sagen, ohne Zuviel vorweg zu nehmen weswegen wir damit zu den Neuerungen kommen, die „Doom Eternal“ mit sich bringt. Wobei man allerdings anmerken muss, dass einige Neuerungen nur im Vergleich zum Vorgänger, jedoch nicht in Relation zur Reihe an sich, neu sind. Immerhin gehen einige der „neuen“ Mechaniken zurück bis ersten Teil des Spiels aus dem Jahr 1993, womit sich der Kreis wieder schließt. Die wichtigsten Neuerungen sind:
Veränderungen im Pickup und Takedown-System:
Damit die Gefechte nicht zu eintönig werden, gerade wenn wir bereits zum Beginn einen gut ausgestatteten Doom Guy zur Verfügung haben gibt es weniger Energie und Munition in den Levels. Stattdessen verdient man diese durch offensives Gameplay und Takedowns geschwächter Gegner, was zwar gefährlicher ist, aber für auch für mehr Dynamik sorgt.
Linearität:
Setzte das 2016er Spiel noch auf eine recht lineare Ausrichtung und klassische Kampfarenen, öffnet sich „Doom Eternal“ gleich unter mehreren Gesichtspunkten. Die lineare Ausrichtung ist einem eher klassischen Missionsdesign gewichen. Das Spiel verfügt über eine zentrale Hub-Welt, die „Fortress of Doom“, man man zwischen den Missionen frei erkunden. Jedes Level ist wiederum in sich abgeschlossen, wartet mit einer eigenen Identität auf und wird über ein Dimensionsportal betreten und auch wieder verlassen.
Ausrichtung/Fortbewegung:
Sowohl die normale Fortbewegung in den Missionen, sowie auch die Kämpfe laufen vielschichtiger ab. So gibt es nun mehr Plattformer-Abschnitte und horizontale Ausrichtung mit der neuen Fähigkeit an bestimmten Wänden hoch zu klettern oder Stangen an denen man Schwingen kann, was auch teilweise in kleinere Rätsel eingebunden wird. Ähnlich geht es auch in den Kampfarenen zu, denn mit dem neuen Dash und Sprungpads können wir Gegner auch im Sprung, bzw. generell in der Luft angreifen, was komplett neue Möglichkeiten eröffnet.

Um die größeren Neuerungen zu nennen. Darüber hinaus gibt es natürlich auch neue Gegner und Waffen, die teilweise Weiterentwicklungen bekannter Gegner und Waffen und teilweise komplett neu sind. Zusätzlich sind alle Waffen umfassend mit Add-Ons Erweiterbar, die für frei-wechselbare Sekundärattacken, wie zum Beispiel Eisprojektile mit denen man Gegner einfrieren kann, ausgerüstet werden können. Bei den Gegnern lassen sich einzelne Gliedmaßen oder Rüstungsteile weg schießen, um auf diese Weise deren Schwachstellen auszunutzen oder Stärken zu reduzieren. Die benötigten Upgrades und weitere Sammelobjekte sind in den Levels versteckt, die man jederzeit wiederholen kann, um doch noch Waffen- und Suit-Upgrades zu finden.

Technisch kann sich das Spiel, das auf die hauseigene id Tech 7-Engine setzt, mehr als sehen lassen, besonders wenn man die blitzschnelle Geschwindigkeit der Gefechte berücksichtigt. Natürlich wirkt sich positiv aus, dass durch die Aufteilung in einzelne Levels und Ladebildschirme vor den Levels mit den Ressourcen besser hausgehalten werden kann, doch während meinem Durchspielen könnte ich selbst keine kleinen Slowdowns oder nachladende Texturen finden, was leider eher die Ausnahme ist. Auf den Konsolen läuft „Doom Eternal“ auf allen mit 60fps, wobei das Spiel sowohl PS4 Pro und Xbox One X in 4K mit HDR-Support läuft. Bei den „kleineren“ Konsolen ist bei 1080p Schluss, was sich aber nur im direkten Vergleich von Details wirklich zeigt. Der einzige wirkliche Ausreißer ist meiner Meinung nach Google Stadia wo aus unerfindlichem Grund bei 2160p, hoch skaliert von 1800p, Schluss ist, obwohl im Vorfeld immer von nativen 4K die Rede war.

Auch wenn die Kampagne mit ihren 18-20 Stunden, was sich natürlich je nach Erkundung der Levels und der Höhe des gewählten Schwierigkeitsgrad noch etwas beeinflussen lässt, eine wirklich solide Länge aufweist, muss nachdem der Abspann über den Bildschirm geflimmert ist nicht Schluss mit „Doom Eternal“ sein. Denn es gibt da noch einen ziemlich interessanten Multiplayer-Modus. Der sogenannte „Battle Modus“ bricht mit Genre-Konventionen und bietet entgegen klassischer Modi wie Deathmatch und Co. einen neuen asynchronen Ansatz für spannende PvP-Gefechte. Dabei treten 3 Spieler gegeneinander an, bei dem ein Spieler den Doom Guy und zwei Spieler eine Übermacht an Monstern durch insgesamt 5 Runden-Matches steuern. Besonders interessant ist dabei auch mal die gegnerische Seite hautnah zu erleben.

Insgesamt muss man festhalten, dass „Doom Eternal“ seinen Vorgänger in allen Belangen übertrifft: Größer, besser und insgesamt in sich runder. Das klassische Missionsdesign erlaubt sehr viel differenziertere Levels und längere Levels, die sich architektonisch stark voneinander abheben. So kämpfen wir nicht nur auf dem Mars und in der Hölle, sondern auch auf der Erde, einer vereisten Bergfestung oder sogar der Doom-Version des Himmels. Auch in Punkto spielerischer Freiheit, Personalisierung von Waffen und Kampfanzug zieht man alle Register und damit ist das Spiel das man sich als Nachfolger erhofft hat und ich bin persönlich sehr gespannt, was id Software an Updates im Rahmen des Year-1-Pass geplant hat.

Entwickler: id Software
Publisher: Bethesda
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One, Stadia
NB@27.03.2020
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