Auch wenn man sich als erwachsener meist mit freudigen Erinnerung an die eigene Schulzeit zurückerinnert, so geht das zweifelsfrei nicht jedem so. Und gibt es bestimmt den ein oder anderen, für den die Schulzeit die „Hölle“ gewesen, bzw. als solche wahrgenommen sein könnte. Und in dem aktuellen Horrorspiel „What Happened“, das mir dankenswerter Weise vom Publisher zu Reviewzwecken zur Verfügung gestellt wurde, wird diese meist irrationale Wahrnehmung zur realen Gefahr im Kopf des Protagonisten.

Das Thema wurde zwar schon in vielen Filmen, oder auch Serien, wie „13 Reasons why“, bzw. dem Buch, auf dem die Serie basiert thematisiert, doch in Spielen ist dieser schwere Komplex eher eine Ausnahme und wird wenn dann eher oberflächlich betrachtet. Das ändert sich aber bei „What Happened“, denn das Spiel setzt Trauer, Depressionen, Betrug und allgemein Angstzustände, sowie suizidale Gedanken in das Zentrum der Geschichte, was sich in einer innere Zerrissenheit des Hauptcharakters mit dieser verzerrten Wahrnehmung der Spielwelt wiederspiegelt.
Unser Hauptcharakter Stiles hat alles verloren, was ihm in seinem Leben Halt gegeben hat. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters hat er den Boden unter den Füßen verloren. Seine Freundin hat ihn mit seinem besten Freund betrogen und er hat keine wirkliche Bezugsperson mehr. Er hat sich daher immer mehr von seinen Freunden und seiner Mutter entfernt und seine kompletten außerschulischen Aktivitäten dauerhaft ausgesetzt. Stattdessen verbringt er die Hauptzeit in der Schule versteckt in einer Kabine im Waschraum, wo er Acid nimmt, um mit dem Schmerz klarzukommen. Doch während wir uns durch die schier endlosen Hallen der Schule bewegen finden wir uns immer mehr in einer Alptraumwelt wieder, wenn sich Gänge plötzlich unerklärlich in die Länge ziehen, Schatten bedrohlicher werden und das ominöse Gefühl verfolgt zu werden immer deutlicher wird.

Die Geschichte entwickelt sich dabei anfangs noch recht langsam und ohne konkretes Ziel, was zum ein oder anderen wirren herumlaufen durch die verfügbaren Räume führt, bis wir eine Tür finden, die uns weiter lässt, doch wartet im weiteren Verlauf durch einige interessante Wendungen und Hintergründen auf, die das Geschehene ich einen entsprechenden Kontext rücken und dadurch mehr Tiefe verleihen.

Von einem spielerischen Standpunkt ist Gameplay eher unspektakulär und gleicht, wie „Those who remain“ hauptsächlich einem „Walking Simulator“. Wir gehen oder rennen durch die Gänge und kommen immer wieder an verschlossene Türen oder andere Hindernisse und müssen in Adventure-Manier eine Lösung, oder einen Ausweg finden, was uns in den meisten Fällen von Raum zu Raum führt, eine Schublade nach der anderen öffnen lässt, bis wir irgendwann einen Schlüssel oder ähnliches finden und das größte Problem ist dabei, dass wir in einigen Fällen nicht genau wissen, was wir eigentlich suchen, was sich leider mit einigen technischen Problemen paart, wenn aus unerfindlichem Grund an manchen Stellen die Kontextsensitive Aktion nicht angezeigt wurde. Das ließ sich zwar durch einen Neustart beheben, doch man muss natürlich erst einmal darauf kommen, dass eine Aktion nicht angezeigt wird. Vom Inszenatorischen und optischen Standpunkt zieht das Spiel allerdings alle Register. Nicht nur kann sich die Grafik wirklich sehen lassen, sondern auch die Setpieces wirken sehr durchdacht und sorgsam arrangiert. Besonders stechen dabei die „Unterwasser-Sequenzen“ heraus, wo wir uns plötzlich unter Wasser wieder finden und von einem Hai gejagt werden, was so abwegig es erst klingt, im Kontext des Spiels sogar einen Sinn ergibt und gleichzeitig zu einigen der erschreckendsten Szenen aus dem Spiel führt.

Besonders von der Geschichte her überzeugt das Spiel und (interne) Gespräche von Stiles und seinem inneren ich, genannt „Mind“, offenbaren tiefe Einblicke in die gebrochene Seele des jungen Mannes und hat mich stellenweise an „Life is Strange“ und „Gylt“ erinnert, die ebenfalls das Leben an amerikanischen High Schools und stellenweise Depressionen thematisiert haben, auch wenn die Spiele an sich selbstverständlich komplett anders sind. Einzig die bereits erwähnten Bugs und die insgesamt etwas kurze Spielzeit von um die 4 Stunden trüben das Gesamtbild meiner Meinung nach etwas. Weiter hätten dem Spiel ein paar mehr Standorte gut getan, denn wir bewegen uns im Grunde immer durch die gleichen Korridore, die jedes Mal zwar leicht optisch verändert wurden, aber in Gänze eben dennoch die gleichen Korridore bleiben, in denen sich die Handlung. Dennoch kann ich das Spiel mit einigen Abstrichen durchaus empfehlen, wenn man ein Horrorspiel abseits der Masse mit einer wirklich interessanten Geschichte sucht.
Entwickler: Genius Slackers
Publisher: Katnappe
Erhältlich auf: PC
NB@05.08.2020
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