Shantae’s zweites Outing war eine etwas merkwürdige Veröffentlichung, denn das Spiel erschien 2002 noch auf dem GameBoy Color, obwohl dessen Nachfolger, der GameBoy Advance bereits ein Jahr auf dem Markt war. In Folge dieses Umstandes hat sich das Spiel miserabel verkauft und hätte fast der Todesstoß für die Reihe sein können, hätten die Entwickler es nicht mit Hingabe und Wieder-veröffentlichungen im Nachhinein zu einem Kulthit avancieren können. – Und so findet man das Spiel heute in unterschiedlichen Versionen auf diversen Plattformen und findet nun in der „Director’s Cut“-Version Einzug auf der Nintendo Switch. Ob das Spiel auch in 2020 noch überzeugen kann und was das Spiel bietet, durfte ich mir in einer Review-Version ansehen, die dankenswerterweise vom Publisher überlassen wurde, was aber selbstverständlich keinen Einfluss auf meine Bewertung hat.

Gerade im Direktvergleich zum letztjährigen „Shantae and the Seven Sirens“ sieht man dem Spiel, das ursprünglich von 2002 stammt und somit schlappe 18 Jahre auf dem Buckel hat, natürlich an, dass es nicht mehr ganz Tau frisch ist. So ist die Grafik bei beiden Spielen zwar Comichaft und bunt, doch unterscheidet sich in der Detailtiefe und ist sehr viel grob-pixeliger, was einige Spieler durchaus abschrecken könnte. Dabei muss man natürlich berücksichtigen, dass das Spiel ursprünglich für einen kleinen Display konzipiert war und daher auf modernen Großbildschirmen noch etwas gröber aussehen kann. Insofern hat die Switch auf jeden Fall rein optisch einen Vorteil, da man das Spiel auch im Handheld-Modus spielen kann, was der ursprünglichen Vision am nächsten kommt.

Vom Spielprinzip ist an sich alles beim Alten: Wir Steuern Shantae, die junge halb-Djinn durch ein abgedrehtes Abenteuer im Metroidvania-Gewand. Wir erkunden also eine große offene Spielwelt und werden in unserem Fortschritt durch unsere Fähigkeiten begrenzt, die aber durch die natürliche Progression durch das Spiel ständig anwachsen und es uns dadurch erlauben nach und nach neue Bereiche und Dungeons in der Spielwelt freizuschalten. Anfangs hat Shantae dabei nur einen recht schwachen Angriff mit ihrem Pferdeschwanz im Gepäck. Mit dem Spielfortschritt schalten wir aber zusätzliche Zauber und Transformationen frei, die es uns erlauben unterschiedliche Tierformen anzunehmen, die uns neben der Formveränderung auch unterschiedliche Fähigkeiten verschaffen.

Die Geschichte ist zwar eher Mittel zum Zweck und ist obendrein auch nach heutigen Gesichtspunkten eher simpel gehalten, doch bietet dennoch genug Motivation: Während der jährlichen Relic Hunters Expo zeigt Shantae’s Onkel exklusiv seinen neuesten Fund, der zwar als alte Öllampe eher unscheinbar wirkt, aber dennoch die Aufmerksamkeit von niemand geringerem als Risky Boots geweckt hat, die die Lampe stiehlt. Shantae versucht das zwar zu verhindern, verliert aber den Kampf und wird in Folge dessen als Beschützerin gefeuert. Das kann sie selbstverständlich nicht auf sich sitzen lassen und begibt sich ins Abenteuer…

Wie man es mittlerweile vom Genre kennt beinhaltet das Gameplay dabei neben der freien Erkundung auch Backtracking und respawnende Gegner. Erst neue Fähigkeiten öffnen die Spielwelt weiter und erlauben uns auch Abkürzungen offenzulegen, die das Backtracking reduzieren. Zusätzlich gibt es regelmäßig Speicher- und Schnellreisepunkte. Entgegen modernerer Vertreter des Genres gibt es aber insgesamt mehr Plattforming und auch das ein oder andere Rätsel, das es zu überwinden gilt, um weiter zu kommen, was eine willkommene Abwechslung darstellt. Unschön ist hingegen aber, dass das Leveldesign, gerade im Vergleich zum aktuellsten Spiel der Reihe, noch nicht so durchdacht ist und mich an einigen Stellen in vermeintliche Sackgassen führte, da ich an den falschen Stellen suchte. Hier wäre etwas mehr Hilfe wünschenswert gewesen, denn auch wenn es eine grobe Karte gibt, so hilft diese nur selten bis gar nicht und weitere Orientierung fehlt leider. Das hängt größtenteils mit der Anordnung der Spielwelt zusammen, denn obwohl das Spiel ein klassischer 2D Sidescroller ist, sind die Bereiche nicht nur nebeneinander, sondern auch voreinander angesiedelt, was etwas konfus sein.

Das mag zwar ein durchaus ein valider Kritikpunkt sein, doch wächst sich durchaus mit der Zeit aus, da man die Spielwelt besser kennenlernt und sich spätestens nach ein paar Stunden wirklich gut auskennt. Insgesamt hatte ich nach diesem initialen Startschwierigkeiten dennoch eine Menge Spaß mit dem Spiel, zumal es auf der Switch einfach nur toll und ohne erkennbare Probleme läuft. Die Entwickler haben zweifelsohne nach dem ursprünglichen Release genug Durchhaltevermögen bewiesen und das Spiel kontinuierlich weiterentwickelt, sodass die „Director’s Cut“-Version mit einigen inhaltlichen Verbesserungen, die besonders beim Speicher- und Schnellreisesystem zum Tragen kommen, die definitive Veröffentlichung des Titels, 18 Jahre nach dem ursprünglichen Release, darstellt. Metroidvania-Freunde und Fans der Reihe sollten den Anfängen der Reihe auf jeden Fall eine Chance geben.
Entwickler: WayForward
Publisher: WayForward
Erhältlich auf: PS4, Xbox One, Nintendo Switch
NB@09.11.2020
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