Nachdem die alten Helden der A-Riege der frühen 3D-Plattformer, wie Crash, Spyro und Sir Daniel Fortesque aus der MediEvil-Reihe entweder stattliche Remakes, oder mit „Crash Bandicoot 4“ sogar einen komplett neuen Teil bekommen haben, ist es nun anscheinend auch Zeit für die B-Riege, denn niemand geringeres als Kao the Kangaroo meldet sich nicht 17 Jahren Abstinenz mit einem neuen Spiel zurück. Ich habe mir das Spiel für euch ganz genau angesehen und sage euch, ob es sich um ein gelungenes Comeback handelt, oder ob man Kao besser in begraben lassen hätte.

Da einigen die Reihe wahrscheinlich nichts sagen wird, da sie zum einen eher zu den obskuren Plattformern mit anthropomorphen Tieren gehört, ein kurzer Blick zurück: Die Reihe startete im Jahr 2000 und erschien hauptsächlich auf dem PC, denn von drei Hauptteilen bekam nur die ersten beiden Ports auf andere Plattformen, wobei der erste nur auf den GBA und den Dreamcast portiert wurde und nur der zweite mit Versionen für PS2, GameCube und die erste Xbox einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurde. Aus diesem Grund handelt es sich beim neuen Teil auch um kein klassisches Remake, wie es ja bei den A-Riege-Plattformern der Fall war, sondern ein Reboot mit moderner Technik und ist laut Aussage der Entwickler eine „komplette Neuinterpretation des Charakters“. Es werden somit auch keinerlei Vorkenntnisse vorausgesetzt.

Entwickelt wurde das Spiel, wie auch alle anderen Teile der Reihe, vom polnischen Entwicklerstudio Tate Multimedia, die neben der Kao-Reihe unter anderem auch die Entwickler der Urban Trial Freestyle-Reihe und dem Geheimtipp „Steel Rats“ sind. Ursprünglich hatten die Entwickler gar nicht vor Kao zurückzubringen, sondern hatten ursprünglich 2019 nur den zweiten Teil auf Steam wieder veröffentlicht. Doch da sich dieser immens gut verkaufte und gleichzeitig das Hashtag #BringKaoBack auf Twitter trendete, entschloss man sich für diesen Schritt, der nun knappe drei Jahre später in der Veröffentlichung mündete.

Kao, ein Känguru ist unser titelgebender Protagonist. Als seine Schwester verschwindet begibt er sich auf eine gefährliche Reise, die gleichzeitig auch alte Wunden zum mysteriösen Verschwinden seines Vaters Jahre zuvor wieder aufreißt und ihn sogar dazu zwingt die „verfluchten Boxhandschuhe“ anzulegen, die der eben erwähnte damals zurückgelassen hatte. Doch all der Warnungen zum Trotz braucht Kao ihre Macht, um den düsteren Bedrohungen gewachsen zu sein, die sich ihm auf seiner Reise in den Weg stellen… – Auch wenn die Prämisse damit mit Sicherheit keinen Preis für Originalität gewinnt, so wird sie dennoch glaubhaft erzählt und wartet im Verlauf sogar mit einigen interessanten Wendungen und Entwicklungen auf. Erzählt wird das in teilweise recht ausufernden Zwischensequenzen mit überraschend gutem Voiceacting, was ich von einem eher kleinen Titel gar nicht erwartet hatte, denn besonders die alten Teile der Reihe wirkten in diesen Belangen milde gesagt etwas hölzern.

In Sachen Gameplay orientiert sich das Spiel stark an der Konkurrenz und könnte fast ein Klon von Crash, oder auch Banjo sein. Die bestimmenden Spielelemente sind zum einen das Plattforming und zum anderen der Kampf. Und auch wenn das Plattforming nichts besonderes ist, was allerdings keineswegs negativ klingen soll, so hebt sich das Kampfsystem von der Konkurrenz ab, beginnt zwar recht simpel, wird aber fortschreitendem Spiel immer vielschichtiger. Das spiegelt sich auch in den weitläufigen Levels wieder, in denen wir immer wieder auf kleinere Arenen treffen, wo sich uns Gegner in den Weg stellen, bevor wir weiter können. Zusätzlich empfiehlt es sich auch abseits des Hauptpfades die Augen offen zu halten, denn es finden sich in den Levels eine riesige Menge Sammelobjekte, die entweder als Währung im Shop fungieren, oder unsere Fähigkeiten dauerhaft verbessern können.

Einen immensen Schritt vorwärts hat das optische Erscheinungsbild des Spiels gemacht, denn zugegebenermaßen waren die alten Teile der Reihe eher als zweckmäßig anzusehen. Doch „Kao the Kangaroo“ ist ein echt schickes Spiel geworden, sowohl was Levels, aber auch die Charaktermodelle angeht. Natürlich findet man auch jede Menge Genre-Standards, wie Dschungel, Strand, oder auch Lava-Höhlen, aber die Liebe zum Detail und die bunte Farbpalette hinterlassen ein gutes Gefühl beim Spielen. Besonders schön fand ich den Einsatz von einer frei begehbaren Hub-Welt, entgehen einer simplen Landkarte, wie es beispielsweise bei Crash der Fall ist. In der Hub-Welt gibt es ebenfalls viel Verstecktes und man kann sich sogar mit NPCs unterhalten, die die Welt damit lebendiger erscheinen lassen. Was die unterschiedlichen Versionen des Spiels angeht: Es scheint dabei abseits von etwas höheren Auflösungen und schnelleren Ladezeiten keinen Unterschied zwischen der Current- und Last-Gen zu geben. Es entgeht einem also nichts, wenn man zu einer bestimmten Version des Spiels greift.

Insgesamt ist „Kao the Kangaroo“ eine wirklich unterhaltsame Alternative zu den Genre-Größen und im direkten Vergleich auch viel näher dran, als noch vor fast zwanzig Jahren. Die Entwickler haben unter Verwendung der Unreal Engine 4 ein kurzweiliges Abenteuer abgeliefert, das auch technisch auf der Höhe der Zeit ist. Freunde klassischer 3D-Plattformer kommen mit Kao auf jeden Fall auf ihre Kosten, unabhängig davon, ob man vorher mit dem Charakter schon vertraut war, oder nicht.
Entwickler: Tate Multimedia
Publisher: Tate Multimedia
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
NB@07.07.2022
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