Ich bin ein absoluter Fan sowohl von Telltale und insbesondere ihrem narrativen Adventure im Borderlands-Universum, „Tales from the Borderlands“. Aus diesem Grund war ich total begeistert, als ich gehört habe, dass es eine Fortsetzung geben soll, die zwar nicht mehr von Telltale stammt, immerhin ist das Schicksal des Entwicklers bereits ausführlich thematisiert worden, sondern von Gearbox Software stammt, aber vom Look und Feel stimmig zum ersten Teil passt.

Und das ist keineswegs von der Hand zu weisen, denn auch wenn Gearbox auf eine eigene Engine setzt, hat man es geschafft alle Bereiche des ersten Teils stimmig aufzugreifen und sogar weiterzuentwickeln, denn so sind die Animationen aufwendiger, die Details zahlreicher und Probleme mit der Performance, wie es teilweise beim Erstling der Fall war, gibt es auch nicht. Ebenfalls beibehalten hat man die Aufteilung in fünf einzelne Episoden, die jeweils zwei bis drei Stunden umfassen und somit auch für kürzere Spielesessions geeignet sind. Neben der bewährten Abwechslung zwischen Szenen, in denen wir lediglich einzelne Aktionen, oder Gespräche per Auswahl steuern, gibt es auch kleinere Bereiche, die wir frei erkunden können, gibt es zusätzlich auch ein paar unterhaltsame Minigames, die man ins Spiel implementiert hat, die größtenteils aber auch übersprungen werden können, wenn man sowas nicht mag.

Wer sich darauf gefreut hat zu erfahren, wie es mit den Abenteuern von Rhys, Fiona, Sasha und Co. weitergeht, der wird allerdings enttäuscht, denn auch wenn das Spiel eine direkte Fortsetzung ist, so tritt Rhys lediglich in einer Nebenrolle, Fiona in einem kurzen Cameo und der Rest gar nicht auf. Fiona wird dabei wie gewohnt von Laura Bailey vertont, aber für Rhys wurde diesmal nicht der herausragende Troy Baker verpflichtet, was den Charakter massiv an Charme beraubt, weswegen ich in diesem Zusammenhang fast froh war, dass er nur einen Charakter aus den hinteren Reihen darstellt.

Im Zentrum der Handlung gibt es stattdessen eine neue Gruppe von Außenseitern um die ehemalige Atlas-Wissenschaftlerin Anu, die Serien-untypisch Gewalt ablehnt, ihren Bruder Octavio, einen möchte gern Gangster mit einer Vorliebe für Tacos, Fran, die Inhaberin eines Frozen Joghurt-Ladens mit massiven Wutproblemen und den Killerroboter LOU13. Der Zufall verstrickt die Gruppe in einen Konflikt mit dem Waffenkonzern Tediore, einem phantastischen Schatz aus einem Vault und führt sie sogar in eine tödliche Version von Die Höhle der Löwen, bzw. des Originals Shark Tank, bei dem die Verlierer es mit echten Haien zu tun bekommen…

Zugegebenermaßen dauert es etwas bis man mit den Charakteren richtig warm wird, da sie anfangs alle nicht gerade sympathisch rüberkommen. Das legt sich allerdings wenn man etwas mehr Zeit mit den Charakteren verbringt, sie miteinander interagieren und die Geschichte in Fahrt kommt, bis es gegen Ende sogar zu einigen wirklich emotionalen Szenen kommt, die ich persönlich nicht erwartet hätte. Neben den Hauptcharakteren gibt es auch ein paar wirklich unterhaltsame wiederkehrende Nebencharaktere, wie die sprechende Waffe Brock, oder den Badass Superfan, der uns immer wieder zum Vaultlander Battle, einem kurzweiligen Kampfspiel mit Miniaturen aus dem Serienuniversum herausfordert, das Spiel aber nicht wirklich beherrscht…

Technisch liefert „New Tales from the Borderlands“ ein echt solides Erlebnis ab, das in keiner Weise mit der schlechten Performance des Erstlings vergleichbar ist. In allen Belangen ist das Spiel eine logische Weiterentwicklung mit moderner Technik. Dabei sind die Versionen von PS4 und PS5 nahezu identisch und der einzig nennenswerte Unterschied sind kürzere Ladezeiten und Direktsprünge auf Aktivitäten bei der PS5-Version. Die Action wird in bekannter Weise von Quick Time Events dominiert, die allerdings ziemlich einfach ausfallen und stellenweise recht rar gesät sind, weswegen sogar vor solchen Sequenzen zunächst eine Warnung erscheint, damit man die Eingaben nicht verpasst. Den Verlauf der der Geschichte bestimmt man wie schon bei Telltale über Multiple Choice-Dialoge, die den Verkauf jedoch meist nur in Nuancen verändern und spätestens in der nächsten Szene wieder zusammenlaufen, was aber nur auffällt, wenn man die Story mehrfach durchspielt.

Insgesamt hatte ich eine wirklich gute Zeit mit dem Spiel und auch wenn es gerade in der ersten Episode ein paar Probleme mit dem Pacing gab, hatte ich gegen Ende des Spiels besonders den liebenswerten Loser Octavio sehr ins Herz geschlossen, da er die größte Charakterentwicklung durchmacht. Lediglich die etwas deplatziert wirkenden Sexwitze, die sich besonders in der vierten Episode häufen, hatten meiner Meinung nach nicht sein müssen und etwas mehr Interaktivität wäre nicht verkehrt gewesen, denn phasenweise vergehen längere Phasen des Spiels ohne, die einfach ablaufen ohne, dass wir eingreifen können. Allerdings ist es schön zu sehen, dass der Funke der Spiele von Telltale, trotz des vorzeitigen Aus für das Studio, unter anderen Entwicklern weiterlebt. Ich würde es begrüßen, wenn wir weitere Spiele dieser Art bekommen würden, zumal man sich auf für New Tales durchaus den Weg für eine Fortsetzung offen hält…
Entwickler: Gearbox Software
Publisher: 2K
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
NB@28.10.2022
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