Als das erste „Gungrave“, damals noch auf der PS2, erschienen ist, hat mir ein Freund so darüber berichtet: „[…] das musst du spielen, da spielt man den dicken Typen, der ’nen Sarg voll mit Waffen mit sich ‚rumträgt und damit alles zu Brei schießt […]“ und zugegebenermaßen bricht diese Beschreibung das Spiel auf seine Essenz herunter. Und so trashig das auch anmuten mag hat das Spiel einen ziemlichen Kult um sich gescharrt, sodass kurze Zeit später nicht nur die erste Fortsetzung „Gungrave Overdose“, sondern auch eine Anime-Fernsehserie erschienen ist, die auf dem Spiel basiert. Und nachdem 2017 ein VR-Ableger auf PSVR erschienen ist, ist nun mit „Gungrave G.O.R.E.“ zum zwanzigjährigen Jubiläum ein neuer Teil auf modernen Konsolen herausgekommen, der ab sofort erhältlich ist.

Ich habe das Spiel bereits einige Zeit vor dem Release erhalten und konnte mir bereits ein ausführliches Bild davon machen. Und eins vorweg, die simplifizierte Beschreibung, die mein Freund vor zwanzig Jahren gegeben hat, stimmt noch immer. Doch kann das Spiel damit auch 2022 noch überzeugen, immerhin hat sich das Spielerverhalten und die Spielelandschaft in dieser Zeit massiv gewandelt…

Das Spiel springt ohne große Umschweife ins Geschehen und wer mit der Hintergrundgeschichte nicht vertraut ist wird mitunter etwas abgehängt, da das Spiel sich dafür kaum Zeit nimmt. Das wichtigste ist dabei aber dass Seed, bestehend aus dem titelgebenden Grave und seiner Kumpanin Mika hinter dem Ravenclan, dem Äquivalent einer Privatarmee aus James Bond-Filmen, her sind. Mehr braucht man im Grunde nicht, denn eindeutig steht die Action im Vordergrund.

Und in dieser Beziehung liefert das Spiel eine ganze Menge, denn Grave macht keine Kompromisse und es gibt nahezu keine Verschnaufpause für den Spieler, was in diesem Zusammenhang aber eindeutig positiv zu werten ist. Dabei handelt es sich aber keineswegs um dumpfes Dauerfeuer, sondern Grave hat eindeutig dazugelernt und das Kampfsystem ist überraschend vielfältig. Die Entwickler haben sich in dieser Beziehung vermutlich von Devil May Cry, oder Bayonetta inspirieren lassen, denn die Kämpfe gehen durch die Kombination aus Nah- und Fernkampf zu großen Kombo-Ketten in die ähnliche Richtung.

Unser Kombo-Zähler, hier „Beat Count“ genannt, motiviert ungemein, was zusätzlich daran liegt, dass die Kämpfe so dermaßen viel Spaß machen, besonders wenn man nahtlos von einem Move in den anderen wechselt. Neben klassischen Schüssen kann der Grave mit dem Sarg, den er auf dem Rücken trägt, kraftvoll zuschlagen und sogar Raketen damit zurück schmettern, beherrscht Ausweichrollen in alle Richtungen und kann während dem Sprung sogar noch á la May Payne weiterschießen. Sind Gegner geschwächt kann er unterschiedliche brutale Exekutionen initiieren, oder ultimative Finisher durchführen, die dann besonders over the Top sind. Die Bosse, die uns am Ende eines jeden Kapitels erwarten tun dazu noch ihr Übriges, denn diese setzen nicht nur in Sachen Coolness, sondern auch in Abwechslung einen drauf.

Insgesamt ist „Gungrave G.O.R.E.“ wirklich ein schickes Game geworden, das sich zu keiner Zeit ernst nimmt und daraus auch keinen Hehl macht. Wer Anspruch sucht ist beim Spiel eindeutig falsch, aber solche Spiele sucht man heutzutage oft vergebens. Daher ist es umso schöner, dass wir mit so wenig Abstand nicht nur ein neues No more Heroes, sondern eben auch Gungrave bekommen, ein Trend der für mich gerne etwas anhalten kann.
Entwickler: Iggymob Co., Ltd.
Publisher: Prime Matter
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S
NB@23.11.2022
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