Die Erinnerung kann trügerisch sein, denn ich hatte wirklich positive Erinnerungen an „Shockman“, ein Spiel mit Anleihen bei „Megaman X“ und anderen Run and Gun-Spielen, das ursprünglich nur auf dem TurboGrafx 16 erschienen ist und dann irgendwann seinen Weg auf die Wii Virtual Console gefunden hat, wo damals wirklich viele alte Perlen veröffentlicht wurden. So habe ich mich sehr auf die Veröffentlichung von „Cyper Citizen Shockman“ gefreut, davon ausgehend es würde sich um das gleiche Spiel handeln, doch das ist leider nicht der Fall.

Doch die Verwechslung kommt nicht von ungefähr, denn Titel und Artwork sehen nahezu identisch aus, was daran liegt, dass es sich um zwei Spiele des gleichen Franchise handelt. Doch was wir auf dem TurboGrafx und der Virtual Console bekommen haben ist nicht das gleiche Spiel, das nun auf moderne Konsolen portiert wurde. Denn „Shockman“ basiert auf dem japanischen „Shubibinman 2“, ursprünglich aus dem Jahr 1991 und „Cyber Citizen Shockman“ ist eine Umsetzung des ersten Teils von 1989, den man (bewusst?) nie in den Westen gebracht hat.

Und leider drängt sich der Verdacht, dass es sich um eine bewusste Entscheidung handelt direkt auf, wenn man das Spiel startet. Denn ich bezweifele wirklich, dass jemand wirklich auf eine westliche Version dieses Spiels gewartet hat. Ähnlich wie viele frühe Famicom-Spiele, die auf Grund qualitativer Bedenken nie in den Westen gebracht wurden, ist auch das erste Shubibinman nicht besonders gut. In der Tradition vieler früher Spiele gibt es nur eine Handvoll Level, ständig wiederholende Bosse und einen brachialen Schwierigkeitsgrad, der über die kurze Spielzeit hinwegtäuschen soll.

Dabei ist das Spiel an sich nicht gänzlich ohne Potential: Das Spiel verfügt über eine Oberwelt-Karte und es liegt an uns als Spieler den Weg (und die Levels) zu wählen, die wir auf dem Weg zum Endboss durchlaufen. Weiter gibt es optionale Power Ups, mit denen wir unseren Charakter verbessern können und von vornherein gibt es zwei unterschiedliche Charaktere zur Auswahl, die sich unterschiedlich Spielen, wo viele andere Spiele nur auf anders aussehende Reskins zurückgreifen. In den Levels verdienen wir Gold, das zwischen den Levels in den Shop und die Verbesserung investiert werden kann, was eine gewisse Taktik mit sich bringt.

Allerdings wird das Spiel von langweiligen und überaus kurzen Levels, insgesamt nicht besonders ansprechenden Sprites und eine Steuerung aus der Hölle geplagt, die präzises Plattforming, das die Levels dringend erfordern, nahezu unmöglich machen. Ich dachte zunächst, dass sich diesbezüglich beim Portieren ein Fehler eingeschlichen hat und moderne kabellose Steuerung ihr Übriges tut, doch auch das Original steuert sich nicht besser, in dieser Beziehung bleibt man also dem Original treu.

Unser Shockman hat die Laufgeschwindigkeit einer altersschwachen Schnecke, wo hingegen die Tonnen von Gegnern alle auf Crack zu sein scheinen und nur so durch die Gegend flitzen. Alles und jeder will uns an den Kragen und gleichzeitig müssen wir darauf achten die wirklich anspruchsvollen Sprünge zu meistern und das Ende des Levels zu erreichen. Am Ende gilt es einen Boss zu besiegen, wobei die ersten Bosse lediglich schnelles Button Mashing erfordern und erst die späteren Bosse eine wirkliche Taktik erfordern. Bei den Bossen handelt es sich um Roboter, Meshs, oder Fabelwesen, die sich allerdings, ebenso wie die einzelnen Levels, mehrfach wiederholen.

Insgesamt hätte wahrscheinlich niemand aufgeschrien, wenn dieses Spiel in der Versenkung geblieben wäre, aber vielleicht bekommen wir in Zukunft die Fortsetzung, denn die war wirklich ein echt gelungenes Spiel und hat die gröbsten Fehler des Originals hinter sich gelassen. Wo man allerdings nicht meckern kann ist die Überarbeitung des 34 Jahre alten Spiels. Diese hat abermals Shinyuden im Auftrag von Ratalaika Games übernommen, die bereits mit „Avenging Spirit„, „Moto Roader MC„, oder auch meinem persönlichen Highlight „Gynoug“ mehr als solide Arbeit abgeliefert haben. Wir können diverse Anpassungen am Bild vornehmen, können auf Cheats zugreifen, es gibt Save States, sowie eine Vor- und Rückspulfunktion. Zusätzliche Scans von Handbuch und Werbung sind ein nettes Plus für Fans, auch wenn ich es bezweifele, dass es die für diesen Teil der Reihe überhaupt gibt. Über das Spiel kann man dennoch getrost einen Bogen machen, es gibt genug echte Perlen von Damals…
Entwickler: Masaya, Shinyuden
Publisher: NCS, Ratalaika Games
Erhältlich auf: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
NB@01.08.2023
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