Die Retro-Konsole zu der ich heute immer noch am meisten zurückkehre ist das NES, das originale Nintendo Entertainment System, das maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass sich die Branche nach dem berüchtigten Video Game Crash wieder erholt hat und mitunter sogar, dass es heute eine der umsatzstärksten Branchen überhaupt ist. Es gibt heutzutage zwar einige Wege die größten Spiele der Konsole auf anderem Wege, als der ursprünglichen Plattform zu spielen, wenn man beispielsweise an die „Castlevania Anniversary Collection„, die „Disney Afternoon Collection“, das „Double Dragon & Kunio-Kun Retro Brawler Bundle„, oder die NES-Sammlung auf der Nintendo Switch, denkt.

Wer allerdings echte Module spielen möchte, hat weniger Optionen. Neben der Original Hardware, die mittlerweile leidet oft Fehleranfällig ist und sich nur auf Umwegen an modernen Fernsehern anschließen lässt, gibt es auch diverse Nachbauten. Neben High End-Lösungen, wie das „Analogue NT“, gibt es jüngst auch wieder Budget-Alternativen von Hyperkin, zu denen mich immer wieder Fragen erreichen, weswegen wir uns dazu mal zwei aktuelle Modelle ansehen werden und klären, was sie können und was eben nicht: Das „RetroN 1 AV“ und „RetroN 1 HD“, die im Rahmen zwischen 40-80 Euro vertrieben werden und damit nicht nur günstiger als Original Hardware, sondern auch als Multi-Konsolen, wie „Retro-Freak“ und „RetroN 5“ sind.

Den Anfang macht dabei die HD-Variante, erhältlich in schwarz, weiß und grau, wobei die graue Version optisch an das NES angelegt ist. Im Lieferumfang befindet sich neben der Konsole, die von der Grundfläche her kaum großer als ein NES-Modul ist, ein Controller, ein USB-Stromkabel, eine Kurzanleitung, TV-Anschlusskabel, sowie ein Sticker des Herstellers. Interessant ist dabei, dass sowohl ein AV-, wie auch ein HDMI-Kabel beiliegt, da die Konsole beide Anschlussvarianten unterstützt. Ein Steckdosenadapter für das Stromkabel liegt zwar auch bei, aber es handelt sich um einen amerikanischen Stecker, weswegen man einen eigenen Adapter verwenden muss, den heutzutage aber wahrscheinlich jeder x-fach herumliegen hat.

Die Konsole ist optisch recht schlicht gehalten, wirkt aber hochwertig verarbeitet und hat ein gewisses Gewicht, was aber wahrscheinlich von Gewichten im Inneren her rührt. An der Front befinden sich ein Power-, sie ein Reset-Knopf, die beide 1:1 von einem echten NES stammen könnten und zwei Controller-Anschlüsse, die mit 1 und 2 gelabelt sind. An der Unterseite befindet sich ein PAL-NTSC-Umschalter, um das Abspielen aller Regionen zu ermöglichen. An der Rückseite befindet sich der Stromanschluss, Anschlüsse für AV und HD und zusätzlich ein 16:9/4:3-Switch, damit man das Bild wahlweise im gewünschten Format wiedergeben kann.

Der Controller ist optisch, wie auch haptisch nahe am Original. Die Abmessungen sind exakt gleich und die Tasten sind an den identischen Positionen. Neben dezenten farblichen Abweichungen verfügt der Hyperkin-Controller, betitelt als „Cadet“ abgerundete Ecken und Verstärkungen an der Rückseite für die Handflächen. Das sorgt dafür, dass der Controller etwas besser in der Hand liegt als das eher funktionale Original. Wer allerdings möchte kann auch das Original an der Konsole verwenden, die Anschlüsse sind identisch.

Entgegen des ursprünglichen NES ist das Hyperkin-Modell ein Top Loader, also die Module werden von oben eingesteckt. Zum Schutz der Kontakte ist am Einschub ein Staubschutz angebracht, der einfach zur Seite klappt, wenn ein Modul eingeschoben wird. Die Module ragen aus der ziemlichen Konsole ziemlich weit hinaus, sitzen aber dennoch sicher. Die Kompatibilität ist ziemlich gut. Hyperkin betont es wäre die größte auf dem Markt, wirklich nachprüfen lässt sich das allerdings nur bedingt. Ich habe viele Module getestet, Originale, Repros, neue Veröffentlichungen und Multi-Karts und nahezu alles hat ohne Probleme funktioniert. Lediglich spezielle Module mit Zusatzchips, wie zum Beispiel „Castlevania 3“, oder auch der Everdrive funktionieren nicht. Dazu ist die Systemarchitektur wahrscheinlich zu unterschiedlich.

Die Wiedergabe ist sehr solide. Man merkt eindeutig, dass Hyperkin nicht neu in diesem Umfeld ist. Die Spiele sehen echt toll aus und es gibt keine auffälligen Bild-, oder Tonfehler zu vermerken, jegliches Flickern ist bereits im Modul selbst enthalten. Zwar mögen einige Spieler moderne Annehmlichkeiten, wie Filter und Save States vermissen, doch es handelt sich nicht um Software-, sondern um Hardware-Emulation, die ohne UI operiert. Und in dieser Beziehung macht die Konsole ihre Arbeit wirklich super! – Wer echte Module am modernen Fernseher wiedergeben möchte, macht hier nichts falsch. Wer allerdings ROMs abspielen und die Funktionalität eines Emulators sucht, wird hier nicht glücklich.

Schauen wir uns nun mal die AV-Variante an. Neben der Konsole, die noch dezent kleiner als die HD-Variante ist, findet man in der Box einen leicht reduzierten Inhalt. Neben dem identischen Controller, Kurzanleitung, Aufkleber, Strom- und AV-Kabel befindet sich nichts mehr im Karton. Da die Konsole über keinen HDMI-Anschluss verfügt liegt logischerweise auch kein HDMI-Kabel bei, doch einen Steckdosenadapter hätte man ruhig im Lieferumfang belassen können, auch wenn es sich nur um einen amerikanischen Stecker handelte. Die Konsole wird in vielen unterschiedlichen Farbkombinationen vertrieben und ist stellenweise schon für unter 30 Euro erhältlich gewesen, weswegen man wohl ein paar Einschränkungen hinnehmen kann.

Doch bevor wir uns mit den Unterschieden beschäftigen, erst einmal die Gemeinsamkeiten. Der Controller ist absolut identisch und in Folge dessen auch ebenso solide, wie beim HD. Einziger Unterschied ist die Länge des Kabels, das man aus unerfindlichem Grund halbiert hat, denn anstatt 10 Fuss (knapp 3 Meter) ist es nur 5 Fuss (ca. 1,50 Meter) und damit schon verdammt kurz. In Sachen Kompatibilität gibt es keine Unterschiede, alles was auf der HD-Version ohne Probleme lief, läuft auch hier und umgekehrt. Also läuft auch hier nicht jedes Modul und auch kein Everdrive. Interessanterweise spielt die Konsole PAL und NTSC, auch wenn kein Schalter dafür vorhanden ist und regelt das anscheinend intern selbst.

Schauen wir uns aber mal die Konsole genauer an: Der direkte Vergleich mit der HD-Variante zeigt aber, dass es noch mehr Unterschiede gibt. Power und Reset sind nun auf der Oberseite angebracht und die beiden Controller-Ports an der Front lassen sich nur über dezente Punkte als 1 oder 2 identifizieren, die mir erst nach einiger Zeit überhaupt aufgefallen sind. Den Regionen-Umschalter sucht man ebenso vergebens, wie den Bildformat-Switch und weitere Anschlüsse, die über Strom und AV hinausgehen. Damit richtet sich die Konsole eindeutig an Leute, die sie an einer Röhre betreiben wollen und damit eventuell einen defekten Original NES ersetzen möchten.

Und in Sachen Performance kann sie sich durchaus sehen lassen, für die reduzierte Auflösung ist das Bild ziemlich gut und es lassen sich auch hier keine offensichtlichen Fehler erkennen. Man darf natürlich kein glasklares Bild erwarten, das bietet AV nicht, aber das weiß wahrscheinlich jeder. Was allerdings unschön ist, dass das Bild anscheinend anhand des TVs skaliert wird, also bei einem 16:9-Gerät wird das Bild gesteckt und sieht dadurch verzerrt aus.

Insgesamt handelt es sich bei beiden Versionen um solide Geräte, die allerdings ihre spezielle Verwendung haben. Man sollte sich daher nicht nur vom Preis leiten lassen und versuchen die AV-Version mit einem HDMI-Converter laufen zu lassen, das Bild sieht bestenfalls passabel aus. Hingegen sollte man besser die paar Euro mehr in die Hand nehmen und hat stattdessen eine Konsole, die sowohl AV, wie auch HD wiedergeben kann und gleich über weitere Annehmlichkeiten, wie das Einstellen des Bildformats und das längere Kabel verfügt.
Entwickler: Hyperkin
Publisher: Hyperkin
NB@03.08.2023
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.
Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.


Hinterlasse einen Kommentar