Wir haben bereits vor sieben Jahren einmal über das Retron5, die Multi-Konsole aus dem Hause Hyperkin berichtet, die uns zwar Initial durchaus überzeugt hatte, aber hatten mussten es noch innerhalb des ersten Jahres in Benutzung zwei Mal auf Grund eines Defekts austauschen, bis wir der Konsole endgültig den Rücken gekehrt haben. Und damit waren wir nicht alleine, wenn man den Stimmen aus dem Netz glauben schenkt. Doch Hyperkin hat sich der Kritik angenommen und eine neue Version der Konsole veröffentlicht, die jetzt sogar, passend zum Retro-Vibe der Konsole, in der Neon-farbigen „Hyperbeach Limited Edition“ erhältlich ist. Und da ich immer noch vom Konzept der Konsole überzeugt bin, gebe ich ihr nochmal eine Chance…

Das Retron5 ist eine Retrokonsole, die über fünf unterschiedliche Modulschächte verfügt, weswegen man die Nummer 5 im Namen findet, wie es der Hersteller gerne tut, weswegen das Retron1 beispielsweise über nur einen Modulschacht verfügt. Da wir uns in einem Zeitalter befinden, indem die originalen AV-Anschlüsse meist nicht, oder nur auf Umwegen an moderne Fernseher angeschlossen werden können, setzt das Retron5 komplett auf HDMI und emuliert die integrierten Systeme, anstatt sie nativ abzuspielen, gibt das Spiel dafür aber in 720p aus. Diese moderne Verarbeitung bringt neben einem ansprechende User Interface auch jede Menge Einstellungsmöglichkeiten, eine Speicherfunktion, die Möglichkeit Cheats zu verwenden oder gar Sprachpatches mit Übersetzungen für japanische Spiele mit sich. Besonders die letzte Funktion ist super wenn man Statt Unsummen für ein Originalmodul von „Earthbound“ nur um die 20 Euro für ein japanisches Modul von „Mother 2“ investieren möchte.

Dass die Konsole auf Emulation setzt brachte aber zum Release auch eine Kontroverse mit sich, denn die verwendeten Emulatoren und Kerne basierten wohl auf Open Source-Software und müssten für eine kommerzielle Verwendung lizenziert werden, was allerdings nicht stattgefunden hat. Es ist unbekannt, ob man sich im Nachgang geeignet oder eine Nachlizensierung durchgeführt hat, aber da die Konsole bis heute verkauft wird und es keine Hinweise auf Veränderungen der Software gibt, ist davon auszugehen, dass es eine Lösung gegeben hat.

Zwar suggerieren die fünf Slots, dass die Konsole fünf Systeme unterstützt, allerdings kann das Retron5 ganze neun Systeme einlesen, auch wenn dabei auch unterschiedliche Ländervariationen mitgezählt werden:
- Nintendo Entertainment System
- Famicom
- Sega Mega Drive
- Sega Genesis
- Super Nintendo
- Super Famicom
- Gameboy
- Gameboy Color
- Gameboy Advance
Mit einem separat erhältlichen Adapter, der sich in den Sega Mega Drive-, bzw. Sega Genesis-Slot einschieben lässt, werden zusätzlich Sega Master System, Sega Master System Card und Sega Game Gear einlesen. Jedoch schlägt der Adapter mit zusätzlichen 90 Euro zu Buche, was bei einer mit 250 bis 280 Euro teuren Konsole eine nicht unerhebliche Zusatzinvestitionen darstellt.

Doch auch ohne den Adapter bietet die Konsole schon einen ziemlich umfangreichen Umfang an unterstützten Systemen, der lediglich noch vom „Cyber Gadget Retro Freak“ getoppt wurde, aber seit Jahren fast unmöglich zu bekommen ist. Und da der Hersteller nahezu 100% Kompatibilität verspricht habe ich einen Großteil meiner Sammlung ausprobiert, aber dazu etwas später mehr.

Entgegen dem 2017er Modell, das in grau und schwarz erhältlich war, ist das neue Modell in Neonfarben erhältlich. Der Korpus der Konsole ist unverändert und gleiches gilt auch für die unterschiedlichen Ports. Die Neuauflage wäre eine Chance gewesen SD gegen Micro SD, Mini USB gegen USB-C und den Steckdosenadapter gegen USB auszutauschen und den Controller und die Konsole selbst einer Revision zu unterziehen, was aber nicht getan wurde. Was allerdings massiv überarbeitet wurde sind die Modulschächte und der Lieferumfang. Denn neben dem Bluetooth-Controller, der einen etwas zweifelhaften Ruf genießt, liegt zusätzlich ein hauseigener kabelgebundener „Scout“-Controller, der dem SNES-Controller nachempfunden ist, im gleichen Farbschema wie die Konsole bei. Die Konsole bietet weiterhin links und Rechts an der Konsole mittels Schoner abgedeckte Slots für Originalcontroller des Mega Drive, NES und SNES, links für Player 1, rechts für Player 2 und die angeschlossenen Controller können für alle Systeme verwendet werden, weswegen der zusätzlich beiliegende Controller eine wirkliche Alternative darstellt, wenn man mit dem Bluetooth-Controller nicht zurecht kommt.

Die wirklich notwendige Verbesserung betrifft aber die Modulschächte, denn hätte man bei der 2017-Version das Gefühl Modul, Konsole oder beides zu beschädigen, hat sich das immens verbessert. Die Pins der Schächte sind zwar anfänglich immer noch etwas end, aber Nichts im Vergleich zum „Todesgriff“ der alten Version. Und abseits des Sega Mega Drive, bzw. Sega Genesis-Slots lassen sich Module einfach einstecken und wieder entfernen. Einzig beim erwähnten Sega-Slot braucht es etwas Feingefühl das Modul richtig einzustecken, was aber auch an meiner Konsole liegen kann, denn ich habe keine weiteren Berichte über das Problem finden können. Und wirkliche Probleme hatte ich damit auch nicht, es handelt sich eher um eine Auffälligkeit, die ich nicht verschweigen wollte.

Aber kommen wir zu dem, dass euch alle wahrscheinlich am meisten interessiert, die Kompatibilität. Und auch wenn ich die fast 100% nicht verifizieren konnte, gab es dennoch einige Überraschungen dabei. Die Konsole hat 100% meiner originalen Retailspiele für alle enthaltenen Systeme eingelesen und abgespielt, unabhängig des Regionalcodes. Einzig sollte man die Module vorher richtig reinigen, denn das System ist in dieser Beziehung recht genau. Am besten nehmt ihr dazu 99,9% Isopropanol auf einem Q-tip, bitte nicht in die Module pusten, denn die Feuchtigkeit unseres Atems kann die Module langfristig beschädigen.

Was allerdings nicht funktioniert sind Multi-Cardridges, wie sie in Fernost zu Centpreisen verkauft werden, oder Everdrives jeglicher Art, was an sich auch ganz logisch ist, da das Retron5 zum Spielen das ROM von den Modulen sichert, die eben erwähnten Module enthalten aber kein herkömmliches ROM, sondern meist Flash Speicher. Ähnlich sieht es bei einigen Repros und Homebrews aus, je nachdem was der Hersteller dabei verwendet hat. Dabei gibt es aber durchaus Fälle, bei denen ausgewählte Homebrews, wie beispielsweise der Castlevania-Hack „Dracula’s Revenge“ nicht nur uneingeschränkt spielbar ist und sogar von der Konsole korrekt mit dem Titel eingelesen wird. Andere Module, wie „Sacret Line 2“ von Mega Cat Games, das ich auf Kickstarter unterstützt habe, wird zwar nur als „Unknown Cardridge“ erkannt, ist aber uneingeschränkt spielbar und fehlt anscheinend nur in der Titeldatenbank der aktuellsten Firmware, da das Spiel gerade erst herausgekommen ist. Zur besseren Orientierung gibt es eine umfangreiche Liste der Kompatibilität, auch wenn diese selbstverständlich nicht alles abdecken kann. Wen die komplette Liste meiner persönlichen Tests interessiert kann es mich gerne wissen lassen.

Insgesamt hat mich die Neuauflage vom Retron5 wider an die Konsole glauben lassen und macht in Sachen Verarbeitung, besonders in Hinsicht auf die zuvor eher fragilen Modulschächte, eine gute Figur. Selbstverständlich lässt sich nicht Voraussagen, ob das System dieses Mal langlebiger sein wird, aber ich habe das System nun seit einigen Wochen in Benutzung, habe etliche Spielstunden damit verbracht und bin optimistisch. Ich persönlich komme mit dem beiliegenden Bluetooth-Controller in vielen Fällen gut zurecht, begrüße aber den zusätzlichen Controller, zumal dieser der wahrscheinlich beste SNES-Controller-Klon ist, den ich je in den Händen hatte. Für Screen Capture und Spielen an modernen Bildschirmen ist die Konsole ein wahrgeworener Traum und bietet fantastisches Bild, tollen Ton, jede Menge Einstellungsmöglichkeiten und hilft dabei das Mediacenter aufgeräumter erscheinen zu lassen. Und der leichtere Zugriff ohne großen Umbau bringt auch mit sich, dass in Zukunft wieder regelmäßiger Retro-Berichte geben wird…
Entwickler: Hyperkin
Publisher: Hyperkin
NB@12.03.2024
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