Retro Review: „Cliffhanger (SNES)“ #Cliffhanger #ThrowbackThursday

Da immer wieder die Frage nach Retrospielen abseits der breiten Masse kommt möchte ich zukünftig gerne wieder Spiele thematisieren, die sonst eher wenig Aufmerksamkeit bekommen. Wenn es um Retrospiele geht kennt wahrscheinlich jeder die großen Marken, seien es die Marios, Sonics, Metroids, oder auch Castlevanias dieser Welt, doch mit offiziell 785 Spielen auf dem NES, 1.350 auf dem SNES und 900 auf dem Mega Drive, um nur die größten Konsolen zu nennen, gibt es viele Spiele, die eher unter dem Radar der meisten Spieler sind.

Als Spieler, der seit jeher von Lizenzspielen angezogen war habe ich mir nach einem Sylvester Stallone-Filmabend passenderweise die Umsetzung von 1993er Bergsteiger-Actionfilm „Cliffhanger“ angesehen. Der Film wird von vielen heutzutage zwar eher als Guilty Pleasure angesehen, aber ich finde ihn immer noch toll. Es geht dabei um eine Gruppe von Gangstern, die bei einer der immer noch spektakulärsten Flugzeugentführungen der Filmgeschichte 100.000.000 Dollar in den verschneiten Rocky Mountains verloren haben und alles daran setzen diese wieder zu bekommen. Doch sie haben ihre Rechnung ohne Mountain Ranger Gabe Walker gemacht, der alles daran setzt ihnen die Tour zu vermasseln und seinen Freund, den sie als Geisel genommen haben, zu befreien.

Umsetzungen des Spiels sind dabei einige erschienen und es werden gleich mehrere Konsolengenerationen bedient. Ich bin am meisten mit der SNES, Mega Drive und Mega CD-Version bewandert, bei denen es sich im Kern um das gleiche Spiel handelt. Der einzig nennenswerte Unterschied zwischen Mega CD und den anderen Versionen ist der Einsatz von bis zur Unkenntlichkeit komprimierten Videoschnipseln aus dem Film ersetzt und eine Passage im Spiel ersetzt, die wir aber etwas später thematisieren. Die Versionen von Mega Drive und SNES sind nahezu identisch, wobei bei Mega Drive die Grafik etwas besser wahrgenommen wird und man dem SNES einen besseren Soundtrack und eine präzisere Steuerung nachsagt. Realistisch betrachtet ist es schwer eine Version vor die andere zu stellen, dafür sind die Unterschiede zu marginal und letztendlich entscheidet wahrscheinlich die persönliche Präferenz. Weiter gibt es auch noch Umsetzungen für Gameboy, Game Gear und Amiga, zu denen kann ich aber keine inhaltlichen Aussagen treffen, da ich die Spiele nicht kenne.

Das Spiel wurde von Malibu Interactive im Auftrag von Sony Imagesoft, dem Vorgänger von Sony Interaktive Entertainment, als man noch nicht ausschließlich für die eigene Konsole Spiele herausbrachte, die knapp 1 Jahr später erscheinen sollte. Malibu Interactive war die Videospiel-Abteilung von Malibu Comics Entertainment, die heute zu Marvel gehören und unter anderem auch die Entwickler der Mega Drive-Version von „Batman Returns“ und der Spiele „Time Trax“ und „3 Ninjas Kick Back“ waren.

Das Spiel ist ein Brawler ähnlich wie die Final Fight oder Streets of Rage-Reihe, verfügt aber leider nicht über die Finesse und den Abwechslungsreichtum, den die anderen Reihen mit sich bringen. Das fällt zum einen dadurch auf, dass man das Spiel lediglich alleine spielen kann, was im Kontext des Filmes allerdings auch größtenteils korrekt ist, aber zum anderen, dass wir die gleichen drei Gegner als Armee der Klonkrieger wieder und wieder bekämpfen. Weiter kann Gabe nicht annährend so viele Kampfmoves wie Cody, Axel, Blaze und die Anderen aus den bereits erwähnten Reihen. Er verfügt lediglich über einen Schlag, einen Tritt und einen Supermove, der allerdings einen Teil der eigenen Energie kostet und daher nicht inflationär eingesetzt werden kann. Wie bei den anderen Spielen des Genres können wir hier ebenfalls Waffen von besiegten Gegnern aufheben, die uns kurze Zeit fast unbesiegbar machen, eindeutig ein Zugeständnis an den teils sehr hohen Schwierigkeitsgrad.

Denn wo wir in Streets of Rage gelegentlich Äpfel und Brathähnchen oder in Turtles die ein oder andere herumliegende Pizza aufsammeln konnten, um unsere Energie aufzubessern, fehlt dieses Element in „Cliffhanger“. Innerhalb eines Levels gibt es keine neue Energie, lediglich am Ende eines Levels wird diese am Lagerfeuer wieder aufgefüllt, damit wir in das nächste Level mit voller Energie starten können. Zwar lassen sich die Kämpfe mit etwas Übung größtenteils meistern, aber kombiniert mit Plattforming sind die Levels dennoch eine ziemliche Herausforderung.

Doch das ist noch gar nichts gegen die Kletterpassagen und die Lawinen-Abschnitte. Die Kletterpassagen lassen uns anstatt horizontal fortschreitend, den Berg vertikal hinaufklettern und Gegner mit Gewehren und andere Gefahren erschweren uns dieses Vorhaben. Doch das ist noch gar nichts gegen die Lawinen, denn hierbei müssen wir unter einem strikten Timelimit einer Lawine entkommen. In der Mega Dirve– und SNES muss Gabe vor der Lawine weglaufen und währenddessen Hindernissen ausweichen und Plattforming-Abschnitte absolvieren. Diese Abschnitte sind Nervenaufreibend und erfordern sehr viel Trial & Error, denn jeder Fehler führt zum direkten Ableben und Verlust eines Lebens… – Doch das ist noch nichts gegen die gleiche Sequenz auf dem Mega CD, denn dort flüchtet Gabe nicht zu Fuß, sondern auf einem Snowboard. Die Sequenz erfordert die Reaktionszeit eines Gottes und ist selbst dann ein Garant für unzählige Versuche, verknotete Finger und zerstörte Controller, weswegen ich lieber beim SNES bleibe…

Insgesamt ist „Cliffhanger“ ein eher durchschnittlicher Brawler, der aber mit guten Animationen, dem Soundtrack aus dem Film und einer Inszenierung recht nahe der Vorlage punkten kann. Das Spiel hat seinerzeit eher negative Kritiken bekommen, ich habe aber zugegebenermaßen immer wieder eine gute Zeit damit. Gerade als Fan des Films kommt man durchaus auf seine Kosten und es gibt bei weitem sehr viel schwächere Lizenzspiele, wie beispielsweise das abgründig schlechte „Last Action Hero„, das ebenfalls von Sony Imagesoft im gleichen Jahr herausgebracht wurde. Es kommt zwar sicherlich nicht an Streets of Rage, Final Fight oder generell die besten Spiele der 16-Bit-Zeit heran, ist aber dennoch eine interessante Erfahrung!

Entwickler: Malibu Interactive

Publisher: Sony Imagesoft

Erhältlich auf: Mega Drive, Mega-CD, SNES

NB@11.04.2024

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