Ich bin seit Jahren ein absoluter Fan des Angry Video Game Nerd, dem übelgelaunten Alter Ego von James Rolfe auf YouTube. Und auch wenn ich seine Meinung nicht immer Teile und beispielsweise „Friday the 13th„, „A Nightmare on Elm Street“ oder auch „Die Hard“ auf dem NES wirklich liebe, muss ich ihm in vielen Belangen absolut Recht geben. Da sich der Nerd als Kunstfigur in kürzester Zeit zum Kult entwickelte war es unvermeidlich, dass auch er wiederum in Videospielen verewigt wurde. Und so ist nun nach „The Angry Video Game Nerd 1+2“ mit „Angry Video Game Nerd 8-Bit“ das dritte vollwertige Spiel erschienen, das ich mir selbstverständlich sofort für euch angesehen habe…

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Es handelt sich um ein Action-Plattformspiel im Retro-Stil, das bewusst an die 8-Bit-Ära erinnert und dabei Nostalgie mit modernen Indie-Mechaniken verbindet. Besonders interessant ist dabei, dass das Spiel auch auf original 8-Bit Hardware lauffähig sein soll, auch wenn diese Version zugegebenermaßen erst später erscheint. Das Spiel beginnt mit einem Video Intro mit James Rolfe, der zur Abwechslung eigentlich Mal ein gutes Spiel spielen möchte, was aber jäh unterbunden wird als Super Mecha Death Christ die Wand weg sprengt und danach nicht nur das NES des Nerd, sondern sämtliche Konsolen und Videospiele auf der ganzen Welt korrumpiert. Der einzige Weg ist ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen: Der Nerd beschwört ein Spiel aus der Hölle mit den Gaming Tropes, über die er sich normal immer aufregt…

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

In diesem Spiel, das auf dem verfluchten NES gespielt wird, schlüpft man in die Rolle des Nerd. Er findet sich erneut in einer Welt wieder, in der Videospielkultur, Retro-Mechaniken und absurder Humor zu einem chaotischen Abenteuer verschmelzen. Diese Welt ist ein pixelartiger Albtraum aus klassischen Videospiellevels: Zombies, mechanische Skelette, geisterhafte Reaper und allerlei abgedrehte Bossgegner bevölkern eine Umgebung, die aussieht, als hätte man ein typisches NES-Spiel der späten 80er durch einen modernen Ironie-Filter geschickt. Fans der Serie werden viele Anspielungen auf bekannte Episoden erkennen, während Neulinge das Spiel auch ohne Vorkenntnisse genießen können.

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Schon das Hauptmenü des Spiels zieht starke Inspirationen von Mega Man und lasst uns selbst die Reihenfolge wählen, wie wir die Levels bestreiten wollen. Auch inhaltlich erinnern die Levels an die Vorlagen, die dem Nerd in seinen früheren Episoden so viel Material geliefert haben. Von „Top Gun“, über „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ bis hin zu „Pepsiman“, alles authentisch in 8-Bit. Wer die 8-Bit-Ära erlebt hat, wird sich an die blinkenden Farbpaletten und frustrierend präzisen Sprungpassagen sofort erinnert fühlen.

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Das Gameplay funktioniert als klassischer 2D-Plattformer mit Shoot-’em-up-Elementen. Man steuert den Nerd über Plattformen, ballert auf Gegner, sammelt Power-Ups, weicht Fallen aus und bekämpft riesige Bossgegner. Die Steuerung fühlt sich wie eine moderne Interpretation der NES-Ära an: klar, direkt und mit bewusst gesetzten Einschränkungen. Man kann springen, schießen, ausweichen und gelegentlich Spezialaktionen ausführen. Der Schwierigkeitsgrad ist selbst auf dem niedrigsten von drei Stufen überraschend fordernd, teilweise gnadenlos – und genau das ist beabsichtigt. Wie bei „Mega Man“ oder „Ninja Gaiden“ erfordert jedes Level Timing, Geduld und Präzision.

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Das Leveldesign ist abwechslungsreich und clever aufgebaut: alternative Wege, versteckte Abkürzungen und kleine Easter Eggs sorgen für Wiederspielwert. Einige Abschnitte sind als Hommage an klassische Videospiel-Tode gestaltet – etwa berüchtigte „Instant-Death“-Fallen oder nervige Sprungpassagen. Dadurch entsteht ein Spagat zwischen Nostalgie und Frust, der für Hardcore-Fans pures Vergnügen bedeutet, für Gelegenheitsspieler aber durchaus eine Herausforderung darstellt.

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Grafisch präsentiert sich das Spiel eindeutig als Liebeserklärung an die Ästhetik vergangener Jahrzehnte. Der bewusst gewählte 8-Bit-Look überzeugt durch klare Pixelkunst, charmante Animationen und eine Farbpalette, die an das Original-NES erinnert. Trotz dieser Limitierungen ist das Design detailreich und lebendig. Der Humor zeigt sich auch visuell – beispielsweise durch absurde Gegnerdesigns oder übertriebene Explosionen.

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Der Soundtrack besteht aus knackigen Chiptune-Tracks, die sofort ins Ohr gehen. Er erinnert an die besten NES-Kompositionen, kombiniert mit modernen Einflüssen, die den Retro-Charme noch verstärken. Die Soundeffekte – etwa das typische „Blip“ beim Schießen oder die metallischen Treffergeräusche – sind authentisch nachempfunden. Auf modernen Konsolen wie Xbox Series X und PS5 läuft das Spiel erwartungsgemäß flüssig, ohne Ruckler oder Ladezeiten.

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Entwickelt wurde das Spiel von Retroware, Mega Cat Studios und Programancer. Der Publisher ist ebenfalls Retroware. Das Team hat bereits Erfahrung mit Retro-Titeln und hat sich mit diesem Projekt bewusst auf die Wurzeln der AVGN-Reihe konzentriert. Frühere Spiele wie Angry Video Game Nerd Adventures oder Angry Video Game Nerd II: ASSimilation setzten den Ton – doch „8-Bit“ geht einen Schritt weiter, indem es sich kompromisslos an den technischen Rahmen der NES-Ära hält. Das Ergebnis ist weniger eine Fortsetzung als vielmehr eine liebevoll ironische Hommage an das, was die Videospielkultur der 80er groß gemacht hat.

(c) Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Insgesamt ist „Angry Video Game Nerd 8-Bit“ ist eine gelungene Mischung aus Hommage und Herausforderung. Es ist kein Spiel, das sich anbiedert oder modern wirken will – es zelebriert bewusst den rauen Charme, die kantige Steuerung und den absurden Humor der 80er-Jahre. Die Steuerung ist präzise, das Leveldesign durchdacht, der Schwierigkeitsgrad immens fordernd und der Humor unverkennbar „Nerd“. Wer die Serie kennt, wird unzählige Insider finden und sich über jede kleine Anspielung freuen. Wer einfach nur auf der Suche nach einem ehrlichen Retro-Plattformer ist, wird ebenso bedient. Das Spiel ist eindeutig kein Einsteiger-Titel, sondern ein Liebesbrief an alle, die NES-Klassiker lieben, sich gern an harte Bosskämpfe wagen und Humor mit Selbstironie schätzen. Für Retro-Fans, Indie-Sammler und 8-Bit-Puristen ist dieser Titel eine klare Empfehlung.

Entwickler: Retroware, Mega Cat Studios, Programancer

Publisher: Retroware

Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X, Nintendo Switch, NES

Getestet auf: Xbox Series X

NB@04.11.2025

——— Hinweise & Disclaimer: ———

Zur Erstellung dieses Reviews wurde uns vom Publisher ein unentgeltlicher Key für das Spiel zur Verfügung gestellt. Wir danken vielmals für die Unterstützung, weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand keine Auswirkung auf unsere Bewertung hat!

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