Ich habe mich die Tage über die ersten Erfahrungen in Sachen Gaming Unterhalten. Für uns hat die Spielkultur mit dem C64 und Amiga 500 angefangen. Ich hatte selbst nie einen C64, war also immer nur bei bekannten beim Spielen, aber dennoch konnte ich bei der Neuauflage im Rahmen der Mini-Konsolen nicht wiederstehen, als ein Remake des „Brotkastens“ im Mini-Format angekündigt wurde.
Diese Neuauflage wurde am 29.03.2018 veröffentlicht und ist zu Unrecht in den etwas untergegangen, weswegen ich mich entschlossen habe ein Review dazu zu schreiben, denn für alle Retrospieler ist der „C64 Mini“, wie er offiziell benannt ist, mehr als nur einen Blick wert.
Der Name ist hier übrigens Programm, denn die Konsole ist überaus winzig und misst 22 cm in der Länge, 10 cm in der Tiefe und an der dicksten Stelle knapp 5 cm in der Höhe. Er sieht dem Original wirklich sehr ähnlich, nur eben im Mini-Format. Allerdings hätte man die Färbung nochmal überdenken sollen, denn man hat sich entschlossen den Kunststoff einzufärben, dass das Plastik nicht weiß, sondern eine Art von Beige ist. Wahrscheinlich hat man versucht da einen künstlichen Gilb einwirken zu lassen, aber mir persönlich wäre ein schönes Weiß lieber gewesen. Zusätzlich zur Konsole befindet sich im Kasten, der ebenfalls der Retrodesign gehalten ist, noch ein Nachbau des wahrscheinlich populärsten Joysticks für den C64, den Competition Pro, ein USB-Kabel zur Stromversorgung, ein HDMI-Kabel, sowie eine Anleitung.
Mittels HDMI kann die Konsole an jeden Fernsehen oder Monitor (mit HDMI-Anschluss versteht sich) angeschlossen werden. Hat der TV zusätzlich noch einen USB-Anschluss kann man diesen für die Stromversorgung verwenden. Die Stromleistung reicht zum Betreiben der Konsole aus. Sofern man keinen USB-Anschluss hat braucht man zwangsläufig noch einen Steckdosenadapter, der dem Paket nicht beiliegt. Das scheint aus unerfindlichem Grund ein Trend zu sein, dass kein Adapter mehr bei den Geräten dabei ist, denn auch die anderen Mini-Konsolen kommen nur mit USB-Kabel ohne Adapter daher…
Die Konsole verfügt über einen An- und Ausschalter, einen HDMI-Output, einen Micro-USB-in für die Stromversorgung und 2 USB-Ports für den Joystick, Firmwareupdates via USB-Stick, etc. Man kann natürlich auch 2 Joysticks anschließen und sofern die Spiele 2 Spieler unterstützen auch zu zweit spielen. Man braucht dazu allerdings einen zweiten Controller, denn dem Paket liegt nur einer bei.
Da das Spielen ohne Spiele auch relativ wenig Spaß macht, sind bereits einige Spiele auf der Konsole vorinstalliert. Es handelt sich dabei um die folgenden Titel:
- AlleyKat
- Anarchy
- Armalyte: Competition Edition
- Avenger
- Battle Valley
- Boulder Dash
- Bounder
- California Games
- Chip’s Challenge
- Confuzion
- Cosmic Causeway: Trailblazer II
- Creatures
- Cyberdyne Warrior
- Cybernoid II: The Revenge
- Cybernoid: The Fighting Machine
- Deflektor
- Everyone’s A Wally
- Firelord
- Gribbly’s Day Out
- Hawkeye
- Heartland
- Herobotix
- Highway Encounter
- Hunter’s Moon
- Hysteria
- Impossible Mission
- Impossible Mission II
- Insects In Space
- Mega-Apocalypse
- Mission A.D, Monty Mole
- Monty on the Run
- Nebulus
- Netherworld
- Nobby the Aardvark
- Nodes Of Yesod
- Paradroid
- Pitstop II
- Rana Rama
- Robin Of The Wood
- Rubicon
- Skate Crazy
- Skool Daze
- Slayer
- Snare
- Speedball
- Speedball II: Brutal Deluxe
- Spindizzy
- Star Paws
- Steel
- Stormlord
- Street Sports Baseball
- Summer Games II
- Super Cycle
- Temple of Apshai Trilogy
- The Arc Of Yesod
- Thing Bounces Back
- Thing on a Spring
- Trailblazer
- Uchi Mata
- Uridium
- Who Dares Wins II
- Winter Games
- World Games
- Zynaps
Insgesamt ist die Auswahl er Spiele in Ordnung, wenn auch nicht bahnbrechend, denn einige Highlights fehlen leider. Das Thema haben die Hersteller auch schon öffentlich kommentiert und durch Unklarheiten, wo die Rechte liegen, begründet. Es wurde allerdings auch schon ein Weg gefunden weitere Spiele auf der Konsole lauffähig zu machen. Dazu gibt es einige Anleitungen im Internet, wer sich dafür interessiert.
Zusätzlich zu den Spielen befindet sich auch eine Version von Basic auf der Minikonsole. Hier empfiehlt sich allerdings zur Eingabe eine zusätzliche Tastatur zu verwenden, die sich aber ohne Probleme per USB anschließen lässt. Auf Knopfdruck zum Menü lässt sich zwar auch ein Keyboard auf dem Bildschirm einblenden, doch die Bedienung über den Joystick ist mehr als umständlich und ungenau. Hier tut man sich keinen Gefallen.
Aber warum eigentlich eine extra Tastatur, oder Bildschirmtastatur? – Hat die Konsole nicht eine fest eingebaute Tastatur? – Ja und nein. Es sieht zwar aus wie eine Tastatur ist allerdings nur eine Blende ohne Funktion. Hier lässt sich leider nichts eingeben.
Aber was bietet diese Mini-Konsole eigentlich? – Das Menü ist mehrsprachig und lässt sich auch auf Deutsch (oder DEUTSCHE, wie die Auswahl heißt) einstellen. Die Spiele liegen allerdings alle nur in ihrer englischen Version vor. Die Grafik an sich wird auf 720p hochscaliert und kann je nach Lust und Laune auch mit künstlichen Scanlines versehen werden. Insgesamt stehe viele unterschiedliche Einstellungen für die Ausgabe zur Verfügung.
Die Spiele sind in einen Menüband angeordnet und zu jedem Spiel gibt es ein paar wechselnde Screenshots und eine Kurzbeschreibung. Innerhalb der Spiele hat man auch die Option Speicherstände anzulegen. Im Grunde also wie beim NES- oder SNES-Mini auch. Im Gegensatz zum NES-Mini hat man aber sogar darauf geachtet, dass der Joystick einen Knopf hat, mit dem man ins Hauptmenü zurückkehren kann. Und das Kabel ist zwar nicht übermäßig lang, aber mit 1,5 m geht die Länge an sich schon in Ordnung. Jedoch muss in der Verbindung mit dem Joystick auch einiges an Kritik geäußert werden. Die Verarbeitung ist nicht besonders. Der Stick sitzt sehr wackelig, was dafür sorgt, dass die Bedienung sehr schwammig ausfällt und zusätzlich fehlt jegliches Feedback über die Steuerung. Sowohl in der Bedienung, wie auch in der Akustik: Alte Joysticks haben markant geklickt. Hier ist alles still und man ist sich nie sicher, ob der Controller die Eingabe entsprechend übernommen hat. Darüber hinaus gibt es aus unerfindlichem Grund auch markante Verzögerungen in der Eingabeumsetzung, was das Spielen von Plattformern schwieriger gestaltet, als es eigentlich sein müsste…
Aber wie ist die Erfahrung zu bewerten? – Spaß macht das Spielen mit dem C64 Mini auf jeden Fall, wenn auch die Konsole und die Auswahl der Spiele nicht so durchdacht sind, wie bei der Konkurrenz. Dann lieber ein paar Spiele weniger (auch wenn das Gimmick mit „64“ dann dahin wäre) und dafür auch Klassiker wie „Turrican“ und Konsorten drauf. Und besonders beim Joystick hätte noch ein wenig mehr Finetuning gebraucht, damit die Bedienbarkeit besser ist und er nicht so billig wirkt. Der Hype, oder eher das Fehlen eines Hypes spricht dabei leider für sich. Der C64 Mini hat die Masse nicht erreicht. Er ist ein Nischenprodukt und richtet sich an Nostalgiker, die damit aufgewachsen und/oder positive Erinnerungen damit verknüpfen. Personen, die damit früher keine Berührungspunkte hatten werden ihn wahrscheinlich ignorieren, was ihm leider nicht gerecht wird, denn mit der Mini-Konsole hat man auch ein Stück Videospielgeschichte in den Händen. Ich würde mich freuen, wenn es irgendwann eine Version 2.0 des „C64 Mini“ oder vielleicht auch einen „Amiga 500 Mini“ gibt, die die Kinderkrankheiten dieser Version ausmerzt und damit auch erfolgreicher wird.
Wer neugierig geworden ist, dem kann ich noch eine Buchempfehlung dazu packen, denn der Konsole liegt zwar eine Anleitung bei, aber diese ist nicht besonders umfangreich. Aber dafür gibt es nun auch Abhilfe: Es gibt „Das inoffizielle Handbuch zum „THE C64 MINI“ von Andreas Zintzsch, erschienen im Bildner Verlag, Passau. Diese farbige Buch liefert auf knapp 350 Seiten neben Anleitung zu Konsole und allen Spielen auch detaillierte Bedienungsinformationen, Tipps und Tricks, sowie weiterführende Infos und Anekdoten. Hier merkt man, dass der Autor Ahnung von der Materie und vor allem Spaß daran hat.
NB@16.07.2018
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