Das Geschäft mit den USB-Sticks mit weiteren Spielen für Mini-Konsolen scheint sich wirklich gelohnt zu haben, denn der Hersteller True Blue hat sein Repertoire expandiert und hat nach insgesamt 5 unterschiedlichen Sticks für die „PlayStation Classic (Mini)“ („Fight Pack“, „Weed Pack“, „Crackhead Pack“, „Meth Pack“ und „Overdose Pack“) und einem Stick für den „Sega Mega Drive Mini“, nun auch einen Stick für die Verwendung an „The C64 Maxi“, bzw. auch „C64 Mini“ herausgebracht, den mir der Hersteller dankenswerter Weise zur Ansicht hat zukommen lassen. Einen Einfluss hat dieser Umstand aber selbstverständlich nicht auf mein Review.

Und zumindest auf dem Papier scheint das einen der größten Kritikpunkte, den die Leute an der Mini– und der Maxi-Variante der Konsole hatten, auszumerzen, was zweifelsohne das Lineup an enthaltenen Spielen darstellte, nachdem die Maxi-Variante die Kritikpunkte in Sachen Tastatur und fehlende Mikroschalter und ein Firmware Update die auftretenden Lags ausgemerzt hatte. So waren zwar viele Klassiker, wie zum Beispiel „Boulder Dash“, „California Games“ und „Impossible Mission“ auf den Konsolen enthalten, aber einige Klassiker der Plattform, wie zum Beispiel „The Great Giana Sisters“ glänzten durch Abwesenheit. Schauen wir uns daher mal genauer an, was man von dem Stick von True Blue geboten bekommt, wie es mit der Einrichtung aussieht und letztendlich welche Spiele enthalten sind und Kompatibilität der Spiele aussieht.

Zwar muss man der Vollständigkeit halber erwähnen, dass beide Versionen der Konsole von Haus aus über ein Firmware-Update die Möglichkeit bieten auch eigene Spiele aufzuspielen, aber die Bedienung könnte meiner Meinung nach besser sein, zumal die eigenen Spiele leider nicht über das normale Menü ausgewählt werden können, sondern einige (ungelenke) Workarounds erfordern. Auch hier verspricht der Stick von True Blue Abhilfe und bietet laut Aussage des Herstellers ein buntes Potpourri an Spielen enthält, die einen Großteil der Bibliothek von Spielen umfassen, die auf dem ersten klassischen Heimcomputer, dem „Commodore 64“ herausgekommen sind.

Doch was bekommt man überhaupt für sein Geld? – Im Paket findet man einen recht unscheinbaren USB-Stick mit der Aufschrift „C64“ und einen USB-Mehrfachstecker, damit man trotz der Verwendung des Sticks auch zwei Controller für die 2-Spieler-Spiele verwenden kann. Der Stick an sich macht einen hochwertigen Eindruck, ist mit einem Aufkleber mit Paketbezeichnung versehen, hat eine LED, die den Zugriff anzeigt und verfügt über eine Schutzkappe, damit kein Staub an die Kontakte kommt, wenn man den Stick nicht benutzt. In der Box befindet sich neben dem USB-Stick noch der erwähnte Mehrfachadapter. Der Adapter macht auf Grund von ganz billigem Plastik und unsauberer Verarbeitung an allen Ecken und Übergängen, funktioniert aber dennoch.

Natürlich muss man ihn nicht verwenden, was ich persönlich auch nicht getan habe, da ich eher alleine spiele und die Maxi-Variante sogar von Haus aus mit 3 USB-Ports ausgestattet ist, was den Adapter für diese Hardware-Version im Grunde obsolete macht. Eine Anleitung liegt nicht bei und ist entgegen anderer Veröffentlichungen auch nicht auf der Box aufgedruckt. Man findet nur den Hinweis auf die Internetseite, die aber dafür eine wirklich ausführliche und bebilderte Anleitung bereithält. Das wichtigste ist dabei, dass keinerlei Veränderung an der Konsole vorgenommen werden muss. Es handelt sich um ein simples Plug&Play-System, das auf beiden Versionen der Konsole uneingeschränkt einsetzbar ist. Um die beste Kompatibilität zu ermöglichen wird sogar explizit empfohlen immer die neueste offizielle Firmware installiert zu haben, die ich euch auch gerne nochmal hier verlinke.

Die Bedienung ist dabei denkbar einfach: Man steckt den Stick in einen beliebigen Port an der Konsole und muss bei beiden C64-Versionen nicht einmal darauf achten, dass die Konsole dabei ausgeschaltet ist. Das war bei den anderen Sticks für die anderen Konsolen noch etwas anders und hat mich erst einmal etwas verwirrt, da ich keine neuen Spiele in meiner Liste entdeckt habe. Doch es gibt dafür eine ganz einfache Erklärung, denn man muss der Konsole erst einmal mitteilen, dass sie vom Stick starten soll, was über die Einstellungen der Konsole funktioniert.
- Navigation zu den Einstellungen („Schraubenschlüssel-Symbol“)
- Auswahl des Menüpunkts der Systeminformationen („System Information“)
- Klickt auf Anwenden („Apply“)
- Die Konsole startet danach neu und bietet eine veränderte Spieleliste
Es werden nun die Spiele mit den Titeln von „0“ bis „G“ angezeigt, um nicht zu viele Spiele auf einmal im Speicher zu haben. Wiederholt man die Schritte 1) bis 3) lassen sich die Spiele „H“ bis „S“ und „S bis „Z“ in den Speicher laden. Die Anordnung ist analog zur normalen Konsole im Rastermenü angeordnet und für jedes Spiel gibt es neben dem Cover einen Screenshot und eine kurze Beschreibung. Weiter stehen selbstverständlich auch die gleichen Filter- und Speichereinstellungen zur Verfügung, wie man es von den Spielen, die ab Werk installiert sind, kennt. Aber kommen wir mal zu den Spielen an sich. Interessanter Weise prangert auf der Packung sogar der Hinweis, dass es sich um eine vollständige Spielebibliothek für die Plattform handeln würde, was aber bei 480 enthaltenen Spielen nicht der Fall ist, da es bis heute über 2.000 Spiele gibt. Allerdings findet man in der Liste im Grunde alles, was Rang und Namen hat, ich vermisse persönlich auch keine meiner Favoriten und es gibt selbst ein paar nennenswerte Obskuritäten, die sich über den kompletten Lebenszyklus des C64 erstrecken und viele verschiedene Genres umfassen. Da es sich um eine Menge Spiele handelt habe ich die Liste dieses Mal in zwei Bilder aufgeteilt, damit es nicht zu klein wird. Hier ist der erste Teil des Lineups mit den Spielen 1-250:

Und hier kommt noch der zweite Teil des Lineups mit den Spielen 251-480:

Von der technischen Seite her gibt es nichts auszusetzen. Die Spiele laufen flüssig und es ließen sich für mich keine Unterschiede zum Abspielen der gleichen Games via Selbstaufspielen feststellen. Ich konnte in meiner Stichprobe durch die 480 Spiele keinerlei Ausfälle feststellen, auch wenn einige der Spiele unwahrscheinlich lange laden (bis 2 Minuten) und ich daher schon gedacht hatte die Konsole wäre abgestürzt. Das war jedoch nicht der Fall. Auffällig war noch, dass es sich bei vielen Spielen um besondere Versionen mit installiertem Trainer handelt, so kann man vor dem Spielstart einige Anpassungen in Punkto Anzahl der Leben, Unverwundbarkeit, Start-Level, etc. vornehmen, wie man es unter anderem von „Schummel-Erweiterungen“, wie dem Action Replay kennt.

Möchte man wieder die normalen werksseitig installierten Spiele spielen so reicht es im ausgeschalteten und vom Strom getrennten Zustand den Stick wieder abzuziehen, die Konsole wieder mit dem Strom zu verbinden und zu starten. Und das Beste ist auch nach mehrmaligem Betrieb mit und ohne Stick sind die Speicherstände beider „Modi“ unberührt und stehen jederzeit zur Verfügung, wenn man sie braucht… Ein besonderes Bonbon ist sogar auch noch vorhanden, denn auch wenn alle enthaltenen Spiele bereits systemseitig auf den Controller gemappt sind, so haben die Entwickler noch ein eigenes Mapping-Tool in den Lieferumfang gepackt und wir können für jedes Spiel nach Lust und Laune unsere eigenen Mappings hinterlegen. Dazu muss man nur den Stick an einen PC anschließen und im Ordner //ROMS die Datei „config.exe“ ausführen. In der Anwendung kann man das entsprechende Spiel auswählen und die Tastaturbelegung des Joysticks festlegen.

Insgesamt ist das Add-on eine wirklich gelungene Erweiterung für beide Versionen der Nostalgie-Konsolen zum C64. Natürlich muss man sich darüber bewusst sein, dass das Ding nicht gerade als legal zu bezeichnen ist, auch die Rechte für die enthaltenen Spiele größtenteils ohnehin seit langer Zeit ausgelaufen werden dürften, doch im Grunde werden damit Roms verkauft. Was es damit auf sich hat kann man auch in meinem Special „ROMs sind böse!“ nachlesen. Auch wenn es sich dabei um Spiele handelt, die locker 30-40 Jahre auf dem Buckel haben ist das Abspielen von Backups dennoch nur geduldet, wenn man das Original besitzt. Fakt ist allerdings, dass nicht nur das Add-on momentan ein wahrer Verkaufsschlager auf Amazon ist, sondern auch die Konsole wieder im Preis gestiegen ist und sich auch wieder in den täglichen Verkaufscharts befindet, was am Ende neue Einnahmen beschert.
NB@22.06.2020
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.
Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.
Ich habe mir den Stick gekauft und habe ihn eingesteckt bin dann auf systeminformation gegangen wo dann stand Firmware Aktualisieren aber dann passiert nix,wollte mal fragen ob ich was vergessen habe oder ob ich noch was anderes machen muss
LikeLike
Hallo, um welchen c64 handelt es sich? Mini oder Maxi? Und war vorher die aktuellste Firmware drauf?
LikeLike
Gleiches Problem wie bei Daniel Rietz. Es ist der Mini mit der aktuellen Firmware (1.5.8). Die Webseite des Herstellers (truebluemini.com) ist nicht mehr erreichbar! Gut möglich, dass gegen ihn juristisch vorgegangen wurde. Wundern würde es einem nicht, wenn z.B. Games ohne Lizenzgebühren auf den USB-Stick gebracht wurden. Möglicherweise wurde auch die Firma Retrogames anwaltlich kontaktiert und dazu bewogen, im der neusten Firmware es zu unterbinden, dass der USB-Stick von den Konsolen erkannt wird…
LikeLike