Xbox One Review: „Untitled Goose Game“ #untitledgoosegame

Es gibt selten Spiele, die wirklich neue Wege betreten und das „Unitled Goose Game“ ist definitiv eines davon. Wenn eine Gans auf GANSe geht bleibt nämlich kein Augen trocken, während wir uns mit ihr durch insgesamt fünf unterschiedliche Areale arbeiten, um am Ende nicht nur das Objekt ihrer Begierde im Schnabel zu haben, sondern auch samt der Beute wohlbehalten wieder am Nest angekommen zu sein. Und natürlich richten wir auf unserem Weg dahin jede Menge Unfug an, denn unsere Gans ist ein richtiger Troublemaker. Eine Geschichte zur Einführung, sowie ein konkretes Ziel wird uns am Anfang des Spiels zwar nicht präsentiert, doch das ist an sich auch gar nicht schlimm, denn gerade dessen ist das Ende umso lustiger, weswegen ich es auf jeden Fall nicht spoilern werde.

Uns so beginnt das Spiel damit, dass sich die Titel-gebende Gans aus ihrem Bau entfernt und bereits nach wenigen Metern an eine unschöne Begrenzung in Form eines Schrebergartens stößt. Und dort müssen wir durch, wenn wir weiter wollen, denn es scheint offenkundig erst einmal der einzige Weg zu sein. Zwar versperrt uns auch am Ende des Gartens eine Tür den weiteren Weg, aber wenn wir genug für Ärger im Gebiet sorgen finden wir bestimmt einen Weg durch diese Tür zu kommen. – Gesagt getan, wir haben eine ganze „Einkaufsliste“ an Ärger, den wir machen können, als grobe Richtung und irgendetwas davon wird bestimmt zum Erfolg führen. Darin stehen unsere Ziele, die mal konkret und mal vage formuliert sind und es liegt vollkommen an uns, wie wir das Ziel erreichen und bietet in den meisten Fällen sogar unterschiedliche Lösungswege. So stehlen wir dem Gärtner zum Beispiel seine Schlüssel, versenken seine Harke im naheliegenden See, stehlen im einen Teil seiner Ernte und erschrecken ihn zum richtigen Zeitpunkt, dass er sich aus Versehen mit einem Hammer auf den Daumen schlägt, was dann letztendlich auch von Erfolg gekrönt ist. Der Weg ist wieder frei und wir betreten das zweite Areale mit einer Geschäftsstraße, wo uns leider wieder ein Tor daran hindert weiter zukommen. Und so verschlägt es unsere Gans danach noch durch die Gärten einer Reihenhaussiedlung, einem belebten Pub mit Außenbereich und letztendlich einem Park für Miniaturen.

Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei mit jeder neuen Areal immer weiter an und stellt uns von neue Herausforderungen und zugegebenermaßen muss man bei manchen Punkten auf der Liste ziemlich um die Ecke denken und herumprobieren. Denn wenn die Aufgabe zum Beispiel lautet, dass wir jemanden dazu bringen sollen eine falsche Brille aufzusetzen ist es nicht gerade naheliegend, dass wir unserem Opfer beide Schnürsenkel öffnen, ihn dann mit unserem Geschnatter, Flügelschlägen zu Tode erschrecken, ihn dadurch zu Fall bringen, wodurch er seine Brille verliert, die wir ihm Blitzschnell stehlen. Doch das ist dann nur die halbe Miete, denn dadurch robbt er blind und hilflos über den Straßenboden und sucht nach seiner Sehhilfe. Wir müssen uns dann eine andere Brille besorgen, die wir in seine Nähe bringen, damit er sie finden und aufsetzen kann. Wenn man die Rätzel durchschaut hat und der Plan am Ende aufgeht zeigt sich erst wie gut durchdacht die Rätzel, mit denen man einen Großteil der Spielzeit verbringt, wirklich sind. Beachtlich sind dabei die unterschiedlichen Möglichkeiten, denn gerade die falsche Brille, die wir im benachbarten Laden finden, können wir zwar stehlen wenn die Verkäuferin nicht hinsieht, was aber meist nicht unbemerkt bleibt. Daher gibt es zum Beispiel die Verkäuferin in eine Garage zu locken und das Tor zu schließen, was uns ein recht großzügiges Zeitfenster verschafft, bis sie sich befreien kann, oder wir können sie auch mit der Hilfe von zwei gefundenen Walkie-Talkies weg locken, indem wir beide Geräte so positionieren, dass wir in das eine rein-quaken und sie auf Grund des Geräusches aus dem Gegenstück den Laden verlässt, um das Geräusch zu untersuchen.

Gerade diese Freiheit, in der die Welt als Sandbox fungiert und wir durch Beobachtung und Ausprobieren Wege entdecken, wie wir unser Ziel erreichen können, machen das Spiel zu einem Highlight für Stealth- und Knobelfreunde und erinnert in Ansätzen an die spielerische Freiheit aus der „Hitman 2“. Dort hören die parallelen aber auch schon wieder auf, denn nicht nur spielen eben eine Gans und keinen Profikiller, sondern wir sind auch in unseren Fähigkeiten etwas limitierter. Wir steuern unsere Gans dabei zwar frei durch die Areale, können Schnattern, Dinge aufheben, mit den Flügeln schlagen, aber sind auf gezwungen mit etwas mehr Taktik an die Sache heranzugehen. Wenn wir beispielsweise von einem Türsteher gehindert werden das Pub zu betreten können wir uns eben nicht wie Agent 47 mit Waffengewalt durch kämpfen, sondern verstecken uns lieber à la Metal Gear Solid in einer Kiste und lassen uns unbemerkt mit der Kiste einfach in das Areal bringen. Allerdings muss man an dieser Stelle auch anmerken, dass man von der KI nicht zu viel erwarten sollte, denn auch wenn wir wieder aus der Kiste springen, wenn die Kiste abgestellt wurde, wundert sich erst einmal niemand darüber. Gleiches gilt, wenn wir von einem Menschen verfolgt durch das Pub flitzen und uns unter einem Tisch verstecken, denn kaum ist die Sichtlinie unterbrochen, tritt allgemeine Amnesie ein und man vergisst, dass wir überhaupt da waren. Doch sowas muss man dem Spiel nachsehen, dann sonst wäre das Spiel wahrscheinlich zu schwer und man könnte sich zusätzlich unter Umständen auch in Sackgassen manövrieren.

Von der technischen Seite macht das Spiel, trotz seiner reduzierten Optik, eine gute Figur. Die Grafik wirkt wie gezeichnet, die Animationen sind liebevoll und detailverliebt und das Spiel läuft flüssig und ohne nennenswerte Probleme. Ich hatte lediglich eine Situation, wo ein Gegenstand so ungünstig gefallen ist, dass ich ihn nicht mehr aufheben konnte. Aber da es sich um keinen Gegenstand handelte, der eine tiefere Relevanz für eine meiner Aufgaben hatte, habe ich das getrost ignoriert und nach einem Neustart des Spiels oder einen „Reset“ des Areals, was jederzeit über das Spielmenü möglich ist, hatte sich auch alles wieder beruhigt. Besonders hervorheben muss man zusätzlich auch noch den Soundtrack, der sich in Tempo und Intensität an den Handlungen des Spielers und dem Geschehen auf dem Bildschirm orientiert. So wird jede Aktion und ihre Geschwindigkeit perfekt von der Wahl der Noten und der Intensität untermalt, rennen wir also mit unserer Gans vor einem Mensch davon spielt die Musik schneller und wählt andere Töne, als wenn wir langsam und unentdeckt durch das Gebüsch schleichen. So etwas habe ich persönlich noch in keinem Spiel erlebt und das hat mich immer wieder überrascht wie passend die Musik gewählt wird und nahtlos dieser Übergang ist.

Insgesamt hatte ich wirklich eine Menge Spaß mit dem Spiel, da das gewaltfreie „Hitman mit Gans“ um einiges mehr Tiefgang bietet, als man auf den ersten Blick vermutet. Nur in Sachen Umfang hätte das Spiel meiner Meinung nach noch einen draufzusetzen können, denn nach maximal 3-4 Stunden flimmern bereits die Credits über den Bildschirm. Zwar können wir auch nachdem das Spiel beendet wurde weiter unseren Unfug in der Spielwelt treiben und wir bekommen dazu sogar ein paar weitere Aufgaben, die dann größtenteils mit Trophäen entlohnt werden, doch leider gibt es keinerlei Veränderung in den Arealen an sich. Doch gerade weil diese kleine Perle sich in kürzester Zeit zum Indie-Hit avanciert hat, ist davon auszugehen, dass das nicht das letzte ist, das wir von der Gans gehört haben. Denkbar wäre zum Beispiel, dass man weitere Areale per DLC nachreicht, ähnlich wie es beim „Goat Simulator“ der Fall war, oder das wir eine größere Fortsetzung bekommen. Wir können auf jeden Fall gespannt sein.

Entwickler:      House House

Publisher:        Panic

Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch

NB@24.01.2020

——— Hinweise & Disclaimer: ———

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