Ich habe persönlich immer wieder ein weiches Herz für die fast jährlichen Updates von Call of Duty und Battlefield, wobei man durchaus zugeben muss, dass beide Reihen des Öfteren etwas auf der Stelle traten, oder schon fast austauschbar wurden. Aus diesem Grund waren viele, wie ich auch, vom letztjährigen „Call of Duty: Modern Warfare (2019)“ total überrascht. Und das besonders in Hinsicht auf die Kampagne, die von vielen immer etwas stiefmütterlich behandelt wird, doch für mich ist sie immer das Hauptaugenmerk eines Call of Duty-Spiels darstellt. Bombastische Setpieces, gepaart mit einer spannenden Geschichte, die perfekt den aktuellen Zeitgeist aufgegriffen hat, war das Spiel eins meiner persönlichen Highlights. Die Frage die sich allerdings aufdrängte war, ob Activision dieses Jahr noch einmal so ein Glücksgriff gelingen würde, weswegen ich mir das Spiel, das mir dankenswerter Weise kostenfrei für meinen Bericht vom Publisher zur Verfügung gestellt wurde, ganz genau angesehen habe. Einen Einfluss hat dieser Umstand aber natürlich nicht auf meine Bewertung.

Die Marke „Call of Duty“ verfügt ja bekannter Weise über unterschiedliche, voneinander losgelöste Reihen, die auch von anderen Entwicklerstudios betreut werden. Dieses Jahr bekommen wir wieder einen Output der Black Ops-Reihe und wurde von Treyarch und Raven Software, zwei zu Activision gehörenden Studios, gemeinsam entwickelt und bereits jeweils Erfahrungen mit der Reihe haben. So hat insbesondere Treyarch bisher alle Teile der Black Ops-Reihe entwickelt und liefert mit „Call of Duty: Black Ops Cold War“ eine direkte Fortsetzung, des ersten „Call of Duty: Black Ops“ von 2010, ab.

Dabei ist die Handlung in den Mitten des Kalten Krieges in den 80er Jahren angesiedelt und zieht starke Inspiration von Spionagefilmen und Serien, sei es „Solo für U.N.C.L.E.“, oder auch der James Bond-Reihe, wobei natürlich auch die übertriebene Action nicht zu kurz kommt und neben einigen Rückblenden, die uns unter anderem zum Vietnamkrieg zurückführen, auch einige narrative Überraschungen und sogar unterschiedliche Enden bereithält. Wir schlüpfen in die Schuhe eines neuen Protagonisten, den wir uns selbst erstellen können und der den Codenamen Bell trägt. Dieser tritt als neues Mitglied in ein Team des charismatischen Adler, der unglaubliche Ähnlichkeit mit Robert Redford hat, bei und zur Aufgabe hat den Terroristen Perseus zur Strecke zu bringen, der es geschafft hat mehrere Atomsprengköpfe in seine Gewalt zu bringen. Weitere Mitglieder des Teams sind dabei auch ein paar bekannte Gesichter, vornehmlich Mason, Woods und Hudson, die man bereits aus dem Vorgänger kennt.

Entgegen der Vorgänger weicht die allgemeine Missionsstruktur in mehreren Punkten von der bekannten Struktur ab, indem wir neben den nach einander freigeschalteten Hauptmissionen, zwischen denen wir uns immer wieder in unserem Lager wiederfinden, auch optionale Nebenmissionen freischalten können, die wir allerdings nur freischalten, wenn wir in den Hauptmissionen genug Hinweise zum Lösen eines kleinen Rätsels gefunden haben, was sogar den Sammelobjekten einen Sinn verleiht. Auch von der Erzähl- und Missionsstruktur gibt es signifikante Änderungen, denn so bietet das Spiel an einigen Stellen Entscheidungsmöglichkeiten, die den weiteren Missions-, oder den gesamten Spielverlauf beeinflussen und sogar unterschiedliche Enden im Spiel. Ein besonderes Highlight sind dabei reine Missionen, wo die Feuergefechte in den Hintergrund treten und wir schleichend vorgehen müssen, oder im Falle einer Missionen das Spiel sogar Züge der Hitman-Reihe annimmt, wo wir in den Schuhen eines KGB-Doppelagenten unentdeckt eine Zielperson ausschalten und eine Zugang zu einem geheimen Bunker erlangen müssen. Der Verlauf dieser Mission kann unterschiedliche Verläufe annehmen, die Start an das „Möglichkeiten“-System aus Hitman erinnern.

In anderen Missionen wandeln wir auf Spuren von 007, wenn wir eine geheime Forschungseinrichtung unterhalb einer gigantischen Satellitenschüssel in den Bergen infiltrieren, die zweifelsohne vom Versteck eines Superschurken, wie Blofeld stammen könnte und uns durch Schergen einer Privatarmee kämpfen. Wer allerdings befürchtet, dass sich Call of Duty damit zu weit von den Wurzeln entfernt, den kann ich beruhigen, denn natürlich kommen auch die charakteristischen Setpieces nicht zu kurz und diese sind auch stellenweise total beeindruckend, wie bereits auf der diesjährigen Gamescom gezeigt wurde, doch insgesamt wechseln sich die unterschiedlichen Szenen besser untereinander ab und geben ein runderes Gesamtbild.

Technisch macht das Spiel sowohl auf der Current-, wie auch der Nextgen eine gute Figur, wobei die Nextgen-Versionen natürlich herausstechen. So haben wir auf der Xbox Series X, wie auch der PS5 die Wahl zwischen einem Performance-, oder Grafik-Modus, der uns entweder ein Bild in 1080p mit bis zu 120fps, oder dynamischem 4K mit Raytracing und 60fps bietet. Auf der Xbox Series S ist die Auflösung logischerweise auf 1440p heruntergefahren, doch (bisher zumindest) sucht man auch das Raytracing und 120fps-Update vergebens und muss sich mit 60fps ohne Raytracing begnügen, was entweder noch nachgereicht wird, oder eventuell doch schwächeren Hardware geschuldet ist. Auf allen Nextgen-Konsolen profitiert man aber dennoch von den schnelleren Zugriffen auf die SSD, denn die Ladezeiten sind auf der Nextgen wirklich sehr kurz ausgefallen, wo sie auf der Currentgen doch etwas länger ausfallen, zumal man sich auf der Xbox One mit maximal 60fps begnügen muss.

Viele spielen allerdings Call of Duty allein wegen dem Multiplayer und auch wenn das für mich eher nebensächlich ist, habe ich mir die vorhandenen Modi dennoch angesehen und leider bleibt dabei noch einiges zu wünschen übrig. So gibt es im Vergleich zum immer noch populären Vorgänger irgendwie wenig, was einen Umstieg rechtfertigen würde. Auf insgesamt acht Maps, die gefühlt größtenteils zu klein, dadurch zu überladen und leider auch zu Camper-freundlich sind, können wir uns durch die bekannten Modi kämpfen. Leider bleibt dabei der Spaß für Gelegenheitsspieler eher auf der Strecke. Mehr Spaß hingegen macht der Zombies-Modus, wo eindeutig mehr kreative Energie eingebracht wurde, da dieser Modus, im Gegensatz zum „normalen“ Multiplayer mit frischen Ideen aufwartet. Und wenn es sich im Grunde nur um einen Horde-Modus gegen Zombies handelt, glänzen die Matches nur so vor Geschwindigkeit, interessanten Geheimnisse, kleinen Rätseln, die die Spieler wahrscheinlich auch langfristig begeistern werden. Was man eben aber nicht vom Rest des Multiplayers sagen kann.

Insgesamt muss man daher abwägen, ob das Spiel für einen etwas ist, denn auch wenn die Kampagne und in Folge dessen auch das ganze Spiel für mich persönlich wieder ein Highlight darstellt, so können das andere ganz anders sehen, wenn man das Spiel vornehmlich wegen dem Multiplayer kauft. Zwar ist die Kampagne mit ihren um die 8 Stunden wieder nicht besonders umfangreich, aber kommt dafür auch ohne künstliche Verlängerung aus, ist durchweg spannend und ist in sich stimmig. Zusätzlich spornen die optionalen Missionen, unterschiedliche Lösungswege und die unterschiedlichen Enden zum wiederholten Durchspielen an. Gerade das bereits erwähnte offenere Missionsdesign, aber auch eine Mission, die uns nach Ost-Berlin führt, wo wir von der Stasi gejagt werden, sind dabei persönliche Highlights. Technisch gibt es auf der Series S zwar durch fehlende Nextgen-Features ein paar Abzüge in der B-Note, jedoch ist auch dort die Performance besser, als auf der Lastgen. Schade ist allerdings, dass seitens des Publishers kein kostenfreies Nextgen-Update angeboten wird, sondern man dafür gesondert zur Kasse gebeten wird, auch wenn die Vorzüge zugegebenermaßen auf Xbox Series X und PS5 eindeutig und auf Xbox Series S mit Einschränkungen, auf der Hand liegen.
Entwickler: Treyarch / Raven Software
Publisher: Activision
Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S
NB@02.12.2020
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