Von der Ankündigung, über die ersten Screenshots, bis hin zum Trailer, hat mich „Demoniaca: Everlasting Night“ absolut angesprochen. Ein düsteres Metroidvania, das seine Hauptinspiration aus „Castlevania: Symphony of the Night“ zog und gleichermaßen Action, RPG und ein spannendes Setting in das Spiel zu implementieren schien, wie es das große Vorbild tat. Einziger Unterschied ist laut Ankündigung das Kampfsystem, denn wusste Alucard in Symphony auf ein immenses Arsenal an unterschiedlichen Waffen und Zaubern zurückzugreifen, so braucht unsere namenlose Heldin keine derartigen Hilfsmittel, da sie selbst eine tödliche Waffe darstellt und stattdessen auf ein großes Portefeuille an Moves zurückgreift, die selbst eingefleischte Prügler vor Neid erblassen würden, klingt also an sich ziemlich vielversprechend das Ganze…

Wir finden uns im Turm von Babel wieder, nachdem unsere gesamte Familie ausgelöscht wurde. Als wir an der Reihe sind und die Tod näher sind, als dem Leben beschließen wir allerdings den Spies umzudrehen und den Mächten der Dunkelheit eine Ladung ihrer eigenen Medizin zu verpassen, ein erbitterter Kampf beginnt… – Was allerdings direkt zum Beginn auffällt ist, dass der größte Kampf im Spiel mit der Steuerung gefochten wird. Denn die vielschichtigen Möglichkeiten des Kampfsystems bringen einen direkt offensichtlichen Nachteil mit sich: zu wenige Knöpfe. Denn da die vier Aktionstasten für leichten und schweren Schlag, sowie leichten und schweren Tritt geopfert werden, wurde die Sprungtaste auf R2 gelegt, was bis zum Ende immer wieder für Fehleingaben gesorgt hat, da es die wahrscheinlich unintuitivste Belegung aller Zeiten ist, die sich leider auch nicht umlegen lässt.

Abseits von diesem Punkt versucht das überladene Kampfsystem auch zwar mit insgesamt über 30 unterschiedlichen Moves zu punkten, von denen wir die meisten allerdings erst freischalten müssen, verzettelt sich aber in dieser verkopften Ausrichtung. So mag diese Diversifizierung in Prüglern zwar überzeugen, in einem Spiel, indem wir ständig mit mehr als einem Gegner konfrontiert werden und es gleichzeitig auch auf Erkundung und präzises Plattforming ankommt ist es leider etwas fehl am Platz. Besonders deutlich wird das bei Gegnern, die zu klein für 90% unserer Angriffe sind, oder Passagen, wo uns das Sprungverhalten zusätzliche Steine in den Weg wirft. So verfügt unsere Heldin über einen Walljump, der uns kurzzeitig an der Wand verharren lässt, wenn wir an sie springen. Blöd nur wenn die Hitbox uns auch an jedem zweiten Vorsprung hängenbleiben lässt, den wir erklimmen wollen. Das wäre alles halb so schlimm wenn wir uns dann einfach hochziehen könnten. Doch das ist aus unerfindlichem Grund nicht im Repertoire, sondern der wir fallen dann entweder wie ein Stein nach unten, oder springen in sie entgegengesetzte Richtung weiter, wo in den meisten Fällen aber der sichere Tod, oder zumindest ein Sturz in bereits abgeschlossene Areale wartet, die wir wann nochmal durchlaufen „dürfen“.

Ok, vielleicht hat das Spiel einfach dadurch eine etwas steilere und längere Lernkurve zum Start und der das Level- und Gegnerdesign macht alles wieder wett? – Das wäre wirklich schön, denn gerade in einem Metroidvania, wo man Areale oft mehrfach besucht und sie erst mit der Zeit ihre versteckten Geheimnisse entfalten, ist das immens wichtig. Schade nur, dass die Levels an sich eher unspektakulär ausfallen, sich einer einzigen Farbpalette bedienen, die im gesamten Verlauf nicht wirklich erweitert wird und auch noch mit Wiederspielwert und Bossen geizen. Die meisten Levels sind leider, untypisch für das Genre, schlauchförmig angelegt, bieten wenig Verstecktes und enden unspektakulär mit einem Portal, das uns zum nächsten Level beamt. Und zwar gibt es eine Minimap, doch die zeigt immer nur einen winzigen Ausschnitt um unsere aktuelle Position an und ist dadurch für das gezielte erkunden schon fast unbrauchbar.

Was Demoniaca allerdings gut geklaut hat ist das Inventar, sowie der Fähigkeitenbaum, der über RPG-typische Attribute in Kombination mit zufallsgenerierten Ausrüstungen aufgewertet werden kann. So finden wir Ringe, Mäntel, Talisman und Co, die jeweils unterschiedliche Verbesserungen mit sich bringen und uns wahlweise zum Panzer-artigen Kraftpaket, wendigen Assassinen, oder einem anders gelagerten Kämpfer verändern können und on the Fly abänderbar sind. Diese Gegenstände finden wir in Schatztruhen, sammeln wir von niedergestreckten Gegnern auf, oder kaufen sich ganz altmodisch im Shop, wofür allerdings es sogar zwei in-Game-Währungen im Spiel gibt, die jeweils Zugang zu unterschiedlichen Items eröffnen.

Jedoch wird all das vom Glück bestimmt, wenn man von ein paar an die Story geknüpften Item Drops absieht und erfordern das Durchsuchen der Levels nach versteckten Schätzen und Grinding, was beides nicht wirklich spaßig ist, zumal das Spiel recht schnell den Schwierigkeitsgrad anzieht und uns so selbst bei einem Moment der Unachtsamkeit mit einem Game Over und einem Neustart am letzten (manuellen) Speicherplatz belohnt. Versteht mich nicht falsch, ich brauche keine Spiele, die mich an die Hand nehmen und liebe nicht nur sie klassischen Castlevanias, sondern auch modernere Spiele, wie „Blasphemous„, doch wenn man das Gefühl hat, dass ein Spiel unsere Zeit verschwendet, da Speichern nur selten möglich ist und das Spiel an vielen Stellen einfach nur unfair ist, dann hört der Spaß eindeutig auf. Da hilft es auch wenig, dass man das Spiel mit Hilfe eines dämonischen Sidekicks spielen, der sich entweder von der CPU, aber auch einem menschlichen Spieler Steuern lässt.

Insgesamt ist es wahrscheinlich wenig überraschend, dass ich dieses Mal absolut keine Empfehlung aussprechen kann. Das Spiel möchte eindeutig mehr sein, als es ist und versucht mit viel Inspiration bei den Genre-Größen und überaus ambitionierten Ansätzen über die eigenen Unzulänglichkeiten hinweg zu täuschen. Ich habe ja durchaus auch einen Hang für das ein oder andere Spiel, das allgemein eher als schlecht angesehen wird, wie beispielsweise „Dr. Jekyll and Mr. Hyde„, „Friday the 13th„, „A Nightmare on Elm Street“ vom NES, oder auch das letztjährige „Werewolf: The Apocalypse – Earthblood“ auf PS4/PS5, doch „Demoniaca: Everlasting Night“ war wirklich eine Qual sondergleichen. Daher tut euch einen Gefallen: Macht einen Bogen um das Spiel, das Leben ist eindeutig zu kurz…
Entwickler: AKI
Publisher: Eastasiasoft
Erhältlich auf: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
NB@24.01.2022
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