„Windjammers“ ist einer der vergessenen Klassiker des NeoGeo, der mit den Jahren eine immense Fangemeinde um sich geschart hat. Dennoch hat mittlerweile wahrscheinlich niemand mehr damit gerechnet, dass es heute, schlappe 28 Jahre nach dem ersten Teil, noch eine Fortsetzung geben würde. Doch weit gefehlt, denn nach einigen Verschiebungen ist das Spiel nunmehr am 20. Januar für PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch und Google Stadia erschienen.

Entwickelt wurde das Spiel Dotemu, die sich für gewöhnlich eher durch originalgetreu Portierungen, anstatt Eigenentwicklungen einen Namen machen und damit in die Fußstapfen von Data East, dem Entwickler des ersten Teils, schlüpfen und ebenfalls bereits den Erstling auf moderne Plattformen portiert hatten. Und diese „Vorkenntnisse“ merkt man dem Spiel durchaus an, denn ebenso wie das Original handelt es sich bei der Fortsetzung um einen abenteuerlichen Mix aus Steet Fighter meets Air Hockey. Die Frage ist lediglich, ob es sich dabei nur um eine Kopie, oder eine sinnvolle Weiterentwicklung handelt?

Schon der erste Teil war näher am Kampf-, statt Sport Spiel und wusste durch ausgefallene Charaktere und abgedrehte Ideen zu überzeugen, doch die Fortsetzung setzt dem ganzen nochmal gehörig eins drauf. So wurde nicht nur das Raster an Athleten, aber auch das inhaltliche Spielprinzip weiterentwickelt, ohne sich dabei zu weit vom Original zu entfernen. Aus diesem Grund ist es wenig verwunderlich, dass die Grundausrichtung unangetastet geblieben ist: Ein Match besteht immer aus zwei Kontrahenten, die sich auf einem Spielfeld gegenüberstehen. Wir sehen das Geschehen aus der Draufsicht. Das Spielfeld besteht aus unterschiedlichen Zonen und wir in der Mitte von einem Netz geteilt, was am ehesten an Volleyball erinnert. Die Punktevergabe hingegen ist eine Mischung aus unterschiedlichen Einflüssen, da das Ziel ein Treffer ins gegnerische Tor ist und die Art des Treffers mit unterschiedlicher Punktezahl entlohnt wird. Wer als erstes 15 Punkte erreicht, gewinnt das Match.

Waren die Maps im Vorgänger alle sehr ähnlich und boten, abseits der optischen Schauwerte, keinerlei Abwechslung, wurden sie im zweiten Teil sinnvoll in das Spielprinzip integriert, da sie neben Hindernissen auch unterschiedliche Punkte-Zonen, Ausrichtung der Map, oder sogar der Position der Tore unterscheiden. Besonders spaßig empfand ich die Casino-Stage, die mit variierenden Punktezahl und Hotzones auf dem Spielfeld für Abwechslung sorgt. Ebenso wichtig ist die Wahl des Athleten, denn die zehn Charaktere verfügen nicht nur über unterschiedliche Charakterwerte, wie Kraft, Ausdauer, Geschwindigkeit und sogar kraftvolle Spezialangriffe, die das Match im Bruchteil einer Sekunde herumreißen können.

Das mag zwar auf den ersten Blick immer noch recht simpel klingen, doch bietet überraschend viel Tiefgang. So lässt sich das Spiel zwar schnell erlernen, doch schwer meisten, was auch maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass der erste Teil sowohl bei Gelegenheitsspielern, aber auch bei Profis beliebt ist und der zweite Teil mit Sicherheit in dessen Fußstapfen folgen wird. Denn neben normalem Wurf kann man die Banden mitbenutzen, Geschwindigkeit und Flughöhe variieren und sogar die Art der Drehung und die Flugbahn mit beeinflussen. – Ein simples Spiel Frisbee war selten so taktisch und unterhaltsam zugleich.

Setzte der Erstling noch auf liebevolle Pixelgrafik, die ein Zeugnis seiner Entstehungszeit war, hat man sich für die Fortsetzung gegen diesen Stil entschieden, sondern setzt voll und ganz auf Hand gezeichnete Comicgrafik, vom Zeichenstil und der Komposition stark an „Streets of Rage 4„, das ebenfalls von Dotemu (mit-)entwickelt wurde. Besonders schön ist dabei ein Wiedersehen mit bekannten Charakteren, wie dem deutschen Athleten Klauss Wessel, der in moderner HD-Auflösung nicht weniger überzogen und unterhaltsam daherkommt.

Der Vollständigkeit halber darf man aber auch einen kleinen Kritikpunkt nicht verschweigen, den man gerade zu Beginn erst mal verarbeiten muss. Denn der Dash und der Wurf wurde ungünstiger Weise auf die gleiche Taste gelegt, was anfänglich zum einen oder anderen Fehlwurf führen kann, bis man gelernt hat beide Aktionen voneinander zu trennen. Abseits davon gibt es aber wirklich nicht groß etwas auszusetzen, der klassische Arcade-Modus, in dem man zum besten Spieler aufsteigen möchte, ist spannend und unterhaltsam, wird durch witzige Minigames aufgelockert und bietet durch die zehn Charaktere mit unterschiedlichen Verläufen der Handlung genug Abwechslung. Zusätzlich gibt es selbstverständlich auch einen 1:1-Modus, den man sowohl offline, aber auch online spielen kann.

Insgesamt ist „Windjammers 2“ durchaus eine würdige Fortsetzung des NeoGeo-Spiels geworden. Es entwickelt das Spielprinzip logisch weiter und lehnt sich dabei aber auch nicht zu weit aus dem Fenster, um an Authentizität einzubüßen. Ich bin mir zwar selbst nicht sicher, ob sich mit den Jahren ein ähnlicher Kult um diesen Teil entwickeln wird, wie es mit dem Erstling der Fall war, doch das Potenzial ist auf jeden Fall da. Und da das Spiel zusätzlich auch noch bestens unterhält, sowohl Solo, wie auch im kompetitiven Mehrspieler, können alle Freunde von klassischen Arcade-Games bedenkenlos zugreifen.
Entwickler: Dotemu
Publisher: Dotemu
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch, Google Stadia
NB@09.02.2022
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Tolles Review, herzlichen Dank!
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