PS4/PS5 Review: „Elden Ring“ #EldenRing #Souls

Eigentlich hatte „Elden Ring“ das Potenzial mein Spiel des Jahres zu werden, denn vereint es nichts geringeres als eine von „Der Herr der Ringe“ inspirierte Spielwelt, eine von George R. R. Martin, dem Autor von „Das Lied von Feuer und Eis“ geschriebene Geschichte und das ausgefeilte, obgleich extrem fordernde, Spielprinzip der Souls-Spiele. Und da das japanische Studio From Software bislang mit jedem neuen Soulsborne sich selbst verbessert hat, waren die Erwartungen mehr als groß. Doch am Ende kam es dann doch etwas anders und bevor ihr jetzt Fackeln und Mistgabeln herausholt, erlaubt mir zu erörtern, warum „Elden Ring“ und ich leider keine Freunde wurden…

Das Spiel startet erst einmal nach der altbekannten Struktur, nachdem wir unseren Charakter mit dem ziemlich umfangreichen Editor erstellt und ihm eine Klasse zugeordnet haben, was seine anfänglichen Charakterwerte und Fähigkeiten bestimmt, werden wir ohne große Umschweife ins Spiel entlassen. Es gibt zwar ein paar einführende Cutscenes in Form von Zeichnungen in einem alten Buch, aber wirklich viel sagt uns das Spiel anfangs nicht: In den Zwischenlanden, dem Ort wo das Spiel angesiedelt ist, ist Chaos ausgebrochen. Seitdem Königin Marika verschwunden ist, streiten sich ihre Kinder und diverse Halbgötter um die Herrschaft. Dabei wurde sogar der titelgebende Elden Ring, der in seiner Entstehungsgeschichte massiv an den Ring der Macht erinnert, zerstört. Unser Ziel ist es daher als eine Seele, die ihre Gnade verloren hat, was als „Befleckter“ bezeichnet wird, die Feinde der Ordnung zu besiegen, bevor sie Zwischenlande davon verschlungen werden, einen neuen Elden Ring zu  erschaffen und damit selbst zum „Eldenfürst“ aufzusteigen. Jedoch sind wir keinesfalls der einzige mit diesen ambitionierten Zielen…

Auch wenn es so wirken könnte, dass ich die Prämisse eingekürzt hätte, um mögliche Spoiler zu vermeiden, doch das ist im Grunde alles, was uns das Spiel anfangs an die Hand gibt. Wir erwachen darauf im Spiel in düsteren Katakomben, um uns sehen wir immer mal wieder die schemenhaften Geister anderer Spieler aufblitzen, vorausgesetzt wir spielen online versteht sich, haben allerdings keine direkte Art der Interaktion, abseits von Nachrichten, die die Spielwelt über sähen. Diese können Worte der Warnung, nützliche Hinweise, allerdings auch falsche Fährten, oder belangloses Geplänkel sein. Wir gehen also erst einmal weiter und erlernen die grundlegenden Bewegungen, die jedem Veteran wahrscheinlich schon ins Mark übergegangen sind, denn in dieser Beziehung hat sich nichts verändert. Wir gehen weiter und stehen plötzlich vor einem großen Boss, der uns auf das einstimmen soll, was vor uns steht und sterben erst einmal (was hier aber vom Spiel so vorgesehen ist)…

Allerdings sind wir nicht tot, nicht richtig zumindest, sondern nun öffnet sich die Spielwelt der Zwischenlande für uns, in den Abschnitt, den man auch aus der Beta kennt. Die Spielwelt ist weitläufig und auf den ersten Blick auch gar nicht mehr düster, was sie aber nicht weniger bedrohlich als die Katakomben und Friedhöfe des Intros machen, denn der Tod lauert an jeder Ecke und jeder Mosquito kann unser Ende bedeuten. Jedoch ist die größere Herausforderung, zumindest am Anfang, die fehlende Ausrichtung, die bei „Elden Ring“ von den einen gefeiert und von den anderen verteufelt wird. Denn wo die bisherigen Spiele der des Genres uns eine komprimierte und dadurch linearer ausgerichtete Erfahrung boten, wartet das neue Spiel mit einer Open World auf. Und wo uns die bisherigen Spiele durch restriktivere Layouts indirekt durch lotsen, stolpert man jetzt ziellos durch die Gegend.

Anfangs dachte ich wirklich ich hätte etwas verpasst, doch das Spiel lässt uns wirklich komplett ohne Richtung los laufen. Selbstverständlich gibt es hier und da „natürliche“ Begrenzungen in Form von übermächtigen Gegnern, aber im großen und aber Spiel lebt davon, dass uns nach unserem eigenen Gusto und unserer Fähigkeiten vor kämpfen. Zweifelsfrei muss man dem Spiel auch die Liebe zum Detail und eine Spielwelt, die viele versteckte Geschichten bereithält, die komplett optional sind, zu Gute halten, aber auf der anderen Seite birgt das auch immenses Frustpotential. Jeder der schon mal einer offenen Spielwelt in einem Videospiel überdrüssig war, muss sich vorstellen, wie das ohne jegliche Richtungsweisung anfühlt. So ist noch nicht einmal das Konzentrieren auf die Hauptmissionen eine Option, da es das nicht gibt. Die ersten Spielstunden bin ich ziellos durch die Gegend, habe Gegner platt gemacht, (meist langweiliges) Loot eingesammelt, bis man zufällig an einen Punkt kommt, wo die Story ein wenig weitergeht. Und hierbei muss man wirklich „ein wenig“ betonten, denn diese entwickelt sich in Schneckentempo, es dauert eine Ewigkeit bis überhaupt etwas nennenswertes passiert und gerade vom Writing von George R. R. Martin habe ich um einiges mehr erwartet.

Technisch sieht es leider auch nicht wirklich besser aus. Zwar muss man dem Spiel und der große seiner Welt durchaus Tribut zollen, aber das bringt auch Nachteile mit sich, die allerdings nur beim genauen Hinsehen auffallen, denn zugegebenermaßen sieht das Spiel auf Screenshots um einiges besser, als in Natura aus.  Und das ist durchaus eine Leistung, denn die verwendete Engine keinesfalls mehr up to date. Das Spiel sieht aus diesem Grund eher nach einem frühen PS4-Spiel und nicht nach einem Spiel aus, das neben der PS4 und Xbox One, auch auf der PS5 und Xbox Series X/S prominent erscheint. Die Spielwelt wirkt größtenteils steril und leer, wenn man von vereinzelten Gegnergruppen absieht. Wo andere Spiele auch Städte und friedliche NPCs haben, gibt es hier nur Ruinen und Tod.

Zwar hat man dieses Mal zum Bereisen der Welt auch ein Pferd, doch das offenbart leider ein weiteres Problem: Massive Popins, was nicht nur die Architektur der Spielwelt, aber auch Gegner angeht und gerade in letzterem massiv störend ist, wenn man plötzlich in einen übermächtigen Gegner rennt. Und zur Klarstellung: Ich habe dazu die PS5-Version gespielt, die Versionen auf den älteren Plattformen laufen in dieser Beziehung noch schlechter. Auf der PS4 und Xbox One läuft das Spiel in 1080p bei maximal 30fps, geht aber häufig in die Knie. Auf der Nexgen haben wir die Wahl zwischen Grafik und Auflösung, wobei der Grafikmodus 4K bei maximal 45fps und der Performance-Modus eine niedrigere Auflösung bei bis zu 60fps bietet, was aber auch oft unterschritten wird.

Insgesamt war „Elden Ring“ leider nicht DAS Spiel geworden und auch nicht das Spiel, das ich erwartet habe. Und auch wenn ich förmlich schon einige Aussagen hören kann, die das auf den Schwierigkeitsgrad zurückführen, doch das ist nicht der Fall. – Ja, der Schwierigkeitsgrad ist hoch, jedoch nichts, was man nicht aus „Demon’s Souls„, der Dark Souls-Reihe, oder entfernt aus „Sekiro: Shadows die twice“ kennt, sondern liegt hauptsächlich an dem Punkt, den die meisten Spieler am meisten preisen… – Denn das Spiel hat flächendeckend Höchstwertungen eingeheimst, weswegen meist die offene Spielwelt als Hauptargument herangezogen wird. Die Spielwelt hält zwar einige wirklich beeindruckende Areale bereit, die man abseits der eigentlichen Story finden kann, wenn man sich auf die Suche danach macht, doch genau das ist für mich das Problem, denn die Story per Zufall voranzutreiben, während man unkontrolliert durch die gegen stolpert, macht einfach keinen Spaß. Und dann sind da noch die angesprochenen technischen Probleme, die den Spielspaß zusätzlich trüben, weswegen ich hoffe, dass sich From Software für „Dark Souls 4“ wieder für eine linearere Ausrichtung entscheidet und am besten auch eine modernere Engine verwendet. Und wenn man zusätzlich die langsam etwas angestaubte Formel der Reihe mit frischen Ideen erweitert, könnte dem Begründer eines gesamten Genres von Spielen wieder ein Hit ins Haus stehen, der zumindest für mich dieses Mal leider ausgeblieben ist…

Entwickler: From Software

Publisher: Bandai Namco

Erhältlich auf: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S

NB@28.03.2022

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5 Kommentare

  1. Schöner Artikel und danke für die ehrliche Aussage. Das Spiel wird überall gehypet aber ich kann halt grundsätzlich nix damit anfangen. Trotz Setting und GRRM usw..
    War trotzdem interessant zu lesen. Schätze an deinen Reviews die ehrliche und unabhängige Betrachtungsweise! Ich verstehe, dass es bei diesen games letztlich um den Schwierigkeitsgrad geht. Aber jedes Spiel, auch ein demon souls oder dark souls sollte in jedem difficulty level gut sein. Mir scheint es so, dass es das auf „Einfach“ zB nicht wäre.. Nur meine Meinung

    Gefällt 1 Person

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