„Wenn’s mal wieder länger dauert… „, denn ist die PC-Version von „Willy Morgan and the Curse of Bone Town“ seit fast zwei Jahren erhältlich, sind erst jetzt die schon lange angekündigten PS4- und Switch-Umsetzungen erschienen. Grund genug sich das Spiel nochmal aufs Neue anzusehen, denn die PC-Version der Hommage an klassische Adventures und insbesondere „The Secret of Monkey Island“ wusste trotz ein paar kleiner Kritikpunkte zu gefallen. Ursprünglich entwickelt vom kleinen Entwicklerstudio Imaginarylab, erscheint das Spiel gepublished von Leonardo Interactive.

Seinerzeit hatte ich über das Spiel bereits in einer Preview-Version berichtet, die zwar noch nicht komplett war, nur im ersten Akt über Sprachausgabe verfügte und noch ein paar kleinere Bugs aufwies. Dennoch hatte ich damals schon eine Menge Spaß mit dem Spiel. Dieser Eindruck befestigte sich durch die Finale Version, die endlich den Cliffhanger auflöste, mit dem die Preview endete. Für Fans der klassischen Adventures von Sierra und Lucas Arts gibt es nahezu unzählige Anspielungen und Referenzen, doch auch Filmfans kommen auf ihre Kosten, denn so wartet sie Geschichte auch mit Pop kulturellen Referenzen, wie zum Beispiel deutliche Anspielungen auf „Goonies“ auf.

Der erste Akt, der übrigens auf Steam auch als frei erhältliche Demo zur Verfügung steht und ein wirklich schöne Einführung in das Spiel und seine Techniken gibt, auch wenn die Geschichte erst danach richtig Fahrt aufnimmt, wenn sie uns tief in das titelgebende Bone Town führt, wo wir uns auf die Suche nach unserem verschwundenen Vater machen und seiner letzten Expedition machen. Denn der Vater des Protagonisten, der namhafte Archäologe Henry Morgan ist vor genau 10 Jahren spurlos verschwunden, als er, nach eigenen Aussagen nach, größten Fund gearbeitet hat. Leider versäumte er dabei weiter ins Detail zu gehen, weswegen der mittlerweile erwachsene Sohn Willy auch nie einen Ansatzpunkt hatte, nach dem Vater suchen zu können. Doch all das ändert sich als plötzlich ein 10-Jahre-alter Brief des Vaters an Willi zugestellt wird, der ihn ermutigt seine Spur in einem heruntergekommenen Inn in Bone Town, einem zwielichtigen kleinen Städtchen, zu verfolgen.

Die erste Hürde ist dann im ersten Kapitel einen Weg zu finden, wie wir nach Bone Town kommen. Dazu bietet sich generell Willy’s altes Fahrrad an, würden nicht nur etliche Teile fehlen. Wir machen uns also mit einer Liste an fehlenden Teilen auf die Suche durch Willy’s Haus, wo alle Teile teilweise, teilweise weniger gut versteckt sind. Wir steuern Willy in bewährter Point and Click-Manier durch unterschiedliche Räume, die mit sehr viel Liebe zum Detail erstellt wurden. Das Spiel verwendet dabei einen interessanten 3D-Cartoon-Look in HD und verfügt einen wirklich stimmungsvollen Soundtrack und professionelle Vertonung in englischer Sprache und deutschen Untertiteln, von denen beides nun im gesamten Spiel zur Verfügung steht.

Danach öffnet sich die Spielwelt weiter und führt uns gleichzeitig in eine verworrene und spannende Geschichte ein, die mich persönlich an eine Mischung aus „The Secret of Monkey Island“ und „Baphomets Fluch“ erinnert hat, da es sich eine ähnlich gelagerte Fish-out-of-Water-Geschichte bietet, die zusätzlich mit vielen Piratenreferenzen aufwartet. Denn nicht nur, dass Bone Town eine alte Piratenstadt ist, sondern wir erkennen auch schnell, dass Willy’s Vater auf der Suche nach Captain Kidd’s Schatz war, bevor er verschwunden ist, die Leute, die für sein Verschwinden verantwortlich sind, alles andere als begeistert sind, dass wieder ein Morgen hinter dem Schatz her ist und Willy obendrein in kürzester Zeit weiter vorangekommen ist, als sie in Zehn Jahren, seitdem sie sich Willy’s Vater „entledigt“ haben. Willy folgt einigen einschlägigen Hinweisen, die sein Vater für ihn versteckt hat und hat im zweiten spielbaren Kapitel die Aufgabe die 9 versteckten Stücke einer alten Schatzkarte aufzuspüren, die die Mitglieder aus Kidd’s Crew versteckt haben, als sie sich in Bone Town niedergelassen haben.

Um das zu erreichen können wir in nicht-linearer Spielweise die komplette Stadt frei erkunden, mit insgesamt 15 NPCs teilweise sehr ausufernde Gespräche voller Witz und Ironie führen, etliche Gegenstände einsammeln, mit einander kombinieren und einige echt anspruchsvolle Rätsel lösen, um an unser Ziel zu kommen. Auch wenn es ein paar Stellen gab, wo ich erst mal nicht genau wusste, wie es weitergeht, so bleibt der Frust dennoch aus, da die Rätsel in sich wirklich logisch aufgebaut sind und man spätestens durch einige Gespräche mit NPCs und das Analysieren der Spielwelt auf die Lösung kommt, zumal man durch eine ausgefeilte Steuerung, die unsere Aktionen auf „Anschauen“ und „Interagieren“ reduziert, unterstützt wird.

Weiter gibt es auch etwas Hilfestellung in Form eines Hotspot-Finders, den man jederzeit über die Leertaste zuschalten kann und den ich mir in der Anfangszeit des Genres mehr als alles andere gewünscht hätte, da man auf Grund der frühen grob-pixeligen Grafiken oft Pixel für Pixel nach „Klickbarem“ absuchen musste. Das ist dank der HD-Grafik zwar nicht mehr notwendig, aber dennoch eine willkommene Hilfe. Weitere Annehmlichkeiten sind eine Schnellreise durch eine Karte der Stadt, eine Instant-Sprung zum nächsten Bildschirm über Doppelklick, um Laufwege zu reduzieren und eine Skip-Funktion für Dialoge, wenn man eine Antwort schon einmal gehört hat.

Einziges Manko ist leider die Spielzeit, denn geübte Adventure-Spieler werden wahrscheinlich nicht länger als 4-5 Stunden brauchen, bis der Abspann über den Bildschirm flimmert. Zwar haben es diese Stunden wirklich in sich und warten mit einigen wirklich tollen Ideen auf, doch persönlich hatte ich mir noch etwas Spielzeit erhofft. So hätte man uns vielleicht einfach nochmal mit einigen neuen Zielen in bereits besuchte Areale schicken können, oder neue Figuren auftreten lassen können, denn alle Figuren und Areale sind meist für ein Rätsel, bzw. einen Handlungsstrang reserviert, was in manchen Fällen schon fast verschwenderisch erscheint.

Trotz der kleinen Kritik ist „Willy Morgan and the Curse of Bone Town“ ein wirklich tolles und hochwertig produziertes Adventure geworden, das durchaus mit den Genre-Größen mithalten kann und mit vielen tollen Ideen aufwartet. Veteranen des Genres könnte es zwar insgesamt etwas zu leicht und in Folge etwas zu kurz sein, aber mir ist ein komprimierteres Erlebnis mit logischen Rätseln allemal lieber, als ein unnötig in die Länge gezogenes Spiel mit Elementen, die ausschließlich darauf abzielen die Spielzeit zu strecken, oder durch haarsträubende Rätsel künstlich komplizierter zu machen. Die PS4-Verison weicht davon in keiner Weise ab. Die Version ist im Grunde identisch, auch wenn mir an ein paar Stellen kleinere Hänger am Ende von Animationen, sowie verrutschte Schattierungen der Untertitel aufgefallen sind, was meiner Erinnerung nach am PC nicht der Fall war. Doch das trübt keineswegs den Spielspaß, zumal das Spiel darüber hinaus eine sehr einfache Trophäenliste aufweist. Wer neugierig geworden ist, dem kann ich die kostenfreie Demo empfehlen, die über Steam erhältlich ist und hier heruntergeladen werden kann. Auf den Konsolen gibt es zwar keine Demo, aber die Unterschiede sind quasi nicht existent…
Entwickler: Imaginarylab
Publisher: VLG Publishing / Leonardo Interactive
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch, iOS, Android
NB@17.06.2022
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