Hardware Review: „Sega Mega Drive Mini“ – Was bietet die Neuauflage?

So, jetzt bin ich auch endlich mal dazugekommen mir einen Überblick über die gerade erschienene Mini-Konsole, die sich in die Reihen des Trends, der von „NES Classic Mini“ losgetreten wurde, einreiht: Der „Sega Mega Drive Mini“ ist da, die erste Mini-Konsole von Sega, die entgegen des Etikettenschwindels von ATGames auch ihren Namen verdient. Schauen wir uns daher mal an, was es mit der neuen Mini-Konsole genau auf sich hat: Ich bin mit dem Mega Drive aufgewachsen und so verbinde ich viele nostalgische Gedanken mit der Konsole, weswegen ich mich richtig auf die Veröffentlichung gefreut habe, der in Europa zwar etwas später, als in USA  war, aber nun endlich erreicht ist. Im Vorfeld habe ich versucht so wenig über die Konsole zu wissen, damit ich mich unvoreingenommen damit befassen kann. Und mein erster Gedanke, als ich den Karton in den Händen hielt war „Wow! Das Warten hat sich gelohnt!“. Bereits die Verpackung ist an die klassischen Umverpackungen von Sega’s einstigem Flaggschiff angelehnt. Ein Grid aus schwarz und grau im Hintergrund und die Konsole nebst Maskottchen Sonic im Vordergrund. Auf der Rückseite findet man die Packshoots aller enthaltenen Spiele von denen insgesamt 40+2, also 42 Stück auf der Konsole vorinstalliert sind.

In der Packung selbst sind neben der Konsole, auf die ich gleich genauer eingehen werde, noch ein USB-Kabel für die Stromversorgung, ein HDMI-Kabel zum Anschluss an den Fernseher, eine Kurzanleitung und 2 Controller enthalten, die 1:1 dem klassischen 3-Button-Controller in Größe und Beschaffenheit nachempfunden sind. In Europa hat man auf die Inkludierung eines Netzadapters verzichtet, der in USA, ebenso wie beim Pendent von Nintendo, allerdings beilag. Anscheinend braucht man in Europa keine Adapterstecker, die man in die Steckdose stecken kann, oder? – Doch zugegebenermaßen braucht man diesen wirklich nicht, sofern man einen freien USB-Anschluss am Fernseher hat, denn der Strom über diesen reicht zum Betrieb der Konsole vollkommen aus. Alternativ kann man natürlich jeden handelsüblichen Adapterstecker für die Steckdose verwenden. Und auch wenn  hierzulande, im Gegensatz zu Japan, wo es Varianten der Konsole gibt, die mit zwei 6-Button-Controllern ausgeliefert werden, nur die 3-Button-Controller beiliegen, so ist das in meinen Augen vollkommen ausreichend, zumal es eben auch der Controllertyp war, der mit der Konsole ausgeliefert wurde. Beim NES hat man schließlich auch keinen „NES Advantage“ beigelegt, nur weil er für manche Spiele besser funktionierte. Und alternativ kann man sich jederzeit einen Alternativcontroller in diversen 6-Button-Modellen zulegen, die unter Lizenz von Sega durch Retro-Bit erschienen sind. Natürlich macht es durchaus Sinn gerade Kampfspiele, wie das auf der Konsole enthaltene „Street Fighter II – Special Champion Edition“ mit einem 6-Button-Controller zu spielen, damit man nicht mittels Starttaste zwischen Schlägen und Tritten hin- und herschalten muss, doch ich muss gestehen, dass wir uns damals einfach mit diesem Umstand abgefunden haben, als wir das Spiel spielten. Ich hatte nie einen 6-Button-Controller für den Mega Drive und wusste lange sogar gar nicht, dass es sowas überhaupt gab. Zumal die 3-Button-Controller meiner Meinung nach, dadurch, dass sie etwas größer sind, besser in der Hand liegen.

Die Verarbeitung der Controller ist wirklich gelungen und sowohl die verwendeten Materialien, wie auch die Druckpunkte der Buttons und des Steuerkreuzes sind wahnsinnig nah am Original. – Vielleicht einen Tick fester im Druck, was sich aber mit der Zeit geben sollte. Aber abgesehen davon, dass es schwierig ist noch einen original Mega Drive-Controller ohne Kratzer oder sonstiges zu finden, sehen die Controller exakt wie das Original aus und haben auf der Rückseite auch das exakt gleiche Sega-Branding. Auch die Kabellänge kann, entgegen der Kabel beim NES-Mini, mit 2 Meter überzeugen. Zwar sind die Kabel der 6-Button-Controller von Retro-Bit noch einen Meter länger, doch die Länge ist auch so vollkommen ausreichend, um gemütlich beim Spielen auf der Couch zu sitzen. Ähnlich hochwertig ist die Konsole an sich verarbeitet, die knapp 33% der Größe eines Mega Drive 1 umfasst und sich somit nahtlos neben den Mini-Umsetzungen der Konkurrenz einfügt. Anscheinend hat Sega die Maße von Nintendo übernommen. Logischerweise sind die 9-Pol-Anschlüsse für die Controller modernen USB-Anschlüssen gewichen und auf der Rückseite findet man bei der Neuauflage einen Mini-USB-Anschluss für die Stromversorgung und den HDMI-Anschluss zum Anschluss an den Fernseher. Entgegen der anderen Mini-Konsolen hat Sega aber mehr Interaktivität in das Design einfließen lassen und so ist ein originalgetreuer Schieberegler für den Sound vorhanden, auch wenn dieser ohne jegliche Funktion ist. Zusätzlich ist sowohl der Modul-, wie auch der Erweiterungsschacht an der Seite funktional vorhanden, obwohl natürlich auch hier die Funktion rein optischer Natur ist: Es befindet sich hinter den Abdeckungen keine Platine zur Erweiterung oder zum Einlesen von Modulen. In Japan kann man diese Liebe zum Detail sogar noch auf die Spitze treiben und den Mega Drive durch Attrappen von Mega CD, 32X und den Modulaufsätzen von „Sonic & Knuckles“ und „Sonic 3“ zum sogenannten Tower of Power erweitern. Eine Funktion erfüllt allerdings auch das in keiner Weise. Wirklich funktionieren allerdings der Power- und der Resetknopf der Konsole. Mit dem Schieberegler für Power schaltet man die Konsole ein und aus und mit dem Resetknopf schaltet man von einem Spiel ins Speicher- und Optionsmenü, wofür man allerdings auch, je nach verwendetem Controller, eine Tastenkombination oder eine „Mode“-Taste verwenden kann, damit man nicht aufstehen muss.

Nachdem wir uns nun intensiv mit den Äußerlichkeiten beschäftigt haben wird es Zeit einmal die inneren Werte der Mini-Konsole zu untersuchen. Kann Sega hier ebenfalls mit viel Liebe zum Detail punkten? – Auf der Konsole sind 40+2 Spiele, also in Summe 42 Spiele enthalten, wobei man diese Zweiteilung aus einem bestimmten Grund vorgenommen hat, denn die zwei Spiele, die quasi als Bonus vermarktet werden, sind Spiele, die es bisher nicht offiziell auf der Konsole gab. Dabei handelt es sich zum einen um „Tetris“, von dem zwar eine Handvoll Module produziert wurden, die heute zu immensen Summen bei Sammlern gehandelt werden, doch bevor das Spiel offiziell erschien wurde das Release, durch einen Rechtsstreit mit Nintendo, die das Spiel bereits auf dem NES und dem Gameboy im Programm hatten, unterbunden. Das andere Spiel ist eine Arcade-Umsetzung vom Kult-Shmup „Darius“, das nach einigen Berichten auf einer Fan-Portierung des gleichnamigen Spiels aus der Arcade basieren soll, was Sega allerdings in der Zwischenzeit dementiert hat. Laut Sega soll es sich um eine eigens für die Konsole in Auftrag gegebene Umsetzung handeln, die Entwickler M2 vorgenommen hat, der auch für alle anderen Portierungsarbeiten auf der Konsole, sowie bereits in der Vergangenheit für die Sega Ages– und Sega Vintage Collection-Reihe auf diversen Plattformen, verantwortlich ist. Das restliche Lineup auf der Konsole besteht aus „normalen“ Retailgames, obwohl hier auch einige Raritäten enthalten sind, wie zum Beispiel „Castlevania: The New Generation“ oder auch „Gunstar Heroes“ für die man in Modulform einige Taler lassen müsste, um diese in die eigene Sammlung aufzunehmen. Insgesamt sind diese Spiele auf der Konsole vorinstalliert:

1) Alex Kidd in the Enchanted Castle

2) Altered Beast

3) Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine (bzw. Puyo Puyo)

4) Earthworm Jim

5) Ecco the Dolphin

6) Eternal Champions

7) Kid Chameleon

8) Light Crusader

9) Shinobi III

10) Sonic Spinball

11) ToeJam & Earl

12) Vectorman

13) Virtua Fighter 2

14) Alisia Dragoon

15) The Story of Thor

16) Castle of Illusion

17) Castlevania: The New Generation

18) Comix Zone

19) Columns

20) Probotector (bzw. Contra: Hard Corps)

21) Darius

22) Dynamite Headdy

23) Ghouls ’n Ghosts

24) Golden Axe

25) Gunstar Heroes

26) Landstalker

27) Mega Man: The Wily Wars

28) Monster World IV

29) Phantasy Star IV

30) Road Rash II

31) Shining Force

32) Sonic the Hedgehog

33) Sonic the Hedgehog 2

34) Space Harrier II

35) Street Fighter II: Special Champion Edition

36) Streets of Rage 2

37) Strider

38) Super Fantasy Zone

39) Tetris

40) Thunder Force III

41) Wonder Boy in Monster World

42) World of Illusion

Dabei kann sich die Auswahl an sich sehen lassen. In den 42 Spielen sind einige Spiele enthalten, die weitläufig als einige der besten Spiele auf der Konsole gesehen werden, auch wenn ein paar Spiele meiner Meinung nach etwas fragwürdig sind. Zum Beispiel hätte ich persönlich gut und gerne auf „Vectorman“ verzichten können und anstatt „Road Rash II“ hätte ich gerne lieber den dritten Teil auf der Konsole gesehen. Zusätzlich fehlen logischerweise einige Spiele, auf Grund von Rechteproblemen nicht hinzugefügt werden konnten, wo hingegen es umso schöner ist, dass sowohl „Castle of Illusion“, wie auch „World of Illusion“ von Disney und „Ghouls n Ghosts“ und Mega Man: The Wily Wars“ von Capcom und „Castlevania: The New Gegenration“ und „Contra: Hard Corps“ von Konami auf der Konsole zu finden sind. Und alle Spiele liegen darüber hinaus in unterschiedlichen Versionen vor, die je nach Spracheinstellung auf der Konsole auswählbar sind. So findet man in der deutschen Spracheinstellung anstatt „Contra: Hard Corps“ die europäische Version des Spiels als „Probotector“ und in der japanischen Einstellung findet man anstatt „Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine“ die Originalversion des Spiels ohne Robotnik, „Puyo Puyo“. Die Spiele lassen sich über das Hauptmnü, wo sie durch ihre Covermotive (oder alternativ auch die Seitenansicht der Hüllen) angezeigt und nach unterschiedlichen Varianten sortierbar sind, ausgewählt Wählt man ein Spiel aus bekommt man zusätzlich zum Packshot noch einen kurzen Klappentext gezeigt.

Wie man es mittlerweile von den Konsolen kennt gibt es diverse Einstellungsoptionen, mit denen man das Bild der Spiele auf einen modernen Fernseher strecken kann oder alternativ in der Original Aspect-Ratio in 4:3, wahlweise mit oder ohne Hintergrundmotiv anzeigen lassen kann. Zusätzlich gibt es eine CRT-Einstellung, die das Bild eines alten Röhrenfernsehers simulieren soll, was hier aber für meinen Geschmack viel zu dunkel und unnatürlich aussieht. Ich bin generell kein Fan von diesen Effekten, da sie meiner Meinung nach nichts mit dem echten Bild eines Röhrenfernsehers zu tun haben, aber ich muss leider sagen, dass das wahrscheinlich die schlechteste Version eines Filters dieser Art ist, den ich bisher gesehen habe. Weitere Einstellmöglichkeiten, wie Kantenglättung oder sonstige Anpassungsmöglichkeiten sucht man leider vergebens, was fast unwirklich wirkt, da selbst die ersten Emulatoren auf dem PC mehr im Gepäck hatten. Zwar stehen die Spiele an sich im Vordergrund, doch ein wenig mehr Optionen wären schon nicht schlecht gewesen. Auch wenn sich Sega diesbezüglich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, so kann sich die Soundtechnische Untermalung der Menüs wenigstens mehr als sehen lassen, denn hier hat man keinen geringeren als Yuzo Koshiro, den Komponisten, der unter anderem den Soundtrack für die Streets of Rage-Reihe gemacht hat, verpflichtet, der mit Versatzstücken aus den Soundtracks der enthaltenen Spiele neue Chiptune-Tracks der Sonderklasse geschrieben hat, die das Herz von Fans höher schlagen lassen.

Auch bei der Emulation gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Hier hat Sega eindeutig die richtige Entscheidung getroffen die Arbeit an M2’s Hände zu geben, die einen wirklich guten Job gemacht haben. Nicht nur laufen exakt so, wie sie auch auf der Originalhardware gelaufen sind, was sowohl Geschwindigkeit (alle Games laufen bei 60Hz!) und auch Farbgebung betrifft, sondern auch Tontechnisch stimmt alles: Keine falschen Tonhöhen oder Verzerrungen, die oft bei schlecht gemachter Emulation auftreten. Und ich weiß auch nicht ob es an mir liegt, aber den Sachverhalt, dass der Ton laut einigen Berichten im Netz leicht verschoben sein soll kann ich nicht bekräftigen. Vielleicht gibt es unterschiedliche Versionen der Konsole und es tritt nicht bei allen auf, aber ich konnte nichts dieser Art feststellen. Die Eingaben des Controllers kommen trotz der langen Kabel (so rechtfertige Nintendo ja die kurzen Kabel des NES Mini…) und der Wiedergabe über HDMI ohne erkennbaren Lag aus. Zusätzlich stehen pro Spiel vier Speicherplätze zur Verfügung, die man frei belegen kann. Und um zu speichern oder ein Spiel zu verlassen muss man sich, wie erwähnt nicht mal mehr von der Touch zur Konsole begeben, denn durch 5-Sekündiges Festhalten der Starttaste öffnet sich das Kontextmenü der Konsole. Alternativ geht das auch direkt über einen Mode-Knopf, wenn man einen Controller verwendet, der mit einem ausgestattet ist. Besser kann man die Spiele heute kaum noch erleben, auch wenn es einen kleinen Abzug gibt, da aus unerfindlichem Grund keine Rückspulfunktion implementiert wurde, die eigentlich heute auch zum Standard bei allem, was mit Emulation zu tun hat, gehört.

Insgesamt hat Sega mit dem „Mega Drive Mini“ eine schöne Retrokonsole abgeliefert. Sowohl die detailverliebte Verarbeitung, wie auch die Spieleauswahl kann sich sehen lassen. Viele Highlights der Ära sind enthalten und auch wenn ich persönlich auf ein paar Titel hätte verzichten können, so denke ich dennoch, dass das Lineup einen recht guten Überblick über die Bibliothek des 16Bit-Konkurrenten zu Nintendo’s SNES verschafft. Meiner Meinung nach wären noch ein paar mehr Lizenzspiele, wie zum Beispiel „Disney’s Aladdin“ wäre zwar schön gewesen, sind aber auf Grund von Lizenzproblem wahrscheinlich nicht möglich, oder nicht erschwinglich gewesen. Dennoch ist es schön, dass man mit „Tetris“ und „Darius“ auch zwei Obskuritäten auf die Konsole gepackt hat, obwohl ich zugeben muss, dass besonders „Darius“ für meinen Geschmack viel zu schwer ausfällt, um wirklich zu Spielspaß zu führen. Technisch geht die Konsole vollkommen in Ordnung, auch wenn ein paar mehr Einstellungsmöglichkeiten und eine Rückspulfunktion schmerzlich vermisst werden. Ebenso vermissen viele die 6-Button-Controller, was für mich aber aus den beschriebenen Punkten zu überhaupt keinem Problem geführt hat, zumal es wahrscheinlich ähnliche Beschwerden gäbe, wenn man die Konsole ausschließlich mit 6-Button-, anstatt 3-Button-Controllern ausgeliefert hätte, wobei letzte einfach ikonischer mit der Konsole in Verbindung gebracht werden. Die Konsole wird für mich immer einen besonderen Stellenwert haben und so bin ich froh, dass sie sich nun auch endlich in die Riege der Minikonsolen einreiht und wir können gespannt sein, ob Sega auf Grund des Erfolges mit dieser Konsole vielleicht in Zukunft auch Minivarianten ihrer anderen Konsolen anbieten wird…

NB@21.10.2019

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