Als Kind der 80er liebe ich die Filme mit Arnold Schwarzenegger und Co und kann diese immer wieder schauen. Sie sind zwar stellenweise unlogisch, meist übertrieben brutal und dennoch haben sie einen gewissen Charme, der mir in der heutigen Film- und Fernsehlandschaft oft fehlt. So hat natürlich auch „Predator“ einen speziellen Platz in meinem Herzen, den ich auch immer wieder schauen kann. Es gibt zwar schon einige Spiele, die auf dem Franchise basieren, doch so richtig hat es nie ein Spiel geschafft die Essenz zu fassen, was sich nun aber ändern kann. Denn niemand geringeres als Illfonic, die bereits mit „Friday the 13th“ sehr viel Liebe zum Detail bewiesen haben, ist mit „Predator: Hunting Grounds“ ein neues Spiel erschienen, dass zumindest auf den ersten Blick sehr vielversprechend aussieht. Ich habe mir das Spiel intensiv für euch angesehen, um herauszufinden, ob des dem Namen alle Ehre macht.

Das Spiel ist dabei ein Vertreter des asynchronen Multiplayer-Spiels, bei denen die Spieler in zwei ungleiche Teams aufgeteilt werden und gegeneinander antreten. Das ursprünglich mit „Evolve“ ins Leben gerufene Spielprinzip hat in den Jahren einige Nachahmer gefunden, zu denen unter anderem auch „Friday the 13th“ und jüngst das im Rahmen von „Resident Evil 3“ veröffentlichte „Resident Evil: Resistance“ gehörte und ist dennoch ein recht interessanter Ansatz und eine Alternative zum klassischen Multiplayer: Auf der einen Seite finden sich die normalen Spieler in einer Gruppe, die sich gegen einen übermächtigen Gegner behaupten müssen, der aber nicht von der KI, sondern von einem anderen Mitspieler gesteuert wird. Je nachdem, wer den Gegner dabei spielt können die Gefechte dabei sehr nervenaufreibend ausfallen, da ein menschlicher Spieler eben sehr viel anders agiert, als es eine KI (bisher) kann.

Im Falle von „Predator: Hunting Grounds“ stellt sich das wie folgt dar: Jedes Match dauert maximal 15 Minuten. Ein Fireteam bestehend aus vier Soldaten befindet sich auf unterschiedlichen Missionen in einem von insgesamt drei Dschungel-Maps die es zu erledigen gilt, bevor die Zeit abläuft und der Evakuierungshelikopter das Team sonst zurücklässt. Soweit, so normal, doch zusätzlich ist noch ein Predator auf der Map unterwegs, der Jagd auf das Fireteam macht und diese gerne für seine Trophäensammlung haben möchte…
- Spielmodus: Fireteam
Wir sehen das Geschehen aus der Ego-Perspektive und bekommen in einem kurzen Briefing am Anfang der Mission einen Lagebericht über unsere Aufgaben. In der Lobby können wir zuvor unsere Charakterklasse, unser Loadout und ggf. Perks auswählen. Zusätzlich können wir unseren Charakter optisch personalisieren, was allerdings keinerlei Einfluss auf das Spiel an sich hat. Die Missionen, die wir erledigen müssen, sind zufallsgeneriert und bestehen in der Regel daraus irgendwas zu finden, zu zerstören oder ähnliches. Das ist aber auch einfacher gesagt, als getan, denn selbst ohne den Predator stellen sich uns weitere Gegner in den Weg. Dabei handelt es sich um KI-gesteuerte NPCs, die zwar für sich alleine genommen nicht weiter wild sind, aber dadurch, dass sie immer in größeren Gruppen auftreten und teilweise gepanzert sind, dennoch eine Bedrohung darstellen können. Haben wir alle unsere Aufgaben erfüllt müssen wir noch zum Extraktionspunkt, den Helikopter rufen und dann wenn der Heli da ist ausfliegen, was spielerisch an die Dark Zone in „The Division“ erinnert, da es eine gewisse Zeit braucht, bis der Heli da ist und gleichzeitig neue Gegner spawnen, die uns an der Flucht hindern wollen. – Und dann gibt es natürlich noch den Predator, der im Spiel die größte Gefahr darstellt. Als Fireteam-Mitglied gewinnt man ein Match, wenn man die Mission abgeschlossen hat und erfolgreich ausgeflogen wurde.
- Spielmodus: Predator
Diese von einem Mitspieler gesteuerte Gegner wird in der 3rd-Person gesteuert, was für eine bessere Übersicht sorgt. Es ist wahnsinnig schnell, kann sich sowohl auf dem Boden, wie auch in den Bäumen fortbewegen und verfügt neben einem großen Waffenarsenal, von dem man allerdings vieles erst über den Stufenaufstieg freischalten muss, über eine aktive Tarnfunktion, sowie eine Wärmeansicht, die sogar Schallwellen sichtbar macht. Er lässt sich ebenfalls in der Lobby mit unterschiedlichem Loadout, Perks und optischen Erweiterungen anpassen. Seine Mission ist ausschließlich die Jagd, wobei nur die Mitglieder des Fireteams seine bevorzugte Beute darstellen, da er nur diese als Beute einsammeln kann. Er startet immer genau auf der gegenüberliegenden Seite der Karte, wie das Fireteam hat ebenfalls maximal 15 Minuten Zeit seine Beute zur Strecke zu bringen. Er gewinnt das Match nur, wenn er alle Mitglieder des Fireteams ausgeschaltet hat.

Optisch, wie spielerisch unterscheiden sich die beiden Modi ungemein. Mutet das Fireteam im Grunde wie ein normaler Shooter an, so ist der Predator eher taktisch unterwegs. Da ein eingespieltes Fireteam auf kurze Distanz wahrscheinlich kurzen Prozess mit dem Predator macht empfiehlt es sich die Beute aus der Distanz zu beobachten, die Fähigkeiten des Predators zur Tarnung einzusetzen und entweder einzelne Spieler zu isolieren, bevor man sie tötet. Zwar ist der Predator gerade mit seinen Gadgets, wie Tarnung, Wärmesicht und der ikonischen Plasmakanone um einiges stärker, als das Fireteam, dennoch ist es nicht so überpowert, wie Jason in „Friday the 13th“, wo es nahezu unmöglich war den Gegner zu töten. Getreu der Vorlage wird der Predator durch Kugel verwundet, hinterlässt grüne Blutspuren und kann seine Gadget auch nur begrenzt einsetzen. Zusätzlich kann man genau wie Arnold im Firm auch eine Wärmesicht austricksen, wenn man sich mit Schlamm einschmiert, was ein ziemlich cooles Detail ist.

Spielerisch macht das Spiel also auf jeden Fall vieles richtig, doch wie sieht es mit der Technik aus? – Entgegen „Friday the 13th“ wurde „Predator: Hunting Grounds” dieses Mal nicht über Kickstarter finanziert und komplett in Eigenregie entwickelt, sondern man hat sich mit Rechteinhaber 20th Century Fox und Publisher Sony Interactive Entertainment zusammengetan, um das Spiel zu veröffentlichen, weswegen das Spiel auch exklusiv auf der PS4 erhältlich ist. Doch dass sich Illfonic dieses Mal nicht um alles alleine kümmern musste, merkt man ungemein: War „Friday the 13th“ zum Release von massiven Serverproblemen und unzähligen Bugs geplagt, so ist das beim neuen Game, auch dank einer kürzlich durchgeführten offenen Beta mit Last-Test, nicht der Fall. – Zumindest nicht so gravierend, wie bei „Friday the 13th“, wo ich die ersten 2 Wochen nach Release nicht in der Lage war auch nur ein Match zu beenden.

Das Matchmaking funktioniert recht gut, auch wenn die voraussichtliche Wartezeit, die das System angibt in den meisten Fällen etwas kürzer angegeben wird, als sie dann in Wirklichkeit ist. Besonders, wenn man als Predator spielen möchte können das dann schon mal 10-15 Minuten sein, was echt schon ziemlich lang ist, aber auf Grund des Spielprinzips von 4 gegen 1 leider eine logische Konsequenz ist. Wenn man allerdings mal im Spiel ist hatte ich keine Probleme oder Verbindungsabbrüche mehr. Das heißt allerdings auch in keiner Weise, dass das Spiel frei von Bugs ist, denn davon gibt es leider noch einige, die interessanterweise aber hauptsächlich auftreten, wenn man als Predator spielt, was daher mit der veränderten Ansicht und der schnelleren Bewegungen zusammenzuhängen scheint. So gibt es hier und da nachladende Texturen und leider auch immer wieder Momente, wenn man aus unerfindlichem Grund an irgendwas in der Map hängebleibt, was stellenweise sehr nervig sein kann. Dann verschwindet auch der Laser unserer Plasmakanone hinter anderen Assets und wir sehen plötzlich nicht mehr, wo wir hinzielen, obwohl das normalerweise der Fall sein sollte, was aber wahrscheinlich noch im Rahmen von Patches gefixt werden wird.

Gleiches gilt hoffentlich noch für den Umfang, denn mit nur drei Maps, die dabei noch alle sehr ähnlich aussehen, da sie alle drei in ähnlichen Dschungelarealen angesiedelt sind, ist der Umfang leider etwas dünn. Gleiches gilt für die Variation, denn neben einer Handvoll Missionen des Fireteams, die austauschbar sind, gibt es nichts zu tun. Es gibt keine alternativen Wege zu entkommen und insgesamt sogar weniger Gründe als Team agieren zu müssen. Hatte man bei „Friday the 13th“ noch unterschiedliche Wege zu entkommen und musste dafür teilweise auf Teamwork setzen, ist das hier nicht der Fall. Man erledigt die Missionen, geht zum Extraktionspunkt und der Heli wird automatisch verständigt. Alles was man bis dahin tun muss, ist überleben. Beim Predator sieht es auch nicht viel anders aus, denn er hat wirklich nur das eine Ziel: töten, töten, töten. – Mit fortschreitendem Spielfortschritt kann er zwar auch Fallen stellen, aber das muss erst freigespielt und dann fürs Loadout gekauft werden. Hier wäre eindeutig noch etwas Luft nach oben gewesen, um für mehr Variation zu sorgen

Trotz einiger Einschränkungen, die hoffentlich noch durch Updates adressiert, bzw. ausgebaut werden, ist das Spiel dennoch für Fans der Reihe und Freunde von asynchronen Multiplayer-Spielen wirklich gelungen. Es stellt das bis dato wahrscheinlich Originalgetreuste Abbild der Reihe dar. Es wäre nur noch schön, wenn man vielleicht auch 1 bis 2 Maps in einem urbanen Setting implementiert hätte, um nicht nur den ersten Teil zu referenzieren. Denn anhand des geringen Umfangs wird das Spiel leider recht schnell zu eintönig und da es eben ein reines Multiplayer-Spiel ist wird die Luft dann schnell dünn. Und spätestens hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen, denn wo Fans dem Spiel wahrscheinlich etwas länger die Stange halten werden, so wird die breite Masse es wahrscheinlich schnell zur Seite legen, oder gar komplett übergehen.
Entwickler: Illfonic
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Erhältlich auf: PS4
NB@21.05.2020
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