PS4 Review: „Resident Evil 3“ #ResidentEvil3 #RE3

Jetzt ist es also da, die Vollversion vom Remake von „Resident Evil 3“ steht in den Läden. Eine Einstimmung bekam man bereits durch die kürzlich erschienene Demo, über die ich ebenfalls berichtet habe. Eine wichtige Frage, die allerdings bei der Demo offen blieb und die nur die Vollversion des Spiels zu beantworten vermag war und ist, ob Capcom mit dem Remake an den Erfolg des letztjährigen „Resident Evil 2“, das sich zu Recht auf vielen Bestenlisten des letzten Jahres wiederfand, anknüpfen kann, oder ihn sogar übertrifft? – Um das herauszufinden habe ich mich für euch mit Jill Valentine, dem Hauptcharakter aus dem ersten „Resident Evil“ in die Zombie-verseuchten Straßen von Raccoon City gewagt und kann euch sagen, was „Resident Evil 3“ bietet…

Auffällig ist für Serienkenner bereits, dass das Remake einen anderen Titel hat, als das Original. Hatte das 1999 Spiel, das zum Launch auf der PS1 und dem Sega Dreamcast erschienen ist, noch den Namenszusatz „Nemesis“, bzw. in Japan „The Last Escape“ so ist dieser in der 2020er-Version anscheinend Geschichte und das Spiel heißt lediglich „Resident Evil 3“, obwohl der Nemesis immer noch der Hauptantagonist des dritten Teils der Reihe darstellt. Was an sich schon fast ironisch anmutet, wenn man bedenkt, dass der heute als dritte Teil der Reihe bekannte Titel ursprünglich als Spin-Off konzipiert war und nie eine Nummer im Titel bekommen sollte, hätte es dabei nicht einige juristische Hürden gegeben. Denn Capcom hatte damals zeitgleich zwei unterschiedliche Deals, einen mit Sega und einen mit Sony, die jeweils unterschiedliche Exklusivrechte gewährten: Zum einen sollte der nächste neue Teil der Reihe nach dem Erfolg des Originals von „Resident Evil 2“ exklusiv auf Sega’s Dreamcast erscheinen und zum anderen hatte sich Sony aber zuvor die Rechte gesichert, dass alle nummerierten Teile der Reihe auf der PS1 erscheinen sollten.

Des Rätsels Lösung war daher das ursprünglich nicht-nummerierte Sequel „Nemesis“, das bereits parallel zum zweiten Teil von einem anderen Team entwickelt wurde, mit einer Nummer im Titel zu versehen, um den Deal mit Sony wahren zu können und den nächsten neuen Teil, der dann „Resident Evil: Code Veronica“ werden sollte, ohne Nummer exklusiv auf dem Dreamcast zu veröffentlichen. So kam es nämlich, dass der dritte Teil der Reihe noch nicht mal ein Jahr nach dem zweiten Teil veröffentlicht wurde und „Code Veronica“ noch ein Jahr länger auf sich warten lassen sollte. Ähnlich sieht auch die Entwickler des neuen dritten Teils aus, denn auch hier wurde parallel zum zweiten Teil bereits am dritten Teil gearbeitet und die Veröffentlichung ist schon knapp ein Jahr später, wir können also gespannt sein, ob wir nächstes Jahr vielleicht schon ein „Code Veronica“-Remake bekommen…

„Resident Evil 3: Nemesis“ hatte, besonders in Deutschland, keinen guten Stand, da das Spiel nach der Indizierung von „Resident Evil 2“ nur in einer stark zensierten Version veröffentlicht wurde. So spritzte anstatt Blut nur grauer Rauch, das Abtrennen von Gliedmaßen und Köpfen war nicht mehr möglich, und getötete Gegner blinkten wenn sie besiegt waren und lösten sich darauf in Luft auf. Zusätzlich gab es im Arcade-Modus „The Mercenaries“ keinen Zeitbonus mehr für das Besiegen von Zombies, da sie immerhin Menschenähnlich, was den Modus im Grunde unspielbar machte, da das Spiel automatisch endete, wenn die Zeit aufgebraucht war. Sieht man allerdings davon ab, war bereits „Resident Evil 3: Nemesis“ ein durchaus solider Eintrag in der Reihe, der zwar im Vergleich zum Vorgänger mehr auf Action setzte, aber dennoch ein paar wirklich interessante Neuerungen mit sich brachte.

So gab es insgesamt mehr unterschiedliche und in sich aufwendigere Areale, in denen sich das Spiel abspielte, die Möglichkeit unterschiedliche Munitionstypen selbst herzustellen, einen Ausweichmove, um der Gefahr zu entgegen und an einigen vordefinierten Stellen sogar Entscheidungsmöglichkeiten, wie es weitergehen sollte. Diese traten dabei im Zusammenhang mit der größten Neuerung auf, dem titelgebenden Nemesis, der uns das Spiel über verfolgte. Bei einigen seiner stärker geskripteten Auftritte bot uns das Spiel die Entscheidung, ob wir zum Beispiel versuchen sollten den Gegner von einer erhöhten Plattform herunterzustoßen, oder selbst herunterspringen, was logischerweise nicht nur in veränderten Cutscenes, sondern auch unterschiedlichen Folgeszenen mündete. 

Wie beim Original steht dieses Mal auch wieder das ehemalige S.T.A.R.S.-Mitglied Jill Valentine im Fokus der Handlung, die entgegen der 1999er-Version sogar mehr Hintergrundgeschichte beschert bekommt, die zugegebenermaßen im Original leider etwas dünn war: Die Ereignisse des ersten Teils haben ihre Spuren hinterlassen, denn nicht nur sind fast alle Beweise am Ende des Spiels buchstäblich in Luft aufgegangen, sondern die emotionalen Narben sitzen tief. Jill wurde unehrenhaft aus dem Polizeidienst entlassen, die S.T.A.R.S. wurden aufgelöst und sie leidet seitdem an posttraumatischem Stress mit massiven Alpträumen. Das zeigt uns das Spiel bereits eindrucksvoll in einer komplett neu gestalteten Anfangssequenz, die nach einem Live-Action-Intro zu einer Alptraumsequenz wird, die wir als Reminiszenz des 7. Teils aus der Ego-Perspektive erleben dürfen. Für Jill ist klar, dass sie in Raccoon City keinen Fuß mehr fassen kann, solange man dem Pharmaziekonzern Umbrella, der hinter dem Zombieausbruch steckt, nicht Einhalt gebietet. Sie beschließt daher ihre Flucht aus der Stadt mit dem Plan im Ausland Beweise gegen den Konzern zu sammeln, während ihre Heimat immer mehr unter der wachsenden Zombie-Bedrohung in die Knie geht.

Zwar ist die Situation zur Zeit noch im Griff, doch die Frage lautet eher wie lange das noch so sein wird… – Doch dann ändert ein Anruf alles. Am Telefon wird Jill von ihrem ehemaligen Kollegen Brad gewarnt, dass sie sofort aus ihrer Wohnung fliehen muss, bevor eine riesige vermummte Gestalt durch die Wand bricht, was in einer der Nerven aufreibendsten Eröffnungssequenzen der Spielegeschichte mündet. Jill flieht unbewaffnet vor der riesigen Gestalt, während das komplette Wohnhaus immer mehr in Flammen aufgeht, teilweise einstürzt und die der Koloss unbeeindruckt Jagd auf sie macht. Natürlich verbirgt sich hinter der Gestalt niemand geringeres als der Nemesis, der Programmiert wurde die letzten „lebenden Beweise“ in Form der ehemaligen S.T.A.R.S.-Mitglieder auszuschalten, die Umbrella gefährlich werden könnten. Und es ist an Jill ein wirksames Mittel gegen das Monster, sowie einen Weg aus der Stadt zu finden. Auf ihrer gnadenlosen Flucht trifft sie auf den charmanten Söldner Carlos, der mit seinem Team versucht die letzten Überlebenden zu evakuieren. Mit gemeinsamer Kraft setzen sie alles daran, dass ihr Vorhaben gelingt…

Bereits der Auftakt des Remakes macht deutlich, dass man sich von der Actionreicheren Ausrichtung der Vorlage hat inspirieren lassen und so setzt das Spiel insgesamt mehr auf Action und Tempo, als es des letztjährige Spiel getan hat. Man findet zwar auch die ein oder andere ruhigere Passage in denen man die Areale frei erkunden kann und muss auch das ein oder andere Rätsel lösen, doch dabei handelt es sich eher um kurze Verschnaufpausen, was beim zweiten Teil noch der Fokus war. Gleiches trifft auch auf die Handlungsorte zu, die in sich zwar weitläufiger sind, aber dennoch sehr viel linearer ablaufen und ein Backtracking größtenteils komplett unterbinden. Verbrachte man im Vorgänger noch sehr viel Zeit in den gleichen Arealen, die sich schon fast Metroidvania-mäßig immer weiter erschlossen, so sind die Areale in „Resident Evil 3“ zwar in sich auch nicht kleiner, sind aber in sich abgeschlossen. So kommt es immer wieder zu Übergängen in andere Areale, die danach keinen Weg mehr zurück zulassen.

Dazu kommt noch die konstante Bedrohung durch den Nemesis, der neben seinem Kollegen Mr. X aus dem Vorgänger wie auf Steroiden wirkt. Er ist schnell, bis an die Zähne bewaffnet und taucht in den ungünstigsten Momenten auf. Zwar gibt es nur wenige Spielabschnitte, wo er wirklich frei durch das Areal streift und nach uns sucht und man verlässt sich sonst eher auf stark geskriptete Momente, doch man kann sich nie sicher sein, wann solch ein Moment startet und er wieder um die Ecke kommt. Doch auch die Standardgegner haben im Vergleich zum Vorgänger dazugelernt und so weichen selbst normale Zombies nun aktiv unseren Angriffen aus, wenn wir beispielsweise zu lange versuchen den Kopf anzuvisieren. Zusätzlich treten sie begründet durch das Setting in einer Stadt in Bürgerkriegsähnlichen Umständen vermehrt in Gruppen auf, was es sehr viel schwieriger macht sie zu umgehen.

Technisch steht das Spiel dem schon überragenden Vorgänger in nichts nach und das Spiel sieht einfach umwerfend aus. So sah die Zerstörung noch nie so schön aus und besticht durch immense Details und tolle Licht- und Schatteneffekte, was besonders auf der PS4 Pro und der Xbox One X in 4K mit HDR einfach toll aussieht und mit größtenteils flüssigen 60fps abläuft, wobei es lediglich in sehr hektischen Szenen zu vereinzelten Framedrops kommen kann. Wie beim Vorgänger setzt das Spiel dabei auch auf die hauseigene RE-Engine und werdet von der Eröffnungsszene abgesehen die bewährte 3rd-Person-Ansicht, die dynamisch über der Schulter positioniert wird. Auch die fixen Kameraperspektiven und vorgerenderten Hintergründe sind einer frei-beweglichen Kamera und in Echtzeit animierten Arealen gewichen, die neben vielen Details auch jede Menge Easter Eggs verstecken. Die Charakteranimationen und Designs sind einem realistischen Look gewichen, ohne sich aber zu sehr von der Vorlage zu entfernen. So trägt Jill zwar standardgemäß keine Tube-Top und Minirock mehr (sofern man das Outfit nicht als Vorbesteller-DLC dazubekommen hat), sondern eine etwas mehr für den Kampf geeignete Kombi, die aber dennoch die Farbakzente des Originals beibehält. Neben den Outfits für Vorbesteller lassen sich auch weitere Outfits, wie zum Beispiel das ikonische Outfit, das Jill in „Resident Evil 1“, freischalten, das man zum Beispiel für den Abschluss der Kampagne bekommt.

Der Abschluss der Kampagne ist jedoch ein gutes Stichwort, denn das ist wahrscheinlich auch der einzige Wehmutstropfen an einem Spiel, das sonst so konsequent auf einem guten Originalspiel und einem herausragenden Remake aufsetzt, denn die Spielzeit ist leider etwas knapp ausgefallen. Selbst langsame Spieler sollten das Spiel in knapp 7-8 Stunden beendet haben, was für ein AAA-Game echt etwas knapp ist. Zwar ist die reine Spielzeit dabei nur wenig kürzer, als die von „Resident Evil 2“, doch da es dieses Mal keine unterschiedlichen Szenarien und abseits von bestimmten Passagen im Spiel, in denen man zeitweise Carlos steuert, keinen zweiten Charakter gibt, hält sich der Wiederspielwert auch in Grenzen. Zwar schalten wir mit dem Beenden des Spieles neue Kostüme, einen neuen Schwierigkeitsgrad und einen In-Game-Shop frei mit dem wird beispielsweise für im Spiel verdiente Punkte besondere Waffen kaufen können, doch die Kampagne verändert sich dadurch nicht wirklich. So verändert zwar der freischaltbare Schwierigkeitsgrad „Hardcore“ die Positionen von Gegnern und Items, doch eine große Veränderung ist das nicht, es gibt keine unterschiedlichen Enden mehr und auch sonst keine Variation innerhalb der Geschichte, da auch die Entscheidungswege des Originals der Schere zum Opfer gefallen sind.

Gerade wenn man die zwei Kampagnen des Remakes von „Resident Evil 2“ danebenhält, wo es einfach viel mehr Variation gab, ist es mehr als nachvollziehbar, dass das leider etwas übel aufstoßen muss. Wahrscheinlich hat man sich aus diesem Grund auch entschlossen das Spiel im Doppelpack mit „Resident Evil: Resistance“, einem asymmetrischen Multiplayer-Modus auszuliefern, der Anleihen bei Illfonic’s „Friday the 13th“ nimmt, indem vier Spieler in eine Map geworfen werden und zum Beispiel die Aufgabe kommen zu entfliehen, während ein fünfter Spieler die Rolle des sogenannten Mastermind übernimmt und mit Hilfe von Gegnern und Fallen aus dem Resident Evil-Baukasten unterbinden muss. Dabei beobachtet er das Geschehen über Videokameras, Positioniert spawnende Gegner, von Standard-Zombies bis hin zu Mr. X und kann auch teilweise selbst die Steuerung dieser Kreaturen übernehmen. Gerade dadurch, dass beide Seiten von menschlichen Spielern übernommen werden fallen die Gefechte meist sehr Nervenaufreibend aus, was zumindest für ein paar Gefechte nebenbei gut unterhält.  

Insgesamt fällt es mir wirklich schwer ein finales Fazit zu ziehen, denn auch wenn das Spiel schon fast kriminell kurz geraten ist, hat es mich stellenweise sogar besser unterhalten, als der Vorgänger. Das kommt viel vom höheren Tempo des Spiels und der konstanten Bedrohung durch den echt fiesen Nemesis. Wäre nur ein wenig mehr Fleisch am Knochen… – Denn Story-technisch ist auf jeden Fall noch etwas Luft nach oben. Zwar verfährt man auch bei „Resident Evil 3“ analog zum Vorgänger, entschied sich gegen eine 1:1-Umsetzung und bedient sich mehr der Essenz des Originals, so habe ich doch einige Abschnitte, wie den Glockenturm etwas vermisst. Dafür hinzugekommene neue Abschnitte, wie das erweiterte düstere Krankenhaus, das stellenweise Silent Hill-Vibes mit sich bringt ist zwar auch wirklich toll geworden, doch ich habe auf den Glockenturm gewartet, der zwar im Hintergrund immer wieder zu sehen war, aber nie zum Schauplatz wurde, was aber natürlich auch meine rein persönliche Erwartungshaltung sein dürfte. Darüber hinaus hat man die Story wirklich gut auf ein realistischeres Setting transportiert, die sich auch gut mit dem teilweise parallel-verlaufenden „Resident Evil 2“ verbindet und für den ein oder anderen Aha-Moment sorgt, wenn man beispielsweise zeitlich kurz vor Leon durch einige Abschnitte des Polizeireviers läuft und erkennt, dass man dabei einige „Spuren“ hinterlässt, die man dann im zweiten Teil aufgreift. Zwar versuchen der Multiplayer und Freischaltbares etwas den Umfang zu kompensieren, doch das wird bestimmt nicht jedermanns Sache sein. Wer das Spiel daher rein zum einmaligen Durchspielen kauft, wird für seine 60€ wahrscheinlich etwas enttäuscht sein und sollte daher besser etwas warten…

Entwickler:      Capcom

Publisher:       Capcom

Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One

NB@10.04.2020

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