Auch wenn ich per se kein besonders großer Fan von Sportspielen bin, seit denn sie haben eher eine „arcadige“ Ausrichtung, mache ich dennoch einen Unterschied, wenn es Kampf- und Prügelspiele geht. Seien es sie WWE-Spiele, die herausgekommen als die WWE noch als WWF firmierte, oder auch eine andere Spielereihe der letzten Jahre, die in eine ähnliche Kerbe schlägt: UFC. Denn nicht nur ist gerade der vierte Ableger der Reihe erschienen, sondern Publisher EA hat ihn mir dankenswerterweise auch zur Ansicht überlassen, was aber selbstverständlich keinen Einfluss auf meine Bewertung hat.

Der erste Teil der Reihe war 2014 erschienen und auch wenn er mich damals noch nicht vollends überzeugen könnte, da er stellenweise zu verschachtelt war, schon damals über eher betagte Grafik verfügte und zu allem Überfluss noch mit einem massiv überladenen Kampfsystem aufwartete, zeigte sich dennoch die Richtung ab, in die EA mit der Reihe gehen wollte. Mit jedem neuen Teil wurden immer mehr Probleme ausgebaut, oder verbessert und nun, knappe 6 Jahre später scheinen wir an einem Punkt angelangt zu sein, den ich mir schon vom Erstling gewünscht hätte.

Das Spiel beginnt mit einer kleinen Einführung, die zeitgleich als eine Art Mini-Tutorial fungiert, wo wir als Spieler aber erst mal überfordert sein könnten. Das ist aber auch gar kein Problem, denn ebenso wie die Hürde am Anfang zu hoch erscheinen mag, so sollen wir sogar im ersten Kampf, der bereits wenige Minuten nach dem Intro und einem Abstecher in den überraschend umfangreichen Charaktereditor, gegen einen übermächtigen Gegner startet, verlieren. Das legt den Grundstein für die Story, die man fast als moderne Variante von „Rocky III“ ansehen könnte, wenn man Boxen gegen MMA austauscht. Auch wenn die Geschichte Klischee behaftet ist und zweifelsfrei mehr eine Rechtfertigung zum Kampf darstellt, so ist es dennoch erfrischend uns gleich zu Anfang mal ins kalte Wasser zu werfen und ähnlich wie bei „Devil May Cry V“ gegen einen übermächtigen Gegner antreten zu lassen, um uns zu zeigen was uns erwartet.

Nach unserer Niederlage kämpfen wir uns aufs Neue von unten nach oben, lernen besser mit dem Kampfsystem umzugehen und damit unsere Technik zu verbessern. Und gerade hierbei macht „UFC 4“ einiges besser, als seine Vorgänger, denn die natürliche Progression in der wir uns voran kämpfen, sowie neue Techniken erlernen und verfeinern schafft es die durchaus komplexe Steuerung so zu gestalten, dass sie sowohl für Veteranen, wie aber auch für Einsteiger auf einem angenehmen Niveau ist. Die Steuerung ist immer noch komplex, immerhin benutzt man nicht nur unterschiedlich starte Schläge, sondern auch Tritte, sowie Blocks, Ausreich-Bewegungen, Sprünge und Kombination aus allem, doch das Spiel geht behutsam damit um, um uns nicht zu überfordern.

Im Vergleich zum auch schon recht soliden Vorgänger hat EA es geschafft den Schlägen nicht nur mehr „Bums“ zu verschaffen und hat auch das Crappling-System überarbeitet, was nun in einem Minigame mündet und es insgesamt etwas leichter macht aus der Griff zu entfliehen. Ähnlich verhält es sich mit den Submissions, in denen wir nun ebenfalls ein Minigame spielen und gleichzeitig eine reelle Chance haben aus dem Würgegriff zu entkommen und wieder in den Kampf einzusteigen. Dennoch sollte man immer aufpassen welcher Gegner einem gegenüber steht, denn einige Gegner sind besonders stark in der einen oder anderen Disziplin und können unsere Versuche auch schnell nieder machen, wenn sie uns beispielsweise in die Seile drücken, oder eine erfolgreiche Submission kontern. Es braucht zwar dennoch ein wenig Übung, bis die komplexeren Moves gelingen und man taktischer zu agieren, anstatt nur wie wild Knöpfe zu drücken, doch es lohnt sich dran zu bleiben, da der so entstehende Flow an Bewegungen einfach überaus cool und belohnend ist.

Technisch macht die Spiel eine gute Figur, auch wenn man anmerken muss, dass die Verbesserungen gegenüber dem 2-Jahre alten Vorgänger nur marginal sind und gerade die Charaktermodelle in den Cutscenes etwas mehr Arbeit hätten vertragen können. Dennoch besticht das Spiel durch einige nette Details, die besonders in den Kämpfen, oder den Wiederholungen in Zeitlupe sichtbar werden. So verformen sich Gesichter zu grotesken Fratzen, wenn sie getroffen werden, was zum ein oder anderen (teilweise ungewollt) komischen Moment führt. Besonders schön finde ich, dass man etwas mehr Abwechslung in die Arenen gepackt hat und nicht mehr das Gefühl hat jeden Kampf in der gleichen Location abzuhalten. Besonders hat mir dabei eine mystisch-angehauchte Arena gefallen, die an den Thronsaal aus „Mortal Kombat“, oder das Kumite aus „Bloodsport“ erinnert.

Es wäre jedoch kein EA-Spiel, wenn wir nicht, zumindest kurz, auf das Thema Mikrotransaktionen eingehen müssten, denn es gibt natürlich wieder eine Spiel-Währung, die man zwar im Spiel verdient, aber auch gegen Echtgeld kaufen kann. Aber EA scheint aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben und liefert kein Pay-to-Win-Desaster á la „Star Wars: Battlefront 2“ ab, denn alles, was man mit den sogenannten UFC-Points kaufen kann sind rein kosmetische Items, die keinerlei spielerischen Effekt mit sich bringen. Selbst wenn man also hunderte Euro in neue Hosen, Handschuhe und Emotes investiert, wirkt sich das überhaupt nicht auf das Spiel an sich aus, wie es bei Mikrotransaktionen im Grunde immer sein sollte.

Insgesamt hatte ich wirklich meinen Spaß in den unterschiedlichen MMA-Matches, der Story und auch ein paar Online Matches, wo mir die Gegner aber allgemein zu aggressiv und verbissen waren, was aber auch einfach Pech gewesen sein kann. EA liefert mit „UFC 4“ ihr bisher bestes Spiel der Reihe ab, das besonders durch die überarbeiteten Story-Modus mit seiner natürlichen Progression insgesamt Einsteiger-freundlicher geworden ist. Weiter fühlen sich die Schwierigkeitsgrade besser ausbalanciert an und bieten zusätzlich sogar die Möglichkeit Pfeile als Hilfe einblenden zu lassen, die besonders am Anfang helfen können, bis man die Steuerung verinnerlicht hat. Im Vergleich zu anderen Kampfspielen ist es realistischer, stellenweise anspruchsvoller, aber langfristig auch „wuchtiger“. – Man hat förmlich das Gefühl den Geruch von Blut und Schweiss in der Nase zu habenhaben, was in diesem Zusammenhang aber ausnahmsweise etwas positives darstellt.
Entwickler: EA Vancouver
Publisher: EA Sports
Erhältlich auf: PS4, Xbox One
NB@02.09.2020
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