Viele Entwicklerstudios haben einen immensen Katalog an Videospielen, doch bei vielen kräht heute kein Hahn mehr danach, oder selbst wenn das der Fall ist, macht man nichts mehr mit den Lizenzen. Anders verhält sich das aber zweifelsohne bei Capcom, denn nicht nur liefert das Traditionsstudio fleißig neue Spiele, wie zum Beispiel das kürzlich erschienene „Resident Evil Village“ ab, sondern pflegt auch seinen Backkatalog, der unglaubliche viele tolle Spiele umfasst. So ist Capcom bereits seit Ende der 70er Jahre im Geschäft und kann auf ein immens großes Repertoire an Spielhallen- und Arcade-Klassikern zurückblicken, von denen nun ein Teil im Rahmen der „Capcom Arcade Stadium“ ihren Weg auf moderne Konsolen gefunden hat. – Da ich nicht nur ein bekennender Fan des Studios per se, sondern auch Arcade-Spielen im Allgemeinen bin, habe ich es mir nicht nehmen lassen die Collection einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen, für die mir dankenswerterweise ein kostenfreier Code für mein Review zur Verfügung gestellt wurde. Einen Einfluss hat das aber selbstverständlich nicht auf meine Bewertung.

Die Anwendung an sich steht kostenlos zur Verfügung und beinhaltet mit „1943: The Battle of Midway“, das sowohl in der westlichen, wie auch der japanischen Version als Rom vorliegt, als einziges Spiel. Weitere Spiele können modular dazu gekauft werden, wobei es lediglich „Ghosts ‘n Goblins“ einzeln dazuzukaufen gibt und die restlichen Spiele über drei Pakete à 10 Spiele verteilt sind. Die Pakete gliedern sich wie folgt:
Paket #1 – Dawn of the Arcade (’84 – ’88)
1) Vulgus
2) Pirate Ship Higemaru
3) 1942
4) Commando
5) Section Z
6) Takakai No Banka
7) Legendary Wings
8) Bionic Commando
9) Forgotten Worlds
10) Ghouls ’n Ghosts
Paket #2 – Arcade Revolution (’89 – ’92)
1) Strider
2) Dynasty Wars
3) Final Fight
4) 1941: Counter Attack
5) Senjo no Okamill
6) Mega Twins
7) Carrier Air Wing
8) Street Fighter II: The World Warrior”
9) Captain Commando
10) Varth: Operation Thunderstorm
Paket #3 – Arcade Evolution (’92 – ’01)
1) Warriors of Fate
2) Street Fighter II: Hyper Fighting
3) Super Street Fighter II Turbo
4) Powered Gear: Strategic Variant Armor Equipment
5) Cyberbots: Full Metal Madness
6) 19XX: The War against Destiny
7) Battle Circuit
8) Giga Wing
9) 1944: The Loop Master
10) Progear
Dabei ist anzumerken, dass “Takakai No Banka“, “Senjo no Okamill“ und „Powered Gear: Strategic Variant Armor Equipment” nur als japanische ROMs und „Bionic Commando“ nur als englisches ROM vorliegen. Alle anderen Spiele über beide ROMs verfügen, zwischen denen man hin- und herschalten kann. „Ghosts ‘n Goblins“ kostet regulär 1,99 Euro, wird aber teilweise auch gratis angeboten und jedes Erweiterungspaket kostet regulär im Einzelkauf 14,99 Euro, oder im Dreierpack 39,99 Euro, was in Anbetracht der Menge an Spielen an sich keine schlechte Quote ist und selbst für eingefleischte Arcade-Fans noch die ein oder andere Überraschung bereithält. Jedoch hätte ich mir gewünscht, dass auch Perlen, wie „Darkstalkers: The Night Warriors“ und „Alien vs Predator“, die man beispielsweise auf der „Capcom Home Arcade“-Konsole findet, oder auch „Knights of the Round“, das in der „Capcom Beat ’em up-Bundle“ enthalten war, ebenfalls enthalten wäre. Aber vielleicht liefert Capcom ja auch noch weitere Pakete, oder einzelne Spiele nach, denn Potential gibt es auf jeden Fall noch…

Widmen wir uns daher neben dem Lineup, dem eindeutig wichtigsten Gesichtspunkt einer solchen Sammlung: Emulation, Performance und Features, sprich warum sollten wir uns gerade diese Sammlung zulegen? – Denn gerade bei Retro-Sammlungen wird oftmals der geringste Aufwand betrieben. Man bannt einfach ein paar ROMs auf eine Disk, ohne diese in irgendeiner Weise anzupassen, haut ein rudimentäres Menü drüber vertraut darauf, dass sich die Fans schon zugreifen werden. Allerdings gibt es heute genug Wege die Spiele heute noch zu spielen, seien es entweder die bereits erwähnten Wege, oder auch Emulation auf dem PC. – Jedoch hat sich Capcom in dieser Beziehung nicht lumpen lassen und bietet mit ihrer Sammlung wirklich ein wirklich solides Gesamtpaket. Wie bereits erwähnt liegen fast alle ROMs in zwei Versionen vor und die RE Engine liefert das Grundgerüst, wobei laut den Credits auch eine open Source MAME-Engine Anwendung findet. Setzte man für das Drumherum im Vergleich bei der „Sega Mega Drive Classics“-Collection auf ein virtuelles Kinderzimmer, wo sich Konsole und Spiele befanden, hat man für „Capcom Arcade Stadium“ eine Spielhalle mit einzelnen Arcade-Automaten nachgebildet. Jeder Automat beinhaltet eines der Spiele und wir können die Anordnung entweder nach Genre, Name, oder anderen Auswahlen, wie zum Beispiel Spiele, die sich in unserem Besitz befinden, bestimmen. Standardmäßig werden alle erhältlichen Spiele angezeigt und fällt die Auswahl auf Spiele, die wir nicht besitzen, leitet uns die Anwendung in den Store weiter, um es zu kaufen.

Die Spiele selbst performen wirklich gut, verfügen über die korrekten Auflösungen und Wiedergabegeschwindigkeiten, soweit ich das beurteilen kann. Wir können die Spiele entweder in ihrer Original-Größe innerhalb eines virtuellen Arcade-Kabinetts ablaufen zu lassen, oder nach Lust und Laune unterschiedliche Anzeige- und Auflösungsoptionen wählen, die das Bild wahlweise auch an die Bildschirmgröße anpassen, mit Scanlines verschönern, oder weichzeichnen. Ich bin persönlich zwar von beiden Effekten kein großer Fan, aber gerade in Hinblick auf die Scanlines muss man anmerken, dass diese das Bild nicht zu stark abdunkeln, was bei anderen Sammlung nicht immer so gut funktioniert. Neben den Optionen bietet die Sammlung selbstverständlich auch moderne Komfortfunktionen, wie ein Speichersystem, oder auch die Möglichkeit das Spielgeschehen jederzeit vor- und zurückzuspulen. Wir können sogar die Anzahl der verfügbaren Leben und die allgemeine Spielgeschwindigkeit ändern, wenn wir das möchten. Optional bieten die Spiele auch einen God-Mode, der aber separat als DLC zum Preis von 0,99 Euro vertrieben wird und sonst nicht zur Verfügung steht, was ich persönlich etwas unschön empfinde, wenn man Bestandteile der Anwendung bewusst herausnimmt, um sie hinter einer Paywall wegzusperren, aber ich persönlich habe diese Funktion auch nicht vermisst.

Ein besonderes Schmankerl ist die Funktion sowohl die Ausrichtung des Bildes und des Bildschirms ins zwei verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten zu wählen, um vertikal-scrollende Shooter so zu spielen, wie sie ursprünglich konzipiert waren, wofür es selbstverständlich Sinn macht einen rotierenden Monitor zur Verfügung zu haben, den wahrscheinlich die wenigstens zur Verfügung haben. Leichter ist das auf jeden Fall auf der Switch, wo es ja mit dem „Flip-Grip“ eine Lösung für den Handheld-Betrieb gibt. Ebenfalls im Zuge der Authentizität unterstützt die Sammlung neben dem normalen Controller auch Arcade-Sticks, sofern diese mit der Konsole kompatibel sind. Ich habe es an der mit dem hauseigen lizensierten „Street Fighter V – Fightstick Alpha“ ausprobiert und das Spielgefühl ist wirklich nah am Original. Je nach verwendetem Stick kann es auch nötig sein einzelne Tasten umzulegen, was aber über das Menü überhaupt kein Problem ist.

Die Spiele lassen sich selbstverständlich sowohl Solo, aber auch mit mehreren Spielern, je nachdem was das Spiel anbietet, spielen und es gibt auch eine Implementierung von wechselnden Herausforderungen und weltweiten Highscores. Es wird dabei unterschieden zwischen täglichen Score- und Zeit-Herausforderungen durch die man neben dem Platz in den Bestenlisten auch Punkte verdient durch die man Hintergründe und sonstige Goodies freischalten kann.

Insgesamt handelt es sich bei „Capcom Arcade Stadium“ um eine wirklich gelungene Sammlung von Arcade-Spielen aus der reichen Geschichte des japanischen Konzerns. Die 32 verfügbaren Spiele geben einen guten Überblick und beinhalten sowohl Klassiker, wie auch Geheimtipps, auch wenn der Preis der einzelnen Pakete, wenn die meisten lediglich 2-3 Spiele kennen zunächst etwas happig erscheint und es aber gleichzeitig etwas nervt, wenn die Anwendung uns ständig daran erinnert, dass wir auch noch die restlichen Spiele kaufen können. In Retrospektive muss ich aber sagen, dass Capcom echt eine gute Auswahl getroffen hat und keine minderwertigen Spiele enthalten sind. Einzig ein paar mehr Klassiker hätten es für meinen Geschmack noch sein können. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Abseits davon besticht die Sammlung auch durch eine gute Technik, die sowohl den Puristen, aber auch die modernen Spielern genau das Erlebnis bietet, das sie verlangen. Moderne Annehmlichkeiten wie Online Bestenlisten, Speichermöglichkeiten und Rückspulfunktion runden das Paket ab. Arcade-Spieler und diese, die es noch werden wollen, kommen vollends auf ihre Kosten!
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One, Nintendo Switch
NB@02.06.2021
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.
Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.
2 Kommentare