PS5 Review: „Tormented Souls“ #TormentedSouls #SurvivalHorror

Ich war bereits, bevor das erste Resident Evil das später als Survival Horror bekannte Sub-Genre des Action-Adventures salonfähig machte, ein Fan des Genres, das durch Alone in the Dark begründet wurde. Ich habe sie alle gespielt, alle Teile von Resident Evil, alle Trips nach Silent Hill und auch den ein oder anderen Trittbrettfahrer, der versucht hat auf der Welle der Popularität mit zu schwimmen. So kam es, wie es kommen musste und nach einigen wirklich tollen Vertretern des Genres hat sich das Genre immer mehr Richtung „Action“ gewandelt und sich damit fast eigenhändig den Todesstoß verpasst. Und auch wenn wir leider seit Jahren vergebens auf ein neues Silent Hill warten, so hat zumindest Capcom mit den Remakes von „Resident Evil 2“ und „Resident Evil 3„, oder „Resident Evil Village“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die klassische Formel immer noch zieht.

Jedoch muss man trotz der Rückkehr mehr in Richtung der klassischen Formel anerkennen, dass es sich dennoch um eine insgesamt modernere Interpretation handelt, die viele Steckenpferde dabei außer Acht lässt. Und genau hier kommt „Tormented Souls“ ins Spiel. Entwickelt von Dual Effect in Zusammenarbeit mit Abstract Digital und herausgebracht von PQube Limited soll es sich um die selbst proklamierte Rückkehr zu Survival-Horror in seiner reinsten Form handeln, Grund genug sich das Spiel, das mir dafür dankenswerterweise vom Publisher für meinen Bericht überlassen wurde, einmal ganz genau anzusehen. Einen Einfluss hat dieser Umstand aber selbstverständlich nicht auf meine Bewertung. – Denn in der Tat verwendet es viele Elemente, die besonders in den ersten Resident Evil- und Silent Hill-Teilen vorherrschten, doch diese Authentizität kann auch Nachteile mit sich bringen…

In „Tormented Souls“ verkörpern wir keinen Super-Soldaten, oder ähnliches, sondern ein normales Mädchen von nebenan. Die 26-jährige Caroline Walker stolpert eher zufällig in einen wahrhaftigen Horrortrip verstrickt wird. Alles beginnt mit einem alten Foto, das ihr per Brief zugeschickt wird. Das Foto zeigt zwei Kinder, Zwillinge, um genau zu sein und die Rückseite mahnt sie nicht im Stich zu lassen. Caroline kennt die beiden Mädchen zwar nicht, spürt aber einen inneren Drang mehr darüber zu erfahren und begibt sich kurzerhand zur Absendeadresse. Angekommen in einem stattlichen Herrenhaus, das früher mal ein Krankenhaus gewesen war, schleicht sie durch die verlassene Eingangshalle, bis sie von einer unbekannten Person bewusstlos geschlagen wird. Sie erwacht kurze Zeit später komplett nackt, in einer verdreckten Badewanne, ist an medizinische Geräte angeschlossen und hat eine Bandage über dem rechten Auge. – Egal wo sie ist, sie muss hier unbedingt weg!

Von dort an wird es aber nur noch schlimmer. Nicht genug, dass die Bandage ein entferntes Auge verdeckt und sich darunter nur noch eine leere Augenhöhle befindet, auf der Suche nach einem Ausweg aus dem Gebäude trifft sie schnell auch auf merkwürdige Kreaturen, die ihr nicht freundlich gesonnen sind. Und während sie beginnt immer mehr von den diabolischen Machenschaften, die sich dort abgespielt haben, aufzudecken, erkennt sie auch, dass ihre Anwesenheit alles andere als ein Zufall ist…

Das Spiel zieht wirklich starke Inspiration von den offenkundigen Vorlagen und spielt dabei mit unseren tiefsten Ängsten, während wir das verlassene und umgebaute Krankenhaus erkunden. Zwar hat man auf vorgerenderte Hintergründe verzichtet, aber fixe Kameraeinstellungen, die gekonnt mit dem was sie uns zeigen und was sie uns nicht zeigen spielen, erzeugen eine immense Stimmung. Und die Soundkulisse tut ihr Übriges, bedient sich aber eher mechanischeren Geräuschen, wie man sie aus Silent Hill kennt, die für Gänsehaut sorgen. Folgerichtig, ausgehend von den Kamerawinkeln, setzt das Spiel auf Panzersteuerung, die witzigerweise im Tutorial, die wir im Spielverlauf immer in Form von Klemmbrettern finden, sogar von einem echten Panzer dargestellt wird. Die Steuerung wird mit Sicherheit einige Spieler abschrecken, da sie etwas Eingewöhnungszeit braucht, denn je nach Perspektive ist oben nicht gleich oben, unten nicht gleich unten und so weiter. Jedoch ist sie für die Art von Präsentation wahrscheinlich die einzige echte Möglichkeit der Steuerung.

Ähnlich verhält es sich mit dem Kampfsystem, das etwas behäbig ist, da wir mit einer Taste anvisieren und dann mit der anderen Taste feuern, wobei wir selbstverständlich nicht laufen können und demnach genau überlegen müssen, wann die Zeit zum Kämpfen und wann die Zeit zum Weglaufen ist. Und da wir eben keinen Super-Soldaten spielen und normalerweise nicht an jeder Ecke Schusswaffen rumliegen, müssen wir uns mit Alltagsgegenständen, wie einer Nagelpistole zur Wehr setzten, was die Kämpfe direkt zum Beginn schon recht anspruchsvoll werden lässt. Und wenn man, wie ich leider, nicht verinnerlicht, dass das Spiel selbst das Speichersystem aus dem ersten Resi repliziert, ist auch schnell mal 1-2 Stunden Fortschritt dahin. Denn es gibt kein Auto-Save, keine Checkpoints und somit auch kein Sicherheitsnetz. Hier kann mitunter Frust aufkommen, da es eine ganze Weile dauert, bis wir zum ersten Speicherplatz kommen…

Wo das Spiel jedoch absolut glänzt, sind die Rätsel. Denn davon gibt es nicht nur viele, sondern auch ein paar echt gut durchdachte Kopfnüsse. Zwar gibt es auch die Rätsel, wo wir nur einen Schlüssel, oder ein sonstiges Item finden müssen, aber größtenteils sind die Rätsel echt richtig toll geworden und erinnern an die Blütezeit der Reihen, die als Vorbilder dienten, wobei man oft auch mal einen Blick in die Dokumente, die man findet, werfen sollte, da sie oft Hilfestellungen für die Rätsel bieten. Die Dokumente bringen jedoch auch einen kleinen Kritikpunkt mit sich, denn die Entwickler verlagern viel Geschichte in eben die ernährten Dokumente. Und wer sie nicht liest, oder gar nicht erst findet, verpasst mitunter wichtige Informationen. Wir finden zwar auch kleinere Cutscenes, aber hier zeigt sich doch etwas das eher überschaubare Budget des Spiels, was sich allerdings auch im recht günstigen Verkaufspreis widerspiegelt.

Wo man es hingegen fast gar nicht merkt ist die Präsentation, denn die ist an sich wirklich hochwertig. Die Sprecher agieren zwar etwas übertrieben, was dafür spricht, dass sie wahrscheinlich die Szene gar nicht vor Augen hatten, aber sie Grafik ist ein echter Hingucker. Das leicht viktorianisch-angelegte Setting besticht nur gerade so mit Details, setzt auf ein überaus gelungenes Spiel aus Licht und Schatten.  Je nach Situation ist die Szenerie entweder wunderschön, eklig, oder sogar eine abstruse Kombination und nur noch das Gegnerdesign setzt dem noch eine drauf, denn die gequälten Gestalten, die sich uns in den Weg stellen sind eine bizarre Mischung aus Silent Hill und Hellraiser, also nicht der gewohnte 08/15-Zombie, den wir mittlerweile aus viel zu vielen Spielen kennen. Dabei läuft das Spiel auf der PS5 in 4K bei meist stabilen 60fps, lediglich in ein, oder zwei Instanzen, bei denen wirklich viel los war, ging die Framerate kurzzeitig etwas runter, was aber nicht wirklich störend war.

Insgesamt bietet „Tormented Souls“ wirklich ein authentisches Survival-Horror-Erlebnis der alten Schule: Düstere Story, immense Ressourcen-Knappheit, echt gruseliges Setting und Gegner und letztendlich auch noch tolle Rätsel. – Im Grunde also alles, was Fans des klassischen Resident Evil, oder Silent Hill lieben. Zwar wird bestimmt der ein oder andere sich von den starren Kameraperspektiven und der Panzersteuerung abschrecken lassen, aber auch das ist eben ein Steckenpferd des Genres, mit dem man sich auch eine wirklich tolle Grafik und dichte Atmosphäre erkauft. So ist das Spiel zwar von seiner Mechanik her eindeutig eher ein Spiel von vorgestern, paart das aber, entgegen anderer Spiele der letzten Jahre, wie beispielsweise „Dawn of Fear„, oder „Remothered: Broken Porcelain“ mit moderner Technik, die im Grunde keine Wünsche offen lässt. Zwar hätte die Synchronisation an machen stellen etwas besser sein können und in Zwischensequenzen wirken die Figuren auch manchmal wie Wachsfiguren, aber hier muss man auch berücksichtigen, dass es sich eben um kein AAA-Spiel handelt und direkt zum Release für reguläre 20 Euro vertrieben wird, was ein durchaus fairer Preis ist. Wer einen US-PSN-Account hat kann sogar eine kostenlose Demo herunterladen, die ich euch gerne hier verlinke.

Entwickler: Dual Affect /

Publisher: PQube

Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S

 NB@13.09.2021

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