An den meisten Spielen arbeiten große Teams, bei AAA-Games gerne mehrere hundert Entwickler, die jeweils nur für ein Fragment des Großen und Ganzen zuständig sind. Erst am Ende werden die einzelnen Versatzstücke zusammengesetzt, weswegen das Endprodukt manchmal alles andere als rund läuft, oder immense Aufwände aufgebracht werden Geschichte und Pacing abzurunden. Anders sieht es mit Passion Projekten einzelnen Entwickler aus, die ihre eigene Vision von Anfang bis Ende verfolgen.

Bei „Quintus and the Absent Truth“ ist so ein Werk, denn es wurde von sage und schreibe einem Solo-Entwickler geschaffen, der unter Wreck Tangle Games firmiert und in seinem ersten Spiel Elemente klassischer Gute Nacht Geschichten mit Horrorelementen kombiniert, wie es kürzlich auch „Lost in Random„, „In Nightmare“, oder „Little Nightmares II“ getan haben, auch wenn mich die Prämisse eher an „Art’s Traum“, die Kampagne aus Media Molecule’s Baukasten Software „Dreams“ erinnert hat: Alan Shaw war einmal der beste Pianist seiner Zeit, kämpft aber mit einer massiven Schreibblockade, weswegen sein Label in fallen lässt. Und als wäre das noch nicht genug verlässt ihn seine Frau und seine Tochter Lydia wird entführt. Alan hat keine Wahl, er muss seinen ganzen Mut zusammen nehmen und seine Tochter retten, wobei er allerdings nicht allein ist, denn Quintus, eine kleine Maus, unterstützt ihn auf seiner gefährlichen Reise…

So ungleich das paar auch sein mag, spielerisch bietet das einige interessante Möglichkeiten, bei dem beide Charaktere mit ihren jeweils eigenen Fähigkeiten zum Einsatz kommen, um Rätsel zu lösen. Das spielt sich am ehesten wie ein klassisches Adventure, das von gelegentlichen Plattformer Abschnitten aufgelockert wird, die wir für gewöhnlich mit Quintus bestreiten, der um einiges mobiler ist, als Alan. Das Gameplay leidet jedoch leider an Repetition und zu linearen, sowie leicht vorhersehbaren Abschnitten. So ist es zum Beispiel zwar lobenswert, dass Quintus zur Abwechslung auch Gegenstände aufheben und werfen kann, die Mechanik kommt aber viel zu wenig zum Einsatz, als ob man es erst spät in der Entwicklung implementiert hat und große Abschnitte daher nicht darauf ausgerichtet gewesen sind.

Wo das Spiel hingegen absolut zu überzeugen weiß ist die Präsentation, denn nicht nur ist da Spiel optisch echt gelungen, besonders wenn man die „Große“ Spiele im Vergleich dazu sieht. Selbstverständlich ist es keineswegs auf dem Niveau eines „Death Standing“, oder „Uncharted 4“, aber der einzigartige Artstyle mit Hand gezeichneten Hintergründen und Grafiken, der wahrscheinlich durch Rotoskopie geschaffen wurde überzeugt, besonders wenn man sich wieder ins Gedächtnis ruft, dass alles von einem einzigen Entwickler geschaffen wurde. Die Areale sind detailliertet und wirken damit sehr authentisch.

Natürlich gibt es die ein oder andere unsaubere Textur, aber der gewählte Grafikstil sorgt dafür, dass das kaum ins Gewicht fällt. Die musikalische Untermalung tut ihr Übriges und sorgt auf subtile Weise für die passende Stimmung einzelner Szenen, was in Gänze wiederum für mich für die Assoziation mit Gute Nacht Geschichten gesorgt hat. Einzig die Synchronisation passt in meinen Augen nicht so gut, was aber daran liegt, dass die Stimmen alle vom Entwickler selbst stammen und es sich dabei eben nicht um einen ausgebildeten Schauspieler oder Synchronsprecher handelt. Sie wirken die Betonungen leider oftmals willkürlich und die Emotionen lassen sich nur erahnen.

Insgesamt sind das aber wirklich kleine Kritikpunkte und ich hatte mit dem Spiel wirklich eine Menge Spaß. Freunde fantasievoller Erzählungen und klassischer Adventures mit vereinzelten Plattformer-Elementen kommen vollends auf ihre Kosten und sollten „Quintus and the Absenz Truth“ wirklich eine Chance geben. Eine handelt sich um eine kleine, aber feine Perle…
Entwickler: Wreck Tangle Games
Publisher: Eastasiasoft
Erhältlich auf: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch
NB@16.09.2022
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