PS4/PS5 Review: „God of War Ragnarök“ #GodOfWar #Ragnarök

Mit vielen Jahren Erfahrungen im Spieletest gibt es selten Spiele, die es mir so schwer gemacht haben darüber zu berichten, wie „God of War Ragnarök“, der Follow-up zu dem 2018er Soft-Reboot, der das Spielprinzip der Reihe stark verändert hat. Doch wieso diese Schwierigkeiten, denn es scheinen sich ja alle einig zu sein, dass es sich um eins der besten Spiele aller Zeiten handelt und zweifellos das Spiel des Jahres ist. – Doch genau das ist das Problem, denn auch wenn es ein wirklich gutes Spiel ist, habe ich dennoch ein paar Punkte, die ich thematisieren muss…

Bevor ihr nun Fackeln und Mistgabeln herausholt, ich möchte keineswegs jemandem das Spiel schlecht machen, es handelt sich um meine persönlichen Eindrücke und wenn ihr diese nicht teilt, ist das vollkommen legitim. Es handelt sich bei Ragnarök wahrscheinlich um da Spiel auf das ich mich dieses Jahr am meisten gefreut habe und dennoch ist der Funke nur mit Einschränkungen übergesprungen. Und das bedeutet auch keineswegs, dass es sich um ein schlechtes Spiel handelt, ganz im Gegenteil, doch es ist für mich eben keine 10/10, sondern nur eine starke 8/10. Doch mehr dazu, nachdem wir uns mit dem Allgemeinen beschäftigt haben.

Die Geschichte setzt drei Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers ein, den man unbedingt gespielt haben sollte, um die Handlung, Anspielungen, bisherige Entwicklung und Motivation der Charaktere richtig nachvollziehen zu können. Es gibt zwar im Hauptmenü einen „Was bisher geschah“-Eintrag, der die aller gröbsten Eckpunkte nacherzählt, aber es gibt zu viel, das weggelassen wurde und besonders die Charakterentwicklung bleibt dabei fast vollständig auf der Strecke. Offensichtlich scheint sich am Anfang wenig verändert zu haben, denn Kratos und Atreus leben zurückgezogen und von Magie beschützt in ihrer abgelegenen Hütte. Kratos hat die letzten Jahre damit verbracht seinen Sohn täglich zum Krieger zu erziehen, um ihn auf die feindselige Welt, in der sie leben, einzustimmen. Das geht auch soweit gut, bis sie die Vergangenheit wieder einholt:

Ihre Handlungen im Vorgänger haben den Fimbulwinter, den Vorboten vom Ende aller Tage ausgelöst. Das wird auch als Ragnarök bezeichnet und ist unabwendbar. Doch daran bekommen Kratos und Atreus starke Zweifel, als plötzlich Odin und Thor nach einem Waffenstillstand bitten und Atreus eine kryptische Prophezeiung findet, die andere Möglichkeiten offenbaren. Zusammen mit ihren Verbündeten brechen Vater und Sohn auf eine gefährliche Reise durch die neun Welten auf, das Ende der Welt zu stoppen… – Viel mehr kann man fast gar nicht verraten, ohne zu spoilern, weswegen ich es dabei belassen werde.

Lag im 2018er God of War der Fokus auf der entfremdeten Beziehung zwischen Vater und Sohn und der Tatsache, dass Kratos lernen musste seine Vergangenheit nicht auszublenden, sondern zu akzeptieren, um damit seinen Frieden zu schließen, schwenkt in Ragnarök der Fokus auf Atreus. Er ist zwar merklich Erwachsener geworden, strauchelt aber damit seinen Weg zu finden, noch so gut sein Vater ihn trainiert. Immerhin findet man nicht jeden Tag heraus, dass man eigentlich Loki heißen sollte und eine wichtige, wie unabwendbare Rolle im Ende der Welt tragen muss… – Und diese Wechsel des Fokus ist der erste Punkt, den man sich bewusst machen muss, denn auch wenn wir größtenteils Kratos spielen, ist es dieses Mal Atreus, dem die Bühne gehört, was auch in einigen Passagen mündet, in denen wir ihn spielen.

Damit hatte ich persönlich keine Probleme, denn auch wenn mich das ziemlich überrascht hat, dass Kratos zeitweise die Zügel aus der Hand gibt, bieten diese Passagen eine willkommene Abwechslung, da der kleinere und schwächere Atreus mit eigenen Moves und Skills aufwartet und im Kampf mehr aus Bewegung und seine stärkere Agilität setzt. Er tritt dadurch aus dem Schatten seines übergroßen Vaters heraus und wird als eigenständiger Charakter etabliert. Hier wäre noch interessant gewesen, wenn man bewusst zwischen den Charakteren wechseln könnte, doch die Charaktere sind an bestimmte Missionen im Rahmen der Geschichte gekoppelt.

Was sich allerdings für mich als Problem darlegt ist das Pacing der Geschichte, denn auch wenn die Geschichte wieder spannend und emotional ist, dauert es immens lange bis sie richtig in Fahrt kommt. So hatte ich zum Beispiel schon fast acht Stunden auf der Uhr, bis sich langsam offenbart hat was eigentlich das grobe Ziel ist. Und auch dazwischen gab es immer wieder Längen, wenn man sich von Raum zu Raum vor kämpft, die immer gleichen Gegnerhorden aus dem Weg räumt und am Ende auf dem Rückweg wieder exakt durch die gleichen Räume zurückzugehen. Das war zwar im Vorgänger auch nicht unbedingt anders, doch ist hier zu langatmig, was auch mit der Größe der Spielwelt zusammenhängt, die um einiges umfangreicher geworden ist.

Größer ist nicht unbedingt besser, denn auch wenn es schön ist, dass es nun viel mehr Abwechslung in den Arealen gibt, bringt eine große Welt auch längere Laufwege und eine schon fast abstruse Anzahl von Nebenaufgaben und Sammelobjekten mit sich, von denen man aber für viele zunächst neue Fähigkeiten freischalten muss, um heranzukommen. Also sollte man all das eher auf das Endgame verlagern, wenn man nicht dauert von Mimir, oder Atreus gesagt bekommen möchte, dass uns wohl noch Fähigkeiten fehlen. Ebenso sollte man bis zum Endgame einen weiten Bogen um die Berserker machen, die das Äquivalent zu den Walküren aus dem Erstling sind und dem Spieler alles abverlangen.

Generell ist es schön, dass sich Santa Monica Studio auch der Kritik am Vorgänger gestellt haben und besonders in Punkto Bosse massiv nachgebessert haben. Vorbei sind also die Zeiten, wo man zig Mal den gleichen Boss vermöbeln muss. Die Bosse sind zwar immer noch nicht so außergewöhnlich wie teilweise in den Anfängen der Reihe, können sich aber allesamt sehen lassen. Besonders gefallen hat mir dabei der Kampf gegen Thor, der ja bereits im Vorgänger angeteasert wurde, wenn man nach dem Ende der Story zurück zu Kratos‚ Hütte gegangen ist. Leider lässt sich diese Abwechslung aber nicht auf alle Gegner übertragen und so gibt es auch in Ragnarök wieder Armeen von Klongegnern in farblich abweichenden Varianten, bei denen es sich aber trotzdem im Grunde um den gleichen Gegner handelt.

Insgesamt ist „God of War Ragnarök“ ein wirklich gutes, wenn nicht gar sehr gutes Spiel geworden, dass aber die Bestnote in meinen Augen durch unnötige Längen und zu wenig Innovation leicht verspielt. So sieht das Spiel im Grunde genauso aus, wie der Vorgänger und spielt sich über große Teile auch so, nur dass wir nun weitere Laufwege in Kauf nehmen müssen, mehr Sammelobjekten hinterherjagen und sich im Spielverlauf auch mal die Rolle unseres Protagonisten und Begleiters ändern kann. So bekommen wir zwar im Spielverlauf, und dabei rege ich jeweils weit nach der 10-Stunden Marke, eine Handvoll neue Fähigkeiten und auch eine neue Waffe, doch der Impact ist keinesfalls der gleiche, wie beim Vorgänger. Zusätzlich fühlt es sich so an, als ob das Spiel technisch weit hinter seinem Potential zurückbleibt, da es ja auch parallel auf PS4 und PS5 erscheint und es inhaltlich nur ganz geringe Unterschiede festzustellen gab. Ich würde mir wünschen, dass der nächste Teil dieses Sicherheitsnetz endgültig hinter sich lässt und wieder mehr Innovation in einer stringenteren Geschichte verpackt. Ich hatte zwar während meinen 28 Stunden Spielzeit dennoch viel Spaß, musste aber auch regelmäßig pausieren, da ich Ablenkung brauchte und so sollte es ja eigentlich nicht sein, wenn man einem Spiel so entgegengefiebert hat…

Entwickler: Santa Monica Studio

Publisher: Sony Interactive Entertainment

Erhältlich auf: PS4, PS5

NB@09.12.2022

—Hinweise & Disclaimer—

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5 Kommentare

  1. Finde es sehr gut, dass du dir mit dem Review die Zeit genommen hast, die du brauchst um dir deine Meinung zum Spiel bilden zu können.

    Tausend mal besser als verfrüht ein Review rauszuhauen, nur um es als erster zu posten.

    Und ja, ps4 geht gar nicht Sony, sorry, das ist echt arm!!

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