Ich dachte eigentlich die Zeit der Mini-Konsolen, also der Neuauflagen von klassischen Konsolen im Mini-Format, die sich ohne Probleme an moderne Fernseher anschließen lassen und bereits mit Spielen beladen sind, läge bereits hinter uns. Doch nachdem man im Grunde bereits alle gängigen Konsolen, seien es NES, SNES, zwei Mal Sega Mega Drive, C64, Amiga 500, PS1 und sogar obskurere Konsolen, wie das Neo Geo oder die PC Engine mit einer Mini-Version bedacht hat, ist nun eine der chronologisch ersten Konsolen im Hosentaschen-Format herausgekommen, der „The 400“ oder auch der „Atari 400 Mini“. Die Frage ist nur, ob sich das Warten gelohnt hat?

Der „The 400“ bietet schon in Sachen Verpackung und Design pure 8-Bit-Nostalgie. Es ist eine liebevoll gestaltete Retrokonsole, die das klassische Design des Atari 400 aus den späten 1970er Jahren in handlicher Form wiederaufleben lässt. Entgegen des Originals ist die Neuauflage allerdings geradezu winzig. Mit knapp über 15cm Länge ist die Konsole noch um einiges kleiner als der C64 Mini und der Amiga 500 Mini von gleichen Hersteller. Die Konsole ist aus Hartplastik gefertigt und verfügt über eine angebrachte Membrantastatur, die im Gegensatz zu Original leider nicht funktional ist, obgleich sie so aussieht.

Neben der Konsole findet man in der Verpackung ein Stromkabel, das allerdings ohne Steckdosenadapter geliefert wird, ein HDMI-Kabel, einen Joystick und eine Kurzanleitung, die sogar die Möglichkeit zum Aufspielen weiterer Spiele per USB-Stick thematisiert.

Alle Bedienelemente und Anschlüsse befinden sich auf der Vorderseite und Rückseite des Gerätes. Neben einem USB-C-Anschluss für die Stromversorgung findet man einen Ein- und Ausschalten, einen HDMI-Anschluss und einen USB-A-Anschluss, der auch für Firmware -Updates und Aufspielen weiterer Spiele genutzt werden kann. Selbstverständlich kann man dort auch den mitgelieferten Controller anschließen, aber dafür ist eigentlich die Front des Gerätes da, denn dort findet man ganze vier USB-A-Anschlüsse. Der als CXStick betitelte Controller ist eine moderne Interpretation des klassischen CX40-Joysticks, der allerdings um zusätzliche Tasten erweitert wurde, aber  leider ohne Mikroschalter auskommt, weswegen das charakteristische Klicken fehlt.

Die Konsole kommt mit 25 vorinstallierten Spielen, unter denen sich einige Klassiker befinden, obgleich natürlich einige Klassiker fehlen. Hier kommt allerdings das bereits erwähnte Aufspielen von USB zum Tragen, das die Konsole out-of-the-Box anbietet und sogar explizit bewirbt. Es können jegliche Spiele im .ATR-Format über das in Game Menü geladen werden und lassen sich genauso komfortabel abspielen, wie die vorinstallierten Spiele. Hier ist die vollständige Liste der Spiele:

  • Asteroids (Atari Inc., 1972-1984)
  • Battlezone (Atari Inc., 1980)
  • Berzerk (Atari Inc., 1972-1984)
  • Boulder Dash (Beam Software)
  • Bristles (Mean Hamster Software)
  • Capture the Flag (Sirius)
  • Centipede (Atari Inc., 1972-1984)
  • Crystal Castles (Atari Inc., 1983)
  • Elektraglide (English Software)
  • Encounter! (Novagen Software Ltd.)
  • Flip & Flop (Mean Hamster Software)
  • Henry’s House (Hover Bovver)
  • Lee (aka Bruce Lee) (Datasoft)
  • M.U.L.E. (Ozark Softscape)
  • Millipede (Digital Eclipse)
  • Miner 2049er (Magmic)
  • Missile Command (Atari Inc., 1972-1984)
  • O’Riley’s Mine (Datasoft)
  • Star Raiders II (Atari Inc., 1980)
  • The Seven Cities of Gold (Ozark Softscape)
  • Wavy Navy (Sirius)
  • Yoomp! (Star Raiders II)
  • Hover Bovver (Llamasoft)

Insgesamt bietet der „The 400“ eine gelungene Mischung aus Originalität, einfacher Bedienung und nostalgischem Spielspaß. Die Konsole richtet sich aber eindeutig an Leute, die mit dem Original aufgewachsen sind und weniger an Neulinge, dafür ist sie Spieleauswahl wahrscheinlich zu speziell und die Orientierung zu nah am Original. Ich hätte mir nur eine etwas umfangreichere Spieleauswahl gewünscht. Zwar gab es in den letzten Jahren mit einige gelungene Spielesammlungen und auch das interaktive Erlebnis „Atari 50“ zur Geschichte des Kult Konzerns, doch gerade in einer Mini Ausgabe der Konsole sollte die Spieleauswahl auch die Creme de la Creme repräsentieren, ohne dass man zunächst eigene Spiele als ROMs nachladen muss.

Gerade bei einem Preis von regulären 120 Euro, also vierzig Euro mehr als der „C64 Mini“, zehn Euro mehr als der „C64 Maxi“ und etwa preisgleich wie dem „Amiga 500 Mini“, der zwar mit der gleichen Spieleanzahl, aber dafür einigen der besten Spiele der Plattform und einer zusätzlichen Maus ausgestattet war, fällt der „Atari 400 Mini“ durchaus ab. Hier stimmt die Preisgestaltung meines Erachtens nicht, zumal man beim Joystick auch auf Mikroschalter verzichtet hat. Aus diesem Grund kann ich das Produkt bisher nur eingeschränkt empfehlen. Wer „nur“ neugierig ist, wartet wahrscheinlich besser auf einen Sale…

Entwickler: Retro Games

Publisher: Retro Games / Plaion

NB@16.05.2024

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