Erinnert ihr euch noch an „Fallout 76“, das Onlinespiel im Fallout-Universum, das sich in kürzester Zeit zu einem der größten Flops des Jahres 2018 avanciert hatte. Trotz meiner negativen Erfahrungen mit der Beta des Spieles hatte ich es dann doch gewagt und mir zum Budgetpreis die Vollversion zugelegt, mit der ich dann sogar mit Abstrichen einiges an Spaß im Ödland hatte. Und so ging es wohl nicht nur mir, denn es hat sich trotz der Unzulänglichkeiten mit dem Spiel, die sich nicht von der Hand weisen lassen, hat sich eine eingeschworene Community etabliert, sodass auch Bethesda immer wieder Arbeit in das Spiel gesteckt hat. Zwar kann man sich über das letztjährig eingeführte Premium-Abo „Fallout 1st“, das Zugang auf private Server und weitere Premiuminhalte gewährt durchaus streiten, das ich auch getrost übergangen habe, doch nun kommt mit „Wastelanders“ eine massive Erweiterung, die viele der Kritikpunkte an „Fallout 76“ beheben soll Aus diesem Grund habe ich mit umgehend das knapp 70GB umfassende Update heruntergeladen und mich erneut ins Ödland gewagt, um euch zu darüber zu berichten, was sich dahinter verbirgt und ob „Wastelanders“ wirklich die erwartete Kehrtwende für das Spiel darstellen kann.

Dabei ist das Update seit dem 14. April weltweit verfügbar und ist für alle Besitzer des Hauptspiels komplett kostenlos. Man kann also selbst mit 5-Euro-Krabbeltisch-Version des Spiels „Wastelanders“ spielen. Und die größte Neuerung die das Update mitbringt sind die lang-erwarteten NPCs, sowie klassische Quests, die man sowohl alleine, wie auch in einer Gruppe erledigen kann. Und besonders erfreulich ist dabei, dass man das Spiel noch nicht mal komplett neu beginnen muss, sondern stattdessen mit seinem bestehenden Charakter einfach weitermachen kann. Die erste Quest-Reihe dazu startet unmittelbar am Ausgang des Vault 76, aus dem wir zum Beginn des Spiels herauskommen und entlässt uns in eine sehr viel lebendigere Welt.

Das erste Quest besteht dabei aus einer Schatzsuche, die uns in die kleine Backwoods-Bar „The Wayward“ führt. Hier lernen wir die Betreiberin genannt Duchess und ihren Freund Mordecai kennen, der im Übrigen von Jason Mewes, Jay aus Jay & Silent Bob gesprochen wird und so logischerweise auch ziemlich witzige Dialoge in petto hat. Über die beiden beginnt die neue umfangreiche Hauptquest des Spiels, die uns auf der Suche nach Reichtum durch unterschiedliche Areale des Gebietes führt, wo wir unter anderem mit den neuen Fraktionen, die die Spielwelt eingenommen haben, konfrontiert werden. So gibt es neben den ruchlosen Raiders auch die friedlichen Settlers, die beide mit ihren eigenen Städten aufwarten, die sehr stark an das klassische Fallout erinnern. Je nachdem welche Aufgaben wir für wen erledigen verdienen uns dann den Respekt der einen oder anderen Fraktion und können uns diesen sogar wahlweise anschließen.

Auch darüber hinaus findet man in der Spielwelt neben Gegnern nun auch friedliche NPCs, die meist auch neue Nebenquests bereithalten, die wir gegen Bezahlung oder eine sonstige Gegenleistung erledigen können. So gibt es nun sogar NPCs, die sich uns anschließen und bei unseren Quests unterstützen und sich in unserem Camp niederlassen. Das führt wiederrum zu weiteren (teilweise täglichen) Quest-Möglichkeiten, was uns stetig neuen Content gibt, oder auch zur ein oder anderen lustigen Situation führt, wenn unser NPC-Freund plötzlich meint sich an uns ranmachen zu müssen, weil wir immer so gut auf ihn aufpassen… – Weiter gibt es auch allgemeine täglich-wechselnde Quests und Herausforderungen mit denen man sich entweder Geld, Erfahrung oder sogar neue Waffen und Blaupausen verdienen kann, die es zuvor nicht im Spiel gab.

Neben den klassischen NPCs, die die Welt gleich sehr viel lebendiger erscheinen lassen, gibt es auch neue herausfordernde Gegner, wie die Floaters oder das monströse Wendigo, das es in einer Quest-Reihe zu jagen gilt. Das bietet im Vergleich zum klassischen „Fallout 76“, wo man im Grunde immer gegen die gleichen Gegner gekämpft hat, nicht nur eine neue Herausforderung, sondern auch viel mehr Abwechslung. Wobei allerdings „Abwechslung“ ein gutes Stichwort ist, denn auch wenn sehr viele Neuerungen Einzug nach Appalachia erhalten haben, so sind die bisherigen Quests auch weiterhin vorhanden und haben lediglich in Einzelfällen kleinere Optimierungen erfahren, dass der Questgeber nun ein NPC, anstatt eines Computerterminals ist. – Es wurde also nichts weggelassen, sondern die Erweiterungen sind allesamt on top. – Allerdings muss man in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass dieses Festhalten an dem bisherigen leider auch einige Bugs im Spiel betrifft, die immer noch in teilweise hohem Maße vorhanden sind. So hatte ich persönlich zwar keine Disconnects mehr, was in der Anfangszeit mit dem Spiel ein größeres Problem war, doch es gibt immer noch stellenweise Probleme mit der Framerate, nachladende Texturen, oder auch verschwindende oder harkelig-laufende Gegner. Zwar arbeitet Bethesda kontinuierlich an der Verbesserung der Probleme, aber aus der Welt schaffen ließen sie sich leider anscheinend noch immer nicht.

Keine Veränderung gab es in Bezug auf die Survival-Komponente, die dem Spiel zwar prinzipiell gut tut, aber sich teilweise mit der neuen Quest-Struktur beißt. So müssen wir immer darauf achten, dass unser Charakter keinen Hunger oder Durst hat, da er sonst wohlmöglich stirbt, auch die radioaktive Kontamination müssen wir im Auge behalten und ggf. kurieren und dann müssen wir auch drauf achten, dass unser Charakter auch regelmäßig rastet und schläft. Das passt insgesamt ganz gut zur Reihe, wird aber schnell lästig, gerade wenn man sich in einem Quest befindet: Nicht weil es nicht genug an Ressourcen gibt, sondern weil es zu häufig vorkommt, dass unser Charakter irgendein Bedürfnis äußert und wir ihm erst mal ein Stück Fleisch zukommen lassen müssen. So interessant dieser Survival-Aspekt auch ist, so sehr hoffe ich auch, dass Bethesda noch etwas am Balancing arbeitet, damit der Spielfluss nicht zu sehr gestört wird. Man stelle sich das ganze nämlich mal als Gruppe vor und alle paar Meter meldet sich ein anderes Mitglied zu Wort und sagt, dass er jetzt erstmal was essen, trinken oder eine Runde schlafen muss, bevor es weitergehen kann. Das klingt dann in meiner Vorstellung weniger nach Fallout und mehr nach Wandertag mit dem Kindergarten…

Auch wenn das teilweise sehr negativ klingen mag, so hat Bethesda meiner Meinung nach mit „Wastelanders“ doch ganze Arbeit geleistet. Man darf das keinesfalls falsch verstehen, das macht „Fallout 76“ immer noch nicht zu einem vollwertigen „Fallout 5“, dafür ist es einfach dem vierten Teil zu ähnlich, weswegen ich ja bereits zur Beta vermutet hatte, dass es sich ursprünglich um einen Zusatz à la „GTA Online“ handeln sollte, was dann aber kurzerhand doch separat veröffentlicht wurde, um mehr Umsatz zu generieren. Aber es ist dennoch mehr als ein großer Schritt in die richtige Richtung und sollte dafür sorgen, dass alte und neue Spieler, sowie besonders auch Solo-Spieler insgesamt mehr Spaß im Ödland haben. Damit ist das Spiel nicht mehr nur eine etwas billige Online-Kopie der erfolgreichen Vorgängern, sondern ein vollwertiger Zusatz. Warum nicht gleich so? Wir können gespannt sein, was die Zukunft für „Fallout 76“ noch bringen mag.
Entwickler: Bethesda
Publisher: Bethesda
Erhältlich auf: PC, PS4, Xbox One
NB@27.04.2020
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