PS5 Review: „Nioh 2 Remastered – The Complete Edition“ #Nioh #Nioh2

Auch wenn bis heute eine wahre Flut von Souls-like-Spielen, dem Genre, das durch „Demon’s Souls“ und die Dark Souls-Reihe von From Software begründet wurde, über uns hereingebrochen ist, so gibt es dennoch Vertreter dieser Spiele, die aus der Masse herausstechen, da sie zwar ähnliche Pfade betreten, aber dennoch ihre eigene Identität mit sich bringen. Konkret geht es mir dabei um die Nioh-Reihe, die jüngst ein Remaster für die PS5 erhalten hat. Ich war bereits ein Fan der ursprünglichen Veröffentlichungen und konnte es daher kaum erwarten, wie der Sprung auf die neue Generation aussehen könnte, da man auf der vorherigen Generation an einigen Ecken und Enden gespürt hat, dass den Spielen etwas mehr Leistung gut tun würde. Dankenswerterweise wurden mir die Spiele kostenfrei von Sony für mein Review überlassen, was aber selbstverständlich keinerlei Einfluss auf meine Bewertung hat. Den Anfang macht dabei bereits der erste Teil gemacht und hier kommt nun der Bericht über den zweiten Teil.

Teil 2: „Nioh 2 Remastered – The Complete Edition“ (– Hier findet ihr das Review zu „Nioh Remastered – The Complete Edition“)

Wie bereits der erste Teil wurde das Spiel von Koei Tecmo’s Team Ninja entwickelt und wurde erst im letzten Jahr für die PS4 veröffentlicht, was überaus zeitnah ist, um schon eine Neuauflage zu bekommen. Wie der Name bereits verrät ist das Spiel der Nachfolger des 2017 erschienenen „Nioh“, mit dem Entwickler Team Ninja, die bereits die 3D-Teile der Ninja Gaiden-Reihe, sowie Dead or Alive-Reihe in ihrem Repertoire hatten ein neues Franchise ins Leben rief, das als RPG-Actionspiel im feudalen Japan angesiedelt ist und sich an Hardcore-Gamer richtet. Es ist ja nicht so, als ob Ninja Gaiden jemals eine leichte Reihe war, aber gegen Nioh wirkt es stellenweise wie ein Sonntagsspaziergang. Wir finden uns im Spiel abermals in Japan’s Sengoku-Periode, im 16. Jahrhundert, auch wenn in einer insgesamt abgewandelten und durch mystische Kreaturen erweiterten Form, wieder und selbstverständlich bietet das Spiel auch wieder ein sehr forderndes Gameplay und die spielerische Tiefe eines RPGs. Dabei ist „Nioh 2“ gar keine wirkliche Fortsetzung, sondern Story-Technisch ein Prequel zum Erstling und entwickelt lediglich die verwendeten Mechaniken konsequent weiter.

Wir steuern dieses Mal auch nicht den charismatischen englischen Samurai William Adams, sondern einen neuen, frei erstellbaren Charakter, der halb Mensch und halb Yokai ist, was das Spielprinzip ziemlich auf den Kopf stellt. Der dafür verwendete Charaktereditor ist dabei einer der umfangreichste Editor, den ich persönlich je gesehen habe und wir können nahezu alle Merkmale, von Geschlecht, Statur, Frisur und Augenfarbe, bis hin zur Breite des Standes in der Ruheposition, oder Größe der Ohrläppchen. frei auswählen und wird nur noch von „Cyberpunk 2077“ getoppt, wo man sogar die Größe der primären Geschlechtsmerkmale anpassen kann… – Die Geschichte bleibt dabei zunächst so vage, wie der nicht vorhandene Name unseres Protagonisten. Das Intro verrät nur so viel, dass das einst friedliche Land zur Sengoku-Ära (1477-1573) in Dunkelheit gehüllt wurde und von den Yokai besetzt ist und es unsere Aufgabe ist die Yokai wieder zu vertreiben. Im weiteren Spielverlauf kommen dabei zwar weitere Handlungsstränge nebst einer persönlicheren Motivation dazu, die auch die Hintergründe unseres Charakters besser beleuchten, doch das sollte jeder Spieler am besten für sich selbst erfahren.

Wenn man denn so weit kommt, denn im Gegensatz zum Erstling, der über eine etwas gemächlichere Einführung verfügt, geht es mit der Fortsetzung quasi ohne weitere Umschweife direkt los, wenn man von einem kurzen Tutorial absieht, das sich aber auf die grundlegendsten Mechaniken beschränkt. Und das Spiel startet im Grunde erst mit dem Titelbild so richtig, das erst erscheint, wenn man den ersten Boss plattgemacht hat, der ziemlich anspruchsvoll ist. Man kann also sagen, dass „Nioh 2“ nimmt keinerlei Rücksicht auf uns als Spieler und setzt fast ausschließlich auf die durch die Souls-Spiele etablierte „Learning by Dying“-Mechanik, was gerade zum Beginn in einer überaus hohen Lernkurve mündet. Das liegt aber nicht ausschließlich am Schwierigkeitsgrad, denn zusätzlich muss man sich erst einmal mit den vielschichtigen Spielelementen Vertraut machen. Wer den direkten Vorgänger gespielt hat wird es dabei etwas leichter haben, obwohl auch im Vergleich dazu einiges dazu gebaut wurde.

Den Anfang macht dabei schon die Waffenauswahl, denn im Spiel stehen viele unterschiedliche Waffen zur Verfügung, von denen jeweils zwei Nahkampfwaffen gleichzeitig ausgerüstet sein können, zwischen denen man innerhalb des Kampfes hin- und herwechseln kann. Es gibt dabei neben Langschwertern, Speeren, Streitäxten, auch Doppel-Katanas, Hackebeile, Sicheln und vieles mehr. Und gerade im Vergleich zum Erstling wurde das Repertoire noch erweitert, wobei mein Favorit die riesige Sense ist, die quasi direkt aus „Bloodbourne“ stammen könnte. Zusätzlich erlangt man im Spielverlauf auch Fernwaffen wie einen Langbogen, der aber auf Grund der recht limitierten Pfeile nur in besonderen Situationen zum Einsatz kommt. Da jede Waffe ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringt empfiehlt es sich durchaus die unterschiedlichen Waffen einmal auszuprobieren, denn diese können massive Auswirkungen auf das Spielprinzip haben. Allerdings ist die Auswahl zum Spielbeginn keinesfalls bindend, denn in bester RPG-Manier findet man ständig neue Waffen und kann daher auch im laufenden Spiel zu anderen Waffen wechseln.

Neben den normalen Waffen gibt es noch die Dämonenkräfte, für die wir uns zum Spielbeginn einen Schutzgeist auswählen müssen, der unsere dämonische Seite symbolisiert. Mit dieser Sonderkraft können wir nicht nur besonders Schwere Attacken Kontern, sondern auch Sonderattacken durchführen oder uns gar zeitweise in einen unverwundbaren Dämon verwandeln, wenn wir genug Dämonenenergie gesammelt haben. Die Schutzgeist-Mechanik hatte man zwar auch im ersten Teil, doch dabei hat man sich auf wenige Optionen beschränkt, von denen man viele erst freischalten musste, doch im zweiten Teil stehen diese mehr im Fokus. Dazu steht uns neben der Lebensanzeige ein weiterer Balken mit unserer Dämonenkraft zur Verfügung. Jeder Einsatz der Dämonenkräfte verbraucht etwas von dem Balken und wenn er leer ist können wir die Kräfte kurzzeitig nicht mehr einsetzen. Besonders spaßig sind dabei die Sonderattacken, die von ihrer Grundidee an die Mega Man-Reihe erinnern, wo wir besiegten Gegnern eine Kraft stehlen konnten.

So ähnlich funktioniert das bei „Nioh 2“ auch und wenn wir einen besonders starken Dämon besiegt haben hinterlässt er einen Teil seiner Seele mit samt einem seiner Sonderangriffe, die wir dann wie eine Waffe ausrüsten können. Neben den beiden erwähnen Leisten für Energie und Dämonenkräfte gibt es noch eine dritte Leiste auf dem Bildschirm, die unsere Ausdauer, bzw. das KI aufzeigt. KI ist dabei die Kraft, die wir für Angriffe und Ausweichen aufbringen können. Plumpes Button-Mashing bringt uns also nicht besonders weit, denn dann ist in Windeseile unsere Kraft verbraucht lässt unseren Charakter für Angriffe jeglicher Art weit offen. Das Spiel verlangt daher ein taktischeres Vorgehen im Kampf: Wir „lesen“ die Bewegungen des Gegenübers, gehen bedächtig vor, weichen aus, kontern und schlagen dann im passenden Moment zu. Diese Herangehensweise muss man dabei erst einmal verinnerlicht haben, denn die Kämpfe, so dynamisch sie auch aussehen, sind dabei von höherer Komplexität, als man es aus anderen Spielen kennt. Dabei ist das Prinzip mit etwas Hingabe zwar leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern. Denn neben den vielschichtigen Möglichkeiten im Kampf und dem Wechseln der Waffen on-the-fly kommen sogar noch drei unterschiedliche Kampfstellungen pro Waffe und jeweils ein eigener riesiger Skill-Tree hinzu, mit dem wir besonders starte Angriffe freischalten können. Und da jede Kampfstellung auch nochmal ihre eigenen Angriffe und Konter mit sich bringt, übersteigt die Move-Liste einer einzigen Waffen manch andere Spiele in ihrer gesamten Ausprägung an Moves. Wem also „Sekiro – Shadows die Twice“ im Bezug Angriffe und Schwierigkeitsgrad nicht genug war, der sollte mal „Nioh 2“ ausprobieren…

Das Spiel an sich ist analog des Vorgängers in jeweils in sich abgeschlossene Missionen aufgeteilt, die in einem jeweils abgegrenzten Gebiet angesiedelt sind, das wir nach Lust und Laune durchsuchen können. Hier finden wir jeweils ein eigenes Ökosystem aus Landschaft und unterschiedlichen Gegnern wieder, die sich uns in den Weg stellen. Neben den Yokai, die in diesem Teil der Reihe sehr viel prominenter vorhanden sind, als im Vorgänger gibt es auch unterschiedliche menschliche Gegner, die stellenweise zu einer echten Bedrohung werden können, wenn sie in Gruppen auftreten. An mehreren Stellen im Level finden sich jeweils Schreine, die das Äquivalent der Lagerfeuer aus Dark Souls darstellen. An ihnen wir gespeichert, wir können unsere Fähigkeiten aufleveln und uns mit Verbrauchsgütern, wie Heilpulver, Pfeilen, etc. eindecken. Allerdings muss man bei ihrer Benutzung mit Bedacht vorgehen, denn das Beten am Schrein lässt auch alle Gegner wieder auferstehen. Allerdings darf man auch nicht komplett auf die Schreine verzichten, denn wenn wir im Kampf sterben werden wir immer am letzten Schrein, an dem wir gebetet haben, wiederbelegt. Dabei verlieren wir aber unser Amrita, die Währung des Spiels, die zum Aufleveln der Fähigkeiten aufgewandt wird und müssen es am Ort unseres Ablebens wieder aufsammeln. Sollten wir aber nochmal sterben, bevor uns das gelingt ist das Amrita verloren. – Und machen wir uns nichts vor, dazu wird es wahrscheinlich sehr oft kommen. Jeder Gegner stellt eine Herausforderung dar und hat das Potential uns ins Jenseits zu schicken.

Auch wenn ich mir für das Spiel persönlich einen etwas gemäßigteren Einstieg gewünscht hätte, ebenso wie es im Erstling der Fall war, so muss ich aber zugeben, dass sich der Frust dabei in Grenzen hält. Das Spiel agiert nämlich keinesfalls unfair und das Ableben ist eher auf falsche Konditionierung aus anderen Spielen, gepaart mit zu leichtsinnigem Vorgehen zurückzuführen. Einfach losrennen und Button-Mashing führt hier eben keinesfalls zum Ziel, was man sich immer wieder bewusst machen muss, sofern man kein Souls-Veteran ist. Und so versucht man es wieder und wieder, bis man gut genug ist und weiter kommt. Alternativ kann man aber auch die RPG-Elemente zu seinem Vorteil ausspielen, denn gerade zu Beginn sind Upgrades recht erschwinglich und so kann man seine Fähigkeiten schnell verbessern. Zusätzlich lassen viele Gegner Waffen und Ausrüstungsgegenstände fallen, die wir ebenfalls einsetzen können, um uns allmählich zum Terminator zu mausern. Gerade das Looten und Leveln motiviert ungemein und da die Ausrüstungsgegenstände auch an unserem Avatar dargestellt werden macht das umso mehr Laune, wenn man neue Rüstungsteile findet. Im späteren Spielverlauf kann man diese zwar auch kaufen und verbessern, wovon ich aber abraten würde, da man genug unterschiedliche Dinge in der Welt findet. Hat man die initiale Hürde des Spiels erst einmal überwunden und hat langsam gelernt, wie man länger am Leben bleibt, so zeichnet sich das Zusammenspiel der unterschiedlichen Mechaniken ab und man erkennt wie viel Liebe zum Detail Team Ninja in ihr Werk gesteckt hat.

Technisch war bereits die Version auf der PS4, die letztes Jahr erschienen ist, ziemlich schön anzusehen, auch wenn es natürlich viele schöner-anzusehende Spiele gibt. Um hier als Referenz zu punkten sind die Areale einfach zu dunkel und zu generisch, wenn man mal von einigen Ausreißen absieht, die sich dann sogar teilweise bei Tageslicht abspielen, oder mit kleinen Details, wie vom Wind getragene Kirchenblüten herausstechen, was zwar nicht so infaltionär, wie bei „Ghost of Tsushima“ eingesetzt wird, aber mindestens genauso beeindruckend aussieht. Im Remaster hat sich in dieser Beziehung auch nicht so sonderlich viel getan, doch wo sich etwas verändert hat, sind die Detailtiefe, Framerate und die Ladezeiten. So bietet das Spiel drei unterschiedliche Spielmdi, 4K mit 60fps, wobei hier die Auflösung in den Vordergrund gerückt wird und es stellenweise zu kleineren Frameeinbrüchen kommt. Variable 4K mit stabilen 60fps, wo man zu Gunsten der Framerate vereinzelte Grafikeinbußen hinnehmen muss und sogar ein 120fps-Modus, der allerdings nur mit HD-Auflösung läuft und logischerweise einen kompatiblen TV erfordert, den ich leider nicht mein Eigen nenne. Doch auch die anderen Modi können sich echt sehen lassen und werten das Spiel auf, wobei ich selbstverständlich empfehle eher auf die Performance zu gehen, da die Kämpfe im Gegensatz zu Souls sehr viel flotter ablaufen, stellenweise schon Hack n Slay-Anleihen haben und daher auch gute Reaktionen erfordern, wo Slowdowns wirklich nervig sein können. Neben der verbesserten Performance merkt man auch bei den Ladezeiten einen deutlichen Unterschied, denn sind diese beim Original noch nervig lange ausgefallen und konnten stellenweise 30 Sekunden und mehr betragen, bis man nach dem Ableben respawned, was einem im Spiel wie eine halbe Ewigkeit vorkommt, so geht es hier ruckzuck, was selbstverständlich auch dazu beiträgt den Frust mehr im Zaum zu halten. Weiter ist das komplette DLC-Paket bereits in das Spiel integriert und man hat Zugriff auf alle  erhältlichen Story-Erweiterungen. In dieser Beziehung ist aber darauf hinzuweisen, dass das nur der Fall ist, wenn man sich die „Complete Edtion“ kauft, oder die DLCs bereits auf der PS4 besessen hat. Wer hingegen nur die Möglichkeit des kostenfreien Upgrades von PS4 auf PS5 nutzt und keine DLCs besitzt, hat eben auch nur auf die Basisinhalte Zugriff.

Mir hatte „Nioh 2“ bereits bei seiner Erstveröffentlichung überaus gut gefallen, auch wenn der brachiale Schwierigkeitsgrad wahrscheinlich einige Spieler abschrecken wird. Immerhin handelt es sich um den meiner Meinung nach härtesten, jedoch auch spieltechnisch ausgefeiltesten Vertreter des Souls-Like-Genres. Die ausufernden PRG-Mechaniken passen gut zum allgemeinen Spielprinzip und auch wenn man wahrscheinlich unzählige Male den Game-Over-Bildschirm zu Gesicht bekommt und man stellenweise gerne das Pad in zwei Brechen würde, überwiegt dennoch die Herausforderung, der gerne mit Sätzen wie „einmal noch“ gepaart aufritt, zumal es neben dem eventuellen Verlust des Amrita keine Sanktionen fürs Sterben gibt und das Erfolgserlebnis nach einem Sieg umso verdienter ist. Lediglich die Preisgestaltung der Complete Edition finde ich persönlich etwas fragwürdig, zwar bekommt man dafür nicht nur die PS4-, sondern auch die PS5-Version mit allen DLCs, doch zum regulären Preis von knapp 60 Euro finde ich das leider etwas happig, zumal man mit jeder PS4-Version berechtigt zum kostenfreien Upgrade auf die Nextgen-Version ist. Technisch ist die Nextgen-Version aber auf jeden Fall der PS4-Version vorzuziehen und da es im Spiel sogar ein Cross-Save-Feature gibt, kann man sogar seinen Spielstand übertragen und muss nicht nochmal neu anfangen. Mich hat das Spiel gleich wieder in seinen Bann gezogen und ich habe es bereitwillig nochmal durchgespielt, auch wenn das zugegebenermaßen wieder ein ziemlicher Kampf war…

Entwickler:      Team Ninja

Publisher:       Sony Interacitve Entertainment / Koei Tecmo

Erhältlich auf: PS5

NB@19.02.2021

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