Das war eine ziemliche Überraschung, als Konami im Rahmen der letzten Nintendo Direct die „Castlevania Advance Collection“ ankündigte und diese zeitgleich als Shadow Drop in den diversen Stores der unterschiedlichen Anbieter veröffentlichte. Als langjähriger Fan der Reihe konnte ich mir diese Veröffentlichung, die mir freundlicherweise von Konami für das Review zur Verfügung gestellt wurde, nicht entgehen lassen und berichte euch gerne, was sie bietet.

In den letzten Jahren gab es bereits einige Veröffentlichungen mit diversen Teilen der Castlevania-Reihe, sei es das Proto-Castlevania „Haunted Castle„, die „Castlevania Anniversary Collection„, „VS. Castlevania“ im Rahmen der Arcade Archives, oder „Castlevania Requiem“ mit „Castlevania: Symphony of the Night“ und „Castlevania: Rondo of Blood“ im Doppelpack, doch trotz der Fülle an Spielen fehlten immer noch einige starke Vertreter. Denn auch wenn für viele Spieler, sofern man sich auf die Veröffentlichungen auf den großen Konsolen beschränkt, nach Symphony erst einmal Schluss gewesen zu sein schien und etwaige Veröffentlichungen auf PS2 und Co meist nur als Fußnote dienten, florierte die Reihe besonders auf dem Handheld, vornehmlich dem Gameboy Advance und DS von Nintendo.

Und zumindest einen Teil dieses zweiten Frühlings, der Name verrät es dabei schon, also die Veröffentlichungen auf dem GBA, findet man nun in dieser Sammlung. Konkret handelt es sich dabei um vier Spiele, wovon die ersten drei exklusiv auf dem GBA veröffentlicht wurden und das vierte Spiel ein Bonus in Form eines ziemlich seltenen SNES-Spiels darstellt, die man wahrscheinlich hinzugefügt hat, um die Sammlung inhaltlich noch etwas aufzuwerten, auch wenn die durchaus willkommene Dreingabe inhaltlich nicht so wirklich passt. Aber dazu später mehr, schauen wir uns erst mal an, was enthalten ist:
• Castlevania: Circle of the Moon
• Castlevania: Harmony of Dissonance
• Castlevania: Aria of Sorrow
• Castlevania: Dracula X / Vampire’s Kiss
„Castlevania: Circle of the Moon“, das komischerweise in Europa lediglich als „Castlevania“ betitelt ist, führt die durch Symphony begründete Formel weiter, ist daher ebenfalls ein Metroidvania und erhöht sogar dein Rollenspieleinfluss in einigen Stellen noch weiter. Die Handlung ist im Jahr 1830 angesiedelt und wir spielen Nathan Graves, einen jungen Mann, der Vampirjäger werden möchte. Sein Lehrmeister, dessen Sohn und er versuchen die Wiedererweckung von Graf Dracula zu stoppen, doch versagen. Der Vampirjäger wird gefangen genommen und Nathan wird in einen Abgrund geworfen, überlebt aber den Fall. Von dort an müssen wir uns durch das verwobene Schloss und seine Ländereien zurück zu Dracula vorkämpfen und uns auf dem Weg jeder Menge Gefahren stellen… – Dieses Mal nicht vom Lead-Team bei Konami entwickelt stellte das Spiel im Grunde einen Versuch dar, ob die Spieler noch empfänglich für ein 2D-Castlevania wären, was der Absatz und die größtenteils positiven Kritiken bestätigten.

Aus diesem Grund durfte sich mit dem Nachfolger, „Castlevania: Harmony of Dissonance“, ebenfalls ein Metroidvania, wieder das Hauptteam bei Konami, unter der Leitung von niemand geringerem als Koji Igarashi, der seit seinem Weggang bei Konami seinen spirituellen Nachfolger der Reihe, „Bloodstained: Ritual of the Night“, herausgebracht hat. Die Handlung ist dieses Mal in 1748 angesiedelt, genau 50 Jahre nachdem Simon Belmont Dracula endgültig besiegt hat. Wir spielen dieses Mal den Enkel von Simon, Juste Belmont, der ebenfalls die markante Peitsche der Belmonts als Waffe führt. Entgegen früherer Teile ist dieses Mal nicht eine Auferstehung von Dracula der Katalyst, sondern eine zunächst simple Entführung einer Freundin, die ihn in die Mauern des Teufelsschlosses führt, wo er dieses Mal gegen niemand geringeren als den Tod antritt…- Das Spiel wurde durchweg positiv aufgenommen und wartete sogar mit unterschiedlichen Enden auf, jedoch der richtig große Wurf sollte erst mit dem nächsten Teil kommen, denn parallel zu „Castlevania: Harmony of Dissonance” befand sich auch ein weiteres Spiel der Reihe in Entwicklung, das nicht mal ein Jahr später als „Castlevania: Aria of Sorrow“ veröffentlicht wurde und gleichzeitig den Abschluss der Reihe auf dem GBA darstellt.

Aria wird flächendeckend als das beste Castlevania auf dem GBA betrachtet, da es der Reihe nicht nur neue Mechaniken, sondern auch eine neue Ausrichtung gab. So hielt man sich zwar größtenteils an die Formel, die Symphony vorgegeben hatte, erweiterte sie aber durch das „Tactical Soul“-System, indem die Gegner zufallsgeneriert Teile ihrer Seele fallen lassen, die wir für uns einsetzen können, um entweder immun gegen eine bestimmte Gefahr zu sein, Waffen verbessern können, oder gar Angriffe der Gegner gegen sie selbst zu verwenden. Auch die Geschichte wurde angepasst und verlegte die Handlung aus der Vergangenheit nach Japan ins Jahr 2035. Dracula ist seit Jahren besiegt, doch plötzlich erhebt sich nach einer Sonnenfinsternis das Teufelsschloss aus der Erde. Der Teenager Soma Cruz, der unser neuer Protagonist ist, kämpft sich durch das Schloss, um eine Reinkarnation des dunklen Grafen zu verhindern und trifft dabei auf alte und neue Bekannte, die ihn bei seiner Reise begleiten, was der Handlung einen sehr viel epischeren Touch verleiht, zumal es auch ein paar interessante Wendungen auf dem Weg gibt, die ich selbstverständlich nicht verraten werde.

Und dann ist da noch „Castlevania: Dracula X“, in Europa als „Castlevania: Vampire’s Kiss“ veröffentlicht, das einzige nicht-Metroidvania in der Sammlung, das oft fälschicherweise als Port des grandiosen „Castlevania: Rondo of Blood“ betrachtet wird, was aber nicht wahr ist. Beide Spiele teilen zwar Parallelen und man hat sich auch für die SNES-Veröffentlichung an einigen Assets des TurboGrafx-Spiels bedient, doch es handelt sich keineswegs um das gleiche Spiel. Man könnte es eher als alternative Interpretation des gleichen Ausgangsmaterials ansehen und bekommt daher andere Stages, andere Bosse und ein insgesamt geradlinigere Ausrichtung mit klassischer Spielstruktur. Wir spielen Richter Belmont, der nach einem Angriff von Dracula’s Schergen auf seine Stadt loszieht seine Freundin Annet und deren kleine Schwester Maria zu retten, was ihn tief in die Mauern des Dämonenschlosses führt…- Dracula X ist keineswegs ein schlechtes Spiel, es ist immer noch ein gutes Castlevania, auch wenn es an einigen Stellen übermäßig schwer ist, da man den Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu Rondo um einiges erhöht hat. Doch besonders der letzte Bosskampf ist echt super gelungen und bietet Freunden des klassischen Castlevania eine ernstzunehmende Herausforderung. Insgesamt muss man sich lediglich über die Sinnhaftigkeit es in die „Advance Collection“ zu packen etwas wundern, wäre das Spiel inhaltlich doch besser in der Anniversary-Collection, oder als Alternativversion zu Rondo in Requiem besser angesiedelt, zumal das Spiel auch nie auf dem GBA erschienen ist.

Für die Portierung zeichnen sich wieder die Spezialisten von M2 verantwortlich, die einen wirklich guten Job gemacht haben. Natürlich muss man in Sachen Präsentation ein paar Abstriche machen, immerhin sind die Spiele für einen Mini-Bildschirm konzipiert worden und wirken auf einem großen Fernseher stellenweise etwas grob. Allerdings merkt man abseits davon keine Einschränkungen, denn die Spiele laufen flüssig, sehen schick aus und bieten jede Menge an Content. Zusätzlich wurde die Sammlung auch mit modernen Komfort-Features angereichert und bietet jetzt nicht nur die Auswahl aus unterschiedlichen Ländervariationen, sondern auch Save-States, die an jeder beliebigen Stellen angelegt werden können und sogar eine Rückspulfunktion, die frustrierende Stellen massiv erleichtert. Neben den Spielen gibt es auch wieder umfangreiches Bonusmaterial in Form von Packshots, Handbüchern und den kompletten Soundtracks, die man so auch außerhalb der Spiele genießen kann. Ich hätte mir lediglich vielleicht ein paar mehr Konzeptgrafiken gewünscht, da diese oft tiefere Einblicke in die Entstehungsgeschichte und die Veränderungen von Spielen liefern und das I-Tüpfelchen wäre sicherlich die ein oder andere Demo gewesen, die seinerzeit auf Messen präsentiert wurden und sich teilweise stark von dem finalen Produkt unterschieden haben, aber wahrscheinlich waren diese Inhalte einfach nicht mehr verfügbar.

Insgesamt handelt es sich bei der „Castlevania Advance Collection“ um eine wirklich gelungene Sammlung von Spielen, die man heute sonst kaum noch erleben kann, da sie abseits vom GBA lediglich noch auf der Virtual Console veröffentlicht wurden und diese (bisher) leider nicht den Weg auf die Switch gefunden hat. Schade ist nur, dass man die Veröffentlichung auf die GBA-Teile beschränkt hat, da die Reihe auf dem DS mindestens genauso beeindruckend fortgesetzt wurde und die Auflösung von „Castlevania: Aria of Sorrow“, erst auf dem DS in „Castlevania: Dawn of Sorrow“ erfolgt ist. Dennoch bleibt nach dieser überraschenden Veröffentlichung dennoch die Hoffnung, dass wir irgendwann auch die noch „fehlenden“ Teile der Reihe im Rahmen einer weiteren Sammlung auf modernen Konsolen spielen können, denn auch wenn die Spiele nun alle um die 20 Jahre auf dem Buckel haben, so unterhalten sie bis heute noch genauso, wie zu ihrem Release und machen immer wieder deutlich, dass die Reihe keineswegs zum alten Eisen gehört.
Entwickler: Konami
Publisher: Konami
Erhältlich auf: PC. PS4, Xbox One, Nintendo Switch
NB@27.10.2021
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