Eigentlich sollte unser Review bereits vergangene Woche live gehen, doch Großereignisse haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir mussten spontan die Planung agil anpassen, um über das kommende Release der „PS5 Pro“ zu berichten. Daher mit leichter Verspätung kommt nun unser Review!
Eines meiner Highlights auf der diesjährigen Gamescom war auf jeden Fall „Star Wars Outlaws“, das neue Action-Adventure von Ubisoft. Ich habe es dort schon auf einer überraschend umfangreichen Demo anspielen können und auch wenn es dort für mich persönlich noch kleinere Kritikpunkte gab, hatte ich mich dennoch immens auf den nahenden Release gefreut, der uns dann bereits wenig später ins Haus stand. Ich habe seitdem einiges an Zeit in der weitenfernten Galaxis verbracht. Und auch wenn es momentan wieder im Trend zu liegen scheint, das Spiel schlecht zu machen, also im Grunde wie bei fast jedem Ubisoft-Spiel direkt zum Release, bin ich unbefangen und mit offenem Mindset gestartet, um euch möglichst objektiv darüber zu berichten!

In “Star Wars Outlaws” schlüpfen die Spieler in die Rolle von Kay Vess, einer gerissenen Diebin, die sich in der Unterwelt des Star Wars-Universums behaupten muss. Die Handlung spielt zwischen den Ereignissen von “Das Imperium schlägt zurück” und “Die Rückkehr der Jedi-Ritter” und bietet eine spannende Mischung aus Heist-Missionen, intergalaktischen Abenteuern und bietet selbstverständlich auch jede Menge Fan-Service. Kay und ihr treuer Begleiter Nix, eine Art intergalaktisches Frettchen, müssen sich durch verschiedene Planeten und Raumstationen kämpfen, um sich in der Unterwelt zu behaupten, langfristig eine eigene Crew zusammenzustellen und letztendlich den ultimativen Coup zu landen, der ihnen die Freiheit von einem Kopfgeld verschaffen soll.

Die Geschichte ist packend und bietet eine Vielzahl von bekannten und neuen Schauplätzen, darunter die düsteren Verliese unter Jabbas Palast auf Tatooine und die beeindruckenden Ruinen eines High Republic-Kreuzers auf dem Planeten Toshara. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, und die Dialoge tragen zur dichten Atmosphäre bei, auch wenn der Hauptantagonist, der skrupellose Casino-Besitzer Sliro, nicht ganz die Bedrohlichkeit eines Darth Vader oder Emperor Palpatine erreicht. Dennoch ist es erfreulich, dass da Spiel es schafft eigene Charaktere und Handlungen zu etablieren, anstatt eine unglaubwürdige und übers Knie gebrochene Verbindung zu Bekannten Charakteren und Geschichten aus den Filmen herzustellen, die einer genaueren Betrachtung dann doch nicht standhalten oder überhaupt Sinn machen. In dieser Beziehung hat Star Wars zwar insgesamt mit den letzten Spielen stark aufgeholt, aber ich finde es auf jeden Fall erwähnenswert, dass man hier also nicht gegen Darth Vader kämpft, der nachdem er am Ende von „Das Imperium schlägt zurück“ und seinem ikonischen Kampf gegen Luke in der Wolkenstadt Bespin einen Abstecher in eine andere Geschichte gemacht hat, von der man dann in dem On-screen Wiedersehen in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ nicht mehr hört.

“Star Wars Outlaws” wurde von Massive Entertainment, einem Ubisoft-eigenen Studio entwickelt und von Ubisoft veröffentlicht. Massive Entertainment ist bekannt für ihre Arbeit an der “The Division”-Reihe und hat ihre Expertise im Bereich Open-World-Spiele in dieses Projekt eingebracht. Das Gameplay von des Spiels ist eine Mischung aus Open-World-Erkundung, Schießereien und Stealth-Elementen. Die Spieler können sich, wenn man von eher stark gescripteten 90 Minuten zu Beginn des Spiels, die uns nach und nach in Gameplay und Fähigkeiten einführen absieht, frei auf verschiedenen Planeten bewegen, Ressourcen sammeln und natürlich auch Haupt- und Nebenmissionen abschließen. Das folgt typischerweise der etablierten Ubisoft-Formel und bietet so auch abseits der eigentlichen Geschichte jede Menge Unterhaltung. Im Vergleich zu anderen Ubisoft-Titeln wie Assassin’s Creed und Far Cry bietet “Star Wars Outlaws” eine ähnliche Struktur, aber mit einem stärkeren Fokus auf narrative Elemente und Charakterentwicklung. Bei den Spielmechaniken hat man sich aber spürbar bei den eben erwähnten Reihen bedient, zwar muss man dankenswerterweise keine Funktürme erklimmen, aber gerade das Schleichen und unentdeckte Infiltrieren könnte 1:1 aus einem Assassin’s Creed stammen, zumal man Gegner sogar mit einem Pfeifen anlocken kann.

Das Kampfsystem ist dynamisch und bietet eine Vielzahl von Waffen und Fähigkeiten, die Kay im Laufe des Spiels freischalten kann. Entsprechend der Vorlage liegt der Fokus in diesen Kämpfen eher auf Fernkampf mittels Blastern und anderen Spielereien. Und da Kay kein Jedi ist muss man auch auf Laserschwert und Co. verzichten. Im Vergleich zu den “Star Wars Jedi”-Spielen von Respawn Entertainment und EA, wie “Jedi: Fallen Order” und “Jedi: Survivor”, unterscheidet sich “Star Wars Outlaws” daher durch die Betonung auf Schusswaffen und Stealth statt auf Lichtschwertkämpfe und Machtfähigkeiten. Während die “Jedi”-Spiele ebenfalls eine dichte Erzählung und stellenweise sogar noch komplexere Charakterentwicklung bieten, punktet “Outlaws” mit seiner offenen Welt und den vielfältigen Gameplay-Optionen.

Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit, zwischen Boden- und Weltraumkämpfen nahtlos zu wechseln, was dem Spiel eine zusätzliche Dimension verleiht und durch die schnellen Zugriffszeiten einer modernen SSD fast nahtlos stattfindet, bzw. jegliches Nachladen wird gekonnt kaschiert. Die Erkundung und die Schlachten im Weltraum sind ein absolutes Highlight des Spiels. Spieler können ihr eigenes Schiff steuern, an epischen Raumschlachten teilnehmen, unterschiedliche Planeten bereisen und sogar feindliche Schiffe entern. Diese Kämpfe sind intensiv und erfordern sowohl Geschick als auch strategisches Denken, ohne dabei aber zu tief in die Ebene einer echten Simulation abzutauchen, wodurch der Spielspaß und Fluss leiden könnte. Hingegen das arcadige Gameplay in diesen Sequenzen eher an klassische Lucas Arts Spiele wie „Rebel Assault“ oder das leider etwas untergegangene „Star Wars Squadrons„.

“Star Wars Outlaws” bietet eine frische Perspektive auf das Star Wars-Universum und ermöglicht es den Spielern, die weniger glanzvolle Seite der Galaxie zu erkunden, indem man sich ähnlich wie Han Solo in der Unterwelt und der organisierten Kriminalität aufhält. So ist ein zentraler Aspekt des Gameplays sogenannte das Factions-System, bei dem die Spieler Entscheidungen treffen müssen, die ihre Beziehungen zu verschiedenen kriminellen Organisationen beeinflussen. Diese Entscheidungen haben direkte Auswirkungen auf den Spielverlauf, wenn wir uns quasi mit den Hutt’s gut stellen, können wir uns in von den Hutt kontrollierten Gebieten frei bewegen oder müssen mitunter komplett unentdeckt bleiben, was einen hohen Wiederspielbarkeit bietet.

Technisch muss das Spiel bisher etwas Kritik einstecken, auch wenn ich dieser nur in Teilen zustimmen kann. Es stimmt, dass gerade zum Release noch einige Bugs und Glitches bestanden, die aber konstant herausgepatcht werden und mittlerweile nur noch ganz selten auftreten. Die Grafik an sich ist sogar ziemlich beeindruckend, und die verschiedenen Planeten und Schauplätze sind detailreich und atmosphärisch gestaltet. Die Musik und Soundeffekte tragen ebenfalls zur Immersion bei und lassen das Star Wars-Feeling aufkommen. Selbstverständlich wurden hier die original Geräusche und der orchestrale Soundtrack von John Williams aus den Filmen verwendet. Alles andere wäre auch nicht hinnehmbar. Einzig auf den Opening Crawl wurde verzichtet, was aber wahrscheinlich eher damit zu tun hat nicht die Dramaturgie der Eröffnungssequenz zu entkräften.

Einzig was mit nicht 100% gefällt ist das Charaktermodelle von Kay, deren Haare stellenweise an einen Mopp erinnern, aber das kann durchaus auch eine persönliche Empfindung sein. Es gibt allerdings auch inhaltliche Kritik, die mir auch schon auf der Gamescom aufgefallen war, dass es nicht immer klar ist, wo man eigentlich hin muss. Wo andere Spiele zu stark auf Guidance mit fester Kamera und Signalfarben setzen, gab es immer mal wieder Passagen, bei denen ich nicht genau wusste wo ich eigentlich hin muss. Weiter gibt es meines Erachtens in den Schleichabschnitten, gerade zum Beginn des Spiels, zu wenige Speicherpunkte, das manuelle Speichern ist in diesen Abschnitten deaktiviert und jeder kleine Fehler zwingt uns zum Neustart. Abseits davon bietet das Spiel eine echt mitreißende Spielerfahrung im Star Wars-Universum und wird der teils recht harschen Kritik keineswegs gerecht.

Insgesamt hat mich „Star Wars Outlaws“ wirklich überrascht. Gerade nach der Anspielsession auf der Gamescom habe ich mich sehr auf das Spiel gefreut, hatte allerdings „nur“ ein weiteres Actionspiel mit Star Wars-Tapete zu erleben, doch besonders die offene Welt und die Vielzahl von Gameplay-Optionen unterscheiden es von den lineareren Titeln der Vergangenheit. Die Möglichkeit, zwischen Boden- und Weltraumkämpfen zu wechseln, und die Einbindung von Stealth-Elementen und unterschiedlichen Losungswegen verleihen dem Spiel eine zusätzliche Tiefe. Die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die den Spielverlauf beeinflussen, und die Vielzahl von Nebenmissionen und Aktivitäten sorgen darüber hinaus für eine hohe Wiederspielbarkeit. Das Spiel ist ein gelungenes Open-World-Spiel, das durch seine spannende Geschichte, das dynamische Gameplay und die beeindruckende technische Umsetzung überzeugt. Die Entwickler von Massive Entertainment haben es aber geschafft, die Essenz des Star Wars-Universums einzufangen und mit modernen Spielelementen zu kombinieren. Die Mischung aus Erkundung, Kämpfen und einer packenden Geschichte bietet eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Spielerfahrung!
Entwickler: Massive Entertainment
Publisher: Ubisoft
Erhältlich auf: PC, PS5, Xbox Series X/S
NB@19.09.2024
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