Microsoft hat vergangene Woche nun endlich die nächste Konsolengeneration eingeläutet und hat gleich zwei Nextgen-Konsolen herausgebracht. Die bullige Xbox Series X und den kleinen Bruder, die Xbox Series S. Und da sich die Berichterstattung fast ausschließlich mit der großen Konsole beschäftigt, haben wir uns mal stattdessen für unsere Berichterstattung mit der kleinen Variante auseinandergesetzt, um herauszufinden, was man für den günstigen Preis bekommt, was im Vergleich zur großen Series X fehlt und ob man dabei dennoch von Nextgen sprechen kann.

Schauen wir uns aber, bevor wir uns mit Specs und Performance beschäftigen, erst mal die Konsole von ihren äußerlichen Beschaffenheiten an. Denn die Verpackung und die Präsentation sind mindestens genauso hochwertig, wie beim großen Bruder. Da die Konsole kleiner ist, ist logischerweise auch ihr Karton kleiner. Die inhaltliche Gestaltung ist allerdings fast identisch: Die Konsole befindet sich, eingeschlagen in Plastik in einem mit dem Karton verbundenen Einsatz, der zu allen Seiten über Luft verfügt und die Konsole damit auch gegen äußere Einwirkungen schützt. Das sonstige Zubehör, das aus Stromkabel, HDMI-Anschlusskabel, Controller, Batterien und einem Quickstart-Guide besteht, befindet sich ein einem separaten Einsatz.

Die Konsole, wie auch der Controller ist, zumindest momentan, komplett in Weiß gehalten, wo hingegen die Series X zur Zeit nur in Schwarz erhältlich ist. Und auch wenn manche Leute das Design der Series S kritisieren, da sie wie ein Lautsprecher aussieht, so finde ich sie ganz schick und im Gegensatz zur Series X und der bald erscheinenden PS5 hat man mit der kleinen Konsole wahrscheinlich keine Probleme einen Platz im TV-Rack zu finden. Denn die Konsole misst gerade einmal 27,5 x 15,1 x 6,5 cm und wiegt knapp weniger als 2Kg. Sie ist damit sogar die kleinste Konsole, die Microsoft jemals auf den Markt gebracht hat. Sie lässt sich sowohl horizontal, wie auch vertikal aufstellen, wobei durch die Anordnung des Start-Knopfes mit Xbox-Logo eher eine horizontale Ausrichtung vorgegeben wird, wo hingegen die Series X eher vertikal stehen soll. Die Series S verfügt über HDMI 2.1, insgesamt drei USB 3.1-Anschlüsse, einen Erweiterungsslot für die SSD, Ethernet und hat selbstverständlich auch Wifi mit dem 802.11ac-Standard.

Ein gravierender Unterschied fällt allerdings sofort ins Auge, denn die Konsole kommt im Gegensatz zur Series X ohne Laufwerk aus. – Es handelt sich also um eine rein-digitale Konsole, was Spieler natürlich etwas limitiert, da man Spiele ausschließlich digital über Microsoft kaufen kann. Allerdings muss man dabei anmerken, dass sich die Konsole besonders in Kombination mit dem Game Pass wiederum dennoch lohnen kann. Das kommt aber selbstverständlich auf die eigenen Vorlieben an, doch ich persönlich finde den Schritt durchaus nachvollziehbar, zumal Microsoft mit der Xbox One S All-Digital ja bereits erste Erfahrungen mit solch einer Konsole gemacht hatte.

Dennoch handelt es sich auch bei der Series S um eine Nexrgen-Konsole, die unter anderem auch mit einer flotten SSD ausgestattet ist, Quick-Resume, sowie Raytracing unterstützt und von ihrer Performance mit einer kleinen Einschränkung gleichauf mit dem großen Bruder sein soll. Besonders das Raytracing bietet bei optimierten Spielen realistische Reflektionen, die man vorher nur auf dem PC kannte. Die erwähnte Soll-Bruch-Stelle ist die Auflösung, denn wo die Series X natives 4K ausgibt, so unterstützt die Series S „nur“ 1440p, das dann wiederum intern zu 4K hochgerechnet wird, ähnlich wie es schon die PS4 Pro getan hat. Man muss allerdings sagen, dass mir im Direktvergleich kaum ein Unterschied in der Grafik der Xbox Series X und Series S aufgefallen ist und lediglich kleine Details einen Unterschied machen, was oft auch von unterschiedlichen Patches in den Spielen abhängt, wo die Spiele wie am Beispiel von „Assassin’s Creed: Valhalla“ auf der Series S bei 30fps gelocked sind und die Series X, bei sonst nahezu identischem Bild 60fps liefert. Höhere Bildraten sind zur Zeit noch eher die Ausnahme, aber dennoch sollte man bei beiden Konsolen unbedingt das mitgelieferte HDMI-Kabel verwenden, da es sich um spezielle Hochgeschwindigkeitskabel für HDMI 2.1 handelt, das für 120Hz, bzw. Spiele mit 120fps notwendig ist.

Vielleicht ist euch auch beim Lieferumfang aufgefallen, dass kein Controller-Ladekabel und stattdessen zwei AA-Batterien beiliegen, was daran liegt, dass auch der neue Controller immer noch batteriebetriebenen und nicht mit Akku ist. Auch optisch hat sich wenig getan. Er ist einen Tick kleiner, die Griffe sind auf der Rückseite etwas mehr texturiert, was für ein angenehmeres Gefühl in der Hand sorgt, wird nach wie vor über Bluetooth verbunden und weist nur zwei signifikante Veränderungen auf: Das neue Dpad und die neue Share-Taste. Das Dpad ist nun ein durchgängiges Element, anstatt ein klassisches Steuerkreuz und ist stark an das Dpad des Elite-Controllers angelehnt. Insgesamt sind sowohl das Dpad, wie auch die sonstigen Sticks und Knöpfe von gewohnt hoher Qualität, auch wenn alle Knöpfe, gerade im Vergleich zum Dual-Sense der PS5, sehr laut sind. Die weitere Neuerung ist die Share-Taste, mit der man auf Knopfdruck Sceenshots erstellen kann anstatt das über Tastenkombination machen zu müssen. Der Controller lässt sich übrigens auch ohne Probleme an der Xbox One, unabhängig welcher Ausführung, verwenden.

Die Specs der Konsole zeigen ein paar weitere Unterschiede: Der CPU ist ein AMD Octa-Core Zen 2 CPU mit 3,6 GHz und verfügt über 10 GB GDDR6 Ram mit einer 4 TFLOPS, 20 CUs GPU von AMD und einer 512 GB SSD. Der CPU ist mit seinen 3,6 GHz fast gleichauf mit den 3,8 GHz der Series X, doch die verfügt über 16 GB GDDR6 Ram und die AMD GPU verfügt über satte 12 TFLOPS, 52 CUs und ist damit ist die Series S insgesamt natürlich einiges schwächer auf der Brust, was sich aber meist nur in der reduzierten Auflösung niederschlägt. Doch wie bereits erwähnt kann man damit durchaus leben. Problematisch ist allerdings der geringe Speicher mit gerade mal 512 GB, entgegen der 1 TB, die die Series X mitbringt. Von den Zugriffszeiten sind die SSDs zwar fast identisch, aber nach dem Betriebssystem bleiben von den 512 GB gerade mal 364 GB für Spiele übrig, was schon ziemlich wenig ist, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel „Call of Duty: Black Ops – Cold War“ satte 118,86 GB Speicher frisst. So gelangt man früher oder später, wobei eher früher, wenn man sich die Installationsgrößen der neuen Spiele betrachtet, an die Grenze der eigenen SSD und muss entweder Spiele löschen, oder eine der recht teuren Speicherkarten kaufen, bei denen sich die Preise momentan für 1 TB auf über 200 Euro belaufen…

Der erste Start der Konsole ist für Besitzer einer Xbox One erst einmal unspektakulär, denn auch wenn die Startanimation neu ist, so ist das UI identisch zur bisherigen Konsolengeneration, was allerdings auch von Vorteil sein kann, da man sich nicht komplett neu orientieren muss. Erst bei dem Blick auf Details fallen kleine Unterschiede auf, wir Quick Resume-Feature, bei dem wir gleichzeitig bis zu sechs Spiele geöffnet haben können und in Sekundenbruchteilen von einem Spiel zum anderen wechseln können. Leider scheinen aber bislang nicht alle Spiele dieses Feature zu unterstützen, denn auch wenn es bei den meisten wirklich so toll wie angepriesen funktioniert, so unterstützt zum Beispiel „Watch Dogs Legion“ das Feature nicht und muss immer komplett neu gestartet werden. Es scheint also leider kein Standard auf der Konsole zu sein, sondern kann von Spiel zu Spiel variieren.

Auch wenn Microsoft’s neue Konsole ohne große Exklusivtitel veröffentlicht wird, so wirbt man dennoch damit, dass es zum Launch tausende Spiele auf der Konsole gäbe, was per se auch nicht falsch ist. Allerdings handelt es sich dabei nicht um neue Titel, sondern um Spiele der vergangenen Generationen, denn die Series S unterstützt, ebenso wie die Series X nicht nur das komplette Xbox One-Lineup, sondern auch die Abwärtskompatibelen Spiele der Xbox360 und der klassischen Xbox. An der Stelle sei allerdings noch anzumerken, dass es dabei einen großen Makel gibt, da die Spiele zwar alle laufen, aber die Features, die bisher Xbox One X-Enhanced waren, kann von den Nextgen-Boxen nur die Series X abspielen. Auf der Series S muss man sich leider mit der nicht-Enhanced-Version der Spiele begnügen, was für mich nicht ganz nachvollziehbar ist, da die Xbox Series S, im Gegensatz zur Xbox One X zwar kein natives 4K beherrscht, aber im Vergleich dennoch die leistungsfähigere Konsole ist.

Das heißt aber auch nicht, dass die Spiele schlechter aussehen, als auf der vorherigen Generation. Sie profitieren natürlich dennoch von der Mehr-Leistung. So sind die Ladezeiten massiv reduziert und bei Spielen mit variabler Framerate ist diese bei, oder zumindest nahe der 60fps, je nach Spiel eben, was besonders bei „Anspruchsvollen“ Spielen, wie „Red Dead Redemption 2„. Zusätzlich bekommen selbst Spiele ohne native HDR-Unterstützung mit dem Feature „HDR-Rekonstruktion“ die höheren Farbspektren und Effekte künstlich hinzufügen lassen. Das ist zwar nicht mit nativem HDR gleichzusetzen, verbessert das Erlebnis aber dennoch merklich. Allerdings lassen sich keine unterschiedlichen Grafikmodi, wie am Beispiel von „Shadow of the Tomb Raider“, wo man mit der One X zwischen unterschiedlichen Einstellungen, die Entweder Grafik oder Performance bevorzugen kann, wählen, was überaus schade ist, denn so ist das Spiel leider immer auf 30fps gelocked.

Insgesamt ist sie Xbox Series S trotz der Einschränkungen eine wahre Nextgen-Konsole, die sich im Vergleich zur Series X eher an Casual Gamer richtet, die dennoch nicht auf die neue Konsolengeneration verzichten wollen. Sie liefert zwar kein natives 4K, doch bietet mit Quick Resume, der flotten SSD und Raytracing die gleichen Features, wie die große Version der Konsole. Besonders beeindruckend ist beispielsweise, dass der Mehrspielermodus von „Gears 5“ auf beiden Konsolen mit 120fps läuft. Unschön ist allerdings der geringe Speicherplatz, das fehlende Laufwerk und vor allem, dass die Features der „Xbox One Enhanced“-Spiele nicht unterstützt werden. So sollte man vor dem Kauf genau abwägen, ob einem die Series S auf längerfristig genug Nextgen ist, oder ob man sich vielleicht vorerst mit der Currentgen begnügt, zumal die Spielebibliothek identisch ist, oder lieber doch zur großen Konsole greift. Für mich persönlich ist die Series S der bessere Deal in Ergänzung zu meiner One X, doch bei anderen kann das anders aussehen. – Aber wie sehr ihr das? Für welche Konsole habt ihr euch entschieden und warum? Lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen…
Entwickler: Microsoft
NB@16.11.2020
——— Hinweise & Disclaimer: ———
Wenn euch der Beitrag gefallen hat würde ich mich natürlich über eure Likes, Retweets, Abos oder auch Feedback freuen. Gleiches trifft aber auch zu, wenn ich eurer Meinung nach etwas hätte besser machen können. Konstruktive Kritik hilft bekanntlich nur, wenn man sie auch bekommt, also lasst es mich einfach wissen.
Die verwendeten Bilder und/oder Screenshots wurden, wenn nicht anders angegeben, vom Autor selbst erstellt und dienen zur Unterstützung des Berichtes. Das Copyright an der dargestellten Sache, bzw. dem Spiel bleibt davon selbstverständlich unberührt und verbleibt beim ursprünglichen Rechteinhaber.
4 Kommentare