Für RPGs braucht man seine Zeit, da ist auch das Remake von „Final Fantasy VII“ logischerweise keine Ausnahme. Und leider war es mir auch nicht vergönnt vorab in das Spiel rein zuschauen, oder es selbst zu Release zu bekommen, weswegen mein Bericht leider etwas später, als gewohnt erscheint. Allerdings verdienen es auch gerade solch storylastige Spiele es intensiv und vor allem komplett betrachtet zu werden, was nicht schneller möglich war.

Denn das ist auch schon die erste Veränderung gegenüber dem Original, denn wir bekommen mit dem Remake lediglich den ersten Teil der Storyline in neu aufgelegter Form präsentiert und weitere werden in Zukunft folgen, auch wenn sich Square Enix diesbezüglich noch bedeckt hält. Man hat sich lediglich den Anfangsteil in Midgar herausgepickt, der schätzungsweise knapp 20% des Ursprungsspiels ausmacht. Ohne genaue Zahlen stand die Aussage im Raum, dass man die Geschichte umfassend erweitert hat, um auch mir diesem Teil auf eine „normale Spielzeit eines RPGs“ zu kommen. Und unter dem Strich stimmt das schon, auch wenn die Spielzeit im Vergleich zu anderen RPGs mit knapp 30-40 Stunden etwas kürzer ausgefallen ist. Allerdings sind das wirklich alles Stunden mit wirklich guter Unterhaltung. Es sind viele neue Haupt- und Nebenmissionen dazugekommen sein, die auf das bestehende Konzept aufsetzen und es sinnvoll erweitern, wo es angebracht war. Dazu bekommen einige Charaktere auf jeden Fall mehr Screentime und wir werden auch mit neuen Bossen konfrontiert werden, sodass auch für Veteranen, die das Ursprungsspiel gespielt haben immer noch genug Neues vorhanden ist. Zusätzlich gibt es einige weitläufigere Areale, die als Hubs fungieren, die wir frei erkunden können. Das ist dann so ähnlich wie die offenere Ausrichtung in „God of War“ und „Uncharted 4: A Thief’s End„, ohne sich dabei in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Denn der Fokus steht immer noch auf der dichten Geschichte, die sogar einige interessante Veränderungen gegenüber dem Original erfahren hat, die ich selbstverständlich nicht spoilern werde.

Das Remake beginnt dabei identisch zur Demo des Spiels, über die ich bereits berichtet habe. Nach einer längeren Intro-Sequenz, die Aerith zeigt, die eindrucksvoll animiert durch die Gassen und Straßen von Midgar läuft, wechselt das Geschehen zu einer Truppe von Kämpfern, die planen den „Mako Reaktor 1“ der Stadt zu sabotieren. Da sich die Mission direkt zum Beginn der Kampagne befindet und bereits im Ursprungsspiel so war, muss man sich hierbei keine Gedanken um grobe Spoiler machen. Die Gruppe besteht aus den Hackern Chara, Biggs und Wedge, sowie dem Muskelberg mit einem Gatling-Arm Barret und dem Neuzugang der Gruppe, namens Cloud Strife. Letzterer ist ein angeheuerter Söldner, der sich erst noch das Vertrauen der Gruppe und seiner Mitglieder verdienen muss, wofür in dieser ersten Mission die Grundsteine gelegt werden. Im Spielverlauf freundet Söldner Cloud nicht nur mit der Gruppe, die sich Avalanche nennen an, sondern macht auch noch einige weitere Bekanntschaften und landet leider auch im Visier der zwielichtigen Shinra Organisation, die die Mehrklassengesellschaft von Midgar mit eisernem Griff regiert.

Spielerisch hat das Spiel einige moderne Anpassungen erfahren, um mit zeitgemäßen Veröffentlichungen mithalten zu können, ohne dabei aber den Ursprung vollkommen außer Acht zu lassen. So wurde das komplette Kampfsystem überarbeitet, die Animationen sind auf der Höhe der Zeit, die Vertonung von Seiten der Musik und Sprachausgabe ist en Par mit Hollywoodfilmen und dennoch findet man viele liebevolle Referenzen an das Original, wie einige Instanzen, wo die freie Kamera kurzzeitig in geskripteten Sequenzen einen festen (und aus dem Ursprungsspiel bekannten) Kamerawinkel annimmt. Denn sonst sind die vorgerenderten Hintergründe eine voll-animierten 3D-Welt gewichen und lassen uns jeden Winkel komplett frei erkunden, was eindeutig auch einer der Gründe ist, warum mehr als ein umfangreiches Areal den Rahmen des Spieles gesprengt hätte. Wo sich allerdings auch die Frage aufdrängt, wie es sich bei den weiteren Teilen verhalten wird, denn in Anbetracht, was noch alles kommen wird, schafft man das wohl eher nicht innerhalb von lediglich einem weiteren Teil…

Performance-technisch hat sich seit der Demo nichts nennenswertes verändert, sowohl im Positiven, wie auch dem Negativen: Das Spiel läuft bei gelockten 30fps und scheint keine nennenswerten Unterschiede zwischen den unterschiedlichen PS4-Versionen zu machen, was gerade in Anbetracht der tollen Partikeleffekte besonders für die schwächeren Versionen der Konsole bemerkenswert ist. Lediglich bei der Weitsicht in offeneren Arealen fallen die Details beim genauen Hinsehen etwas ab oder werden in einigen Szenen sogar gegen Fotos ausgewechselt. Nichts desto trotz ist die Grafik wirklich wunderschön geworden. Die Charakteranimationen von allerhöchster Güte und stellen einige der bisher dagewesenen Referenzen mehr als nur in den Schatten, was auch dazu führt, dass das Spiel die natürlichen Grenzen einer einzigen Blu Ray immens sprengt und daher gleich ab Werk mit zwei Disks ausgeliefert wird.

Aber schauen wir uns das Thema, das wahrscheinlich die meisten interessiert mal genauer an: Das Kampfsystem. Denn dort hat sich einiges getan. War das ursprüngliche „Final Fantasy VII“ noch ein klassisches RPG mit Runden-basierten Kämpfen (Active Time Battle), so setzten neuere Teile der Reihe eher auf Kämpfe in Echtzeit. Und um beide Zielgruppen zufrieden zu stellen gibt es unterschiedliche Kampfmodi. Den Anfang macht dabei der normale Kampfmodus. Hier greift man in Echtzeit an, weicht aus, blockt und hat eine Sonderleiste für Sonderangriffe und Zauber, die man wenn die Leiste aufgeladen ist, per Knopfdruck aufrufen kann. Dann verlangsamt sich das aktive Spielgeschehen und wir können entweder Zauber anwenden, Tränke verwenden, oder Sonderattacken durchführen, alles während wir uns aktiv im Kampf befinden. Das klappt auch wirklich gut und geht trotz mehr Komplexität, als bei einem simplen Hack n Slay, recht gut von der Hand. Zusätzlich kann man über das gleiche Menü auch Anweisungen an die Begleiter erteilen, wenn man zum Beispiel möchte, dass diese eine bestimmte Stelle an einem Gegner angreifen. Die KI funktioniert dabei ziemlich gut und auch wenn man logischerweise nicht nach einander angreift verliert man dennoch nur selten den Überblick, wobei es sich dann meist um eher um ein Kamera-, anstatt Eingabeproblem handelt. Weiter können wir auch jederzeit zwischen den unterschiedlichen Charakteren in unserer Party hin- und her schalten, was durchaus sinnvoll sein kann, wenn wir einen Charakter mit einer Fernwaffe brauchen.

Soweit das neue Kampfsystem, doch darüber hinaus gibt es auch noch den sogenannten „Classic Mode“, der die aktive Actionsteuerung gegen mehr KI-Unterstützung austauscht, was dann mehr an die klassischen Runden-basierten Kämpfe erinnert. Dabei können wir Gegner auswählen und die normalen Angriffe, Ausweichen und so weiter macht die KI für uns. Das gibt uns mehr Zeit sich intensiv mit den unterschiedlichen Charakteren, den Menüs und den Sonderattacken zu beschäftigen. Zwar warten die Gegner dennoch nicht, bis wir eine Aktion ausgewählt haben, doch Freunde von Runden-basierten Kämpfen, die weniger Stress im normalen Spiel haben wollen, werden bestimmt ihren Gefallen an dieser Kombination zwischen klassischem und modernen RPG finden. Auch wenn ich persönlich mit dieser Steuerungsoption nicht so viel anfangen konnte, so gibt es bestimmt Leute, die daran Gefallen finden werden. Meiner Meinung nach hätte man hingegen verbessern können, dass die Kamera in diesem Modus aus dem Kampfgeschehen herausfährt, damit man mehr Überblick gewinnt. Zusätzlich finde ich etwas merkwürdig, dass man, auch wenn die KI die Steuerung übernommen hat, jederzeit eingreifen und auch noch Aktionen ausführen, was nur bedingt funktioniert, da es zu konkurrierenden Eingaben führen kann und so ist, als ob man einem Freund ins Pad greift, um einfach mal ein paar Knöpfe zu drücken. Alternativ hat man noch die Auswahl zwischen zwei Schwierigkeitsgraden (normal und leicht) und kann jederzeit im Spiel zwischen den unterschiedlichen Einstellungen hin- und herschalten, wenn man zum Beispiel merkt, dass der „Classic Mode“ vielleicht für den persönlichen Spiel-Typ nicht das Wahre ist.

Insgesamt löst das Spiel für mich alle Erwartungen, sowie die Versprechungen der Vorabberichte und der Demo ein. Gerade bei einem derartigen Kultspiel, wie „Final Fantasy VII“ hätte ein Remake auch durchaus nach hinten losgehen können, was es aber glücklicherweise nicht ist. Die Spielzeit ist wie im Fluge vergangen und ich kann es persönlich kaum erwarten, wann wir erfahren, wie es mit Cloud und Co weitergeht. Hoffentlich dauert es aber nicht wieder 8 Jahre, bis wir den zweiten Teil vom Spiel in den Händen halten. Überzeugt euch am besten selbst von der Qualität, die das Spiel bietet, indem ihr die Demo herunterladet, die ich euch hier verlinkt habe.
Entwickler: Square Enix
Publisher: Square Enix
Erhältlich auf: PS4
NB@18.05.2020
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