PS4 Review: „MARVEL’s Spider-Man“ – Was der Blockbuster um Netzschwinger?

Endlich ist es soweit. Auf der Gamescom hat Sony mit einer großen Anzahl von Anspielstationen nochmal richtig die Werbetrommel für das neue Spider-Man-Spiel gerührt und schon ist das Release des Spiels gekommen. Ich konnte den Spider-Man-Spielen an sich schon immer etwas abgewinnen, ob es sich um „Spider-Man vs the Kingpin“ auf dem Sega Mega Drive handelte oder eins seiner letzten Abenteuer auf der PS3 mit dem Titel „Spider-Man: Shattered Dimensions“, was den Spieler sogar in unterschiedliche Inkarnationen des bekannten Netzschwingers schlüpfen ließ. Einzig den letzten Moive-Tie-Ins zum „The Amazing Spider-Man“-Reboot konnte, ebenso wie den Filmen auf denen sie basierten, nichts abgewinnen. Tobey Maguire war in den Spider-Man-Filmen von Sam Raimi einfach um Längen besser.

 

Zu Spidey’s letztem Kinoabenteuer, was entgegen meiner initialen Erwartungen, wirklich gut geworden ist, gab es dann kein Spiel mehr, weswegen die Vorfreude auf dieses neue Spider-Man-Spiel wirklich groß war. Der Sony-/Marvel-Crossover hat wirklich einige interessante Erweiterungen in die Geschichte mit sich gebracht, die sich in einem Spiel wirklich gut machen würden…

 

Das fertige Spiel hat auch einige Anleihen davon implementiert, auch wenn es sich nicht wirklich daran orientiert, sondern vielmehr versucht seine eigene Identität zu etablieren. Der Spider-Man in diesem Spiel ist nicht mehr der junge Charakter, der gerade erst seine Fähigkeiten entdeckt hat und nach seinem Platz in der Welt sucht, sondern wir spielen eine spätere Etappe im Leben des Wandkrabblers. Peter Parker, alias Spider-Man ist in seinen 20ern und hat bereits einige Jahre damit verbracht seine Kräfte zu erkunden. Er ist daher bereits sehr versiert im Umgang mit seinen Superkräften und ist auch in der Welt bereits ein etablierter Superheld.

 

Dennoch soll das nicht heißen, dass unser Held nicht mit einigen Problemen zu kämpfen hat, denn mit Mr. Negative ist ein nicht zu unterschätzender Bösewicht in New York aufgetaucht, der die Stadt terrorisiert. Jeodoch ist er natürlich nicht der einzige Bösewicht, der die Stadt unsicher macht. Man kann sich auf einige interessante Bosskämpfe mit diversen Bösewichten freuen, die ich aber nicht spoilern möchte. Es sei nur so viel gesagt: Spider-Man hat genug zu tun… Doch als wäre das nicht genug müssen wir nicht nur als Spider-Man dem Verbrechen den Kampf ansagen, sondern auch als Peter Parker eine gute Figur machen, denn hier warten auch jede Menge Aufgaben auf uns, denn wir müssen uns auch um das soziale Umfeld von Peter in Form von Verpflichtungen um Tante May oder seinen Job kümmern, ein Spagat zwischen Held und Alltags-Held, den auch die Comics und die Filme immer wieder thematisieren. Spider-Man ist eben kein Superheld à la Tony Stark, der sich um sein privates Umfeld im Grunde keine Gedanken machen muss, sondern ein Held der realitätsnäher daherkommt und mit Problemen zu kämpfen hat, die wahrscheinlich jeder nachvollziehen kann.

 

Obwohl auch die privaten Elemente von Peter eine größere Rolle spielen, als in anderen Spielen der Marke „Spider-Man“, bei der man für gewöhnlich ausschließlich die „nette Spinne von Nebenan“ spielt, schließt das natürlich auch die actionreichere Seite von Peter in Form von Spider-Man nicht aus. Die Inszenierung ist dabei, besonders in den Storymissionen, erstklassig und hat einige überragende Setpieces in Peto, die auf Grund ihrer überragenden Action, durchaus auch aus einem „Uncharted“ oder einem Michael Bay-Film stammen könnten. Ich lese zwar auch immer wieder Kritik an solch übertriebenen gescripteten Szenen, aber ich finde sie soll. Klar schränken sie in diesem Moment unseren Einfluss ein, aber die Inszenierung ist einfach in den meisten Fällen zu cool. Es handelt sich immerhin um ein Videospiel und wir als Spieler wollen damit möglichst gut unterhalten werden. Und gerade eine der ersten Missionen ist einfach zu cool, wenn wir als Spidey einem Helikopter hinterherlagen, der eine Abrissbirne hinter sich her zieht und auf seiner Flucht eine überwältigende Zerstörungsschneise in die Straßenschluchten von New York reißt…

 

Als virtueller Spielplatz steht Spidey New York, beziehungsweise der Stadtteil Manhatten als offene Spielwelt zur Verfügung. Hier können wir uns nach Lust und Laune laufend, schwingend oder kletternd fortbewegen. Das funktioniert auch wirklich gut und ist nach einer kurzen Eingewöhnungsphase unwahrscheinlich intuitiv, sodass ein tolles Gefühl von Bewegung, Geschwindigkeit und totaler Kontrolle über Spider-Man’s Moves aufkommt. Trotz der immensen Rechenleistung, die für diese schnellen Bildfolgen zweifelsfrei aufgewendet werden muss läuft das Spiel durchweg flüssig und sieht einfach toll aus. Auf der normalen PS4 ist das Spiel schon schick anzusehen, aber richtig kläzen kann es dann auf der PS4 Pro in Verbindung mit einem 4K-Fernsehen und HDR. Hier wurden uns zwar schon mit „Horizon: Zero Dawn“ und „Uncharted 4“ einige hochkarätige Darstellungen geboten, aber auch „Marvel’s Spider-Man“ reiht sich ohne Probleme in diese Reihe ein.

 

Erst der Blick auf die Details am Boden offenbart im Vergleich leider ein paar kleinere Mängel, besonders wenn man das Spiel mit anderen Open-Word-Spielen vergleicht. Die Straßen wirken leider etwas leblos und die Varianz bei den Passanten ist nicht wirklich groß. Wenn man sich länger auf dem Boden bewegt kann es durchaus passieren, dass man mehrfach in die gleichen Passanten läuft. Mir ist zwar auch klar, dass das in anderen Spielen durchaus auch vorkommt, aber hier ist es mir leider eher aufgefallen. Aber zugegeben ist das nur ein kleinerer Kritikpunkt und die Entwickler scheinen das wahrscheinlich zu Gunsten der anderen Vorzüge in Kauf genommen zu haben.

 

Wer dennoch mal vom Schwingen eine Pause braucht (auch wenn ich das kaum nachvollziehen kann) hat auch die Möglichkeit über die U-Bahn von New York eine Schnellreise zu benutzen, um zu den Startpunkten für Haupt- oder Nebenmissionen zu kommen. In diesen offenbart sich eine weitere Stärke des Spiels, denn auch das Kampfsystem kann sich wirklich sehen lassen. Hier haben die Entwickler zwar eindeutig bei der Arkham-Reihe von „Rocksteady“ um DC’s Batman abgeschaut, aber das davon stark inspirierte Kampfsystem kann sich hier wirklich sehen lassen und passt für Spidey wie die Faust aufs Auge und entwickelt es in einigen Punkten gekonnt weiter. Generell haben wir ähnlich wie der DC-Kollege meist die Wahl, ob wir direkt angreifen, oder ob wir versuchen die Gegner leise nach der Reihe auszuschalten. Doch meist kommt es irgendwann, wie es kommen muss, wir werden entdeckt und werden dann in einen bombastischen Kampf verwickelt. Da Batman im Gegensatz zu Spider-Man nicht so agil ist, setzt man bei Spider-Man vermehrt auf akrobatische Sprung- und Trittkombinationen, die sich mit Netzangriffen und weiteren Gadgets gekonnt in eine ultimative Angriffskette ausbauen lassen. Ebenso wie in der Arkham-Reihe gibt es einen Combometer, der allerdings noch durch eine Fokusleiste erweitert wurde, der uns nach dem Füllen der Leiste noch stärkere Angriffe und Finisher ausführen lässt.

 

Hier zeigt sich auch die Einfluss von aktuellsten Kinoabenteuer „Spider-Man: Homecoming“ eindeutig, denn Spidey hat einige Gadgets abseits seiner normalen Netze im Gepäck und kann unter anderem auch Elektroschock-Netze oder Netzbomben für den Kampf verwenden. Wir verdienen im Spiel Erfahrungspunkte, die wir in neue Fähigkeiten oder Gadgets verwenden können. Ebenso können wir auch unterschiedliche Outfits für Spidey ausrüsten, die unterschiedliche Vorzüge und Fähigkeiten mitbringen.

 

Abseits der Haupt- und Nebenquests bietet die Welt auch noch einiges weiteres, wie es mittlerweile für Open World-Spiele fast ein Muss ist. Es gibt eine Handvoll Sammelobjekte in Form von Rücksäcken, die in Bezug auf die Comics sogar Sinn machen, da Peter immer wenn er sich unterwegs in Spider-Man „verwandeln“ muss, seine restlichen Sachen notgedrungen im Rucksack irgendwo ablegt. Natürlich täuscht das nicht darüber hinaus, dass es sich um ein reines Sammelobjekt handelt, aber mit 55 Stück ist die Anzahl recht überschaubar und jeder gesammelte Rucksack enthält auch eine Belohnung in Form von XP und Hintergrundinformationen, die damit freigeschaltet werden. Weiter gibt es in der Welt noch gegnerische Basen zum Einnehmen, Umweltmissionen für Ozcorp, die eine Art akrobatisches Wettrennen darstellen, bei denen die Wegpfosten oder Ringe bei normalen Wettrennen durch Giftwolken ersetzt wurden, durch die wir uns durchschwingen müssen und zufallsgenerierte Ereignisse, wie Überfälle oder Verfolgungsjagden.

 

Damit das Spielgeschehen nicht langweilig wird schlüpfen wir im Spiel nicht nur in die Haut von Spider-Man und Peter, sondern dürfen auch unter anderem (!) Peter’s mittlerweile Ex-Freundin Mary-Jane Watson, genannt M.J. spielen, die im Spiel eine Karriere als Journalistin anstrebt und schleichend nur mit einer Kamera bewaffnet durch die Missionen gesteuert werden muss. Diese Missionen sind logischerweise sehr viel ruhiger, als die Michael Bay-Missionen, die uns teilweise für Spidey spendiert werden, bieten allerdings auch mal eine gute Abwechslung, sofern sie nicht zu exzessiv damit aufwarten. Das ist leider auch ein kleines Problem in der zweiten Spielhälfte, denn hier bekommen wir für meinen Geschmack etwas zu viel an Schleich- und Rätzelpassagen spendiert, die die bombastische Action etwas zu lange unterbrechen.

 

Mit „Insomniac Games“ als Entwickler, die nach ihrem kurzen Abwandern zu Microsoft wieder zu Sony zurückgekehrt sind, ist auch kein Unbekannter mit dem Projekt betraut. In der Vergangenheit hat Insomniac bereits einige hochkarätige Spiele im Auftrag von Sony abgeliefert, wie zum Beispiel die Shooter-Reihe „Resistance“ oder auch die herausragende „Ratchet & Clank“-Reihe. Reiht sich „Marvel’s Spider-Man“ in diese Erfolgsreihe ein? – Prinzipiell ja, aber im Gegensatz zu anderen exklusiven Perlen der letzten Zeit, wie zum Beispiel das immer noch großartige „God of War“ aus der ersten Jahreshälfte, an dem ich eigentlich keine nennenswerten Kritikpunkte finden konnte, gibt es hier doch ein paar mehr Kritikpunkte. Nichts davon hat allein besonders viel Gewicht, aber in Kombination trüben sie leider das Gesamtbild etwas und lassen das Spiel von einem herausragenden Spiel zu einem sehr guten Spiel herabstufen. Besonders die „bodennahe“ Spielwelt und die Passanten hätten etwas mehr Finetuning gebrauchen können und das Pacing leidet in der zweiten Spielhälfte durch gezwungene Stealth-Einlagen. Dennoch kommt an Spidey wahrscheinlich keiner vorbei, der eine PS4 sein eigen nennt und Actionspiele mag. Die Story allein wird knapp 15-20 Stunden beschäftigen, je nachdem auf welchem Schwierigkeitsgrad man spielt und wie viel Nebenmissionen man bereits nebenbei erledigt. Die Zusatzaufgaben, Sammelobjekte und ein „New Game+“-Modus laden auch nach dem Ende der Story zum weiteren Verweilen, bzw. einem erneuten Durchgang ein. Ich habe meinen Kauf nicht bereut und kann getrost behaupten, dass „Marvel’s Spider-Man“ das bisher beste Spider-Man-Spiel geworden ist.

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NB@10.09.2018

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